Unser Marienkäfer Torben

M  anchmal denke ich. es geht schon wieder
A   lles hat eine andere Bedeutung
R  ache gibt es nicht, denn es gibt keine Schuld
I    n meinem Herzen wirst Du immer sein
E   rfahrungen mache mich reicher
N  iemals werd‘ ich Dich vergessen
B   ei wieder wirst Du in mir sein
K   eine Hoffnung, daß alles wieder wird wie vorher
Ä  nderungen bestimmen Deinen Tod
F  riede ist es, wonach ich mich sehne
E  ifersucht hat ein neues Gesicht
R  uhe empfinde ich an Deinem Grab
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geboren am 15. Dezember 1997

gestorben am 17. Dezember 1997

Mit Tränen habe ich Dich begrüßt und mit noch mehr Tränen verabschiedet. Du wurdest alles andere als erhofft, ja eigentlich warst Du am Anfang noch nicht einmal erwünscht. Plötzlich hast Du Dich in unser Leben gedrängt, zu einem Zeitpunkt der ungünstiger nicht hätte sein können. An einem Samstagmorgen machte ich mehr aus Neugier einen Schwangerschaftstest. Eigentlich konnte es gar nicht sein und doch plötzlich – von einer Minute auf die andere änderte – sich unser gesamtes Leben. Im Nachhinein war es gut, daß ich in diesen Augenblick noch nicht ermessen konnte wie gravierend, einschneidend und unvergleichbar sich tatsächlich unser Leben ändern sollte.

Nach vielen, vielen Gesprächen, nach allen Für und Wimarinisder haben wir uns bewußt für Dich entschieden. Später habe ich mir oft die Frage gestellt, ob dieses Abwägen über Dein Leben Dich bewogen hat, so schnell wieder von uns zu gehen, aber wahrscheinlich suche ich einfach nur nach Erklärungen, die mir niemand geben kann.

Die Schwangerschaft hast Du mir und uns nicht leicht gemacht. Die ersten zwölf Wochen habe ich mich so oft im Badezimmer aufgehalten, daß Dein Vater dort Bilder aufhängen wollte, damit ich es etwas wohnlicher habe. Aus Angst, daß sich nun bald unser Leben ändern würde, sind wir von einer Verabredung zur nächsten gehetzt; auch ein Vorwurf, den ich mir später immer wieder gemacht habe. Bei den üblichen Vorsorgeuntersuchungen war immer alles in bester Ordnung. Bis heute läuft mir bei dieser Formulierung ein kalter Schauer über den Rücken. “Alles in bester Ordnung” … Unterleibschmerzen wurden vom Arzt als bedeutungslos abgetan und da Du mein erstes Kind warst, schenkte ich dieser Diagnose nur zu gern Glauben. In der 19. Schwangerschaftswoche machtest Du Dich durch kräftige Tritte – die mir manchmal den Atem nahmen – bemerkbar und wir waren so unendlich glücklich und so unendlich naiv. Nie habe ich mir Gedanken gemacht, daß ich nur wenig Zeit mir Dir verbringen durfte.

An einem Sonntagabend in der 24. Schwangerschaftswoche bekam ich heftige Unterleibsschmerzen, die, wie wir später erfuhr, bereits Wehen waren. Heute – zweieinhalb Jahre nach Deinem Tod – kann ich noch immer nicht glauben, daß ich selbst an diesem Abend keinen Verdacht hatte. Am darauffolgenden Montag, den 15 Dezember 1997, ging ich zu meinem Frauenarzt, da zu den Schmerzen noch ein minimaler Blutverlust eintrat. Trotz meiner Schilderung ließ man mich noch fast zwei Stunden im Wartezimmer sitzen. Bei der anschließenden Untersuchung stellte der Arzt einen geöffneten Muttermund von drei Zentimetern fest. Der Arzt erklärte mir, daß ich sofort ins Krankenhaus Barmbek müßte, wenn Du überhaupt noch eine Chance haben solltest. Aus der Praxis haben wir Deinen Vater angerufen, der mich in Lüneburg abholte und mit uns nach Hamburg fuhr. Dort ging alles schrecklich schnell. Zwei Ärzte teilten uns mit, daß es jetzt zur Geburt kommen würde und das ein positiver Ausgang mehr als fraglich wäre. Keiner konnte und wollte uns sagen, ob und wenn wie lange Du überleben würdest. Nach dieser Nachricht ließen uns die Ärzte für einen kurzen Moment allein. Dein Vater und ich lagen uns in den Armen und wir konnten nicht glauben, was dort um uns herum geschah.

Nach zwei Stunden, um 16.00 Uhr, warst Du da und nach einem kurzen Schrei wurdest Du gleich zur Neonatologie gebracht, so daß wir Dich nicht sehen konnten. Du lebst, Du hast geschrieben, wir fragten uns, ob nicht doch noch alles gut werden könnte.

Als ich Dich das erstemal sah, konnte ich nicht glauben das Du in mir warst und das Du, wo Du doch so perfekt, ja so vollständig aussahst, mit Deinem Leben so kämpfen mußtest. Ganze 790g bei 35 cm, ein Ebenbild Deines Vaters, ganz klein, so zart, so wunderbar. Wir gaben Dir den Namen Torben, so wie ich es mir gewünscht hatte. Aufgrund des hohen Risikos durften wir Dich nicht berühren, sondern nur vor dem Inkubator sitzen und leise mit Dir sprechen. Wir haben Dir von uns erzählt und versucht, Dich zum Kämpfen zu bewegen.

Die nächsten zwei Tage waren geprägt von Hoffen, Glauben, Verzweiflung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Jedesmal, wenn wir Dich besuchten, gab es neue Nachrichten und jedesmal stürzten wir in eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1997 weckte mich gegen 02.00 Uhr eine Schwester, ein Anruf aus der Neonatolgie für mich. Der diensthabende Arzt erklärte mir, daß eine Hirnblutung aufgetreten sei, die schlimmste aller Nachrichten, und ich wußte aus vielen Gesprächen mit dem Pflegepersonal, daß dies kaum noch Platz für Hoffnung bleiben ließ. Kurze Zeit danach kam Dein Vater, zu diesem Zeitpunkt bekamst Du schon Medikamente gegen die Schmerzen. Die Ärztin sagte uns ohne Beschönigungen, daß Du nun sterben würdest und forderte uns auf, und gab uns damit die Möglichkeit, Dich in unseren Armen einschlafen zu lassen. So durften wir Dich zum ersten- und auch zum letzen Mal berühren, Deinen Duft in uns aufnehmen in der Gewißheit, daß dieser Augenblick mit Dir für die restliche Zeit unseres Lebens reichen mußte. Wir sind unendlich froh, daß wir Dich begrüßen und verabschieden durften; Dich in den Armen halten konnten, als Du von uns gingst.

Du bist gestorben; leise, ruhig, fast heimlich. Noch lange saßen wir so bei Dir, bis wir spürten, wenn wir jetzt nicht gehen, gehen wir nie. Eine junge Schwester hat Dich in den Arm genommen, Dir einen Kuß gegeben und Dich wieder in den Inkubator gelegt. Dies geschah so liebevoll, sanft und selbstverständlich, daß wir es bis heute nicht fassen konnten und dieser Schwester, dessen Name wir nicht kennen, immer dankbar sein werden für diese stumme Anteilnahme und den würdevollen Umgang mit Dir.

Warum Du so früh meinen schützenden Bauch verlassen hast, ist nie geklärt worden. Die Ärzte in Barmbek rieten uns von einer Obduktion ab, da keine Hinweise auf evtl. Fehlbildungen zu finden waren und Dein Körper somit unangetastet bleiben konnte.

Die darauf folgende Zeit liegt immer noch unter einem dichten Schleier; alles war sinn- und hoffnungslos, leer, kalt und grausam. Es verging kein Tag, an dem ich mich nicht fragte, wozu und warum es weiter geht. Diese unendliche Traurigkeit werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen und die Einsicht, daß Machtlosigkeit und Selbstaufgabe nicht immer nur etwas für die Anderen ist. f

Zwei Monate nach Deinem Tod sind wir zu den Verwaisten Eltern gekommen. Dort konnten wir Dir einen Raum geben und offen über Dich sprechen, ohne Gefahr zu laufen, nicht verstanden zu werden. Durch die Gruppe haben wir gelernt, uns mit uns und Deinem Tod auseinanderzusetzen, und das es immer Menschen gibt, die uns verstehen, annehmen und zu uns halten, egal wie es uns geht, vor allem, wenn es uns gerade schlecht geht.

Nach ständigen Selbstvorwürfen, nach ewigen Fragen ohne Antwort, nach einer harten Zeit intensiver Trauerarbeit bin ich davon überzeugt, daß jeder Mensch auf dieser Welt seine Aufgabe hat; unser Torben hat diese Aufgaben in 36 Stunden erledigt und dafür danken wir ihm.

Im August 1999 wurde, nach einer komplizierten Schwangerschaft, unser zweiter Sohn, Leif Marten, geboren. Wir werden ihn in dem Bewußtsein aufwachsen lassen, daß er einen großen Bruder hat, der auf ihn aufpaßt und der zu unserer Familie gehört. Der Geburtstag von Torben sowie sein Todestag gehören genau so zum Lauf des Jahres, wie der Gang zum Friedhof und die vielen kleinen Dinge, die uns an ihn sichtbar und unsichtbar erinnern. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke, ja sogar von ihm spreche. Er ist bei mir fast so, als könnte ich ihn spüren, aber nach der Zeit, die vergangen ist, tut es nicht mehr ganz so doll weh.

Die Babygruppe, der wir uns damals angeschlossen haben, gibt es mittlerweile nicht mehr, aber zwischenzeitlich sind daraus echte Freundschaften entstanden. Menschen, die auch heute noch mit uns über Torben sprechen und die es nicht leid sind uns zuzuhören. Einer dieser ganz besonderen Menschen gilt dieser Bericht, verbunden mit einem herzlichen Dank für alles, was Du für mich getan hast; für alles, wozu Du mich ermutigt hast; daß Du immer an mich geglaubt hast und immer für mich da bist und warst.        Danke Pirko

Annette N.

Abschiednehmen – auch von Frühgeborenen

In dem Fernsehbericht „Die Totenwäscherin“ wurde gezeigt, wie eine Bestatterin Eltern, Familien hilft, den Abschied von ihrem kleinen Kind würdig zu gestalten.

Immer wieder stehen junge Eltern, deren Kind vorzeitig geboren und gestorben ist, vor der Frage, wie sie diesem kleinen Wesen, das sie mit Freude erwartet hatten, nun eine angemessene Bestattung geben können.

Den üblichen Satz von Krankenhauspersonal und Bestattern: „Tun Sie sich das lieber nicht mehr an, das kleine Würmchen anzusehen !“ sollten junge, verwaiste Eltern weit von sich weisen !

Ganz im Gegenteil, Sie als Eltern sollten darauf bestehen, dass Sie ihr gestorbenes Kind sehen können, es im Arm halten können, es im Krankenhaus ans Wochenbett gebracht bekommen. Es ist für Sie ebenso wichtig, angemessen Abschied zu nehmen von Ihrem Kind wie für die Angehörigen, deren Vater oder Mutter gestorben ist. Denn das Herz versteht das Geschehene erst, „wenn es sehen konnte“!

Wenn die verwaiste Mutter noch im Krankenhaus ist, sollte mit der Beisetzung des Kindes bis zu ihrer Entlassung abgewartet werden. In der Regel bleibt das Kind solange ebenfalls im Krankenhaus (in der Kühlkammer).

Der Bestattungstermin könnte auf den Nachmittag des Entlassungstages der Mutter gelegt werden. So könnten am Morgen dieses Tages beide – Mutter und Kind – vom Vater und der Bestatterin (*) im Krankenhaus abgeholt werden – am besten und schönsten nach Hause !

Wenn es die Eltern aushalten, können sie ihr Kind während der Fahrt in einem Kissen auf dem Schoß (**) halten und es für einige Stunden nach Hause gebracht bekommen.

So können sie dabei sein, wenn der winzige Körper – wenn möglich – im warmen Wasser gebadet, in weiche Tücher gehüllt und behutsam mit einem Babyöl betupft wird. Ein größeres Kind wird mit Erstlingskleidung und Mützchen bekleidet, ein sehr kleines Kind wird eingehüllt in ein weiches Tuch (in eine Mullwindel) und in das kleine Särglein eingebettet.

Wie schön, wenn das alles Zuhause passiert, in diesem geborgenen und geschützten Raum !

Oder: Sie können diese Handlungen bei ihrem Kind selber vornehmen, wenn sie seelisch dazu in der Lage sind. Größere Geschwisterkinder können währenddessen ebenfalls in schöner Weise Abschied nehmen von ihrem gestorbenen Geschwisterchen. Sie dürfen das Baby berühren, streicheln (***), ihm ein Spielzeug von sich selbst in den Sarg legen. Die Bestatterin ist die ganze Zeit über dabei und leistet Hilfestellung.

Das offene Särglein mit dem Baby darf nun ruhig bis kurz vor der Beerdigung bei seiner Familie aufgebahrt bleiben, z. B. auf einem kleinen Tisch stehend, auf dem Kerzen angezündet werden und Blumen stehen. Seine Familie kann es beweinen, betrauern und bei ihm sein.

Die Bestatterin kommt rechtzeitig, um das Baby im Sarg und seine Familie zur Beisetzung abzuholen.

Wenn all dieses Eltern nicht bewältigen können, versorgt die Bestatterin das Kind in der beschriebenen Weise im Krankenhaus und bringt den kleine Sarg in den vorgesehenen Friedhof. Auch dort können die Eltern sich am offenen Sarg von ihrem Kleinen entsprechend verabschieden.

Was kann geschehen, wenn Eltern ihr Kind nicht mehr sehen wollen ?

(…)

Wenn Eltern keine Beerdigung wünschen für ihr gestorbenes Frühgeborenes, ist die Einäscherung möglich. Das Särglein wird ins Krematorium gebracht und es wird dort mit einem erwachsenen Gestorbenen zusammen eingeäschert. So gibt es keine Bestattungs- und Grabkosten für die Eltern, lediglich für die Einäscherung fällt eine Gebühr an.

An dieser Stelle appelliere ich an verwaiste Eltern Frühgeborener, sich in angemessener und würdiger Weise von ihrem Kind zu verabschieden. Ein kleiner Mensch, der nicht leben darf, muß wieder hergegeben werden. Und er hat alle Liebe und alles Mitgefühl, dessen wir fähig sind, sehr nötig.

Erläuterungen

(*) Eine „Bestattungsfrau“ halte ich persönlich für besser geeignet als einen Mann.  Es sollte gewährleistet sein, daß sie selbst sich um das Kind kümmert, nicht einer   ihrer männlichen Helfer. Oder vielleicht hat sie eine einfühlsame Frau in ihrem   Team !?

(**) Das Bestattungsgesetz sagt: „Leichen“ dürfen nur in dafür zugelassenen Fahrzeu- gen transportiert werden. Das winzige Särglein steht also in einem riesigen    Bestattungsfahrzeug hinten drin. Einfühlsame und gewissenhafte Bestattungsfrauen  lassen sich etwas einfallen, damit es für die Eltern erträglicher wird ! Zumindest   lässt sie die Eltern das Kind während der Fahrt mit begleiten. Was Eltern brau- chen in solch einer schwierigen Situation, sollte ihnen ermöglicht werden ! Da  sind Paragraphen und Klauseln absolut zweitrangig !

(***) Vergessen Sie alles, was Sie jemals über „Leichengift“ gehört haben ! Es gehört in   die Mottenkiste des Mittelalters ! Ein Gestorbener wird erst zur Gefahr für die  Gesundheit Lebender, wenn der Leichnam in Verwesung übergegangen ist, nie- mals nach drei bis sieben Tagen nach Eintritt des Todes !

 

Bericht aus den Erfahrungen einer Bestattungsfrau – von:
„Antigone“ – Anita Märtin
Bestattungen & Trauerbegleitung in Frauenhänden
Tätigkeitsbereich: Raum Stuttgart

SchmetterlingskinderDer nachfolgende Beitrage wurden im Forum der Schmetterlingskinder gepostet

„Das war eine Reportage über eine Bestatterin aus ?? weiß nicht mehr. Sie kam am Dienstag abend um 22.15 Uhr auf ZDF und hat mich nachhaltig beeindruckt. Sie haben auch ein Sternenkind gezeigt, was sie zur Beerdigung fertig gemacht hat, liebevoll gewaschen, die Haut rosig gemacht, dann angezogen mit Windel und ein Kopfkissen drunter. Es war wohl ein fast ausgetragenen großes Baby. Dann hat sie es der Mutter nach Hause gebracht und sie konnte es noch mal verabschieden und in das vorgesehene Bettchen legen und auch die Schwester konnte sich verabschieden. Dann auf der Beerdigung waren nur der Pfarrer und die Eltern und die Bestatterin.

Sie (Bestatterin) näht auch Sachen für Kleinstkinder selbst und ermutigt die Eltern, sich auch von ganz kleinen Kindern zu verabschieden und sie zu beerdigen. Das hat mich sehr beeindruckt. Sie hatte einen solchen Respekt und einen solch natürlichen Umgang mit dem Tod am Anfang des Lebens. Eine tolle Frau. Sie hieß Anita Märtin.

Ich weiss aber nicht, wo sie tätig ist. So etwas müsste es öfter geben.

Hat jemand das gesehen und ähnlich empfunden ?

Aufgewühlte Grüße von Anja !!! „

 

„Liebe Anja,

(…)

Ja, ich habe diesen Bericht gesehen und er hat mich ähnlich beeindruckt wie dich. Es geht mir schon seit Tagen nicht aus dem Kopf. Mein Mann fand es etwas morbide, sich diese Reportage anzusehen. Aber na ja.

Es hat mich völlig fasziniert, wie diese Frau mit dem Tod und mit den Toten umgeht. Mir kam es so vor, als sei es für sie mehr Berufung denn Beruf, den Verstorbenen auf diese Art und Weise die letzte Ehre zu erweisen.

Als die Szene mit dem toten Baby kam, war ich zuerst total erschrocken, habe dann aber weitergeschaut. Sie hat das Baby in ein Tuch eingewickelt, abgeholt, genauso wie wir unsere Johanna damals in einem Handtuch eingewickelt aus der Pathologie des KH geholt haben, um uns zu verabschieden.

Sie hat sich so liebevoll um das Kind gekümmert, als würde es leben, sogar mit ihm gesprochen. Ich war ganz benommen in dem Moment. Und dass sie den Eltern angeboten hat, es vor der Beerdigung zu ihnen nach Hause zu bringen… es war das einzig Richtige.

Ich werde es mein Leben lang bereuen, dass wir Johanna nicht nach Hause geholt haben. Es wäre nur dieses einzige Mal für den Rest unseres Lebens gewesen. So hätten wir sie im Kreis der Familie haben können, nur ein einziges Mal. Ich könnte heulen. Wir haben damals ganz einfach nicht gewusst, dass dies möglich ist.

Solche Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, müsste es viel, viel mehr geben. Und ich bin traurig, dass es nicht so ist(…)

Liebe Grüße

Gudrun“

 

„… wie sie (die „Totenwäscherin“) mit dem kleinen Mädchen umgegangen ist, so, als würde es leben und jeden Moment aufwachen. Sehr würdevoll.

Eigentlich müsste dies der Normalfall sein, nicht? Ich denke, es würde einem den Abschied von seinem Kind um vieles leichter machen, wenn das totgeborene Kind auch als Mensch, der da war, behandelt wird, so wie es da gezeigt wurde.

Bei mir hat diese Sendung die Frage aufgeworfen: Was hat Simon in seinem kleinen Sarg jetzt an?

Liebe Grüße,

Anke „

Trauerfeier, Dekoration und Traueressen

Eine Trauerfeier kann zum Ventil für schmerzliche Gefühle werden und eine gewisse Öffentlichkeit schaffen, in der allen Beteiligten deutlich wird: Hier ist ein Menschenleben in seiner ganzen Einzigartigkeit zu Ende gegangen. Sie führt die Lebenden in seinem Namen zusammen und setzt dabei – wie auch immer sie gestaltet wird – zugleich sozusagen ein Zeichen gegen das allgemeine Erschrecken vor dem Tode. Damit kann jedem zugleich auch die Einzigartigkeit des eigenen Lebens bewußt werden. So ist eine Trauerfeier ein wichtiger und sinnvoller Ritus, der den Übergang von einem Zustand in einen anderen für die Lebenden markiert und erleichert. Vielleicht hilft dieser Ritus ja auch den Toten auf ihren Wegen? Aus allen diesen Gründen scheint es mir außerordentlich wichtig, vor jeder Bestattung eine Feierstunde durchzuführen.

Üblicherweise nimmt man vom Verstorbenen so Abschied, daß er in seinem Sarg im Mittelpunkt der Handlung steht. Die Feier kann dabei in einem geschlossenen Raum oder am offenen Grab stattfinden. Manche Menschen wählen auch den Zeitpunkt der Urnenbeisetzung für eine gemeinsame Feierstunde oder besuchen bei einer anonymen Beisetzung später gemeinsam die Gräberfläche. Es steht mir nicht zu, zu beurteilen, welche Art für die Leidtragenden besser ist. Generell ist zu sagen, daß die Gegenwart eines toten Körpers in seiner Ganzheit natürlich größer und intensiver ist als die der Asche. Ob aus der Abschiedsfeier eine große Veranstaltung wird oder ein kleiner Kreis von nahen Freunden und Verwandten zusammenkommt, oder wie lange die Feierstunde dauern soil, muß jeder selbst bestimmen. Wichtig scheint mir dabei, daß die Trauernden sich geborgen und aufgehoben fühlen dürfen, und daß den vielen Gefühlen und Erinnerungen, die vom Abschied ausgelöst werden, Raum gegeben wird.

Leidtragende können die Gestaltung einer solchen Feier als besondere Aufgabe für sich und für ihren Verstorbenen ansehen.

Dekoration der Feierhalle

Eine gewisse Dekoration des Feierraumes ist meist als Grundausstattung im Preis der Friedhofskapellen inbegriffen. Sie muß aber für eine weitere individuelle Ausgestaltung durch die Hinterbliebenen genug Raum lassen (Gaedke, S. 227).

Die übliche Dekoration, wie sie die Bestattungsunternehmen anbieten, besteht aus einem Sargschmuck – meist frische Blumen und mancherorts ein Bahrtuch, das über den Sarg gelegt wird – sowie einer unterschiedlich großen Anzahl von Leuchtern, Lorbeerbäumchen, Tüchern und Blumensträußen, die in hohen Vasen aufgestellt werden und farblich j e nach Jahreszeit und Geschmack ausgewählt werden können.

Diese Dekoration ist, wenn sie vom Friedhof oder Bestattungsunternehmen gestellt wird, je nach Menge und Art unterschiedlich teuer. Die Kosten können – besonders bei dem frischen Blumenschmuck im Winterhalbjahr – rasch zu einer relativ hohen Summe auflaufen.

Man muß sich aber nicht unbedingt an das halten, was allgemein üblich ist. Es steht nirgendwo geschrieben, daß Sie bei einer Abschiedsfeier in Reihen vor dem Sarg und dem Rednerpult sitzen müssen. Sie können die Stühle genauso gut im Kreis um den Sarg herum aufstellen. So wird schon durch das Zusammensitzen eine Gemeinschaft gebildet, in der der Verstorbene noch einmal den Mittelpunkt bildet.

Sie müssen den Raum auch nicht mit großen Leuchtern und Blumenampeln dekorieren lassen. Ein Kapellenwärter erzählte mir einmal von der schönsten Abschiedsfeier, die er gesehen hatte. Es war Herbst gewesen, und die Angehörigen hatten den Fußboden und die Wände des ganzen Raumes mit buntem Laub und belaubten Ästen dekoriert. Sie können also den Sarg zum Beispiel auch  mit einem selbstgepflückten Blumenstrauß aus dem Garten oder vom Wegesrand schmücken; oder Sie suchen im Blumengeschäft die Lieblingsblumen oder Blumen in der Lieblingsfarbe des Verstorbenen selbst aus und lassen sie zu einem Strauß binden; oder Sie   streuen im Frühling frische Blüten. Hinter Blumenschmuck verbirgt sich immer auch der Gedanke, daß geschnittene frische Blumen und Pflanzen symbolisch zugleich für Leben und Tod stehen, und daß sie ebenso wie wir in den Kreislauf der Natur eingebunden sind.

Auch Dinge, die dem Verstorbenen lieb waren, Bilder oder Symbole für die Verbindung, die man mit ihr oder ihm hatte, können – neben dem Sarg – noch einmal von Nähe und Liebe zueinander Zeugnis ablegen.

Sie müssen auch nicht unbedingt die vielarmigen Kerzenleuchter der Bestattungsunternehmen verwenden. Manchmal lassen einfache Teelichte die Bedeutung des Lichtes viel intensiver spüren als die üblichen erhabenen Leuchter. Diese schlichten Lichte können in ihrer Vielzahl, wenn sie von den Trauergästen angezündet und neben den  Sarg gestellt werden, zugleich zu einem Zeichen der Hoffnung und der Gegenwart einer höheren leuchtenden Kraft werden, die in jedem vorhanden ist.

So kann es in der Trauerfeier viele kleine, liebevolle Momente geben, die für die Angehörigen und Freunde die Verbindung zum Verstorbenen wiederaufleben und damit die gemeinsame Feierstunde zu einem persönlichen und bewegenden Abschied werden lassen.

Dazu muß man allerdings bereit sein, vorher noch einmal ganz intensiv an den Verstorbenen zu denken, sich seine besonderen Vorlieben ins Gedächtnis zu rufen, sich an Gemeinsamkeiten zu erinnern und allen diesen Gefühlen und Gedanken einen Ausdruck oder eine Gestalt zu geben.

Dieser Ausdruck kann dann zum Beispiel auch ein Bild sein, das ich wie ungelenk auch immer – für mich und ihn oder sie male. Es kann ein Urlaubsfoto, eine getrocknete Blume, ein Ring, eine Muschel oder vieles andere sein. Wenn es für unsere Verbindung steht und in der Mitte beim Sarg liegt, wird es eine besondere Kraft gewinnen. Von einer solchen Feier werden wahrscheinlich die meisten Beteiligten innerlich anders berührt werden, als es sonst üblich ist. Wenn Sie Ihre eigene Dekoration nicht in einer kommunalen, sondern in einer kirchlichen Feierhalle oder einer Kirche ausführen wollen, sollten Sie allerdings vorher mit dem Geistlichen besprechen, ob er damit einverstanden ist.

Traueressen

Eine Trauerfeier kostet meist alle Beteiligten nicht nur seelische, sondern auch körperliche Kraft. Deshalb sollte danach eine Stärkung bereitstehen. Meist laden die Angehörigen die Trauergäste in ein nahegelegenes Lokal ein. Dort hat man vorher abgesprochen, was serviert werden soil. Üblich ist zum Beispiel ein Imbiß aus belegten Brötchen, ein Mittagessen oder am Nachmittag ein Kaffeegedeck.

Man kann Verwandte und Freunde natürlich auch zu sich nach Hause bitten und dort einen Imbiß bereitstellen. Wen man dazu einlädt, ob alle Teilnehmer oder nur einige nähe Verwandte und Freunde, muß man selbst entscheiden. Allerdings sollte man sich auch hier in dörflichen Gemeinschaften nach den dort üblichen Gepflogenheiten richten, sofern sie den Geldbeutel nicht überstrapazieren. Durch ein solches gemeinsames Essen im Anschluß an die Trauerfeier wird auch die Alltagswirklichkeit ein wenig wiederhergestellt, die mit Tod und Abschied ein Stück weit weggebrochen sein kann. Nahrungsaufnahme und gemeinsame Gespräche, in denen sich bald konkrete Erinnerungen an den Verstorbenen mit Alltagsgeschichten zu vermischen beginnen, stärken und helfen sozusagen, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Gerade wenn die Feier die Gefühle stark aufgewühlt hat und tränen erlaubt waren, kann hinterher eine fast fröhliche Stimmung die Teilnehmer vereinen.

 Barbara Leisner
Abschied nehmen

Grab, Grabarten, Gestaltungs- und Bepflanzungsrichtlinien

Grabarten –  Reihengrab und Wahlgrab

Die Grabarten unterscheiden sich dadurch, daß man das Nutzungsrecht an einem – billigeren – Reihengrab immer erst anläßlich eines Todesfalles erwerben und es außerdem nicht verlängern kann. Damit fällt es auf jeden Fall nach Ablauf der Ruhezeit wieder an den Friedhofsträger zurück. Wie der Name schon sagt, werden die Toten einzeln und meist auch der Reihe nach – zeitlich und örtlich gesehen – beerdigt. Deshalb kann in einem Reihengrab nur eine einzige Beisetzung stattfinden. Nur im ersten Jahr danach darf auf manchen Friedhöfen noch eine Urne dort ihren Platz finden. Deswegen kann auch neben einem Reihengrab kein Platz für ein weiteres Familienmitglied reserviert werden. Wenn ein Partner später stirbt, ist keine gemeinsame Grabstätte möglich.

Ein – teureres – Wahlgrab kann man dagegen schon zu Lebzeiten erwerben. Es kann aus einer einzelnen Grabstelle bestehen. Meist sind aber mehrere Stellen zu einer Grabstätte zusammengefaßt, so daß dort eine ganze Familie gemeinsam ihre letzte Ruhestätte finden kann. Wahlgräber werden zwar mit einer festgelegten Ruhezeit erworben, diese kann aber im Gegensatz zu den Reihengräbern immer wieder verlängert werden. Im Prinzip kann ein Wahlgrab so lange im Besitz einer Familie bleiben, wie diese es wünscht. Bei Wahlgräbern unterscheiden sich die Preise meist noch nach der Lage des Grabes auf dem Friedhof. So kann zum Beispiel für Gräber mit parkartiger Lage – sie haben dann einen bestimmten festgelegten Mindestabstand voneinander – ein Zuschlag erhoben werden. Wahlgräber werden immer für einen bestimmten Personenkreis überlassen, der das Recht erhält, dort beerdigt zu werden. Im Normalfall sind das die Mitglieder einer Familie. Man erwirbt ein Grab noch heute ebenso wie in längst vergangener Zeit für sich, seinen Partner und seine Kinder. Wenn also zum Beispiel eine Frau eine Erdgrabstätte mit zwei Stellen kauft, so können darin ihr Mann und sie selbst bestattet werden. Haben sie Kinder, die eine Aschenbeisetzung für sich wünschen, so können deren Urnen über den beiden Särgen bestattet werden. Wünschen die Kinder eine Erdbeisetzung, so müssen entsprechend mehr Grabstellen erworben werden. In alten Grabbriefen sind übrigens manchmal sogar noch die Kindeskinder genannt, so daß alteingesessene Familien manchmal länger als hundert Jahre ein eigenes Grab auf ihrem Friedhof besitzen. Da inzwischen auch andere Lebensgemeinschaften als Ehe und Familie gesellschaftlich anerkannt sind, gibt es heute auf vielen Friedhöfen die Möglichkeit, auch zusammen mit einem Lebenspartner oder Freunden ein gemeinsames Grab zu erwerben.

Gestaltungsvorschriften

Wenn man dagegen ein Grab wünscht, das auf die übliche Art und Weise ausgeschmückt werden kann, sollte man daran denken, daß auf allen Friedhöfen bestimmte Gestaltungsrichtlinien für Grabmale und manchmal auch für die Art der Grabbepflanzung gelten.

Diese Vorschriften sind oft von Grabfeld zu Grabfeld verschieden. Es gibt zum Beispiel Grabfelder mit dem Zwang, Grabmale aufzustellen, und solche, auf denen man das Grab auch ungeschmückt und damit ebenfalls anonym lassen kann, wenn man es wünscht. Die Materialien der Grabmale können festgelegt und bestimmte Größen vorgeschrieben, die Gestaltung der Schrift und der Steinoberfläche kann eingegrenzt sein. Es kann verboten sein, Grabstätten mit Zäunen oder Steinsetzungen einzufassen, oder es wird die Umpflanzung mit einer lebenden Hecke gefordert.

Besonders wenn man schon klare Vorstellungen vom Aussehen des Grabmales hat, sollte man sich unbedingt genau nach diesen Vorschriften erkundigen. Sonst erlebt man eine böse Überraschung, wenn der gewünschte Stein oder auch die Einfassung des Grabes schon beim Steinmetz bestellt ist, aber vom Friedhof nicht genehmigt wird.

Im übrigen müssen alle Friedhöfe mindestens ein Grabfeld vorhalten, auf dem keine einschränkenden Bestimmungen gelten. Im Zweifelsfall sollte man gezielt nach einem solchen Grabfeld fragen.

Hier sei noch einmal wiederholt: Hat man – eine anonyme Grabstelle gewählt, so kann man auf dem Grab Reine Blumen pflanzen und Rein Erinnerungsmal aufstellen lassen. Das einzige Zeichen der Erinnerung sind Schnittblumen, Gestecke und Kränze, die am Rand des Grabfeldes oder an einer bestimmten Stelle abgelegt werden können;

ein Grabfeld mit besonderen Bestimmungen gewählt, so muß man sich bei Gestaltung von Grab und Grabmal an sie halten;
nur auf einem Grabfeld ohne Richtlinien darf man die Grabstätte nach eigenem Gutdünken ausschmücken.

Überall aber muß die Würde des Friedhofes gewahrt bleiben. Friedhöfe sind gemeinschaftliche Bestattungsorte und dienen damit der gemeinsamen Ehrung der Toten und der Pflege ihres Andenkens.

Die Gestaltung und Bepflanzung jeder Grabstätte ist für die Wirkung des ganzen Friedhofes mitbestimmend. Deshalb läßt sich – in gewissen Grenzen – nachvollziehen, daß man bei der Grabgestaltung auf das Umfeld Rücksicht nehmen sollte, und daß private Wünsche vor dem »religiösen und ästhetischen Empfinden der Gesamtheit« zurücktreten müssen. Bepflanzungs- und Grabmalrichtlinien sind aufgestellt worden, damit die Gesamtanlage nicht durch das beeinträchtigt wird, was »… nach Form, Material oder Bearbeitung aufdringlich wirkt, was unruhig, effektheischend oder sonstwie geeignet ist, Ärgernis zu erregen und den Grabbesucher im Totengedenken zu stören.« So heißt es jedenfalls in einem Kommentar zu den entsprechenden Gesetzestexten. Allerdings kann man sich über den Begriff des »religiösen und ästhetischen Empfindens der Gesamtheit« hervorragend streiten (Gaedke, S. 170ff).

Grabbepflanzung

Wie gesagt, gelten – auch auf Grabfeldern ohne Vorschriften – auch für die Grabbepflanzung bestimmte Regeln. So kann die Form des Grabes j e nach den landschaftlichen Gepflogenheiten unterschiedlich sein. Auf manchen Friedhöfen werden die Grabhügel zum Beispiel stets eingeebnet; auf anderen wird jede Grabstätte mit einem Steinrand eingefaßt; die Gräber können aber auch durch niedrige Grabhügel auf Dauer gekennzeichnet bleiben, oder sie werden durch eine Steinplatte oder Kiesschüttung abgedeckt.

Will man sich hier von der Gesamtanlage abheben, so muß man dafür vorher die Genehmigung der Friedhofsverwaltung einholen oder von vornherein dort beerdigen, wo keine Bestimmungen gelten. Nur dort darf der Friedhofsträger weder eine einheitliche Bepflanzung fordern noch den Anteil der Grabfläche bestimmen, der bepflanzt werden darf.

Viele Friedhöfe haben inzwischen übrigens aus ökologischen Gründen ein Verbot von Plastikmaterialien auf den Gräbern ausgesprochen. Gestecke müssen dann auf natürlicher Grundlage gebunden sein, und die Aufstellung von Plastikblumen ist nicht erlaubt. Der Grund dafür liegt in der Kreislaufwirtschaft, die im gärtnerischen Bereich betrieben wird: Die Abfälle und Pflanzenreste werden kompostiert und wiederverwendet.

Nirgendwo darf die Grabbepflanzung andere Grabstätten und die öffentlichen Anlagen und Wege beeinträchtigen. Deshalb können Friedhofsträger ein allgemeines Verbot erlassen, Bäume, großwüchsige Sträucher und/oder Hecken anzupflanzen. (Auch da sind dann wieder Ausnahmen möglich, wenn man persönlich nachfragt.) Für die Grabbepflanzung selbst ist aber – im Gegensatz zur Grabmalaufstellung – grundsätzlich keine vorherige Genehmigung nötig: Man  kann dort alles anpflanzen, was man möchte, wenn es die Nachbargräber nicht stört.

Üblicherweise werden bodendeckende Pflanzen (Efeu, Sedum, Immergrün) und niedrige Blumen gewählt. Dabei hat sich ein jahreszeitlicher Bepflanzungsrhythmus herausgebildet, bei dem die abgeblühten Blumen immer wieder herausgenommen und frische eingepflanzt werden. So erhalten viele Grabstätten im Frühling ein Beet aus farbigen Stiefmütterchen oder Fleißigen Lieschen, die bis in den Herbst blühen. Ihnen folgen im Sommer Begonien und im Frühherbst Erika. Im Spätherbst wird das Grab dann mit Tannenzweigen abgedeckt, die meist Anfang März wieder heruntergenommen werden.

Meist ist es günstig, heimische Pflanzenarten zu verwenden, weil sie dem klimatischen Bedingungen am besten angepaßt sind. Viele von ihnen gedeihen auch mit wenig Pflege gut. An Büschen und Bäumchen sind immergrüne Eiben, Lebensbaum, Zuckerhut oder andere Nadelgehölze üblich. Man muß sie regelmäßig schneiden, damit sie die Nachbarschaft mit ihrem hohen Wuchs nicht beeinträchtigen; also zum Beispiel stark beschatten.

Manche Pflanzen haben eine symbolische Bedeutung. Da die immergrünen Gewächse über den Winter, in dem alle anderen Pflanzen abzusterben scheinen, grüne Blätter tragen, stehen sie auch für den Gedanken der Ewigkeit oder des ewigen Lebens nach dem Tode. Auch die winterliche Abdeckung des Grabes kann man als symbolische Handlung ansehen, mit der nicht nur die Dauerbepflanzung, sondern sozusagen auch der Verstorbene in seinem Grab vor den Unbilden des kalten Wetters geschützt wird.

Man kann einen Grabplatz auch mit ganz anderen Pflanzen ausschmücken, indem man zum Beispiel einen Rosenstrauch oder immer wiederkehrende Stauden und Blumenzwiebeln pflanzt. Auf dem schon erwähnten gemeinsamen Grab für Aids-Tote sah ich, daß Angehörige anscheinend die Kräutersammlung eines Verstorbenen auf sein Grab gepflanzt hatten. So duftete dort die Minze neben Rosmarin und Lavendel und erinnerte an den Toten. Genausogut kann man die eigenen oder die Lieblingsblumen des Verstorbenen aussuchen oder von Balkon, Fensterbrett oder Garten zum Grab hinübertragen.

Auf einem Dorffriedhof bei Köln haben die Bewohner mit Hilfe ihres Denkmalschützers die Pflanzenwelt wiederhergestellt, die früher auf Friedhöfen der Umgebung zu finden war. Auch dort fehlen duftende Kräuter und bunt blühende Stauden nicht. Sie geben diesem stillen Ort um die jahrhundertealte Kirche herum ein ganz eigenes Gepräge.

Man muß sich also nicht unbedingt der allgemein üblichen gärtnerischen Routine anpassen. Allerdings muß man bereit und auch imstande sein, die Grabstätte regelmäßig zu pflegen. Verwahrlost ein Grab – und auch diese kleinen Gärten überwuchern schnell mit allen möglichen Pflanzen -, kann der Nutzungsberechtigte zur angemessenen Instandsetzung aufgerufen werden. Die Verwaltung stellt meist ein entsprechendes Schild auf das Grab. Wird das Grab danach innerhalb einer bestimmten Frist nicht hergerichtet, kann es vom Träger auf Kosten des Grabbesitzers eingeebnet und eingesät werden.

Grabmale nach eigenem Entwurf

Man muß sich nicht an vorgefertigte Grabsteine und industriell hergestellten Massenware halten. Mit etwas mehr Aufwand – aber nicht Kosten- kann man zu einem ganz persönlichen Grabmal kommen:

Folgende Überlegungen können dabei helfen:

Welches Material paßt am besten zu meinem verstorbenen Angehörigen?

Naturstein, Holz und Schmiede- oder Gußeisen sowie Bronze sind am weitesten verbreitet. Aber man kann – je nach den Grabmalbestimmungen und den vorhandenen Möglichkeiten – auch Ton, Edelstahl, Kunststein (Zement u.ä.) oder Ziegelsteine verwenden. Kleinere Grabmale oder Schriftplatten für größere Grabmalformen kann man selbst aus Ton modellieren, trocknen und in einer Werkstatt brennen und eventuell auch glasieren lassen. Sie sind fast ebenso dauerhaft wie Grabmale aus Stein. Auch Holzkreuze oder Holzstelen, aufrecht stehende dicke Bretter, kann man selbst schnitzen oder zusammenbauen. Dauerhaftes Holz hält mit einem gut deckenden Anstrich, der regelmäßig aufgefrischt wird, außerordentlich lange. So kann man je nachdem, welches Material man wählt, ein Grabmal selbst bearbeiten oder einen Entwurf skizzieren und von einem Handwerker oder Künstler herstellen lassen.

Welche Inschrift soil auf dem Grabmal zu lesen sein?

Wie bei der Todesanzeige stehen meistens der Name und die Lebensdaten auf den Grabmalen. Man kann aber auch andere Inschriften wählen: Bibelstellen, das persönliche Motto oder einen Sinnspruch, der den Grabbesuchern Trost spendet und mit dem Verstorbenen eng verbunden ist.

 Soll das Grabmal weiteren Schmuck tragen?

Wie gesagt, kann man aus dem Material auch Darstellungen oder Symbole im Relief oder in Ritzzeichnung herausarbeiten lassen. Hier kommt es auf den Bezug zu dem Verstorbenen an. Vielleicht gehört ein ganz spezielles Symbol, ein Zeichen oder ein Bild zu dem Verstorbenen, oder man möchte das geliebte Antlitz auf dem Grabstein wiederfinden. Auf den meisten Friedhöfen in Deutschland scheint es allerdings nicht erlaubt zu sein, Fotos auf Grabmalen anzubringen. Deshalb muß man das Porträt aus dem Stein oder Holz herausarbeiten oder in Form eines Reliefs aufsetzen. Hat man ganz bestimmte Vorstellungen, so sollte man beim Friedhof nachfragen, ob eine Ausnahmegenehmigung möglich ist. Meist ist gegen eine gewisse Gebühr vieles erlaubt, was offiziell eigentlich nicht geht.

Bevor man einen Steinmetz, Stein- oder Holzbildhauer, einen Kunstschmied oder einen bildenden Künstler mit dem Entwurf und der Herstellung eines individuell gestalteten Grabmais beauftragt, sollte man sich Arbeitsproben zeigen lassen und im gemeinsamen Gespräch einen skizzenhaften Entwurf des Grabmales entwickeln. Hat man sich für einen bestimmten Bildhauer und eine Form entschieden, so läßt man sich am besten einen Kostenvoranschlag geben und legt den Auftrag schriftlich fest. Auch das Aussuchen und noch mehr die Gestaltung eines Grabmais nach eigenen Vorstellungen sind Trauerarbeit und rufen die Erinnerung an den Verstorbenen jedesmal von neuem wach. Die Aufstellung des fertigen Grabmales ist dann ein weiterer Schritt dahin, daß man die Endgültigkeit des Todes akzeptiert. Besonders wenn man den Namen seines Angehörigen mit seinen Lebensdaten auf dem Grabstein sieht, wird das Wissen um diese Endgültigkeit noch einmal sehr intensiv im Vordergrund stehen.

Barbara Leisner
Abschied nehmen

Die Barke – Bestattung und Begleitung in Frauenhänden

Liebe Mütter, liebe Eltern,

wenn Ihr kleines, so hoffnungsvoll erwartetes Kind viel zu früh geboren wurde, um leben zu können oder nach neun Monaten Schwangerschaft bei der Geburt stirbt, so ist das immer ein besonders schmerzvoller Schock und eine unfassbare Trauer…die_barke

Um überhaupt damit weiter leben zu können, brauchen Sie die Möglichkeit, auf Ihre ganz persönliche Weise Abschied nehmen zu können.

In dieser totalen Ausnahmesituation ist eine sehr gute Begleitung und jede nur mögliche Unterstützung notwendig.

Wer sind wir?

„Die Barke“ ist ein bundesweit mobiles Bestattungsunternehmen in Frauenhänden und wir begleiten Sie an jedem Ort in Deutschland.

Wir sind gut geschulte Begleiterinnen, die mit großem Einfühlungsvermögen Ihre unterschiedlichsten Bedürfnisse in dieser Zeit schnell erkennen und ohne Wertung respektieren, denn jeder Abschied ist so einzigartig, wie jedes Leben.

Sie haben ein Recht auf Zeit und Raum für diesen Abschied und für Ihre Trauer!

Mein Name ist Ajana Holz. Ich bin Mutter von zwei erwachsenen Kindern und wollte schon früh Geburtshebamme werden. Dann hat mich das Leben zur anderen Seite geführt: ich wurde eine „Hebamme“ für die Toten und gründete 1999 „Die Barke“, ein Bestattungsunternehmen in Frauenhänden.

Warum liegen mir die verstorbenen Kinder so am Herzen? Weil ich selbst Mutter bin, aber auch, weil ich eine betroffene Schwester bin: meine Mutter hat zweieinhalb Jahre nach mir meinen kleinen Bruder tot zur Welt gebracht. Zur damaligen Zeit gab es gar keine Unterstützung und er wurde ihr sofort nach der Geburt weggenommen. Sie weiß bis heute nicht, was danach mit ihm passiert ist und sie hatte fürchterliche Ängste, dass er zu medizinischen Zwecken benutzt oder einfach in den Abfall geschmissen wurde. Es wurde nie mit meinen Eltern darüber geredet, es gab keinerlei Raum für den Abschied, keinen Raum für den Schock und die Trauer meiner Eltern und, was bis heute sehr schmerzhaft ist: es gibt kein Grab. Es war, als hätte dieses kleine Menschenwesen nie existiert.

Bis heute ist es ein fast unverarbeitetes Trauma und ein großer Schmerz für meine Mutter und hat unsere ganze Familie stark beeinflusst. Ganz langsam und vorsichtig können wir jetzt darüber reden, nachdem ich meiner Mutter nun erzählen kann, wie ich mit meinen Mitarbeiterinnen Eltern und ihre so früh verstorbenen Kinder begleite.

Es ist für alle, für Mütter, Eltern, Geschwister, die ganze Familie und das verstorbene Kind wichtig, dass dieser Abschied Raum bekommt!

Daher ist es unser Herzensanliegen als Bestatterinnen und „Seelen-Hebammen“ ganz besonders den toten Kindern einen behüteten Raum für den Übergang zu geben, diese zarten Menschenwesen liebevoll zu begleiten und dem kurzen, immer tief berührenden Augenblick ihres Daseins in unserer Welt unsere Achtung zu erweisen.

Genauso liebevoll und einfühlsam begleiten wir Sie als Mütter, Eltern und Familien bei Ihrem schmerzlichen Abschied von Ihrem verstorbenen Kind, dem kleinen Geschwisterchen und dem Enkelkind…

Was machen wir?

Nach den ersten telefonischen Beratungen bringen wir Särgchen zur Auswahl und alles Notwendige für unsere Arbeit mit. Wie lange wir bleiben, wie viel wir für Sie tun sollen und was Sie selbst übernehmen wollen, können Sie nach unserer ausführlichen Beratung selbst entscheiden.

Wir sorgen dafür, dass Sie Zeit und einen geschützten Raum haben, um mit Ihrem Kind zu sein.

Wir begleiten Sie, wenn Sie Ihr verstorbenes Kind mit uns gemeinsam liebevoll versorgen wollen: z.B. das Kind kleiden oder in weiche Tücher hüllen , auf ein kleines Fell legen und es sanft in einen kleinen Sarg betten, ihm vielleicht noch etwas auf den Weg mitgeben, sei es ein Kuscheltier oder einen Abschiedsbrief oder ein anderes Zeichen Ihrer Liebe und Ihre guten Wünsche für seinen Weg wieder hinaus aus dieser Welt…

Als sichtbare Erinnerung an die Spuren, die dieses Kind in Ihrem Leben und für immer in Ihren Herzen hinterlässt, können wir, wenn Sie dies wünschen, Farbabdrücke von den kleinen Füßen und Händen Ihres Kindes nehmen oder Sie dabei begleiten, dies selbst zu tun.

 

Wir geben Anregungen, wie Sie die Zeit des Abschieds und die Bestattung selbst gestalten können und bringen Ihr totes Kind auf Wunsch auch nachhause, damit Sie, die Geschwister und Ihre ganze Familie Abschied im Schutz Ihres Zuhauses nehmen können.

Wir unterstützen Sie, wo immer Sie unsere Hilfe brauchen und geben Ihnen die Sicherheit, die Sie brauchen, um zu tun, was für Sie und Ihre Familie bei diesem Abschied wichtig und notwendig ist.

Hier ein paar Beispiele:

  • Fotos von Ihrem Kind machen
  • das kleine Särgchen bemalen, was auch Geschwister tun können
  • Väter (o.a. Angehörige) können das Särgchen, die „letzte Wiege“ für das Kind, selbst bauen
  • Kinderlieder oder Wiegenlieder bei der Beerdigung singen
  • beten, an was auch immer Sie glauben
  • gemeinsam ein kleines Abschiedsritual entwerfen
  • Wiesenblumen oder Kräuter in und auf den kleinen Sarg
  • Bunte Windräder am Grab aufstellen
  • Luftballons fliegen lassen
  • Freunde, Freundinnen oder Kinder spielen auf Instrumenten
  • Abschiedsbriefe, von den Eltern für ihr Kind geschrieben, von FreundInnen bei der Beerdigung vorgelesen oder in den Sarg/ins Grab mitgegeben
  • die Eltern lassen den Sarg mit ihrem Kind selbst ins Grab und sie begraben mit bereitgestellten Schaufeln ihr Kind auch selbst – eine oft sehr wichtige Handlung, die von Familie und FreundInnen unterstützt werden kann, Kinder können hier ebenfalls einbezogen werden, kleine Schaufeln können mitgebracht werden…

Meistens sind es nur wenige Dinge, die eine Familie braucht, um Abschied zu nehmen. Oft wollen Eltern hier ganz privat im engsten Kreis sein können. Wichtig ist, dass Sie genug Raum, Zeit und liebevolle Menschen an Ihrer Seite haben und kompetente Beratung bekommen, um zu tun, was für Sie stimmt, denn niemand weiß das besser als Sie selbst! Begleitung bedeutet aber auch, Sie sanft an der Hand zu nehmen, wenn Sie zuviel Angst haben, um einen für den Abschied wichtigen Schritt gehen zu können, wie die Hebamme, die Sie sanft, aber bestimmt durch die Geburt leitet. Das Abschiednehmen muss bestärkt und ermutigt werden. Leider haben noch immer so viele Menschen große Angst davor, weil wir hier schon seit Generationen nicht mehr gut begleitet wurden…

Was kostet das?

Die Kosten für unsere Anfahrt, das kleine Särgchen, unsere liebevolle Begleitung und kompetente Beratung, die gesamte Organisation der Bestattung, der Formalitäten u. v. m. liegen so niedrig, wie möglich, im Durchschnitt bei ca. 850,– €. Wir geben Ihnen gerne jederzeit eine detaillierte Kostenberechnung und beraten Sie in diesem Rahmen über Ihre Rechte und Möglichkeiten, z.B. bei der Bestattung von Frühgeborenen unter 500 Gramm Gewicht, die nicht auf dem Friedhof bestattet werden müssen, aber oft dort bestattet werden dürfen. Das besprechen wir gerne mit Ihnen und dem Friedhof Ihrer Wahl und mit Hilfe unserer Erfahrung sorgen wir dafür, dass Ihre Wünsche weitestgehend erfüllt werden.

Eine Geschichte über einen Abschied von einem kleinen, bei seiner Geburt gestorbenen Mädchen

Ich werde nun eine Geschichte erzählen und Sie bitten, sich dabei daran zu erinnern, dass jede Bestattung ohne jede Wertung anders und einzigartig ist:

Wir hatten das kleine Mädchen im Krankenhaus sanft in einen „Sternenhimmel“-Sarg gebettet und vom Krankenhaus zu den Eltern nachhause gebracht. Dort blieb es bis zu seiner Beerdigung. In dieser Zeit hatten die Eltern einen sehr geschützten Raum für ihre Trauer, die Mutter konnte immer wieder laut um ihr Kind weinen, beide konnten ihrer Trauer ungestört Ausdruck geben. Sie haben ihr Kind auf ein Fell gebettet und von seinen kleinen Füßen und Händen farbige Abdrücke gemacht, woraus später eine wunderschöne selbstgestaltete Trauerkarte entstand. Die Eltern konnten gemeinsam mit Familie und FreundInnen die Trauerfeier und die Beerdigung in Ruhe planen. Es wurde eine sehr schöne Trauerfeier, die am kleinen Grab auf dem Friedhof stattfand. Vor der Trauerfeier gab es in einem kleinen Friedhofsraum, den ich mit Tüchern, Kerzen und Blumen schmückte, eine offene Aufbahrung. Um diese offene Aufbahrung musste ich sehr mit den Friedhofsaufsehern kämpfen und stieß zuerst auf heftigsten Widerstand und große Angst beim bloßen Gedanken an die offene Aufbahrung eines neugeborenen Kindes. Als Bestatterin begegne ich Friedhofsaufsehern mit Respekt für ihre ehrenvolle und wichtige Aufgabe und gewinne sie in der Regel immer dazu, den Abschiednehmenden diese letzten Wünsche zu erfüllen.. Als die 40 Trauergäste, die z.T. weit gereist waren, in einer langen Reihe das kleine Mädchen dann noch einmal sehen durften, breitete sich in den Friedhofsräumen eine sehr starke, stille und friedliche Atmosphäre aus und am Schluss nahm selbst das gesamte Friedhofspersonal sehr berührt am offenen Sarg Abschied.

Bei der sehr bewegenden Feier haben mehrere Menschen kleine Reden gehalten oder Gedichte vorgetragen, die Abschiedsbriefe beider Eltern wurden vorgelesen, ein kleiner Chor sang leise Gospels, besonders schön ist mir in Erinnerung: „Swing low, sweet chariot“…

Ausnahmslos alle, die etwas gesagt haben, auch die Eltern, haben sich bei diesem kleinen Mädchen dafür bedankt, dass sie ihnen gezeigt hat, dass Tod und Leben, Geburt und Sterben zusammengehören.

Und dann, als der Vater mit Hilfe von Freunden den kleinen Sarg behutsam ins Grab hinein ließ, nach einem Moment der Stille, ging die Mutter zum Grab, kniete sich nieder und mit ihren bloßen Händen begann sie, ihre kleine Tochter selbst zu begraben. Es war ein solch bewegender Augenblick, das alle zuerst ganz erstarrt standen (und ich die Friedhofsaufseher leise zurückhalten musste, die das Grabschließen als reine Friedhofsangelegenheit ansehen). Dann sah sie sich um und nickte ohne ein Wort ihrem Mann und ihren FreundInnen zu. Sofort knieten sich mehrere an ihre Seite und so begrub sie mit ihnen ihr Kind, bis ein kleiner Grabhügel entstand, auf den sie gemeinsam das Namensschild und die Blumen legten, rote Rosenblätter, Margeritenblüten, Rittersporn, Frauenmantel und Schafsgarbe. Die beiden Geburtshebammen steckten noch zwei Windräder in die Erde. Danach stand die Mutter auf und ging sehr aufrecht und allein davon, in ihrem strahlend gelben Sommerkleid, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen. Viele weinten still.

Ich weinte auch – vor Freude darüber, dass die Eltern dies alles tun konnten.

Warum machen wir das?

Manche Krankenhäuser bieten mittlerweile kostenlose Gemeinschaftsbestattungen von Frühgeborenen auf einem Friedhofsfeld an. Dazu werden z.B. die Kleinen die innerhalb eines Jahres in diesem Krankenhaus sterben, in einer Tiefkühltruhe „gesammelt“ und zu einem bestimmten Zeitpunkt am Ende des Jahres alle miteinander eingeäschert (je nach Krankenhaus und Friedhof unterschiedlich). Diese Asche wird dann bestattet. Unsere Aufgabe besteht hier darin, alle Möglichkeiten vor Ort zu erfragen, z.B. auch ob das Grab als solches zu erkennen ist, wie es aussieht, wie lange dieses Grab erhalten bleibt, und Sie genau darüber zu informieren.

Tröstlich kann daran sein, dass die Kleinen gemeinsam mit anderen kleinen „Sternenkindern“ bestattet werden, und es ist immerhin schon viel besser, als diese kleinen Wesen im Krankenhausabfall zu entsorgen, was sonst leider tatsächlich passiert. Die unter Umständen lange Zeit in der Tiefkühltruhe (und überhaupt die Tatsache, dass die Kleinen in eine solche Kälte müssen, wie lange auch immer!) gefällt mir und vielen Eltern allerdings nicht und es ist daher nicht für alle Eltern eine Form der Bestattung ihres Kindes, mit der sie gut leben können. Hier haben die Friedhöfe noch keine wirklich zufriedenstellenden Lösungen gefunden. Warum werden hier z.B. nicht einfach kostenfreie einzelne kleine Erdgräber für Frühchen und „Stillgeborene“ angeboten? Grundsätzlich wäre hier anstatt merkwürdiger Vorschriften mehr Menschlichkeit angebracht!!

Es muss also immer im Einzelfall gemeinsam gut überlegt werden: „Welche Möglichkeit stimmt für uns und unser Kind?“

Für eine Mutter war es z.B. ganz besonders wichtig, die Asche ihrer verstorbenen kleinen Tochter erst einmal für unbestimmte Zeit zuhause zu behalten und sie nicht gleich zu beerdigen. Auch das können wir möglich machen.

Verstorbene Kinder zu begleiten ist bei aller Traurigkeit auch ein ganz besonderes Geschenk – für uns und für die abschiednehmenden Lebenden, die in ihrer großen schmerzvollen Trauer diese unwiederbringliche Zeit mit ihren toten Kindern auch als einen großen Trost empfinden.

Unsere Erfahrung zeigt immer wieder: ein liebevoll begleiteter Kontakt mit diesen „stillgeborenen“ oder kurz nach der Geburt verstorbenen Kindern ist sehr heilsam, macht unsere Leben reicher und das Weiterleben mit der Trauer möglich.

So bekommen verstorbene Kinder einen Platz im Herzen ihrer Eltern, in ihrer Familie und, was für die meisten Mütter und Eltern sehr wichtig ist, einen Grabplatz – ebenfalls eine wirkliche und sichtbare Erinnerung an dieses Kind, das in ihr Leben kam und es gleich wieder verließ…

Eine kleine Schwester sagte einmal beim Tod ihres Geschwisterchens: „Wir haben jetzt einen Engel in unserer Familie!“

Kinder, auch die noch sehr kleinen, können viel besser mit dem Tod eines Geschwisterchens umgehen, wenn sie einbezogen werden und mit ihnen darüber gesprochen wird. Wir unterstützen es immer, dass auch die kleinen Geschwister das tote Kind, das schließlich zu ihrer Familie gehört, sehen und berühren dürfen, ihm z.B. auch etwas in das Särgchen mitgeben und alle Fragen stellen können, die Kinder zum Tod haben.

Eine Großmutter sagte uns bei einer Hausaufbahrung dazu: „Meine kleine vierjährige Enkelin hat mit ihren Fragen zum Tod ihres Geschwisterchens alle Fragen gestellt, die ich mich selbst nicht zu fragen traute.“

Wir Erwachsene können sehr viel vom unbefangenen und natürlichen Umgang vor allem der kleineren Kinder mit dem Tod lernen. Denn auch wir wissen nicht wirklich, was dieses geheimnisvolle Wunder von Leben und Tod, Geburt und Sterben bedeutet:

warum müssen so kleine Kinder sterben? Warum sieht das Kind so wunderschön und so lebendig aus und atmet nicht mehr, trinkt nicht und bewegt sich nicht? Wohin geht es jetzt und wie sieht es dort aus?….

Ein selbst bestimmter und einfühlsam begleiteter Abschied ist notwendig, damit die Familie gut mit dem Tod eines Kindes weiterleben und miteinander sein kann. Erst dadurch können alle das tote Kind liebevoll gehen lassen und ihm von Herzen eine gute Reise, wohin auch immer, wünschen!

Kinder, die hierher kamen, um sogleich wieder aus diesem Leben zu gehen, sind wie kleine Engel, die bedingungslose Liebe in unseren Herzen hinterlassen und unser Leben mit dem großen Geheimnis der Verbindung von Geburt und Tod berühren. Sie zeigen uns, dass Leben und Tod zusammen gehören. Und sie zeigen uns, zu welcher Kraft und Liebe Eltern fähig sein können, diese geliebten und hoffnungsvoll erwarteten Kinder mit ihrer Liebe zu begleiten und sie so früh wieder gehen zu lassen.

Als Mutter und Bestatterin habe ich die größte Hochachtung vor diesen Eltern!

Ihr Barke-Team
Ajana Holz und Mitarbeiterinnen
Die Barke – Bestattung & Begleitung in Frauenhänden
Hardtstr. 31 – 74523 Schwäbisch Hall
Tel.: 0 79 77 / 911 874
Tel.: 0700 / 361 797 33 (12 c/m)
www.die-barke.de info@die-barke.de

Bestattungskultur im Wandel

InesBauschkekl
Ines Bauschke

aus dem Gemeindebrief der St. Paulus Gemeinde Buchholz i.d.N.
Oktober/November 2004

Die Erwartungen an eine Bestattung wandeln sich. Vor allem das in Nordrhein-Westfalen im Juni 2003 neu verabschiedete Bestattungsgesetz hat eine Fülle von Diskussionen und Veröffentlichungen zur Folge gehabt. Nordrhein-Westfalen hatte  als erstes deutsches Bundesland die Sargpflicht aufgehoben. Die Evangelische Kirche  in Deutschland (EKD) hat als Reaktion ein Diskussionspapier mit dem Titel „Herausforderungen evangelischer Bestattungskultur“ veröffentlicht. Auch der Lüneburger   Superintendent Hans-Hermann Jantzen machte in diesem Jahr das Thema „Bestattungskultur im Wandel“ zum Schwerpunktthema seiner Reise durch seinen Sprengel.

Der kirchliche Auftrag, die Toten zu bestatten, sei nicht an eine bestimmte Bestattungsform gebunden, sofern die Toten an einem öffentlich zugänglichen und gekennzeichneten Ort beerdigt würden, erläutert Jantzen in einem Interview mit der Evangelischen Zeitung. Auch das  Diskussionspapier der EKD konstatiert, dass sich aus der Bibel keine bestimmte Begräbnisform zwingend ableiten lasse. Wichtig an einer christlichen Bestattung sei, die Totenwürde zu achten und zu wahren. Darüber hinaus sei zu erkennen, daß die zunehmende Individualisierung sich auch auf die Friedhofskultur auswirke: „Es gibt eine zunehmende Enttabuisierung und Entkrampfung der Gesellschaft im Umgang mit dem Tod. Immer mehr Menschen wollen eine ganzheitliche Begleitung des Sterbens. Alte Formen wie Aufbahrung und Aussegnung, gemeinsames Waschen und Bekleiden der Leiche sind zunehmend erwünscht.“ Das Diskussionspapier ermutigt die Kirchen, die Wünsche von Hinterbliebenen positiv aufzunehmen, wenn diese an der Gestaltung der Trauerfeier mitwirken und sie nach ihren Bedürfnissen mitgestalten möchten.

Gleichzeitig äußert sich das EKD-Papier kritisch gegenüber der zunehmenden Zahl anonymer Beerdigungen: „Je stärker sich die demographische Entwicklung in Richtung Vergreisung verschiebt und je kräftiger die Individualisierung die Einpersonenhaushalte fördert, desto häufiger enden Menschen in der ‚anonymen Trinität des Alters‘: einsames Leben, sang- und klang- loses Sterben und unkenntliches Grab.“

Einerseits seien anonyme Beerdigungen besonders kostengünstig, weil sie keine Grabpflege nötig machten; andererseits wollten alte Menschen den Jungen keine Last sein und ihnen keine Grabpflegeverpflichtungen auferlegen. Allerdings sei es seelsorgerlich und psychologisch nachgewiesen, daß Hinterbliebene, die einer anonymen Beerdigung zugestimmt hätten, später erhebliche Probleme mit der ‚Ortlosigkeit der Trauer‘ bekämen. Ein konkreter Erinnerungsort, ein Grabstein habe für viele Menschen helfende Bedeutung. Vorsichtig positiv äußert sich das Diskussionspapier auch gegenüber der Friedwald-Konzeption, nach der die Urne eines Verstorbenen unter einem Baum in einem solchen Friedwald beerdigt werden könne – solange die Bäume öffentlich zugänglich und durch eine Namensplakette identifizierbar seien. Eine prinzipielle Unvereinbarkeit zwischen christlichen Einsichten über die Würde des Menschen im Tod und einer Bestattungsform im Friedwald erkennt die EKD-Studie nicht. Auch Hans-Hermann Jantzen gibt zu, daß sich die Kirchen und die Friedwald GmbH, die demnächst in Bispingen einen Friedwald einrichten will, nach anfänglichem Misstrauen angenähert haben. An der Attraktivität dieser neu eingerichteten Friedwälder zeige sich, daß die weithin übliche strenge Reglementierung der Gestaltungsrichtlinien auf den Friedhöfen überwunden werden müsse. Auch auf ihren Friedhöfen müsse die Kirche mehr „Kundenfreundlichkeit“ zeigen, um auf dem „Markt“ zu bestehen, so der Landessuperintendent.

© Pastorin Ines Bauschke,
St. Paulus Gemeinde Buchholz i.d.N

Sarg, Sargausstattung und Einkleidung des Verstorbenen

Hat man sich für die Bestattungsart entschieden, so muß man einen Sarg auswählen, in Auftrag geben oder selbst bauen. Jeder Verstorbene muß in einem Sarg bestattet werden.

Es ist also fast unumgänglich, bei einem Tischler, einem Bestatter oder einem Sarglieferanten einen AbschiednehmenSarg zu bestellen. Manche Menschen sorgen allerdings auch hier schon vor: Sie lassen sich ihren Sarg zu Lebzeiten anfertigen oder entwerfen und bauen ihn sogar selbst.

Generell gibt es keine festen Regeln, wie ein Sarg aussehen muß Es genügt also eine stabile Holzkiste, die groß genug ist, um einen Menschen aufzunehmen. Allerdings können in den einzelnen Bestattungsverordnungen die Maße so festgeschrieben sein, daß für Übergrößen höhere Bestattungsgebühren zu zahlen sind. Außerdem müssen Särge für die Erdbestattung aus verweslichem Material, also aus Naturholz gefertigt sein. Für die Feuerbestattung sind oft auch Särge aus Zinkblech zugelassen. Andere Materialien sind unüblich und bedürfen der Genehmigung durch den Friedhof. Särge müssen immer fest und gut abgedichtet sein, so daß jedes Durchsickern von Feuchtigkeit oder Durchdringen von Gerüchen bis zur Bestattung verhindert wird.

Die Träger der Bestattungsanlagen können außerdem Vorschriften erlassen, nach denen Särge und Sargausstattungen auch bestimmten ökologischen Standards entsprechen müssen. Besonders für die Feuerbestattung gibt es inzwischen mancherorts Auflagen: Dann dürfen zum Beispiel nur solche Materialien verwendet werden, bei denen »übermäßige Rauch- und Rußentwicklung, Geruchsbelästigungen sowie Gefahren für das Personal oder Beschädigungen der Feuerbestattungsanlage nicht zu befürchten sind (Bestattungsgesetz Baden-Württemberg, § 19; zitiert nach Gaedke, S. 372).

Wenn man sich hier nicht auf das Angebot der Bestattungsinstitute verlassen möchte, sondern eigene Vorstellungen verwirklichen will, so sollte man sich vorher auf jeden Fall bei dem zuständigen Friedhofsamt nach solchen Vorschriften erkundigen.

Die Bestattungsunternehmen haben meist eine Reihe von Särgen auf Lager oder zeigen Kataloge vor, nach denen sie bei einer Sargfabrik bestellt werden. Diese Fabriken halten sich an festgelegte Gütebedingungen für Vollholzsärge, für die es ein eigenes Warenzeichen gibt. Die Auswahl bei den Bestattern reicht vom schlichten Kiefernholzsarg ohne jegliche Oberflächenbehandlung bis zum kostbaren Prunksarg aus Mahagoni oder anderen edlen Hölzern. Neuerdings haben die Fabriken auch farbige »Designersärge« in ihr Programm aufgenommen.

Wenn man mit allen diesen Modellen nicht einverstanden ist, aber keinen neuen Sarg in Auftrag geben will, kann man auch mit einer farbigen Bemalung das Aussehen des Sarges verändern. Bei einer Bestatterin in Berlin konnten zum Beispiel die beiden kleinen Enkelinnen nach dem Tod der Großmutter den Sarg bemalen. Dieser – zugegebenermaßen sehr ungewöhnliche – Sarg wurde zu einem ganz persönlichen Kunstwerk mit zwei unterschiedlichen bunten Ansichtsseiten.

Zu einem Sarg gehört nach Ansicht der Bestatter weiteres Zubehör: Beim Sargbeschlag bandelt es sich um Sarggriffe mit sogenannten Griffrosetten und um Splinte oder Schrauben zum Verschließen des Deckels. Außerdem können noch Sargfüße hinzukommen-

Auch den Sargbeschlag gibt es wiederum in den unterschiedlichsten Formen, Größen und Preisklassen. Solches – zum Teil teures – Zubehör aus Metall wird, wie oben erwähnt, vor einer Kremation wieder vom Sarg abmontiert und zum Altmetall gegeben, weil sonst störende Rückstände in den Öfen übrig bleiben. Manchmal wird von Bestattern im Beratungsgespräch die besondere Stabilität eines Sarges betont. Seine Ecken sind dann noch zusätzlich verstärkt, damit der Sargdeckel den Erddruck besonders gut aushält. Für viele ist es ein schrecklicher und fast unerträglicher Gedanke, daß der Körper ihres Verstorbenen bald in einem Holzkasten unter der schweren Last der Erde liegt, die diesen Kasten über kurz oder lang unter sich zusammendrücken wird. Trotzdem, genau das ist der Lauf der Dinge. Auch ein besonders stabiler Sarg kann die Verwesung nicht aufhalten, und auch das härteste Holz ist der Vergänglichkeit unterworfen. Jeder Sarg aber, egal wie stabil er gebaut ist, hält für eine gewisse Zeit dem Erddruck stand und bricht erst dann in sich zusammen, wenn der Körper schon lange vergangen ist. Innen muß der Sarg mit einer verrottbaren Folie abgedichtet sein.

Der Sargboden soil mit einer fünf bis zehn Zentimeter dicken Schicht aus aufsaugenden Materialien aufgefüllt sein. Diese Schicht kann aus Sägemehl, Reißwolle, Torfmull, Rindenmulch oder Holzkohlestaub bestehen. Will man sichergehen, so sollte man sich aber bei einer Feuerbestattung unbedingt vorher beim jeweiligen Krematorium erkundigen, welche Materialien erlaubt sind. Viele Krematorien kontrollieren aufgrund der verschärften Abgasbestimmungen inzwischen genau, was sie verbrennen.

Aus ästhetischen Gründen wird über der saugfähigen Schicht eine Sargauskleidung angebracht. Auch dafür gibt es wieder viele Möglichkeiten: Ein ganzer Industriezweig stellt die sogenannte Bestattungswäsche her. Das sind Laken und Deckengarnituren, zum  Beispiel Oberdecken und Kissen mit Steppung, Kurbelstickarbeiten und Raschelspitze; Bestattungskleider, also mehr oder weniger schlichte Hemden, die Talare genannt werden, sowie Strümpfe und Socken. Auch hier gibt es wieder ein Gütesiegel. Allerdings ist es – wie erwähnt – durchaus möglich, seinem Verstorbenen die eigenen Kleider oder ein eigenes Nachthemd anzuziehen. Genauso gut kann man ihm natürlich das eigene Kissen unter den Kopf legen und die eigene Bettwäsche zum Unterlegen und Zudecken verwenden, sofern alles aus natürlichen Fasern besteht. Bevor man sich auf bestimmte Modelle festlegt, sollte man also ruhig noch einmal überlegen, welcher Sarg, welche Sargausstattung und welche Kleidung der Persönlichkeit des Verstorbenen am ehesten entspricht. Auch hier gilt wieder: Man muß sich nicht sofort entscheiden. Man kann Angehörige oder Freunde zur Beratung hinzuziehen. Man kann auch den Bestatter um ein zweites Gespräch bitten und sich dadurch Bedenkzeit nehmen.

Ich persönlich glaube, daß man dabei zum Beispiel durch einen besonders prunkvollen Sarg und teure Wäsche seinem Angehörigen nach dem Tod nichts Gutes mehr tun kann. Für mich liegt das, was ich für meine Verstorbenen tun kann, nicht mehr im Materiellen, sondern nur noch im seelischen Bereich. Alles andere kann nur für lebendige Menschen Bedeutung haben. So gilt meiner Meinung nach die Ausstattung des Begräbnisses eigentlich nicht mehr dem Toten, sondern bezieht sich hauptsächlich auf die Lebenden, seien es nun Hinterbliebene, Freunde oder die Nachbarschaft. Ihnen und dem Bestatter kann ich zwar durch die Wahl besonders aufwendiger Ausstattungsstücke zu beweisen versuchen, wie groß meine Liebe war. Doch den Verstorbenen und mich selbst täusche ich nicht: Vor ihm und dem eigenen Gefühl hat nur das \ Bestand, was aus der Zuneigung und dem Wissen umeinander und l um die Wünsche des anderen entspringt. Deshalb kann manchmal der kleinere Sargschmuck oder das schlichtere Laken der Persönlichkeit des Verstorbenen viel mehr entsprechen als ein üppiger Blumenschmuck oder reichverziertes Kissen, das nach außen mehr »hermacht«.

Barbara Leisner
Abschied nehmen

Abschied nehmen

TrauerfallStirbt jemand, so begreifen wir die Nachricht von seinem Tod verstandesmäßig zwar schnell. Aber unser Herz, unsere Gefühle können sich nicht so rasch damit abfinden. Für die Hinterbliebenen ist es deshalb wichtig, angemessen Abschied von dem verstorbenen Menschen zu nehmen, um so den Tod besser akzeptieren zu können.

Dem Toten nahe sein

Was muss ich tun? Wen muss ich benachrichtigen? Worum muss ich mich kümmern? Solche Fragen füllen häufig die ersten Stunden und Tage, nachdem ein Nahestehender verstorben ist. Es bleibt kaum Zeit, sich um sich selbst und seine eigenen Gefühle zu kümmern. Dabei sind Sie durch diese Situation meist mehr erschüttert und durcheinander, als dies jedes andere Ereignis verursachen könnte. Dabei ist es wichtig, mit dem Tod bewusst umzugehen. Schließlich muss man mit diesem Tod künftig leben.

Aufbahren

Um wirklich Abschied nehmen zu können, ist es für die meisten Menschen wichtig, die tote Person in ihrer Nähe zu haben – sie noch einmal greifbar zu erleben. Dies ist schon seit vielen Jahrhunderten bekannt. Deshalb gehört die Aufbahrung von Toten auch zu den uralten Bestattungsriten. So können Sie mit dem Verstorbene noch einmal reden, ihm Dinge sagen, die für Sie wichtig sind, ihn anfassen, streicheln, bei ihm weinen – ihren Gefühlen freien Laut lassen.

Wo aufbahren?

Den Ort der Aufbahrung können Sie prinzipiell selbst bestimmen. Häufig wird hierfür der Abschiedsraum des Bestattungsunternehmens gewählt. Sie bekommen dann für diesen Raum einen Schlüssel und können jederzeit zu dem Verstorbene oder können andere Trauernde dorthin begleiten.

Der Tote kann aber auch in seinem Haus oder in seiner Wohnung aufgebahrt werden. Dies ist zum Beispiel sinnvoll, wenn jemand zu Hause gestorben ist. Im eigenen Heim darf der Tote allerdings nur bis zu 36. Stunden aufgebahrt bleiben, dann muss er in eine Totenhalle des Friedhofs beziehungsweise Krematoriums überführt werden. Diese Frist gilt auch für Verstorbene, die in einem Krankenhaus aufgebahrt wurden. Bis zur Bestattungszeremonie wird der Verstorbene dann in der Totenhalle aufgebahrt.

Öffentlich oder privat?

Sie können bestimmen die aufgebahrte Person in einem offenen oder in einem geschlossenen Sarg liegt. Letzteres ist zu empfehlen, wenn der Leichnam zum Beispiel durch Verletzungen stark entstellt oder verzerrt wirkt. Ebenso können Sie wählen, ob die Öffentlichkeit zum Aufbahrungsraum Zutritt hat oder nicht.

Nicht alleine fühlen

Nutzen Sie die Zeit, die Ihnen mit aufgebahrten Menschen noch bleibt. Es ist die letzte Gelegenheit, ihn zu sehen und sich von ihm zu verabschieden.

Sorgen Sie deshalb im Aufbahrungsraum für eine warme Atmosphäre. Bitten Sie Freunde und Nachbarn hinzu. Vielleicht können Sie gemeinsam beten oder singen und Erinnerungen austauschen. Dies wird allen helfen und keiner muss sich alleine fühlen in seinem Schmerz über den Verlust.

Hans Schilder
Was tun im Trauerfall

Näheres über die Bestattung

Sobald wir eine Bindung zu unserem Kind empfinden, ist es ganz natürlich, dass wir es, auch wenn es nicht lebend zur Welt kam, im Todesfall mit Ehrfurcht und Würde behandelt wissen wollen. Für Eltern, die ihr Kind kennen lernen konnten, wird es oft selbstverständlich, es bestatten zu lassen. Ein Vater, der anfangs gar nicht sicher war, ob er sich einlassen wollte, sagte danach:GuteHoffnung

Es ist jetzt gar keine Frage mehr, dass ich mein Kind sehen musste, und es ist gar keine Frage, dass es beerdigt werden muss.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Bestattung, so schwer sie auch empfunden werden mag, die meisten Betroffenen in ihrer Trauerarbeit weiterbringt. Das Begräbnis ist wie ein Meilenstein auf dem Trauerweg. Für die meisten Menschen ist es tröstlich zu wissen, wo ihr Kind begraben ist. Es ist gut, einen Platz zu haben, wo sie ihre Trauer hintragen können.

Ich musste schon allen Mut zusammennehmen, um zu sagen, dass ich mir wünsche, dass unser winziges Kind beerdigt wird. Auf mein wiederholtes Fragen wurde mir gesagt, dass ein Baby unter 500 Gramm nicht beerdigt werden könne. Es sei ein »Abortabfallprodukt«, und ich habe keine Verfügungsgewalt darüber. Erst später erfuhr ich, dass es nicht stimmt. Es muss nicht, kann aber beerdigt werden. Als ich dies erfuhr, war es jedoch dafür zu spät. Ich habe lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Immer wieder hat es an mir genagt, haben mich die Gedanken verfolgt: Was ist jetzt mit meinem Kind? Wo ist es jetzt? Und so ganz schlimm der Gedanke, es ist vielleicht irgendwo im Abfalleimer gelandet.

Viele Eltern, mit denen ich sprach, hatten ähnliche Befürchtungen. Eine würdevolle Behandlung ihres Kindes war ihnen ganz wichtig. Ein Paar setzte sogar durch eine einstweilige Verfügung des Regierungspräsidenten die Bestattung seines Babys durch. Wo eine Beerdigung entgegen des eigenen Wunsches nicht möglich war, hinterließ dies oft für lange Zeit eine offene Wunde. –

Je mehr wir das Begräbnis oder die Trauerfeier mitgestalten, desto bedeutungsvoller und somit hilfreicher sind sie auf unserem Weg. Manchmal wollen uns wohlmeinende Menschen hier »schützen«, indem sie anbieten, »diese Dinge« für uns zu erledigen. Doch wenn wir unsere Entscheidung getroffen haben, sollten wir uns nicht beirren lassen und so viel wie möglich selbst tun.

Eine Schwägerin versuchte mir einzureden, ich solle mich doch nicht auch noch mit der Beerdigung belasten, sie würden mir das gerne abnehmen. Aber für mich war es ganz wichtig, dabei zu sein und zu helfen, die Feier mitzugestalten. Es war der letzte Liebesdienst, den ich meinem kleinen Engel erbringen konnte, und mein ganz bewusster Abschied von ihm.

Es kann für eine Mutter bedeutungsvoll sein, ihr Kind selbst in seinen Sarg zu legen. In dem australischen Film Auch Babys sterben, ließ die Mutter der kleinen Cosma ihr verstorbenes Kind mehre Tage hintereinander bringen und lernte ihr Baby wirklich kennen in der Gegenwart seiner drei kleinen Geschwister. Am Ende bettete sie Cosma persönlich auf einem weichen Lammfell in den kleinen weißen Sarg im Beisein ihrer eigenen Mutter und des fürsorglichen Trauerteams.

Wenn Dinge so geschehen, wie sie unserem tiefsten Inneren entsprechen, dann gibt es vielleicht selbst in der schlimmsten Situation unseres bisherigen Lebens so etwas wie ein »Gut«. Sich dafür einzusetzen ist lohnenswert.

Bestattungsmöglichkeiten

Es besteht die Möglichkeit, ein Reihengrab oder ein Privatgrab für eine bestimmte Zeit zu kaufen oder ein Baby im Familiengrab zu bestatten. Auf manchen Friedhöfen gibt es Kinderreihengräber, mancherorts, wie z.B. auf dem Katholischen Friedhof Augsburg, sogar ein liebevoll angelegtes Grabfeld für nicht bestattungspflichtige Kinder. Auf Wunsch der Eltern erledigen Bestattungsunternehmen alle behördlichen und kirchlichen Formalitäten und besorgen eine Grabstätte, es sei denn, sie wollen diese lieber selber aussuchen. Bestatter handeln auch eigenständig, wenn Menschen, aus welchen Gründen auch immer, sich an den Entscheidungen nicht beteiligen können. Doch wo immer möglich sollten Eltern in das Ritual einer Beerdigung einbezogen und ihre Eigeninitiative gefördert werden. Dies hat sich für die Trauerverarbeitung als positiv erwiesen.

Kosten für eine Bestattung

Angesichts des Todes eines Kindes mag es banal wirken, über die Kosten einer Bestattung zu sprechen. Doch ist es vorgekommen, dass die Erfüllung von Herzenswünschen der Eltern an ihrer Scheu scheiterten, materielle Dinge anzusprechen.

Als unser Kind tot geboren wurde, waren wir in einer finanziellen Notlage. Ich hatte es gerne bestatten lassen, fürchtete aber, dass eine Beerdigung zu teuer sein wurde. Da ich mich schämte, nach den Kosten zu fragen, überließen wir die Abwicklung schließlich der Krankenhausroutine.

Je nach Art des Begräbnisses und der Region betragen die Kosten einer Beerdigung für ein tot geborenes Baby zwischen DM 500,— und 2.500,— (inkl. Grabstätte). Es spielt eine große Rolle, ob man auf dem Land oder in der Stadt wohnt, und natürlich gibt es Preisunterschiede von Unternehmen zu Unternehmen. Lobenswerterweise werden die Kosten für Kinderreihengräber mancherorts von den Gemeinden oder der Kirche getragen, und ein mir bekannter Bestatter beerdigt Kleinstbabys sogar kostenlos.

Mit wachsendem Bewusstsein auch von Seiten der Kommunalpolitiker für die besondere Situation verwaister Eltern bleibt zu hoffen, dass in Zukunft Elternfreundliche Änderungen von Friedhofssatzungen erwirkt werden. Leider hat die Gesundheitsreform Eltern von Totgeborenen und – nach der Geburt sterbenden Kindern benachteiligt: Das Sterbegeld, das : zuvor einen Teil der Begräbnisausgaben deckte, wurde ersatzlos gestrichen. In Notfällen übernimmt das Sozialamt auf Antrag die Kosten für das Begräbnis.

Wenn ein eigenes Grab nicht gewünscht oder möglich ist

Eine Bestattung mit Grab zu haben entspricht nicht den Wünschen und Grundeinstellungen aller Menschen. Manche würden z.B. liebe die Asche ihres Kindes an einem Ort der Schönheit verteilt wissen. . Dies ist laut unserer Gesetzgebung leider nicht möglich, außer auf See oder im Ausland. Etliche Menschen wollen, zumindest zunächst einmal, kein eigenes Grab. Manche Eltern übergeben ihr totes Kind für Forschungszwecke der Pathologie, die sich dann um ein Begräbnis kümmert. Mancherorts gibt es zentrale Gräber für Totgeborene. Auf den . Friedhöfen einiger größerer Städte können tote Babys auf Wunsch im einem anonymen Grabfeld beerdigt werden.

Vom kirchlichen Krankenhaus, in dem ich in den USA arbeitete wurde ein Teil des Krankenhausparks zur Bestattung fehlgeborener Kinder freigegeben. Bei der Einweihungsfeier wurde ein Stein aufgestellt zum Gedenken an alle Kinder, die einen unzeitigen Tod erlitten haben. (Sr. Jane Marie)

Das anonyme Beilegen eines Babys im Grab eines unbekannten gerade zu beerdigenden Verstorbenen, wie es jahrzehntelang praktiziert wurde ist, soweit ich das in Erfahrung bringen konnte, nicht mehr zulässig und zumindest für die Trauerverarbeitung auch nicht wünschenswert. Kleine Babys können aber dem Grab eines geliebten Familienangehörige beigelegt werden. Manchen ist dies eine große Beruhigung. Ansonsten kann ein Ersatzritual Eltern Trost geben.

Die Idee, ein Ritual zu schaffen, hat uns sehr gut gefallen. Wir wollen, noch bevor wir umziehen, zu dem Massengrab fahren, um von dort etwas Erde zu holen. Dann wollen wir dann auf unserem Grundstück am neuen Wohnort für Philip einen Baumpflanzen. Ich brauche einen On, an den ich immer wieder gehen kann, wenn schon kein Grab vorhanden ist.

© Hannah Lothrop
Gute Hoffnung – Jähes Ende

Was müssen Sie bedenken, wenn Sie kein Bestattungsunternehmen in Anspruch nehmen möchten?

TodesefallbildEs ist grundsätzlich möglich, einen Verstorbenen ohne die Hilfe eines Bestattungsunternehmers bis zu seiner Beisetzung selbst zu begleiten. Nur für den Transport des Verstorbenen brauchen Sie den Dienst eines Bestattungsunternehmens. Der Transport muß in einem vom Amt für öffentliche Ordnung zugelassenen Leichenwagen gemacht werden.

Sie können also ab der Feststellung des Todes entscheiden, was Sie selber tun möchten. Aus unserer Erfahrung heraus möchten wir Ihnen Mut machen, solche Handlungen und Tätigkeiten zu übernehmen, die Sie als ,,Dienst für den Verstorbenen“ tun möchten. Es erscheint uns aber wichtig, daß Sie überlegen, ob Sie wirklich alle Dinge selber machen wollen.

Denn es ist gut möglich, auch einige, vielleicht wenige Dinge von einem Bestattungsunternehmen ausführen zu lassen.

Sollten Sie sich dafür entscheiden, bis auf den Transport alles alleine zu machen, gibt es einige Dinge, die Sie wissen und bedenken sollten.

  1. Mit dem sogenannten ,,Totenschein“ muß am darauf folgenden Werktag eine ,,Sterbefallanzeige“ bei Ihrem Standesamt gemacht werden. Dafür brauchen Sie neben dem Totenschein die Geburtsurkunde, Heiratsurkunde. Das Standesamt stellt dann die Sterbeurkunde aus, die Sie in mindestens dreifacher Ausfertigung brauchen. Die Sterbeurkunde bzw. eine Kopte der Sterbeurkunde brauchen Sie für die Kündigung der Krankenkasse und der Versicherungen.
  2. Der Totenschein, in manchen Bundesländern die Sterbeurkunde, dient u. a. zur Genehmigung für die Beerdigung oder Feuerbestattung und dann auch für die Kündigung der Krankenkasse oder Versicherungen.
  3. Treffen Sie Vereinbarungen für den Tag und die Uhrzeit der Bestattung oder der Trauerfeier mit dem Friedhof und mit dem Pfarrer oder einen Redner. Planung der Trauerfeier. Dekoration mit Blumen und Kerzen.
  4. Die gesetzliche Frist für die Erd- oder Feuerbestattung ist frühestens nach 48 Stunden bis zu fünf Tagen nach dem Tod. Aus wichtigen Gründen kann diese Zeit auch verlängert werden. Der Leichnam muß dann jedoch gekühlt werden, was am Tag ca. DM 130,- kostet.
  5. Es ist Pflicht, den Verstorbenen in einem verschlossenen Sarg zu begraben oder einzuäschern.
  6. Ein Sarg kann entweder selber gefertigt, von einem Schreiner gemacht oder bei einem Beerdigungsinstitut gekauft werden.
  7. Für die Größe des Sarges gibt es bestimmte Abmessungen. Sie richten sich nach der Größe des Leichnams und nach bestimmten Vorschriften der Friedhöfe. Sie können sich nach diesen Bedingungen bei dem in Frage kommenden Friedhof telefonisch erkundigen.
  8. Der Sarg ist aus ,,Naturholz“ und leicht verrottbarem Material herzustellen.
  9. Der Sarg für eine Feuerbestattung muß vollständig aus brennbarem Material hergestellt sein. Bis jetzt darf der Tote noch seine eigene Kleidung anhaben. Es sind jedoch gesetzliche Veränderungen vorgesehen, die wahrscheinlich vorschreiben werden, daß die Kleidung aus Naturmaterialien hergestellt sind oder ein sogenanntes Leichenhemd getragen werden muß. Der Tote sollte jedoch nur ein Hemd anhaben, da er vor der Verbrennung noch einmal vom Amtsarzt untersucht wird. Diese amtsärztliche Untersuchung ist notwendig, um sicher zu gehen, daß ein  !       natürlicher Tod vorliegt. Das bedeutet, daß der Sarg noch nicht endgültig verschlossen sein darf, bevor diese ,,Leichenschau“ stattgefunden hat.
  10. Organisieren Sie mit einem Beerdigungsinstitut den Transport des Sarges zum Friedhof
  11. Ob Sie Trauerkarten verschicken oder Traueranzeigen in den Zeitungen aufsetzen, bleibt ganz Ihnen überlassen.

Wenn ein Mensch gestorben ist – wie gehen wir mit dem Toten um?
Daniela Tausch-Flammer, Lis Bickel S. 129 ff.