Archiv der Kategorie: Themenseiten

Muttertag Gina

Ihr Lieben,
morgen ist Muttertag — eigentlich unser Tag….

Doch trotz meiner lebenden Kinder,
habe ich jedes Jahr das Gefühl,
nicht die Freude,
sondern die Traurigkeit überwiegt.
Wie eine dunkle Wolke, wie ein Schatten….
so wiedersprüchlich,
denn nur die Sonne wirft einen Schatten.
Zum Mütterfrühstück in den Kindergarten
konnte ich heute Morgen nicht gehen.
Nicht heute….
Nicht an dem Tag, an dem sich vor elf Jahren
mein fünftes Sternenkind ganz leise von mir schlich.
Ein Tag, der glücklich begann und so jäh endete.
Es war der 10. Mai,
es war ein Sonntag,

Gina

A kiss to you on Mothers Day,
a hug from me to you.
I know that you are sad sometimes,
I know that you are blue.
Please wipe away that tear,
and put on a happy face.
For I’m with God in Heaven now,
and oh Mommy, what a wonderful place!
God gave me wings so I could fly,
they are white with a hint of blue.
I’m a big boy Mommy, with these wings of mine,
they carry me down to visit you.
God is teaching me how to catch your prayers,
prayers that come as wishes.
Your wish is the same everyday,
a wish that I could have stayed.
I have a prayer for you now Mommy,
I pray that you will hear.
God needed me here with him,
I have no pain or fear.
For I am an Angel now you see,
I watch over you each night and day.
A little peice of heaven on earth,
guiding you on your way.
I come to tuck you in each night,
as you wanted to do with me.
I hear your prayers, and kiss your cheek,
and then I watch you dream.
Before I leave you and go back home,
I look at you and sigh.
And as I fly back to heaven,
I sing you a lull-a-bye.
A kiss to you on Mothers Day,
a hug from me to you.
I love you Mommy, please don’t cry,
you’ll get to hold me soon.
~~ Author unknown ~~

Ganz traurige und liebe Grüße
Gina

Mein erster Muttertag

Ich kann mich noch genau an meinen ersten Muttertag erinnern 2000. Neun Monate vorher hatte ich meinen ersten Sohn Tobias in der 23. SSW still geboren. Ich habe an diesen blöden Muttertag überhaupt nicht gedacht. Wir waren bei Schwiegermutter zum Essen eingeladen und mein einziger Gedanken war, wie damals bei  allen Familientreffen, hoffentlich ist es bald überstanden. Dort waren dann auch mein Schwager mit Frau und „Schwiegeroma“. Als wir dort waren, gratulierten sich plötzlich alle Frauen ganz eifrig zum Muttertag und feierten sich. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich stand da und dachte, was geht denn hier ab? Keiner gratulierte natürlich mir zum Muttertag. Ich glaube nicht, weil sie mir nicht wehtun wollten, sondern weil ich natürlich in ihren Augen keine Mutter war. Als mir das bewußt wurde, hörte ich plötzlich die Worte meiner Mutter, die sie mir kurz zuvor gesagt hatte: „Warte ab, wenn Du erst einmal ein Kind geboren hast!“. Ich fühlte mich unbeschreiblich elend. Nicht nur das Gefühl versagt zu haben, kam wieder hoch, nein, ich war noch nicht einmal einen Mutter. Den ganzen Tag ging es mir schlecht und ich war so froh am Nachmittag endlich wieder zu Hause allein zu sein.kleinerPrinz

Am nächsten Tag bekam ich einen dicken Brief von einer Freundin (ebenfalls eine Mutter, die ihr Baby verloren hat, die aber einen lebenden Sohn hatte). Dort war das Büchlein vom Kleinen Prinzen drin. Ich schlug es auf und dort stand: „Alles liebe zum Muttertag in Erinnerung an Tobias, Deine Beate“. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen wir glücklich ist war.

Inzwischen habe ich noch drei weitere Söhne Pascal (5 Jahre), Gideon (3 Jahre) und Elias (4 Monate) und natürlich werden wir am Sonntag Muttertag feiern, aber für mich wird immer ein kleiner Wehmutstropfen bleiben, denn von Tobias werde ich an diesem Tag kein Küßchen und Umarmung bekommen, noch nicht einmal ein klitzekleines Lachen.

© Pirko Silke Lehmitz, www.Stillgeboren.de, April 2004

Trauer nach einer Totgeburt

Eine empirische Analyse zur Betreuung betroffener Frauen und Paare.Eine Handreichung für professionelle HelferInnen.

Jessica Wolf

7. Abschiedsrituale beim frühen Tod eines Kindes Die Verarbeitung des Verlusts durch rituelle Handlungen

7.4.1 Den Verlust begreifbar machen

Die Begegnung mit dem toten Kind – davor schrecken zunächst viele Eltern zurück. Sie haben Angst davor, dass das Kind missgebildet ist, oder werden evtl. zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Anblick eines toten Menschen konfrontiert. Die Gelegenheit, das eigene Kind sehen und möglicherweise sogar halten oder baden zu können, erlaubt den Eltern die Situation, im eigentlichen Sinn des Wortes, zu begreifen. Der körperliche Kontakt mit dem Baby hilft, den Verlust zu realisieren. (vgl. Borg/Lasker 1987, 56ff) 8 Zu weiteren Ausführungen bezügl. Abschiedsritualen, die nach einer längeren Trauerzeit vollzogen werden, siehe u.a. Nijs 1999, 35ff.

Zudem kann so die Bindung der Eltern zum Kind vollendet werden, was für einen heilsamen Trauerprozess wichtig ist. (vgl. Lothrop 1998, 80) Viele in der Praxis Tätige berichten davon, dass die Verarbeitung einer Tot- oder Fehlgeburt wesentlich davon abhängt, ob den Eltern die Möglichkeit gegeben war, das Kind kennen zu lernen. „Noch zwanzig und mehr Jahre später hatten viele keinen Frieden damit gefunden und litten noch immer unter der Last von Unverarbeitetem. Wenn die begonnene Bindung abrupt abgebrochen wird, bleibt eine große Unruhe zurück. Unser Baby kennen zu lernen, unsere Beziehung zu ihm zu bejahen, ermöglicht ein gutes, heilsames Abschiednehmen“ (Lothrop 1998, 80). Für ein solches Abschiednehmen brauchen trauernde Eltern konkrete Erinnerungen. Erinnerungen daran, wie das Baby ausgesehen hat, was besonders an ihm war, wem es ähnlich gesehen hat. Somit erhält das Kind seinen sicheren Platz im Leben der Familie und es bleibt nicht das Gefühl zurück, etwas Wichtiges versäumt zu haben.

Häufig haben Eltern zunächst Angst davor, ihr totes Kind zu sehen, oder lehnen es im ersten Augenblick nach der Entbindung sogar ab. Professionelle HelferInnen können hier die betroffenen Eltern unterstützen, indem sie einfühlsam schildern, wie das Kind aussieht und ggf. welche Fehlbildungen es hat. Das nimmt Müttern und Vätern die Scheu vor der ersten Begegnung. (vgl. Lothrop 1998, 84ff) Wenn Kinder mit Fehlbildungen zur Welt kommen, steht oft die Frage im Raum, ob die Eltern den Anblick überhaupt verkraften können. Die Erfahrung aus der Praxis hat jedoch gezeigt, dass die Realität nie so schlimm ist wie die ‚Monsterfantasien’, die die Eltern entwickeln können, wenn sie ihr Kind nicht sehen. (vgl. Internet 1) Eltern sehen ihr Baby mit den Augen einer Mutter bzw. eines Vaters und nicht aus der klinischen Sicht des medizinischen Betreuungspersonals. „Fehlbildungen werden oft nicht wahrgenommen oder stehen zumindest nicht im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern Eltern verweilen bei dem, was an ihrem Kind schön und einzigartig ist, und bewahren das in ihrem Herzen“ (Lothrop 1998, 85).

In diesem Zusammenhang muss angemerkt werden, dass nicht alle Eltern den Wunsch haben, ihr verstorbenes Kind zu sehen. Häufig wird diese Entscheidung im Nachhinein bereut, andere Eltern jedoch bleiben überzeugt davon, den für sie richtigen Weg eingeschlagen zu haben. (vgl. (Borg/Lasker 1987, 56) Wenn die Eltern es ablehnen, ihr Baby anzusehen, sollte jemand anders (z.B. ein Familienmitglied oder ein Freund/eine 74.Freundin) in der Lage sein, es später genau zu beschreiben, um so mögliche Fragen beantworten zu können. (vgl. Lothrop 1998, 82)

Die vollständige Diplomarbeit kann unter
http://home.arcor.de/jessiw/downloads.htm
als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Melindas Grabherz

Still, seid leise
Sie war ein Engel auf der Reise.

Sie konnte ganz kurz nur bei uns sein,
wohin sie ging, weiß Gott allein.

Ein Hauch nur bleibt von Ihr zurück,
in unserem Herzen ein großes Stück.GrabherzMelinda

Melinda wird immer bei uns sein,
vergessen Sie nie, sie war so klein.

Geht nun ein Wind, am milden Tag
So denk´, es war Ihr Flügelschlag.

Und wenn Du fragst, wo mag Sie sein?
Ein Engel ist niemals allein.

Sie kann jetzt alle Farben sehen
Und barfuß durch die Wolken gehen.

Und vielleicht lässt sie sich hin und wieder
Bei unseren Erdenkindern nieder.

Und wenn wir Sie auch sehr vermissen
Und weinen, weil wir Abschied nehmen müssen

So denk´, im Himmel,wo es sie nun gibt.
Erzählt Sie stolz : ich bin geliebt

Zum Andenken an unseren Sonnenschein Melinda, Sie war einfach ein  einmalig liebes und fröhliches Baby und ich kann Ihren Tod im Moment  überhaupt noch nicht verstehn.

Wir haben das Herz gewählt, weil es zu Melinda paßte. Sie hatte ja den Herzfehler und der Stein ist so schön, wie Babyhaut.

Bine mit Melinda
2005

Ich bin froh, daß ich einen Ort habe, wo ich hingehen kann und hemmungslos weinen kann

Im KKH sagten sie uns das unser Sohn wohl in ein Massengrab kommt,da er 380g hatte,und wir keine Chance hätten ihn alleine zu beerdigen. Als er dann lebend zur Welt kam,und in meinen armen Starb,sagten sie jetzt müssen sie ihn alleine beerdigen. Und wir waren froh,den das wollten wir. Er liegt auf einem kleinen ev. Friedhof ,er hat ein Herz als Grabstein,der obere teil ist mit Kies und der Rest Erde,wo wir Blumen gepflanzt haben und eine Kerze steht. Auch hat er zwei Teddys, einen Schmetterling und ein Windrad von seiner Schwester auf seinem Grab.

Ich bin froh, daß ich einen Ort habe, wo ich hingehen kann und hemmungslos weinen kann. Meistens gehe ich einmal die Woche und überwiegend alleine. Meine Tochter nehme ich nur mit, wenn sie den Wunsch äußert, meinen Mann nur wenn ich was pflanzen möchte. Auch bin ich meistens mit meiner Trauer alleine, wie wurde gesagt,wenn man jemanden über Jahre kennt, kann man auch über ihn trauern und reden, aber wie soll man über jemanden reden, den man nicht kennengelernt hat. Ich finde es schade, daß manche so denken und ich durch solches Denken alleine mit der Trauer bin, aber ändern werde ich es nicht können. Die Familie meines Mannes war zwar auf der Beerdigung dabei, aber sie sagten schon vorweg, das sie unsered wegen mitgehen, damit wir nicht alleine sind, nicht wegen Marcel. Du siehst es ist nicht einfach, hier in der Fam. und im Freundeskreis ist er vergessen, und somit geht auch keiner zum Grab. Ich bin froh das ich es habe, und dort ohne Rücksicht trauern kann.

GLG Tina mit Jasmin und Marcel für immer im Herzen
2005

Ich finde das Grab sehr schön, wenn man in dieser Situation von schön reden kann

Fortsetzung von (Bild von Maximilian) Heute (Sommer 2004) habe ich es endlich geschafft, das Grab von Maximilian fertig zu machen.

Ich hatte Anfang April den Grabstein bestellt und normalerweise sollte er vier bis fünf Wochen später liegen. Aber nichts geschah. Nach fünf Wochen bin ich dann zum Steinmetz und habe mal nachgefragt. „Ja, ja … der Stein ist in Arbeit, dauert nicht mehr lange“. Gutgläubig wie man nun mal ist, glaub man das ja auch. Jeden Tag bin ich zum Friedhof und habe geschaut, weil ich ja auch gerne das Grab schön machen wollte. Nach weiteren sechs Wochen lag er dann endlich.
Max2
Heute ist mein freier Tag und ich wollte endlich loslegen. Morgens als ich aufwachte, das goss es in Strömen und donnerte & blitzte. Ein ganz tolles Gewitter. Ich hatte alles beisammen und wollte zum Friedhof und es hörte nicht auf zu regnen. Gegen 15 Uhr wurde das Wetter etwas besser und ich konnte los.

Und hier möchte ich euch gerne zeigen, was ich gemacht habe. Habe über zwei Stunden gewerkelt und bin jetzt megastolz auf mich. Ich finde es sehr schön, wenn man in dieser Situation von schön reden kann. Vielleicht gefällt es euch ja auch.
Max1  max4

Sommer 2004

Für mich ist das Grab sehr wichtig. Für mich stand schon im KH fest, dass ich meinen Sohn selber beerdigen möchte und ihn nicht im KH lasse.

Ich wollte einen Ort haben, wo ich hingehen kann. Ich habe zwar zu Hause auch einen Platz, wo Bilder stehen und eine Kerze, aber das Grab ist mir trotzdem sehr wichtig.

Wie oft ich hingehe, dass ist unterschiedlich. Manchmal jeden Tag, manchmal nur einmal die Woche. Das hängt aber ganz allein von mir ab und wie es mir geht. Manchmal brauche ich es jeden Tag, dass Grab zu sehen und manchmal halt nicht so oft. Aber jedesmal, wenn ich dort bin, wird eine Kerze angezündet. Das ist mir auch sehr wichtig.

max3
Maximilians Grab am ersten Geburtstag

Meistens gehe ich allein, manchmal kommt mein Mann mit. Aber ich weiß, dass meine SchwiMU und mein Mann (jeder für sich allein) auch oft zum Grab gehen und dass ist ein sehr schöne Gefühl, dieses Wissen.

Manu
2004/2005

Ich zünde meiner Kleinen dann immer Kerzen an

Zum Friedhof gehe fast täglich. Ich zünde meiner Kleinen dann immer Kerzen an. Am Anfang ging ich oft alleine. Zur Zeit geht mein Mann mit mir gemeinsam. Es stehen auch immer frische Blumen bei lisaMarieGrabihr, meist sind es Rosen. Da der Boden  noch gefroren ist, konnten wir unseren Stein noch nicht aufstellen lassen. Es ist eine Sonderanfertigung: ein Halbmond auf dem den Engel schläft und ein Stern abgebildet ist. Darauf steht das selbe wie in der Anzeige. Die Fassung ist das Spiegelbild des Steins. Ein Bild davon habe ich leider noch nicht. Zur Zeit habe ich ein Herz mit Engelchen auf dem Grab liegen. Daneben stehen auch noch  Engelchen und zu Weihnachten natürlich ein Weihnachts- und Schneemann. Zu Ostern werde ich mir ein schönes Gesteck machen lassen, natürlich mit einem Osterhasen.  Später möchte ich auch noch ein kleines Bäumchen pflanzen und natürlich ein  kleine Laterne für meine Kerze fest anbauen lassen.

Tina (grooße Schwester) ist immer sehr engagiert am Grab dabei. Sie holt gern Wasser für die Blumen und passt auf, das auch alles an seinem Fleck ist. Im Winter baute sie oft einen Schneemann für ihre kleine Schwester.

Antje mit Lisa im Herzen
März 2005

„Von Marlèen für Tobias“.

Schon die ganze Woche hatte ich mich darauf gefreut, daß Heidruns Schwester Regina mit Familie kommt. Auch wenn wir uns vielleicht bis jetzt fünf, sechs Mal nur gesehen hatten, hatte ich jedes Mal das Gefühl, wir kennen uns schon lange. Alle Kinder sind so lieb, von der kleinen Jenny bis Timo, Dana und Marlèen. Es ist schon faszinierend, daß Kinder instinktiv das Richtige machen. Heidrun hatte mir erzählt, daß die Kinder kommen und den Wunsch hatte, zu Tobias auf den Friedhof zu gehen. Sie fragte ganz vorsichtig, ob ich auch mitkommen wolle. Wie mir Regina später erzählte, war sie ganz erstaunt, daß ich den Mut hatte, mitzukommen. Aber es war genau das Richtige.

Wir fuhren alle zusammen in dem Wohnmobil nach Großhansdorf. Jedes Kind hatte eine Kerze dabei, die sie für Tobias anzünden wollten. Marlèen packte während der Fahrt die Kerzen aus und erklärte, daß sie gerne dort hätte aufschreiben wollen:“Von Marlèen für Tobias“. Es war so schön, daß endlich jemand einmal nicht nur wagt, seinen Namen auszusprechen, sondern dies auch als das Normalste der Welt betrachtete. Ja warum ist es das denn nicht!

Als wir am Grab von Tobias ankamen, haben alle ihre Kerze angezündet und jeder hat seinen Platz dafür ausgesucht. Regina umarmte mich dann und sagte:“Mensch Pirko, du tust mir so leid, daß du deinen Tobias verloren hast!“. Ein einfacher Satz, von Herzen ausgesprochen und ich spürte, sie als Mutter erahnte, was ich empfinde. Sie rief dann alle noch einmal zusammen und wir beten gemeinsam das Vaterunser. Dann sprach sie noch ein paar Worte zu meinem kleinen Tobias, und bat Gott mir Kraft zu geben, damit ich nicht mehr so traurig bin.

Mit ihrer Aufforderung, daß wir zum Abschluß gemeinsam das Vaterunser beten könnten, hättest sie mir keinen größeren Wunsch erfüllen können. Auch wenn ich das Gefühl hatte, daß mir in den letzten Wochen so vieles verloren gegangen war, wenigstens mein Glaube an Gott blieb mir erhalten.

Regina und die Kinder gaben mir damit einen der schönsten Augenblicke seit über sieben Wochen. Es tat einfach gut, daß grossh1jemand mich in meiner Trauer ernst nahm.

Sie sprach mich auch gleich an, ob ich denn Fotos von Dir hätte, und, daß sie diese gerne sehen wolle, wenn es für mich okay sei.

Als ich zu Hause Regina dafür dankte, nahm sie meine Hand und sagt, daß sie wenig für mich tun könne, aber jedenfalls dies würde sie gerne tun. Es ist kaum zu erklären, aber es gibt Menschen, die haben ein unheimliches Gespür, auf andere zuzugehen. Regina fragte ohne Hemmungen, aber ganz behutsam, wie denn alles passiert sei. Ich erzählte ihr alles, nicht nur den nüchternen Geschehensablauf, sondern auch meine Ängste, Gefühle und alles was mich seitdem bedrückt. Ich merkte sofort, wie gut mir dies tat und wie viel Kraft mir das Gespräch gab. Es sprang ein Funke über und ich hatte das Gefühl, als wäre sie meine große Schwester.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de Oktober 1997

Maries Grab ist für mich ihr „Kinderzimmer“

Marie1  Ich habe für Marie´s Grab bunte Schmetterlinge aus Schmelzglas anfertigen lassen (insgesamt 5), und möchte diese Schmetterlinge gerne allen unseren Sternenkindern widmen. Sie sitzen verteilt auf Marie´s Grabstein, fliegen gerade weg oder kommen gerade an. So wie im Sternenkinder-Himmel, ein buntes Kommen und Gehen, Lachen und Tanzen unserer Schmetterlingskinder.Ganz beMarie3sonders aber sind sie jenen Baby´s gewidmet, die kein eigenes Grab haben, damit auch diese Kinder SICHTBARE Spuren auf dieser Welt hinterlassen, denn in unseren Herzen haben sie ohnehin ihren festen Platz. . Die Schmetterlinge habe ich bei einem Glaskünstler anfertigen lassen, es gibt sie also nicht fertig zu kaufen.

Bis das Grab so Marie2gestaltet war, wie ich es mir vorgestellt habe, war es ein langer und schwieriger Weg. Besonders die bunten Farben wurden erst abgelehnt, da sie die „Würde des Friedhofes“ stören würden, ich habe aber nicht aufgegeben und schließlich doch eine Bewilligung dafür erhalten

Marie´s Grab ist für mich unheimlich wichtig und ein Ort, den ich sehr, sehr gerne besuche. Es ist für mich Marie´s

„Kinderzimmer“, bunt und mit vielen Spielsachen und TMarie4eddybären, die immer mehr werden. Von jeder Reise oder jedem Ereignis bringe ich auch für Marie´s Grab etwas mit, sei es ein Stein, ein Herz oder eben ein kleiner Teddybär. Das sind so kleine Zeichen, die mir sehr wichtig sind und die Marie so auch an meinem Leben teilhaben lassen.

Seit ich Marie´s Bruder im Arm halten darf schaffe ich es nicht mehr, jeden Tag das Grab zu besuchen, aber es ist OK für mich nur mehr alle 3 – 4 Tage hinzugehen. Am liebsten besuche ich das Grab allein, da gehört die Zeit am Friedhof nur mir und meinem Mädchen.

Christoph (Marie´s Bruder) ist ja mit 5 Monaten noch zu klein, aber ich erzähle ihm heute schon von seiner großen Schwester im Himmel und er wird sicher damit aufwachsen, Marie´s Grab regelmäßig zu besuchen.

Nun, jetzt haben wir Sterne und einen Mond, dann fehlt also noch eine Sonne!

Ziemlich bald nach Moritz`s Beerdigung beschlossen Michael und ich uns um einen Grabstein für Moritz zu bemühen. Ich hatte einfach das Gefühl, daß ich das schnell abschließen müsste. Also klapperten wir die in der Umgebung liegenden Steinmetzbetriebe ab. Ich dachte eigentlich von Anfang an, daß ich einen liegenden Stein für Moritz möchte. Und am liebsten wäre mir ein Herz. Außerdem sollte der Stein am besten blau sein. Wir holten uns also etliche Angebote ein. Aber so richtig überzeugt war ich davon nicht. Da fiel mir Daniel Wolf ein. Er ist mit meiner Schwester in einer Klasse gewesen und ich erinnerte mich, daß er Steinmetz und Bildhauermeister ist. Ich suchte also nach seiner Telefonnummer. Zum Glück, er wohnt noch im gleichen Ort wie früher!!

ClaudiaMichael1Ich telefonierte mit Daniel Wolf und wir machten einen Termin aus, an dem er vorbeikommen würde. Er hatte sich vorab schon Gedanken gemacht, was er sich vorstellen könnte. Und zwar eine Stehle, auf der oben drauf eine Schnecke liegt. Da ich, und auch Michael, mit Schnecken nicht viel anfangen kann, machte ich den Vorschlag, ob man nicht einen Stern obenauf setzt. So kam dann irgendwie eins zum anderen. Wir beratschlagten an dem Abend 3 Stunden über die Gestaltung des Grabes. Ich kam also völlig ab von dem liegenden Herz. Aber von einem Punkt wollte ich nicht abrücken, und zwar, daß der Stein blau sein sollte. Dies gestaltete sich schwierig. Es gibt zwar einen Stein der richtig blau ist, aber diesen als Block zu bekommen ist fast unmöglich und wenn, dann wäre er für uns unbezahlbar. Nach langem überlegen kam Daniel dann auf die Idee mit den blauen Glassternen in der Stehle. Und wir machten dann den Vorschlag diese von innen zu beleuchten. Er macht eine Skizze davon. Das gefiel uns schon recht gut. Michael meinte, ob man nicht auch über die Stehle verteilt noch Sterne hervortreten läßt. Und ich wollte dann auch noch einen Mond. Dann sah die Säule schon wunderschön aus. Nun stellten wir uns die Frage, wo Moritz´s Name stehen sollte. Ich sagte dann:“ Nun, jetzt haben wir Sterne und einen Mond, dann fehlt also noch eine Sonne!“. Gesagt getan, Moritz´s Name sollte auf einer Sonne stehen. Daniel zeichnete auch von der Sonne eine Skizze. Als wir die beiden Skizzen ansahen, waren wir uns sofort einig: DAS IST ES!!
ClaudiaMichael2
Wenige Tage später schickte uns Daniel maßstabsgetreue Zeichnungen von unserem Kunstwerk. Das war Anfang Januar. Es sollte allerdings noch bis Juli dauern, bis der Stein gesetzt werden konnte. Aber: Gut Ding will Weile haben. Am 5. Juli 2003 war es soweit. Schon früh morgens bin ich auf den Friedhof um das Grab abzuräumen. Selbst die Graberde, die wir aufgefüllt hatte schaufelte ich weg. Das war ein verdammt schwerer Tag. Mir liefen dabei die ganze Zeit die Tränen. Aber ich habe gedacht:“ Da mußt Du durch, daß ist ein Teil Deiner Trauerarbeit“. Michael half beim Betonieren des Sockels und beim Setzen der Säule. Der Tag war unheimlich wichtig für uns. Und ich bin heute noch sehr froh darüber, daß ich das geschafft habe.

Im Nachhinein bin ich wirklich froh, daß wir den Auftrag Daniel erteilt haben. Und nicht einem dieser „Grabstein-Fritzen“. Man merkt einfach, daß er nicht nur Grabsteine herstellt sondern eben auch Kunstobjekte. Falls es mal soweit sein sollte, und wir das Grab wieder abgeben müssen, werden wir in unserem Garten einen besonderen Platz dafür aussuchen. An jedem Tag an dem ich auf den Friedhof gehe und um die Ecke der Trauerkapelle biege, blicke ich auf diesen Stein und bin unsagbar stolz darauf.

Claudia
(ClaudiaMichael)