„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen”

Pfarrer Dr. Jürgen Wätjer
NDR 2 Moment mal
Samstag, 19. Juli 2003

Das ist eine besondere Erfahrung von Eltern: Wenn sie ihr Kind einige wenige Male angeschaut haben, stellt sich ein Gefühl ein: „Wir haben dieses kleine Gesicht schon immer gekannt. Wir können uns nicht mehr vorstellen, nicht zu wissen, wie unser Kind aussieht.“

Ähnlich ist es mit dem Namen. Die meisten Eltern haben sich schon vor der Geburt überlegt, welchen Namen sie ihrem Kind geben wollen. Und wenn sie es dann zum ersten Mal friedlich bei sich schlafen sehen, und zum ersten Mal seinen Namen aussprechen, sind sie dabei ganz leise und vorsichtig – fast so, als wollten sie testen, ob der Name auch zu ihm passt.

Das kleine Gesicht bekommt in diesem Moment einen Namen. Oder auch umgekehrt: Der Name bekommt ein Gesicht. Als Kind lernt der Mensch immer mehr, auf seinen Namen zu hören. Später stellt er sich mit diesem Namen vor. Er unterschreibt damit Brief und Dokumente. Er möchte, dass es „sein guter Name“ bleibt.

Christen gehen davon aus, dass auch Gott den Menschen bei dem selben Namen ruft, den seine Eltern ihm gegeben haben. In der Bibel sagt Gott zum Volk Israel:

„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst mir.
Du bist in meinen Augen teuer und wertvoll. Dich liebe ich.“

Ich finde, das ist ein schönes Wort im Jahr der Bibel! Was Gott damals vor 2500 Jahren zu seinem ganzen Volk sagte, das spricht er auch heute zu jedem Einzelnen. Er ist von Gott persönlich gerufen und gemeint.