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Nun, jetzt haben wir Sterne und einen Mond, dann fehlt also noch eine Sonne!

Ziemlich bald nach Moritz`s Beerdigung beschlossen Michael und ich uns um einen Grabstein für Moritz zu bemühen. Ich hatte einfach das Gefühl, daß ich das schnell abschließen müsste. Also klapperten wir die in der Umgebung liegenden Steinmetzbetriebe ab. Ich dachte eigentlich von Anfang an, daß ich einen liegenden Stein für Moritz möchte. Und am liebsten wäre mir ein Herz. Außerdem sollte der Stein am besten blau sein. Wir holten uns also etliche Angebote ein. Aber so richtig überzeugt war ich davon nicht. Da fiel mir Daniel Wolf ein. Er ist mit meiner Schwester in einer Klasse gewesen und ich erinnerte mich, daß er Steinmetz und Bildhauermeister ist. Ich suchte also nach seiner Telefonnummer. Zum Glück, er wohnt noch im gleichen Ort wie früher!!

ClaudiaMichael1Ich telefonierte mit Daniel Wolf und wir machten einen Termin aus, an dem er vorbeikommen würde. Er hatte sich vorab schon Gedanken gemacht, was er sich vorstellen könnte. Und zwar eine Stehle, auf der oben drauf eine Schnecke liegt. Da ich, und auch Michael, mit Schnecken nicht viel anfangen kann, machte ich den Vorschlag, ob man nicht einen Stern obenauf setzt. So kam dann irgendwie eins zum anderen. Wir beratschlagten an dem Abend 3 Stunden über die Gestaltung des Grabes. Ich kam also völlig ab von dem liegenden Herz. Aber von einem Punkt wollte ich nicht abrücken, und zwar, daß der Stein blau sein sollte. Dies gestaltete sich schwierig. Es gibt zwar einen Stein der richtig blau ist, aber diesen als Block zu bekommen ist fast unmöglich und wenn, dann wäre er für uns unbezahlbar. Nach langem überlegen kam Daniel dann auf die Idee mit den blauen Glassternen in der Stehle. Und wir machten dann den Vorschlag diese von innen zu beleuchten. Er macht eine Skizze davon. Das gefiel uns schon recht gut. Michael meinte, ob man nicht auch über die Stehle verteilt noch Sterne hervortreten läßt. Und ich wollte dann auch noch einen Mond. Dann sah die Säule schon wunderschön aus. Nun stellten wir uns die Frage, wo Moritz´s Name stehen sollte. Ich sagte dann:“ Nun, jetzt haben wir Sterne und einen Mond, dann fehlt also noch eine Sonne!“. Gesagt getan, Moritz´s Name sollte auf einer Sonne stehen. Daniel zeichnete auch von der Sonne eine Skizze. Als wir die beiden Skizzen ansahen, waren wir uns sofort einig: DAS IST ES!!
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Wenige Tage später schickte uns Daniel maßstabsgetreue Zeichnungen von unserem Kunstwerk. Das war Anfang Januar. Es sollte allerdings noch bis Juli dauern, bis der Stein gesetzt werden konnte. Aber: Gut Ding will Weile haben. Am 5. Juli 2003 war es soweit. Schon früh morgens bin ich auf den Friedhof um das Grab abzuräumen. Selbst die Graberde, die wir aufgefüllt hatte schaufelte ich weg. Das war ein verdammt schwerer Tag. Mir liefen dabei die ganze Zeit die Tränen. Aber ich habe gedacht:“ Da mußt Du durch, daß ist ein Teil Deiner Trauerarbeit“. Michael half beim Betonieren des Sockels und beim Setzen der Säule. Der Tag war unheimlich wichtig für uns. Und ich bin heute noch sehr froh darüber, daß ich das geschafft habe.

Im Nachhinein bin ich wirklich froh, daß wir den Auftrag Daniel erteilt haben. Und nicht einem dieser „Grabstein-Fritzen“. Man merkt einfach, daß er nicht nur Grabsteine herstellt sondern eben auch Kunstobjekte. Falls es mal soweit sein sollte, und wir das Grab wieder abgeben müssen, werden wir in unserem Garten einen besonderen Platz dafür aussuchen. An jedem Tag an dem ich auf den Friedhof gehe und um die Ecke der Trauerkapelle biege, blicke ich auf diesen Stein und bin unsagbar stolz darauf.

Claudia
(ClaudiaMichael)

Wie bestatten wir unsere Kinder

Die Situation heute

Mit dem neuen Bestattungsgesetz in Nordrhein-Westfalen haben nun auch in diesem Bundesland die Eltern von eigentlich nicht bestattungspflichtigen tot- oder fehlgeborenen Kindern die Möglichkeit, ihre Kinder in einer Grabstätte auf dem Friedhof beizusetzen. Das neue Gesetz sieht dies in einer Kann-Regelung ausdrücklich vor. Andere Bundesländer erlauben dies grun

Ahrensburg1

dsätzlich wenige lehnen eine Bestattung ab. Doch bereits seit Jahren mehren sich in den Medien die Berichte über die Einrichtung von neuen Grabfeldern für totgeborene Kinder und Föten auf den Friedhöfen. Lange Zeit wurden Kinder wie kleine Erwachsene behandelt. Weder Angehörig

e noch verstorbene Kinder selbst konnten eine kindgerechte Bestattung erfahren, geschweige denn erwarten. Durch die Initiativkraft der Friedhofsverwaltungen, Trauerkreise oder Klinikseelsorger wurden diese speziellen Grabfelder eingerichtet und es überrascht, wie viele davon bereits existieren, ohne das ein Geset

z solches vorschreibt. Beispiele wie der neue „Garten der Kinder“ in Ahrensburg oder weitere Gedenkfelder wie in Ohlsdorf oder Karlsruhe sind mittlerweile überall bekannt. Um einen umfassenden Überblick über die Situation in Deutschland zu erhalten, haben wir ca. 700 Friedhofsverwaltungen bundesweit angeschrieben und um die Darstellung Ihrer Situation gebeten. Im Folgenden sehen Sie Beispiele für die Bestattung von tot- und fehlgeborenen Kindern, von Gedenkstätten für verstorbene Kinder und Gräbern für größere bestattungspflichtige Kinder.

Grabfelder für totgeborene Kinder

Seit einigen Jahren existieren mehrere Selbsthilfegruppen für Eltern, die ihr Kind während der Schwangerschaft, bei oder kurz nach der Geburt verloren haben. Sie unterstützen die Eltern bei ihren Fragen und stärken in der Gemeinschaft die Rechte der jungen verwaisten Familien. Beispielhaft seien hier fünf bun

Hamm

desweit arbeitende Vereine genannt: Initiative Regenbogen, Verwaiste Eltern in Deutschland, Engelskinder, Schmetterlingskinder, Schneckenhaus. Gerade bei sehr frühen Totgeburten durften die Eltern ihre Kinder bislang oft weder sehen geschweige denn bestatten. Die Bestattungspflicht für totgeborene Kinder setzt in den meisten Bundesländern erst bei 500 Gramm ein. Kinder, die unter diese Grenze fallen, werd

Trier

en zusammen mit anderem organischen Klinikmüll entsorgt. Kein Trost für eine Familie, die sich auf ein Kind gefreut hat und deren Lebenshoffnung abrupt zerstört wurde. Viele Kliniken haben deshalb seit langem eingeführt, dass auch von kleinsten Kindern im Krankenhaus Abschied genommen werden kann, sofern es die Eltern wünschen. Einige Bundesländer haben in den vergangenen zwei Jahren ihre

Celle

Bestattungsgesetze dahingehend geändert, dass sie die Bestattung von Totgeburten auf Wunsch der Eltern zulassen, aber nicht zwingend vorschreiben. Jüngstes Beispiel dafür ist Nordrhein-Westfalen. Andere Bundesländer weisen Mindestgewichte oder -größen für die totgeborenen Kinder aus, unterhalb derer sie nicht bestattungspflichtig sind und deshalb auch keinen Anspruch auf eine Grabstätte auf einem Friedhof haben. Auf Drängen der verschiedenen Initiativen, z. B. Krankenhaus, Kliniks

Dusseldorf

eelsorge oder Friedhofsverwaltung, wurden in den letzten Jahren in vielen Städten Grabfelder für nicht bestattungspflichtige totgeborene Kinder angelegt, in denen die Kinder, meist als Sammelbestattung, beigesetzt werden können. Die Gebühren pro Bestattung sind in der Regel sehr gering oder fallen gar nicht an, da Anlage- und Grabpflegekosten von der Initiativgemeinschaft, häufig auch von den ortsansässigen Bestattern, Steinmetzen und Gärtnern getragen werden. Die Praxis zeigt, dass der Trauerprozess um das tote Kind bei vielen Angehörigen besser zu bewältigen ist, wenn eine solche offizielle Abschiednahme am Grab möglich war. Das persönliche Gedenken an dieser Grabstätte von den einzelnen Familien lässt in der Regel nach drei bis fünf Jahren nach, getragen von dem Bewusstsein, dass der Bestattungsort als solcher weiter bestehen bleibt und das Kind nicht vergessen ist. Im Übrigen erlauben viele Friedhöfe auch die Bestattung von totgeborenen Kindern (bestattungspflichtig oder nicht) in bereits bestehenden Familiengräbern oder in normalen Kindergräbern. Die folgenden Bilder zeigen Grabfelder für Totgeburten, in denen die Kinder gemeinschaftlich oder einzeln bestattet werden können. Celle hat ein Gemeinschaftsgrabfeld für Totgeburten mit einem zentralen Gedenkstein. Die Namen der Kinder sind nicht aufgeführt. Hamm hat einen zentralen Gedenkstein auf einem Rasenfeld. Die Kinder können auch in einzelnen Gräbern bestattet werden, die individuell geschmückt sind. Das Sternchenfeld in Trier weist in der strengen kreisrunden Form ein übergreifende Bepflanzung auf, mit einem Stern als zentralem Denkmal. Kreisrund ist auch das Feld und der Gedenkstein auf dem neuen Totgeburtenfeld in Düsseldorf. Das Gedenkzeichen kann von betroffenen Eltern durch weitere selber gestaltete Ringsteine ergänzt werden. Karlsruhe und Saarbrücken haben die Rautenform gewählt, die mit der abwechselnden Gestaltung von Grabbeeten und Steinwegen pflegeleicht ist.

Der Garten der Kinder, ein besonderes Kindergrabfeld

ahrensburg

Eines der jüngsten und besonders schönen Grabfelder für Totgeborene ist der “Garten der Kinder” auf dem evangelischen Friedhof in Ahrensburg. Zentral eingebettet in die bestehende Friedhofanlage wurden bei seiner Gestaltung die Wünsche von Kindern mit berücksichtigt. In Arbeitskreisen mit Kindergartengruppen und Jugendlichen kristallisierten sich langsam die gewünschten Elemente heraus: Das Grabfeld für die totgeborenen Kinder, verschiedene Grabbeete für die freie Gestaltung durch die Eltern, eine Symbolspirale mit Staudenbflanzung, eine Brücke über einen Trockenbach, drei Holzstelen, eine Familie symbolisierend, ein Sitzgelegenheit und ein Mini-Spielplatz mit Schaukel und Sandkiste. Letzteres bildet in Deutschland wohl die absolute Ausnahme, denn man fürchtet durch den “Lärm” der Kinder zu viel Unruhe auf dem Friedhof. Die Erfahrungen von Ahrensburg sind andere.

Gedenkstätte für nichtbestattete Kinder

Einige Städte bieten neben Kindergräbern und Grabfeldern für Totgeburten auch reine Gedenkstätten für verstorbene oder nicht bestattete Kinder an. Hier können Gedenkfeiern stattfinden oder trauernde Eltern symbolisch Abschied von ihren Kindern nehmen. Gerade für Familien, die in früheren Jahren noch nicht die
Möglichkeit hatten, ihr verstorbenes Kind zu bestatten, sind solche Gedenkstätten ein guter Ort zum Trauern. Die hier sichtbare Anteilnahme anderer Menschen am eigenen Schicksal kann auch alte Wunden heilen.

aeternitas

http://www.aeternitas.de

Gedenksteine als Erinnerung an totgeborene Kinder

Das Gräberfeld für fehl- und totgeborene Kinder auf dem St. Johannes-Friedhof in Heide hat nun Gedenksteine, die nach einem Gottesdienst der Öffentlichkeit übergeben wurden. Seit Bestehen des Gräberfeldes im November 2001 wurden bisher 350 Kinder dort bestattet. „Mit den Gedenksteinen wollen wir dem GräberHeideLeben ein wichtiges Zeichen setzen“, sagte Probst Jörn Engler. Freude, Glück und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, bleibt den betroffenen Eltern dieser früh verstorbenen Kinder verwehrt. Was bleibt, ist die Liebe und Erinnerung. „Eine würdige Bestattung der Fehl- und Frühgeburten ist notwendig, dies ist ein Ort, den man immer wieder aufsuchen kann“, hob Erika Rühmann aus Burg vom Verein Verwaiste Eltern hervor. „Die Gestaltung des Gräberfeldes ist offen für Menschen verschiedener religiöser Überzeugungen. Das Feld soll von Hoffnung sprechen“, sagte Pastorin Buchin und Gefühle, Gedanken und Anregungen entwickelt sie Gedenksteine.

Kammehorster Steingarten       Tel. 04892 – 859602
Josephine Peters-Bustorf         Fax 04892-859604

Einweihung des Ortes der unvergessenen Kinder.

Angeregt durch die Initiative einer jungen Mutter, die zwei Kinder verloren hatte, beschloss der Kirchenvorstand der Gemeinde Bugenhagen – Gr. Flottbek im letzten Jahr die Einrichtung eines Ortes der unvergessenen Kinder auf unserem Friedhof Stiller Weg. Allen Verantwortlichen lag es am Herzen, einen würdigen Rahmen zu schaffen, um den betroffenen Familien Möglichkeiten zur Bewältigung ihrer Trauer und ihres Verlustes zu bieten. Eine schlichte Engelplastik wurde bei einer

Steinmetzmeisterin in Auftrag gegeben. Sie soil den Mittelpunkt der Anlage bilden, in der sich unterschiedlich gestaltete Kindergräber finden werden. Als Ort der Stille, erste Trostes, des Erinnerns, der Aussöhnung und des Friedens soil diese Ecke unseres Friedhofs nun denen dienen, die ihre Kinder durch Frühgeburt oder durch abgebrochene Schwangerschaft verloren haben.

Am Ewigkeitssonntag, 23. November 2003 soll diese Gedenkstätte um 15.00 Uhr mit einem Gottesdienst auf dem Friedhof eingeweiht werden.

Aus: „Rundbrief“ Nr. 27
Verwaiste Eltern Hamburg e.V. www.verwaiste-eltern.de)

Am 11.08.04 hatten wir die Gelegenheit Dich auf Deinem letzten Weg zu begleiten.

Am 11.08.04 hatten wir die Gelegenheit Dich auf Deinem letzten Weg zu begleiten.

Es fand eine Abschiedsfeier auf einem Friedhof in HamJULIAN2 burg (Öjendorf) statt.

Wir versammelten uns alle in einer kleinen Kapelle. Auch andere Eltern die ihre kleinen Kinder hergeben musste waren dort. Wunderschöne Worte zum Thema Schmetterling wurde gesprochen, Musik wurde gespielt. Wir durften ein paar letzte Worte an Dich schreiben. Ein Segen wurde gesprochen. Dann durften alle Eltern abwech selnd den kleinen Sarg tragen, indem die Asche aller Kinder der anwesenden Eltern war. Am Grab angekommen warfen wir unsere kleinen Briefe, Blumen, Sand uJULIAN1nd Rosenblätter hinein.

Wir kamen am Abend noch mal zurück um Dir Dein Gesteck zu bringen und um ein letztes Mal Abschied zu nehmen.

Danke an Verwaiste Eltern e.V. Hamburg, für die Möglichkeit so würdevoll Abschied nehmen zu können.

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Sternengarten Mainz

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Sternengarten in Mainz

Mainz: Letzte Ruhestätte für fehl- und frühgeborene Kinder Sterne die nie verblassen

Vorstellung des Sternengartens durch Umweltdezernent Wolfgang Reichel

In einem feierlichen Akt, im Rahmen des Tag des Friedhofs in Mainz, am 25. September 2004, wurde der Sternengarten als neue Grabanlage für nichtbestattungspflichtige Feten seinem Zweck übergeben. Der Sternengarten ist ein Grabfeld für Kinder, die sterben bevor sie geboren werden und nicht der Bestattungspflicht unterliegen.

Eltern finden hier einen Platz für ihr Kind und einen Ort für ihre Trauer. Auch Eltern, deren Verlust schon länger zurückliegt und die keinen realen Ort des Gedenkens haben.

  •  Ein Sternengarten, in dem Tränen, Trauer, Wut und viele andere Gefühle ihren Raum haben.
  •  Ein Sternengarten, in dem die Erinnerung nahe sein und der Blick in die Zukunft wandern kann.
  • Ein Sternengarten, in dem ich spüre, ich bin nicht allein.

Die Namensgebung erfolgte in Anlehnung an eine Passage aus dem Kleinen Prinzen von Antoine de Saint Exupéry.

     „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen  lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.“ Und er lachte wieder. „Und wenn du dich getröstet hast (man tröstet immer), wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst mein Freund sein. Dur wirst Lust haben, mit mir zu lachen ….“

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Erste Bestattung

Das gemeinschaftliche Grabmal bietet Eltern die Möglichkeit anhand von sternenförmigen Namensschildern ihrer Kinder zu  gedenken; auch als Memento, wenn der Trauerfall nicht mit einer aktuellen Beisetzung in Verbindung steht.

Zweimal im Jahr, immer am ersten Donnerstag im Mai und November um 14.30 Uhr, findet eine gemeinsame Bestattung der Kinder statt. Individualbeisetzungen sind nach wie vor möglich. Eltern sind dabei eingeladen, zusammen mit den Seelsorgerinnen und Seelsorgern der Mainzer Kliniken, die Trauerfeier für ihre Kinder mitzugestalten.

Im Anschluss an die Trauerfeier gibt es eine Begegnungsmöglichkeit begleitet vom Verein Trauernde Eltern Rhein-Main e.V., welcher dieses Projekt mit großem Engagement unterstützt hat.

Viele Institutionen gemeinsam haben die Schaffung des Sternengartens ermöglicht. Mitglieder der Fachgemeinschaft Friedhof Mainz übernahmen die Kosten der gärtnerischen Arbeiten, der Erstellung des Grabmals und beteiligen sich an den Kosten der Bestattung. Zur Verfügung gestellt und gestaltet wurde die Fläche vom Eigenbetrieb Friedhofs und Bestattungswesen.

Umweltdezernent Wolfgang Reichel betonte in seiner Ansprache, es sei ein großes Anliegen der Stadt, den Eltern eine kostenfreie Bestattung ihrer Kinder zu ermöglichen.

Die Zukunft endete bevor sie beginnen konnte

Erste Beisetzung im „Sternengarten“

In einer ergreifenden Trauerfeier am 4. November 2004 wurden auf dem Mainzer Hauptfriedhof über hundert fehl- und frühgeborene Kinder bestattet. An der Beisetzung  nahmen über 50 Menschen teil. Menschen deren Verlust gegenwärtig ist oder schon längere Zeit zurückliegt. Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde nahmen Abschied von ihren Kindern.

Jeanette Wetterling, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Wirtschaftsbetrieb Mainz

Ein Platz für kleine Engel

 Begräbnisstätte für Fehlgeburten und still Geborene in Öjendorf
Von Andre Zabel

Hamburg Mit einer liebevoll gestalteten Abschiedsfeier ist auf dem Öjendorfer Friedhof ein Begräbnisplatz für Fehlgeburten und still geborene (wie totgeborene genannt werden) Babys eingeweiht worden. Auf Anregung der Hamburger Friedhöfe haben Pastor Jürgen Probst und der Verein „Verwaiste Eltern“ die Initiative dazu übernommen.

OjendorfStern„Uns geht es darum, trauernden Eltern, die für ihre nicht lebend geborenen Kinder kein eigenes Begräbnis ausrichten mochten, dennoch Raum zum Abschiednehmen zu geben“, erläutert Anja Wiese von den „Verwaisten Eltern“.

Dazu gehören ebenso eine Trauerfeier, und zwar gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern, und ein fester Platz zum Gedenken.

Der Hintergrund: Bisher wurden in den städtischen Krankenhäusern Fehlgeburten oder still geborene Kinder gemeinsam eingeäschert und anonym beigesetzt, sofern die Eltern kein eigenes Begräbnis wünschten. Eine Praxis, die betroffene Angehörige in ihrer Trauer entlasten sollte, deren Anonymität aber von vielen Trauergebleitern und Seelsorgern an Krankenhäusern bedauert wird. Auch viele Eltern wünschen sich rückblickend die Möglichkeit einer individuelleren Abschiedsform oder vermissen einen festen Ort zum Trauern.

„Mir liegt daran, dass wir alle gemeinsam zu einer neuen Abschiedskultur finden“, sagt denn auch Pastor Jürgen Probst, der die kleine Abschiedsfeier mitgestaltete. Eine klassische Predigt fehlt hier, stattdessen eröffnen kurze Texte und Lieder die Möglichkeit, der Trauer Ausdruck zu verleihen. Bewusst gewählt ist auch der kleine Weidensarg, in den die Urne mit der Asche der Kinder gebettet ist. Er soil helfen, das Geschehene visuell zu vergegenwärtigen und so das Abschiednehmen zu erleichtern. Gestiftet hat ihn das Bestattungsunternehmen Trostwerk aus Eimsbüttel. Eltern und Geschwister tragen ihn abwechselnd zum neuen Begräbnisplatz in der Nähe der Kindergräber. Hier hat man einen ersten kleinen Feldstein mit der Jahreszahl 2004 gesetzt. Gemeinsam pflanzen nun Eltern, Anja Wiese, eine der Initiatorinnen der Trauerfeier, am Begräbnisplatz für still Geborene. Der kleine Feldstein zeigt die Jahreszahl 2004. In den folgenden Jahren werden weitere Steine hinzukommen.

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Kindergräberfeld in Öjendorf (Hamburg)

Geschwister und Trauerbegleiter eine Kamelie neben den Stein, die Pastor Probst deshalb gewählt hat, weil sie fast das ganze Jahr hindurch blüht. Künftig wird es jährlich vier Trauerfeiern dieser Form auf dem Öjendorfer Friedhof geben.

Abschiedsfeier für die ganz Kleinen auf dem Öjendorfer Friedhof

am 3. November 2004

Blattmeditation

Die Blätter verfärben sich in rot, gelb OjendorfBlatt2 , orange. Durch den Herbstnebel hindurch glühen die Farben. Leise schweben die Blätter zur Erde, als ob eine Melodie sie zum Tanzen bringt.

Dann: Der Wind reißt sie fort. Die Bäume werden kahl. Das Werden der Natur endet in einem bunten Abgesang. Die Erde legt sich zur Ruhe. Werde und Stirb – der ewige Kreislauf der Geschöpfe. So ist es richtig.

Ganz anders der Anlass, weswegen wir heut zusammen gekommen sind. Der Kreislauf von  Werden – Leben – Reifen – Vollendung und Sterben ist nicht zum Tragen gekommen.

Die Weltordnung wurde auf den Kopf gestellt, als die Kinder vor der Zeit starben. Vor der Zeit, die sie ins Leben mit Ihnen als Eltern, als Familie, als Freunde der Familie bringen sollte. Bevor die Zeit überhaupt wirklich begann. Ein Geschenk, das Sie erhalten hatten, ist bitter geworden. Es gab einen Traum: Der Baum des Lebens der Familie zeigt schon knospende Blätter. Es schien schon so klar: Dieser Baum wird in der Pracht seiner belaubten Krone stehen. Dieser Baum des Lebens wird ein Zeichen für die Zukunft sein, für Fülle des Lebens … Doch es ist wie ein eiskalter Hauch gewesen, der über die zarten Blattknospen wehte und sie erfroren hat. Zurück bleibt ein gezeichneter Baum, voller Schmerz über den Verlust dieses besonderen Blattes, zurück bleibt vielleicht die Wut über den eisigen Wind, der die Knospe vernichtet hat. Zurück bleiben die Ohnmacht und die Trauer des Baumes. Der Frost hat eine Narbe in die Rinde gebrannt, ein Erinnerungszeichen.

Der Traum bleibt, die Sehnsucht bleibt. Der Baum des Lebens bleibt, aber verändert.

Ich stehe heute als Seelsorgerin und Theologin vor Ihnen. Vielleicht hilft ihnen in ihrer Trauer die Klage:
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Gott, mein Gott, warum bist du so fern? Wo bist du mit deiner Liebe, die uns tragen sollte durch die Klippen des Lebens? Du bist uns fremd geworden. Unser Schmerz und das Leiden unserer Seele sind unermesslich. Unser Herz weint Tränen.

Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. Gott, hilf doch der wunden Seele. Ich vertraue darauf. Du bist Hilfe dort, wo keine Hilfe mehr uns erreicht.

AMEN

Christina Tegtmeyerve_logo
(Mitglied im Vorbereitungsteam der Abschiedsfeiern
Verwaiste Eltern Hamburg e.V. www.verwaiste-eltern.de)

Nachdenken

Es wird schon wieder
wieder
wieder wie was
wieder wie vorher
es wird nie wieder wie vorher
irgendwann wird es
aber nicht
wieder

07.02.1998

Für andere warst Du niemals wirklich da
sie kennen Dich nicht
sie vermissen Dich nicht
keiner spricht von Dir
niemand wagt Deinen Namen zu sagen
sie werden es niemals verstehen
damit lassen sie Dich
ein zweites Mal sterben

07.03.1998

© Pirko Lehmitz

Sehnsucht

Ich träume von Dir
spüre Deine Füßchen
wie sie gegen meinen Bauch treten
ertaste Dein Köpfchen
und genieße alles
bis ich in die Wirklichkeit zurückgeholt werde
nichts als unendliche Leere
Leere in mir und in meinen Armen
nur mein Herz ist voll
voll von Sehnsucht
Dich in den Armen zu halten
von Deinem Geschrei geweckt zu werden
Dich lachen zu hören
doch da ist nichts
nichts als unerträgliche
Stille und Einsamkeit

29.12.1997

Ein stilles Lächeln
auf Deinem friedlichen Gesicht
sagt mir
sei nicht traurig

Wurde er Dir erfüllt
der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
der Wunsch verschont zu bleiben
doch ich darf nicht mit Dir gehen
muß zurückbleiben
alleine
hoffe daß ich aus der Sintflut und Finsternis
immer wieder stets heiler und stärker
entlassen werde
damit ich irgendwann
die Taube erkenne
wenn sie mir den Zweig vom Ölbaum bringt

15.02.1998

Noch sind die Bäume ohne Laub
der Himmel ist grau
aber die Vögel zwitschern schon
bald werden die Blätter der Bäume
durch die Kraft der ersten Sonnenstrahlen sprießen
es wird Frühling
im Frühling hatten wir sie gepflanzt
eine zarte kleine Rose
während des Sommers behütet und umsorgt
damit sie im Winter aufblüht
doch in einem Eisregen am Ende des Sommers
ist sie erfroren
die zarte kleine Knospe bleibt verschlossen
nur der Zauber unserer Liebe
läßt sie in unseren Herzen aufgehen
und niemals mehr verblühen

10.04.1998

Sich treiben lassen
auf einem Floß
mit den Wellen auf und ab
der Strömung sich hingeben
sie führt mich zu der Insel der Träume
im Meer der Erinnerung
hier können wir zusammen sein
ganz alleine
keiner der uns stört
nur wir beide
die Sonne scheint für uns
sie geht nicht unter
warum darf ich nicht bei Dir bleiben
Du schickst mich wieder zurück
denn Du weißt
es ist noch zu früh

31.03.1998

Ich möchte so gerne
frei sein wie ein Vogel
grenzenlos
einfach hindurchtauchen
zu Dir
durch einen Spiegel
in die Welt dahinter
wann immer ich Sehnsucht habe
mit Dir zusammen schweben
einfach nur glücklich sein
die Gemeinsamkeit genießen
und das alles
ganz ohne Tränen

Muttertag, den 10.05.1998

© Pirko Lehmitz

Licht

Ein Licht anzünden
nur für Dich
der Schein strahlt durch die Herzen
der Raum leuchtet warm
Deine Augen durfte ich niemals leuchten sehen
dafür mußten sie auch nie weinen
ich weine für uns beide
Du sahst so friedlich aus
als ich Dich in meinen Armen hielt
so lange Du lebtest waren wir nie getrennt
ich hatte Dich ganz für mich allein
vielleicht vermisse ich Dich deshalb so sehr

 24.11.1997

Als Du gingst
war nur Finsternis um mich herum
auf meinem Weg durch die Einsamkeit
dem Licht entgegen
spüre ich wieder die Sonne auf meiner Haut
sie wärmt und gibt mir Kraft
seit ich weiß
Du hast mich nicht verlassen
sondern führst mich durch mein Leben
trage ich die Sonne in meinem Herzen
freue mich über jeden Tag
und bin Dir dankbar daß Du bei mir bist
ohne Dich
wäre mir das Leben verborgen geblieben

12.03.1998

Durch’s Fenster strahlt der Sonnenschein
in mein Zimmer und mein Herz hinein
draußen ein Stiefmütterchen ganz eifrig nickt
über meinen Bett Deinen kleiner Holzbär wippt
er lacht mit mutig an
vor Glück bin ich fast bang
wie ein Engel hast Du über mich gewacht
an meinem Bett gesessen stets die ganzen Nacht
zu keiner Zeit war ich allein
Du bleibst für mich mein Sonnenschein

Ostermontag, den 13.04.1998

Kurze flinke Beine
krabbeln mutig über Kinderfinger
wer hat nicht sie nicht gezählt
die schwarzen Punkte
des roten Krabbelkäfers
wie kleine Zauberwesen
entfalten sie unter ihrem kugeligen Rücken
ihre Flügel
und entfliehen in den Sommerhimmel

 In Gedenken an Torben 29.07.1998

©Pirko Lehmitz