Archiv der Kategorie: Weltgedenktag

Narben bleiben ein Leben lang

 SCHWABACHER TAGBLATT 12/2001

Gedenken an viel zu früh verstorbene Kinder bei Gottesdienst im Eichwasen

Cornelia Hübschmann und Katja Böttner haben den Gottesdienst am zweiten Adventssonntag mit vorbereitet.

SCHWABACH (ukb) – Es ist wohl das Schlimmste, was einer Frau widerfahren kann, wenn sie ihr Kind verliert. Die Narben bleiben bei ihr ein Leben lang. Deshalb haben sich Frauen rund um den Globus über das Internet zusammengetan und veranstalten immer am Abend des zweiten Adventssontags, um 19 Uhr, einen Gedenkgottesdienst für alle Kinder, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder in jungen Jahren verstorben sind.

Auch in Schwabach findet ein solcher Gottesdienst in der evangelischen Kirche Sankt Matthäus im Eichwasen statt. Unter der einladenden Überschrift „Ich zünde eine Kerze für dich an!“ bereitet ihn Pfarrer Werner Strekies zusammen mit Cornelia Hübschmann und Katja Böttner.

Beide Frauen sind selbst betroffen. Ihre Kinder starben bereits während der Schwangerschaft. Für beide war dies ein so nachhaltiges Erleben, das sie nur durch die Hilfe der „Sternenkinder-Eltern im Netz“ (www.schmetterlingskinder.de) verarbeiten konnten. „Wenn man sich an den Chatroom dieser Internetadresse wendet, erhält man umgehend Antwort. Gleichgültig zu welcher Tages- und Nachtzeit, immer reagiert eine Frau, die Vergleichbares durchgemacht hat“, beschreibt Cornelia Hübschmann ihre Erfahrungen. Ihr haben die stundenlangen Telefonate, die sie in den Nächten des Krankenhaus-Aufenthaltes geführt hatte, geholfen, Trost zu finden, als ihr Sohn Florian nach einem vorzeitigen Blasensprung in der 19. Woche gestorben war. Zwar war es Cornelia Hübschmann schon klar, dass ihr Sohn keine Überlebenschancen besaß, aber nachdem dies schon der zweite Abschied von einem ungeborenen Kind war, waren die Trauer, das Leid und die quälende Belastung über die anscheinende Unfähigkeit, Kinder zu bekommen, riesengroß. „Ich habe mich so getragen gefühlt, einfach angenommen in meiner Trauer“, umreißt die junge Frau. Doch man spürt sehr wohl, dass die Narben noch frisch und die Spuren nur durch die Alltäglichkeit überdeckt sind.

Auch Katja Böttner fand im Internet Trost und seelischen Beistand, als in ihr ungeborenes Leben starb. Diese Augenblicke bleiben ein ganzes Leben im Gedächtnis haften, sie war vor allem über die Kälte von Medizinern und auch von ihrer Umgebung entsetzt.  „Es wird einem einfach das Recht zu trauern genommen“, klagt sie an. Sicher ahnte sie, dass jenes Kind nicht zur Welt kommen würde, doch habe sie sich mit dem Kind verbunden gefühlt, auch wenn es für die Behörden nur „eine Sache“ sei.

Viele Frauen müssen eine solche Erfahrung durchleben. Für all jene wollen die beiden Frauen Ansprechpartnerinnen sein, weil sie wissen, wie wichtig die Zuwendung, das verständnisvolle Gespräch sind. Außerdem sind sie gerne bereit ,ihr Wissen, ihre Erfahrungen im Umgang mit Ärzten, Kliniken und Behörden weiterzugeben. Was sie Gutes in ihrem Leid erfahren durften, wollen sie nun gerne weitergeben. Gelegenheit dazu bietet der Gottesdienst am Sonntag, 9. Dezember, der musikalisch von den beiden Harfenistinnen Angela Glückert-Hammer und Angela Hammer musikalisch untermalt wird.

Nachdem es sich bewährt hat, dem verstorbenen Kind einen Namen zu geben – sofern es nicht sowieso schon einen erhalten hatte -, wird gebeten, wenn möglich eine selbst gestaltete Kerze mit dem Namen des Kindes mitzubringen. Dass diese große Internet-Gemeinschaft viel Segen bringt, zeigt sich sicher auch darin, dass beide Initiatorinnen Mut fassen konnten und sich entweder auf ein weiteres Kind freuen oder schon freuen konnten.

 © SCHWABACHER TAGBLATT

Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder

Ein Licht geht um die Welt

Jedes Jahr sterben allein in Deutschland 20.000 Kinder und junge Erwachsene, weltweit sind es um ein Vielfaches mehr. Und überall bleiben trauernde Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde zurück. Täglich wird in den einzelnen Familien dieser Kinder gedacht. Doch einmal im Jahr wollen weltweit Betroffene nicht nur ihrer eigenen Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder, Enkel und Enkelinnen gedenken.

Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember candlelightingstellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt.

Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nie vergessen werden. Das Licht steht auch für die Hoffnung, dass die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben lässt. Das Licht schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum anderen, von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land zum anderen. Es versichert Betroffene der Solidarität untereinander. Es wärmt ein wenig das kalt gewordenen Leben und wird sich ausbreiten, wie es ein erster Sonnenstrahl am Morgen tut.

Um den Weltgedenktag auch in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, habe ich in den letzten Jahren für Interviews zur Verfügung gestanden.

ha00tobias“Tobias ist tot – und doch immer da” (Hamburger Abendblatt vom 09.12.2000)

Der silberne Stern bewegt sich sachte, immer wenn ein Luftzug durch das Wohnzimmer strömt. „Tobias, 22. 8 1997“ steht darauf. Es ist sein Geburts- und Sterbedatum. Der Junge kam in der 24. Schwangerschaftswoche mit 530 Gramm zur Welt. Er starb während der Geburt. Mehr

Jede Kerze leuchtet für ein totes Kind (Bild am Sonntag 8.12.2002)

Tausende von Kerzen leuchten heute in Deutschlands Fenstern, um an alle Kinder zu erinnern, die der Tod aus ihren Familien riss. In Deutschland sterben jährlich 20 000 Kinder: „Die Eltern und Verwandten werden mit ihrer Trauer total allein gelassen. Deshalb entzünden deutschland- und europaweit sowie in Amerika Angehörige Kerzen, um öffentlich zu trauern“. Mehr

Narben bleiben ein Leben lang

Artikel aus dem Schwabacher Tageblatt vom Dezember 2001 anläßlich eines Gottesdienstes im Eichwasen an viel zu früh verstorbene Kinder. Bericht über Conny (Cidy). Mehr

Hinweis im Gottesdienst auf Weltgedenktag

Cidi01Inzwischen versuche ich fast jede Möglichkeit zu nutzten, auf den Weltgedenktag hinzuweisen. Auch in meiner Gemeinde habe ich letztes Jahr (2002) und die nächsten Jahre (2003,2004,2005) erfolgreich auf den Weltgedenktag im Gottesdienst hinweisen dürfen. Ich schrieb einfach an unseren „diensthabenden“ Pastor mit der entsprechenden Brief. Er meldete sich daraufhin prompt per Telefon und einen Tag später besuchte ich ihn und wir besprachen alles. Dieses Jahr ist es mir gelungen, schon vorher im Gemeindeblatt einen Hinweis mit einem eigenem Text unterzubringen. Mehr

Tips für Gedenkgottesdienste

Für diejenigen, die vielleicht zum ersten Mal einen Gedenkgottesdienst organisieren wollen oder als Anregung habe ich hier einige Tips für Gedenkgottesdienste zusammengestellt.

Gedenkgottesdienst der Selbsthilfegruppen Verwaiste Eltern Schmalkalden zum  Thema Schmetterlinge

Martina Freitag aus Schmalkalden hat mir einen Bericht, Ablaufplan und sämtliche dazugehörige Texte und Lieder ihres Gedenkgottedienst 2001 zur Verfügung gestellt.Mehr

Gedenkgottesdienst in Bad TölzCidi02kl

Susanne Brandl aus Tölz hat mir einen Bericht, Ablaufplan und sämtliche dazugehörige Texte ihres Gedenkgottesdienst 2004 zur Verfügung gestellt. Mehr

Predigt im Gedenkgottesdienst

Predigt aus einem Gedenkgottesdienst von Christiane Voll und eine Ansprache zum Krichentag, als Beispiel für eine Predigt.
Gottesschmaldkalschmetter
Besonders schön empfinde ich es immer, wenn der Gottesdienst unter einem Motte oder einem Thema steht wie z.B. der von Martina aus Schmalkalden das Thema „Schmetterlinge“ hatte. Auf meinen Kalenderblättern habe ich auch immer versucht, ein Thema in den Vordergrund zu stellen, wie z.B. Thema Taube, Strand und Meer, Wüste. Wer mag kann sich hier einige Anregungen holen. Mehr

Jede Kerze leuchtet für ein totes Kind

Heute trauern 20000 Eltern

von Kathrin Thamm

Tausende von Kerzen leuchten heute in Deutschlands Fenstern, um an alle Kinder zu erinnern, die der Tod aus ihren Familien riss. In Deutschland sterben jährlich 20 000 Kinder: „Die Eltern und Verwandten werden mit ihrer Trauer total allein gelassen. Deshalb entzünden deutschland- und europaweit sowie in Amerika Angehörige Kerzen, um öffentlich zu trauern“, erklärt Gabriele Knöll (53), Vorsitzende des Vereins Verwaiste Eltern.

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Mutter Heidrun und der kleine Christian bei einer gemeinsamen Busfahrt wenige Monate vor seinem Tod. Zu diesem Zeitpunkt ahnte die Mutter noch nichts von seinem lebensgefährlichen Herzfehler.

Hell leuchtet die Kerze, die Heidrun Eisenberg (39) neben dem Foto von Christian (6) entzündet. „Für mich ist er noch immer hier“, sagt sie und streichelt das Bild. Es steht auf der Fensterbank in der Küche, zeigt einen lachenden kleinen Jungen. Es ist das letzte Foto von Christian. „Er starb eine Woche nach seinem sechsten Geburtstag.“ Drei Jahre ist das jetzt her, und Mutter Heidrun hat Tränen in den Augen, wenn sie daran denkt.

Erst wenige Monate vor dem Unglück war bei Christian ein schwerer Herzfehler entdeckt worden. „Bis dahin hatten wir nichts bemerkt.“ Als der Junge eines Tages über Bauchweh klagte, schickte sie der Arzt ins Krankenhaus. So war Heidrun Eisenberg dabei, als Christians Atmung plötzlich aussetzte, die Arzte Herzdruckmassage machten. „Da wusste ich: Etwas Schreckliches ist passiert.“

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Offene Trauer. Heidrun Eisenberg aus Handeloh zündet eine Kerze für ihren toten Sohn Christina (6) an. Daneben steht sein Lieblingsplüschtier, der Löwe Simba.

Nach Christians Tod lebte Heidrun Eisenberg zwei Leben. Äußerlich war sie ruhig und gefasst, tröstete ihren Mann und die neunjährige Tochter Maren, ging arbeiten.  Doch innerlich war sie völlig verzweifelt. „Ich weinte allein, zog mich zurück, konnte nicht darüber reden.“
Erst in der Selbsthilfegruppe des Vereins Verwaiste Eltern lernte sie über ihren Schmerz zu sprechen. „Dort muss man keinem etwas erklären, alle haben Kinder verloren.“ In über 370 Selbsthilfegruppen bundesweit versuchen die trauernden Angehörigen, ihren Verlust zu verarbeiten.

Auch bei Marion Fitzner (56) in Winsen/Luhe brennt heute eine Kerze im Wintergarten. „Dieser Tag gehört meiner Tochter Iris. Sie starb mit 28 vor acht Jahren plötzlich an Leukämie.“ Zurück blieben ihre einjährige Tochter, ihr Mann und ihre Eltern. „Es tut gut zu wissen, dass heute überall auf der Welt Lichter für tote Kinder brennen“, sagt Mutter Fitzner. Im Fenster von Pirko Lehmitz (35) in Hamburg leuchtet ein Licht für Tobias. Der Junge starb vor fünf Jahren bei der vorzeitigen Geburt in der 24. Schwangerschaftswoche. „Für mich ist öffentliche Trauer besonders wichtig, denn für viele in meiner Familie existiert Tobias überhaupt nicht. Aber ich werde meinen Sohn nie vergessen.“ Eine Stunde lang hatte sie ihren toten Sohn im Arm gehalten. Er war wunderschön.“ Wo immer heute eine Kerze im Fenster flackert, setzen Menschen ein Zeichen, dass ihre toten Kinder in den Herzen weiterleben

Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder in Bad Tölz

Liebe Pirko,
Der Gottesdienst war übrigens ein voller Erfolg.

Dazu muss ich sagen, als ich (im November) nach meiner FG Trost bei der Kirche suchte, gerne einen solchen Gottesdienst für verstorbene Kinder besucht hätte. Ich habe den Diakon damals gefragt, warum es (weit und breit) keinen Gottesdienst gibt? Er meinte: “ Sie hätten sich dazu schon mal Gedanken gemacht, aber es sei ein Thema was die Gemeinde abschreckt, ….es sei abstößig!“ Das tat mir sehr, sehr weh.

Am 3. Adventsonntag haben wir nach einem Familiengottesdienst von unserem Kaplan eine Kerze für unsere kleine Angela weihen lassen. Wir sind ein bisschen ins Gespräch gekommen. Er hat mir erlaubt, meinen Abschiedsbrief (habe ja kein Grab) in die leere Krippe ( es war ja kurz vor Weihnachten) zu legen. Das war für mich sehr wichtig, denn so konnte ich Abschied nehmen. Ich möchte gerne als Seelsorgerin für Betroffene arbeiten (wenn das Baby da ist, und ich die Kraft dafür habe) und aus diesem Grund wollte ich wissen, wie ein Seelsorger, der ja sehr viel Leid mittragen hilft, damit umgeht. Es war damals ein sehr gutes Gespräch. Bei dieser Gelegenheit habe ich nochmals auf einen Gottesdienst angesprochen. Er war sofort dafür, wollte es noch mit dem Stadtpfarrer abklären und wir hatten freie Hand. Na also, manchmal muss man nur an die richtigen Leute geraten.

Es war mir also sehr wichtig, dass ich an diesem Gottesdienst nicht alleine bin. Insgesamt waren es ca. 60 Personen. Muss sagen, ich habe ziemlich viel Werbung gemacht. Den unten angehängten Flyer habe ich bei Frauen – und Kinderärzte, Kindergärten ausgehängt und an umliegende Gemeinden, Hebammen, Kinderkliniken geschickt.

Ich besuche eine Selbsthilfegruppe und auch die Leiterin hat „Werbung“ gemacht. Einen Hinweis in der Zeitung haben wir auch erreicht. Mir hat die Gottesdienstgestaltung sehr geholfen. Es war richtig gute Trauerarbeit.(Sonst wäre ich sicherlich auch nicht schwanger geworden) Ich habe eigentlich alles selber zusammen gesucht, erarbeitet. Das alles hat mir eine Kraft gegeben, die ich meinte, gar nicht mehr zu haben.

Ich war echt verwundert, wieviel Eltern für ihre verstorbenen Kinder selbst gebastelte und verzierte Kerzen haben. Es war so ein schönes, buntes Bild. Eigentlich wollte ich es fotografieren. Mein Mann hatte den Auftrag. Aber er war am Schluss auch so mit sich selber beschäftigt, dass er es vergessen hat.

Ich hoffe, Du kannst mit dem Ganzen was anfangen! Wenn Du irgend etwas davon brauchen kannst, darfst du es gerne veröffentlichen. Wir haben dann jedem eine Rose (die noch geschlossen war) und eine selbstgemachte Karte mit dem Gedicht mit auf den Weg gegeben. Eine große Hilfe war auch das Buch: Wenn Eltern um ihr Baby trauern aus dem Herderverlag. Dort sind auch Trauergottesdienstmodelle drin.

Manchmal reicht wirklich nur ein kleiner Stein, und der zieht große Kreise. Der Gottesdienst ist in unserer Gemeinde immer noch Thema. Und von vielen habe ich gehört, dass sie die Rose und die Karte immer noch besitzen.

Und nun bin ich wieder am vorbereiten für den nächsten Trauergottesdienst. Geplant ist, wieder 2 Wochen nach Ostern. Das Thema, das ich gerne nehmen würde, ist die Wüste. Denn am Anfang der Trauer steht man ja, wie in der Wüste. Dabei möchte ich eine Rose von Jericho aufblühen lassen.

Ich wünsche dir alles Liebe.

Ganz liebe Grüße
Susanne

 Ablaufplan 


Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder           am 24.April um 16.30 hin der Mühlfeldkirche in Bad Tölz

Eröffnungslied: Meine engen GrenzenEingang:   (Mechthild)

Psalm 77, 1-13In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Ich denke an Gott – und bin betrübt; ich sinne nach – und mein Herz ist in Ängsten. Meine Augen hältst Du, dass sie wachen müssen; ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann. Ich denke und sinne des Nachts und rede mit meinem Herzen, mein Geist muss forschen. Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder sein Erbarmen im Zorn verschlossen?

Ich sprach: Darunter leide ich, dass die rechte Hand des Höchsten sich so ändern kann. Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe, zu Gott rufe ich, und er erhört mich.

Begrüßung und Überleitung

Anzünden der mitgebrachten Kerzen (oder Teelichter) dazu Meditationsmusik

Text: Das Geschenk (Kaplan )

Meditationsgedanken:   (Susanne)

Lied: Du bist da

Evangelium: Mt 18, 1-4 (Kaplan )

In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.

Gebet: (Susanne)

Gott wir verstehen die Wege nicht, die wir geführt werden .Wir sind betrübt und traurig und können uns unserer Tränen nicht wehren. Wir müssen annehmen, was uns unannehmbar ist.Wir müssen abgeben, was wir festhalten wollen.Wir müssen Unabänderliches hinnehmen.Barmherziger Gott, lass uns Hilfe finden, Menschen, die uns auf dem Weg begleiten.Lass uns wieder ein Ziel finden, dem entgegen wir unsere Schritte lenken können.Lass uns wieder zu uns selbst und zu dir finden.

(Kathrin Ellhaus)

Lied: Selig seid ihrFürbitten :   (Mechthild)Gebet: Vater unser Segensspruch : Gesegnet die TrauerndenLied: Von guten Mächten
Alle erhalten beim Verlassen ein Rose und eine Karte

 

Fürbitten:

Unbegreiflicher Gott,
wir erfahren Dunkelheit und Leid,
unsere Herzen sind erfüllt von Trauer.
Mit leeren Händen stehen wir vor Dir.
Wir bleiben durch den Tod unserer Kinder zurück
voller Fragen, voller Schmerz,
voller Traurigkeit, voller Sehnsucht.
Wir bitten Dich:

      • Lass unsere  Kinder bei Dir geborgen sein und umschließe sie mit Deiner Liebe und Deinem Licht.
      • Stehe den Eltern, Geschwistern und Verwandten bei, damit sie nicht verzweifeln an dem, was geschehen ist und bewahre die Liebe der Eltern zueinander
      • Stelle allen Trauernden Menschen zur Seite, die den Schmerz mittragen und ihnen beistehen, damit sich die Trauer in Hoffnung und neue Lebensfreude verwandeln kann.
      • Gib den Seelsorgern die Kraft, einfach dazusein, keine vorschnellen Trostworte, sondern tröstende Worte zu finden, dass sie die Schwäche mit aushalten und die eigene Hilf- und Machtlosigkeit eingestehen können. Lass sie ein guter Zuhörer sein, ohne Gefühle zu be- oder verurteilen.
      • Wir bitten für die Schwestern und Pfleger, für die Ärzte und Hebammen, denen das Leid und der Tod öfters begegnen. Lasse sie immer wieder Kraft finden und lass sie ihre Fähigkeit zu trauern nicht verlieren. Hilf  den Ärzten und Hebammen, in schwierigen Situationen, richtig zu handeln.
      • Wir bitten für alle Eltern, die durch dieses Schicksal den Glauben an Gott und an sich selber  verloren haben,  dass sie wieder zurück finden.

Herr, erbarme Dich, ……

Gedanken:

Manch einem von Ihnen mag der Weg hierher nicht leicht gefallen sein.
Schwere Gefühle, traurige Momente, erschreckende, aber auch  kostbare Erinnerungen wurden vielleicht wach.
Heute und hier haben wir die Möglichkeit, die Maske, die wir uns zum Teil selber aufsetzen und zum Teil
on unseren Mitmenschen aufgesetzt bekommen, abzunehmen.

Heute nehmen wir uns Zeit, um in uns selber zu horchen, auch wenn es schon länger her ist, dürfen wir traurig sein.
Wir alle lieben unsere Kinder. Und kein Kind ist so unbedeutend, als das Gott es nicht beachtet. Egal, wie kurz sein Leben war. Selbst wenn es noch nicht sichtbar war, ist es ein Kind Gottes. Deshalb sind wir heute hier.
Wir haben nun für unsere Kinder Kerzen angezündet. Diese sollen uns zeigen, dass unsere Kinder in Gedanken immer da sein werden.
Vielleicht fühlt sich der eine oder andere auch nicht mehr so einsam und verlassen, wenn eine Kerze brennt.
Vielleicht fühlen wir uns jetzt gerade unseren Kindern ganz nahe.

Das Licht der Kerzen symbolisiert aber auch Wärme in der Dunkelheit. Wer trauert, verkriecht sich oft ins Dunkel.
Und doch, irgendwann können wir das Licht  wieder sehen. Am Anfang vielleicht nur ganz kurz, aber es wächst von Tag zu Tag.
Immer wieder gibt es Rückschläge, wir haben das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu stehen. Wie groß ist da oft die Freude, wenn wir merken, es wird wieder heller, es geht wieder Berg auf.
Manchmal ist es auch die Freude an einem Licht, dass wir vielleicht gar nicht selber anzünden müssen.
Das kann eine Hand sein, die ein Freund auf unsere Schulter gelegt hat, ein Gespräch, vielleicht der Sonnenschein, oder auch die Sterne in der Nacht. Vielleicht hat so mancher erst jetzt bemerkt, dass die Nacht voller Sterne ist.
In der größten Dunkelheit und in der aussichtslosesten Finsternis, gibt es Licht.

Viele sagen: Ich habe mein Kind verloren. Aber stimmt das eigentlich?
Verloren haben wir die gemeinsame Zukunft mit ihnen. Die Pläne und Vorstellungen, die wir schon hatten.
Was uns bleibt ist die Liebe und die vielen Gedanken an sie. Und  was man nie vergisst, kann auch nicht verloren gehen.
Obwohl wir keinen  Geburtstag, keinen Muttertag und kein Weihnachtsfest mit ihnen feiern können, werden sie gerade an solchen Tagen, in unseren Gedanken weiterleben.

Wir dürfen hoffen, dass unsere Kinder bei Gott sind. Er schenkt ihnen nun bei sich ein Leben, dass ihnen hier nicht möglich war. Er lässt unsere Kinder bei sich und seinen Engeln sein.
So manche Eltern sagen auch, sie hätten jetzt einen ganz besonderen Schutzengel.

Die Trauer lässt uns auch wachsen.
Wir müssen lernen, einen neuen Lebensweg, eine andere Richtung zu gehen.
Unwichtiges wird vielleicht  wichtig.  Wir können uns wieder an Kleinigkeiten freuen und sind in vielen Dingen dankbarer als früher. Augen und Herz werden offen für Neues.

Am Anfang der Trauer passt das Bild der Pusteblume, wie auf der Vorderseite des Gesangsblatt. Unsere Kinder haben sich vielleicht ganz leise und unbemerkt von uns verabschiedet. Wie vom Winde verweht –ganz heimlich und unbemerkt hat ihr Herz aufgehört zu schlagen.
Mit der Zeit wandelt sich die Trauer und die Wut in tiefe Liebe.
Und was gibt es da symbolisch edleres, als eine Rose.

Es braucht sicherlich Zeit, bis wir uns an einer aufgehenden Knospe wieder freuen können. Und für so manchen kommt der Frühling zu früh. Da ist noch tiefster Winter, alles verschlossen.
Und die anderen unter uns, sehnen sich bereits nach dem aufgehen und wachsen.

Unsere Kinder waren wie Rosenknospen.
Geheimnisvoll und noch so zart. Bevor sie wachsen und aufgehen konnten, mussten wir sie wieder zurück geben.
Manche Eltern und Geschwister durften für kurze Zeit das Heranwachsen erleben, aber unendlich vieles blieb verborgen. Einzigartig und unendlich wertvoll war das Leben ihres Kindes, unabhängig davon, wie groß oder klein, wie zerbrechlich, wie krank, wie behindert es war!
Wie die Knospenblätter die Knospe schützen und wie ein Gärtner diese Knospe umsorgt, so haben Sie ihre Kinder behütet.
So mancher fühlt sich nun wie ein „blumenlos“ gewordener Gärtner“.

Und doch sollten wir für die kurze Zeit, die wir mit unseren Kindern hatten, danke sagen. Für die schönen Erinnerungen,  die uns niemand mehr nehmen kann.

Wir können bei einer Rosenknospe aber auch an uns und unser Weiterleben denken. Wer weiss schon im voraus, wie eine Rose  aussieht, wenn sie aufblüht?
Wie sie duftet und welche Farbe sie mal hat?
Da ist etwas Geheimnisvolles und wir brauchen ein bisschen Phantasie, um uns dies vorzustellen.
Niemand sollte auf die Idee kommen, eine Rosenknospe gewaltsam aufzumachen, um nachzusehen, was sich darin verbirgt. Es braucht Zeit und Geduld, bis sie sich von ganz alleine entfaltet.

Mit unseren Rosenknospen im Herzen wünsche ich allen, dass sie ausreichend Licht, Wärme und Nahrung bekommen. Damit wir alle zur rechten Zeit wieder aufblühen und unseren Lebensweg gehen können.

Aus“ Das Geschenk“ von Daniella Steel

„..vielleicht ist es manchen Menschen nicht bestimmt, lange hier bei uns auf der Erde zu sein. Vielleicht sind manche nur auf der Durchreise…. oder sie leben ihr Leben einfach schneller als wir anderen,….sie brauchen gar nicht hundert Jahre hier unten zu bleiben, um alles zu erledigen, sie schaffen es in ihrer Zeit, manche Menschen kommen in unserem Leben nur kurz vorbei, um uns etwas zu bringen, ein Geschenk, eine Hilfe, eine Lektion, die wir gerade brauchen, irgendetwas, und das ist der Grund, warum sie zu uns kommen, nur auf einen Sprung sozusagen.

Es hat dir etwas beigebracht,….über die Liebe, über das Geben, darüber, wie wichtig jemand sein kann, … das war sein Geschenk für Dich.

Es hat dir alles beigebracht und dann ist es wieder gegangen. Vielleicht musste es nicht länger bleiben, denn es hat sein Geschenk abgegeben, und dann war es frei weiterzureisen, … weil es eine ganz besondere Seele war…. aber das Geschenk bleibt für immer.“

Marie-Luise Wölfing

Der Segen der Trauernden

Hinweis im Gottesdienst auf Weltgedenktag

Inzwischen versuche ich fast jede Möglichkeit zu nutzten, auf den Weltgedenktag hinzuweisen. Wie Ihr sehen könnt, habe ich schon zweimal Interviews anläßlich des Gedenktages für Zeitungen gegeben. Aber auch in meiner Gemeinde habe ich letztes Jahr (2002) erfolgreich auf den Weltgedenktag im Gottesdienst hinweisen dürfen. Ich schrieb einfach an unseren „diensthabenden“ Pastor mit der entsprechenden Brief.

Gottesdienst am 08.12.2002

Lieber Pastor Hohensee,

am Sonntag, dem 08.12.2002 ist der weltweite Gedenktag für alle verstorbenen Kinder. Damit ihr Licht für immer leuchte, stellen an diesem Tag um 19:00 Betroffene rund um die ganze Welt im Gedenken an ihre verstorbenen Söhne, Töchter, Brüder und Schwestern brennende Kerzen in die Fenster.

Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so daß eine Lichterwelle die ganze Welt umringt.

Begleitet wird dieses „Candle Lighting“ weltweit von Aktionen wie Gedenkgottesdiensten, Lesungen, Zeitungsberichten, ….

Die Initiative dieser Aktion geht von den „Compassionate Friends“, USA aus. Diese Organisation entspricht in Deutschland der Bewegung „Verwaiste Eltern“.

Als selbst betroffene Mutter, weiß ich wie wichtig, gerade in dieser für uns nicht ganz leichten Adventszeit, dieser Tag ist. Ich möchte Sie daher bitten, ob Sie in Ihrem Gottesdienst auf diesen Tag hinweisen würden. Gerne würde ich auch selbst die Gelegenheit nutzen, im Gottesdienst dies „Candle Lighting“ vorzustellen.

Anbei finden Sie ein Flugblatt zu dem Gedenktag.

Ich werde versuchen, Sie in den nächsten Tagen telefonisch zu erreichen.

Herzliche Grüße

Pirko Lehmitz

Er meldete sich daraufhin prompt per Telefon und einen Tag später besuchte ich ihn und wir besprachen alles. Er ermutigte mich, dann auch selbst im Gottesdienst den Weltgedenktag vorzustellen und hatte selber die Idee, daß wir im Gottesdienst Kerzen verteilen an jeden, die er am Abend anzünden sollte. Er erklärte, daß er in der Predigt das Thema „Advent, warten auf was…“ habe und bat mich dann, seine Predigt zu beenden.

 

Es war ein wunderschöner Gottesdienst, denn er hatte zusammen mit dem Gospelchor extra Lieder herausgesucht, die zum Thema „Licht“ paßten. Wie zum Beispiel das Lied „Little light of mine“.

THIS LITTLE LIGHT

This little light of mine
I’m gonna let it shine.
Oh, this little light of mine
I’m gonna let it shine.
This little light of mine
I’m gonna let it shine.
Let it shine
Let it shine
Let it shine

Wie besprochen setzte ich dann seine Predigt mit fort (Text).

Text für den Gottesdienst am 08.12.2002

Auch ich habe gewartet.

Vor 5 Jahren war ich zum ersten Mal schwanger. Mein Baby sollte am 22. Dezember, d.h. so um Weihnachten herum kommen. Viele bedauerten mich : „Da wirst Du Heilig Abend wohl im Krankenhaus verbringen müssen“ Ich antwortete immer darauf: „ Was kann der liebe Gott mir schöneres zu Weihnachten schenken, als ein Baby!“

Doch dann kam alles ganz anderes. Mein Sohn kam zu Früh und starb während der Geburt. Für mich brach eine Welt zusammen. Statt zu sehen, wie er aufwächst, mußte ich ihn beerdigen. Ich zweifelte an allem, ganz besonders an mir. Ich habe dann lange auf den ersten Tag ohne Tränen warten müssen. Der Verein Verwaiste Eltern hat mir dabei unglaublich geholfen. Die ersten Weihnachten waren kaum auszuhalten: Ein leerer Bauch und leere Arme, nur ein Grab. Auch heute noch empfinde ich die Advents- und Weihnachtszeit als ganz schwierig, wie für alle Eltern, die ein Kind verloren haben. Das Fest der Familie, aber es fehlt einer.

Doch gerade in dieser für uns Verwaiste Eltern so dunklen Zeit gibt es einen Lichtblick – im wahrsten Sinne des Wortes : Heute – wie an jedem 2. Sonntag im Dezember – ist der weltweite Gedenktag für verstorbene Kinder und Geschwister.

Damit ihr Licht für immer leuchte, stellen heute um 19:00 Betroffene rund um die ganze Welt im Gedenken an ihre verstorbenen Söhne, Töchter, Brüder und Schwestern brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so daß eine Lichterwelle die ganze Welt umringt. Begleitet wird dieses „Candle Lighting“ weltweit von Aktionen wie Gedenkgottesdiensten, Lesungen, Zeitungsberichten, … Allein in der Bundesrepublik sind uns mehr als 60 Gedenkgottesdienste bekannt.

Ihnen wurden gerade Kerzen ausgeteilt. Wir möchten Sie einladen heute um 19 Uhr für jeden, der dieses Jahr nicht mehr bei Ihnen Weihnachten feiern kann, eine Kerze anzuzünden. Und ich wünsche Ihnen, daß Sie, wie ich spüren, sie sind nicht allein.

Nach dem Gottesdienst wurde vor der Kirche Glühwein verteilt und so bleiben viele Besucher noch eine Weile zusammen stehen. Ich bekam viele positive Rückmeldungen und eine Anfrage einer anderen Pastorin, die selber einen Gottesdienst plante und noch Texte suchte, der ich weiterhelfen konnte.

Text für den Gottesdienst am 12.12.2002

So einen Engel des Lichtes hat eine Mutter gemalt, die ihr Baby so wie ich still geboren hat. Als sie mir diesen Engel schickte, schrieb sie dazu, er soll Mut machen und sein Licht streuen.

Der Engel des Schopfungsengel2klLichts ist für Trauernde etwas ganz besonderes: Er zeigt ihnen, daß um sie herum nicht nur Dunkelheit herrscht und führt sie mit seinem Licht aus der Einsamkeit heraus. Aus diesem Grund ist auch das Anzünden einer Kerze für Trauernde ein ganz wichtiges Ritual. Mein Mann und ich haben in den ersten Monaten nach dem Tod unseres Sohnen Tobias immer, wenn wir unser Wohnzimmer betraten eine Kerze angezündet.

Ein ganz besonderer Tag für uns ist daher auch der heutige Weltgedenktag für verstorbene Kinder. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so daß eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Diese Lichterwelle zeigt den Eltern, daß sie nicht alleine sind.

Zusammen mit meinen anderen Söhnen werde ich heute Abend um 19 Uhr diese Kerze für Tobias anzünden und ins Fenster stellen. Vielleicht zünden auch sie heute Abend eine Kerze für ein verstorbenes Kind an und stelle sie ins Fenster.

Auch die anderen Jahre habe ich wieder in der Gemeinde auf den Weltgedenktag hinweisen dürfen (Text 2004).

Gemeindebrief03

Vielleicht habt Ihr ja auch guten Kontakt zu Euer Gemeinde und fragt einmal, ob nicht am Sonntag im Gottesdienst auf das Candlelighting hingewiesen werden könnte. Dieses Jahr ist es mir gelungen, schon vorher im Gemeindeblatt einen Hinweis mit einem eigenem Text unterzubringen.

Als wir vor ein paar Monaten nach Buchholz gezogen sind, habe ich dennoch mir ein Herz gefaßt und beim Pastor angerufen, ob ich in seinem Gottesdienst am 11.12.05 auf den Gedenktag hinweisen dürfte. Er war erst etwas unsicher, sagte es mir aber zu. Da ich gleich beim Gemeindebrief mitmachte, war es auch nicht schwer dort einen entsprechenden Artikel zu plazieren. Die Pastorin, die dort mitmacht, meldete mir sehr postive Rückmeldungen auf meinen Artikel und erklärte auch gleich, sie übernehme den Gottsdienst am 11.12.05 worüber ich mich freute. Heute also saß ich mit ihr zusammem im Gottesdienst. Da es eine neue Gemeinde ist – in meiner alten hatte ich das schon zweimal gemacht – war ich aufgeregter als sonst. Als ich an der Reihe war, ging ich nach vorne und sprach folgenden Text:

Text für den Gottesdienst am 11.12.2005

Haben Sie schon einmal beobachtet, welche Wirkung das Anzünden einer Kerze auf Sie hat? (Ich ging nach vorne zum Altar und zündete eine Kerze an) Es hat etwas ungemein beruhigendes, fast friedliches. Zur Zeit zündet jeder von uns tagtäglich eine oder auch mehrere Kerzen an. Kerzen des Adventskranzes, Kerzen der Weihnachtspyramide und am Heiligen Abend Kerzen des Weihnachtsbaumes.

Auch ich werde heute Abend wieder eine Kerze anzünden. Eine ganz besondere Kerze, die allerdings nichts mit der Adventszeit zu tun hat. Eine Kerze, die für meinen ersten Sohn Tobias brennen wird, der bei der Geburt starb. So wie viele verwaiste Eltern, denn heute ist der Weltgedenktag für verstorbene Kinder und Geschwister. Es ist sicher nicht zufällig, daß dieser Tag im Advent liegt, denn die Weihnachtszeit ist für uns verwaiste Eltern eine nicht ganz einfache Zeit: Das Fest der Familie, aber einer fehlt und wird immer fehlen. Daher ist dieser Weltgedenktag für uns so wichtig:

Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so daß eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Diese Lichterwelle zeigt den Eltern, daß sie nicht alleine sind.

Zusammen mit meinen anderen Söhnen werde ich daher heute Abend um 19 Uhr diese Kerze für Tobias anzünden und ins Fenster stellen. Vielleicht gibt es auch in Ihrer Familie oder Bekanntenkreis ein verstorbenes Kind, für das sie heute Abend eine Kerze anzünden.

Als der Gottesdienst zu Ende war, hörte ich hinter mir auf der Bank eine ältere Dame sagen:“Ich habe drei Kinder verloren, aber von so einem Tag habe ich noch nie gehört:“ Die andere Dame drückte ihre Hände. Im Ausgang wurde ich von einer Frau aus dem Kirchenvorstand angesprochen. Sie hätte das sehr bewegt und würde gerne nächsten Samstag (dort sehen wir uns in der Kinderkirche) mit mir näher sprechen. Ich glaube, heute haben in Buchholz zumindest vier Kerzen mehr gebrannt als sonst. Und im Gedenkgottesdienst in Adendorf habe ich für die drei Kinder der älteren Dame auch drei Kerzen angezündet.

Pirko Silke Lehmitz Dezember 2005

Weltgedenktag
für alle verstorbenen Kinder,
Sonntag, 14. Dezember 2008

Manchmal ist einem gar nicht Bewusst, wie wichtig einen Dinge sind.

Tobiasgrab06Mein Sohn Tobias, den ich vor 11 Jahren still geboren haben, ist in Großhansdorf begraben, also fast 100 km von uns entfernt. Deshalb fahren wir nicht so oft zum Grab. Aber wir fahren jedes Jahr auf dem Rückweg aus unserem Urlaub, den wir ja schon seit vielen Jahren an der Ostsee verbringen, bei ihm vorbei. Im Urlaub kaufe ich dann immer etwas für das Grab, wie eine kleine Figur oder so was. Dies sowie einige von seinen Brüdern gesammelte Muscheln, bringen wir ihm dann mit. Natürlich zünden wir auch immer einen Kerze an. Dies Jahr leider nicht. Durch meinen Achillessehnenriss konnte ich nicht Auto fahren und da wir keinen 7-Sitzer mehr haben, musste ich mit der Bahnfahren. Erst als wir in Scharbeutz waren, wurde mir auf einmal klar, was das eigentlich bedeutet – ich werde nicht zum Grab können. Ich hatte noch nicht mal Lust, etwas dort für’s Grab zu kaufen. Ich hatte total unterschätzt, wie mir das fehlt und es ging mir nicht besonders damit.

Mir war einfach nicht bewusst gewesen, wie wichtig mir in den letzten 11 Jahren bestimmte Rituale geworden waren. Aber ein Ritual ist mir  ganz besonders wichtig: Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember, dem Weltgedenktag für verstorbene Kinder, zünde ich um 19 Uhr eine Kerze an für Tobias und stelle sie ins Fenster. So wie Betroffene in der ganzen Welt.  Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Für mich ist diese Lichterkette rund um die Welt eine schöne Vorstellung.

Pirko Silke Lehmitz
(Paulusbrief 2008)

Tipps zur Gestaltung von Gedenkgottesdiensten

Aus meinen Erfahrungen als Teilnehmer von vier Gedenkgottesdiensten in den letzen 5 Jahren, habe ich ganz persönliche Wünsche oder auch Tips zur Gestaltung von Gedenkgottesdiensten:

1. Schön ist immer ein „Motto“ unter dem der Gedenkgottesdienst steht

Besonders schön empfinde ich es immer, wenn der Gottesdienst unter einem Motte Symboleoder einem Thema steht wie z.B. der von Martina aus Schmalkalden das Thema „Schmetterlinge“ hatte oder der in der Tübinger Stiftskirche das Thema “Ich sehe deine Tränen”. Auf meinen Kalenderblättern habe ich auch immer versucht, ein Thema in den Vordergrund zu stellen, wie z.B. Thema Taube, Strand und Meer, Wüste. Wer mag kann sich hier einige Anregungen holen. Auch unter der Rubrik Meditation könnt Ihr noch einen Reihe von Texten, Gedichten und Geschichten finden

2. Texte von Betroffenen, möglichst mehrere

Auf einem Gedenkgottesdienst wurde nur ein einziger Text vorgelesen und dies war noch nicht einmal ein Text einer bzw. eines Trauernden, sondern aus dem Kinderbuch „Kleine Raupe“. Auch hier fühlte ich mich überhaupt nicht angesprochen und es wird vielen Eltern ebenso gegangen sein. Sicher, einige fanden den Text sehr schön, aber ich fand es schade, daß es so einseitig war. Daher meine Bitte: Möglichst mehrere Texte, am berührendsten finde ich immer Texte von Betroffenen Eltern oder Geschwister. Wünschenswert wäre darüber hinaus nicht nur, wenn auch Texte von Betroffenen dabei sind, deren Verlust relativ frisch ist, sondern auch von denjenigen, die schon einen längeren Weg hinter sich haben.

3. Kirchliche Rituale so wenige wie möglich

Bei meinem letzten Gedenkgottesdienst, der wie immer ein ökomenischer war, leitete der katholische Priester den Gottesdienst – offenbar ganz nach katholischer Sitte ( ich muß gestehen, ich bin evangelisch) mit einem „Sing-Sang“ zwischen Priester und Gemeinde ein. Ich hatte keinen Schimmer, was das Bedeutet, geschweige denn, daß ich mitmachen konnte. So wir mir ging es den meisten, mit der Folge, daß der Priester von dem Rest der Gemeinde kaum ein Echo erhielt. Ich empfand es alle völlig fehl am Platz.
Daher meine Bitte: Kirchliche Rituale so wenig wie möglich und wenn, einfach und für alle verständliche, wie z.B.: Predigt, „Vater unser“ und Segen.

4.  Predigt nicht abstrakt, analytisch, sondern ganz konkret und berührend

Bei dem gleichen Gedenkgottesdienst hielt dann die Pastorin eine mindestens 25 minütige Predigt über Maria und ihren Verlust. Doch so analytisch, als wenn sie vor Theologiestudenten sprechen würde. Auch da fühlte ich mich völlig fehl am Platz und das meiste der Predigt ging an mir vorbei. Von Christiane Voll habe ich zwei – wie ich finde, sehr ansprechende Predigten bzw. eine Ansprache zum Kirchentag veröffentlicht.

5. Lieder möglichst einfache, die man kennt oder leicht mitsingen kann.

Ein Gedenkgottesdienst begann mSimon_Garfunkelit einer Einspielung von Simon & Garfunkel „Bridge over Troubled Water“, dann wurde die deutsch Übersetzung vorgetragen. Für mich ein sehr gelungener Einstieg. Einige von solchen „Trauerliedern“ habe ich mit dem Text und zum Teil der deutschen Übersetzung hier gesammelt. Wenn Lieder gesungen werden, dann wäre es zum einen am bestem, wenn es bekannte Lieder sind, die man kennt und/oder wenn ein Chor zur Verstärkung dabei ist. Schön sind auch musikalische Vorträge. Einige Lieder zum Mitsingen findet Ihr mit Text und Noten im Gottesdienst von Schmalkalden.

6.   Namen aller Kinder möglichst während des Gottesdienst für alle sichtbar sein, Namen vorlesen und selbst ein Licht anzünden

Für mich und viele anderer Eltern und Geschwister hat auch der Name unserer Kindern eine ganz besondere BedGottesschmaldkalschmettereutung. Nicht ohne Grund habe ich diesem Thema eine eigenen Rubrik auf der Themenseite gewidmet. Daher empfinde ich es als unverzichtbaren Teil, daß die Namen aller Kinder für alle während des gesamten Gottesdienstes sichtbar sind. Sie sollen zeigen, wir sind nicht alleine, es gibt viele Eltern, deren Kinder gestorben sind. In dem Beispielsgottesdienst aus Schmalkalden ist dies so wunderschön gemacht worden, denn dort durften die Eltern den Namen ihres Kindes auf einen Schmetterling schreiben, der für alle sichtbar an ein blaues Tuch gehängt wurde. Der unbestrittene Höhepunkt aber jedes Gottesdienstes ist für mich das Vorlesen der Namen der Kinder und das Anzünden einer Kerze. Ein Gottesdienst ohne diesen Teil könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.

 7.   Etwas mit nach Hause nehmen

Ganz wichtig war es für mich immer, wenn ich vom Gottesdienst etwas mit nach Hause nehmTobiassternen kann, was ich bei uns im weihnachtlich geschmückten Haus aufstellen oder anhängen kann. So bekommt Tobias auch in dieser Adventszeit seinen Platz und der Gottesdienst begleitet mich bis einschließlich Weihnachten. Den silbernen Stern, den ich vom ersten Gedenkgottesdienst mitgenommen habe, hängt immer noch bei uns im Eßzimmer an der Lampe.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de 08.10.03

Gedenkgottesdienst der Selbsthilfegruppen Verwaiste Eltern Schmalkalden zum Thema Schmetterlinge

Martina Freitag aus Schmalkalden hat mir den Bericht für ihren Gedenkgottedienst 2001 zur Verfügung gestellt:

Unsere Gedenkgottesdienst am 09.12.2001 haben wir unter das Thema Schmetterlinge gestellt. Wir haben uns bemüht, für alle etwas dabei zu haben, da viele aus der Gruppe und auch aus der Region keiner Kirche angehören.

Die Schmetterlinge mit den Namen der verstorbenen Kinder wurden gut sichtbar an ein großes blaues Samttuch gehängt

Statt einer Einladung erschien ein Presseartikel “Wenn der Platz am Tisch für immer leer bleibt”, der auf unseren Gottesdienst hinwies.

Teelichter in Form eines Schmetterlings

GottesschmaldkalschmetterAm Eingang hatten wir Körbchen aufgestellt die mit bunten Schmetterlingen aus Regenbogenpapier gefüllt waren. Darauf sollten die Eltern Namen und Alter der Kinder schreiben. Beim Verlesen der Namen baten wir die Eltern, eine Kerze anzuzünden.

Gottesschmaldkalteelret06Wir haben Teelichter in Form eines Schmetterlings auf den Boden gelegt und diese wurden dann brennend auf eine ,,Kerzentreppe“ gestellt. Die Schmetterlinge mit den Namen haben wir dann gut sichtbar an ein großes blaues Samttuch gehangen.

Gottesschmaldkaltrep07Nach dem Gottesdienst an dem etwa 60-70 Menschen teilnahmen, haben wir noch zu Kaffee und Kuchen eingeladen und auch gute Gespräche geführt. Im Ganzen war der Gottesdienst etwas zu lang (war eben unser erster Versuch) aber ich denke trotzdem gelungen.

In diesem Jahr steht das Thema Liebe und wir wollen auch einen Büchertisch anbieten. Außerdem haben wir vor jedem noch eine Kerze mit nach Hause zu geben für das Candle Lighting um 19.00 Uhr.

Wir lassen auch jedes Jahr ein Video von dem Gottesdienst aufzeichnen.

Inhalt

Ablaufplan mit Texten, Liedern und Gedichten sowie Zeitungsbericht.

Ablaufplan

Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder
           am 09.12.2001 um 15.00 Uhr
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Schmalkalden

1.   Musikeinspielung aus Tarzan
Phil Collins                Zwei Welten, Dir gehört mein Herz
2.   Begrüßung, Gebet
3. Giaconda Belli: Die Werkstatt der Schmetterlinge,
Kurzfassung des Märchens
4.  Verlesen der Namen der verstorbenen Kinder und Anzünden der Kerzen
Hintergrundmusik Butterfly Kisses
5. Lied : Meine engen Grenzen (alle)
6. Text
Blühende Wiesen
Vorwort von Dr. Gottfried Siebel (Theologe und Krankenseelsorger) aus
dem Buch ,,Jedes Ende ist ein strahlender Beginn“ von Elisabeth
Kübler-Ross
 7. Lied: Keiner ist wie du (Jugend)
8. Predigttext
Musikstück: Linda Richter
9.  Gedicht: Alles in dir hat Flügel
10.Lieder: Wie auf dunklem Weg ein Licht
11.  Manches Ende ist ein Anfang (Jugend)
12. ,,Brief an einen krebskranken Jungen“ aus ,,Kinder und Tod“ von Elisabeth Kübler-Ross
13.Lied: Wie ein Fest nach lange Trauer (alle)
14. Text – Walter Trout Bänd: Sweet Butterfly Walter Trout – Sweet Butterfly (Sophie’s Song)}vom Album „Livin‘ Every Day“

15.  Marie-Luise Wolfing: Der Segen der Trauemden
16.Abschlußsegen
17. Musikeinspielung:
Manus Müller-Westemhagen – Durch deine Liebe

 

Hat dort drüben im Nachbarhaus auch gerade jemand eine Kerze ins Fenster gestellt?

In einer großen Stadt wie unserer geht man seinen Weg. Stress und Hektik an jeder Ecke. Keine Zeit, sich um die Nächsten zu kümmern. Was interessiert es schon, was der Nachbar macht, wie es ihm geht oder wie er heißt. Man kommt nach der Arbeit nach Hause und will nur eins: seine Ruhe. Man schließt die Tür und alle anderen sind vergessen.

Ob ich lache oder weine, keiner hört es, keinen interessiert es.

Gestern war das *Worldwide Candle Lighting*. Ein Meer aus Kerzen sollte sich seinen Weg rund um die Erde suchen, wie eine riesen Welle. Es war kurz vor neunzehn Uhr. Ich machte die Kerzen bereit, eine für jedes meiner beiden Sternchen, eine für das Sternchen einer ganz lieben Freundin und eine für all die anderen Sternchen.

Unaufhörlich rückte der Zeiger weiter auf der Uhr. Noch drei Minuten, noch zwei, noch eine… …und dann zündete ich alle vier Kerzen an. Es sah wunderschön aus. Ich schaute zum Himmel, der sternenklar erschien. Die schmale Sichel des Mondes lugte um die Hausecke. ‚Wunderbar‘, dachte ich, ‚Petrus meint es gut und hat die Wolken verscheucht, damit unsere Sternchen all diese vielen wunderschönen Lichter sehen können.‘

Doch was ist das???

Hat dort drüben im Nachbarhaus auch gerade jemand eine Kerze ins Fenster gestellt? Ich löschte die Deckenlampe im Wohnzimmer und starrte wie gebannt zum Haus gegenüber. Tatsächlich! Im Schein der Kerze erkannte ich jemanden, dessen Blick sich, so wie meiner, zum Sternenhimmel erhob. Mir stockt der Atem. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf: wer ist das? wie fühlt sie/er sich? An wen denkt sie/er? wieviele Sternchen hat sie/er? Eins oder sogar mehr? Wann musste sie/er es/sie gehen lassen? Wie ist es passiert?… Mein Kopf fing an zu schwirren. Ich hatte das Gefühl kurz vor einer Ohnmacht zu stehen. Noch nie hatte ich einen Gedanken an die Menschen im Haus gegenüber verschwendet. Nie habe ich mich für sie und ihre Probleme interessiert. Doch auf einmal ist alles anders. In diesem Verwirrspiel der Gefühle hatte ich plötzlich das Bedürfnis aus dem Haus zu laufen, zum Haus gegenüber, und diesen mir völlig unbekannten Menschen in die Arme zu schließen und die Trauer mit ihm zu teilen. Denn wir sind uns näher, als ich je vermutet hätte.

Sabine mit Anna-Julia und Sven ganz tief in meinem Herzen

Weltgedenktag – dieser Tag im Jahr gehört Tobias, ganz offiziell

Ein Tag im Jahr gehört Tobias, ganz offiziell. Sonst bleibt oft wenig Raum für unseren ersten Sohn, der bei der Geburt starb. Wir haben inzwischen noch zwei weitere Jungen, Pascal (4 Jahre) und Gideon (2Jahre), die natürlich unsere volle AufmerksamCidi01keit fordern und das ist auch gut so. Aber an jedem zweiten Dezember im Jahr, am Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder, da nehme ich mir den Raum für Tobias und meine Erinnerungen an ihn. Alle anderen Termine an diesem Adventssonntag lehne ich ab mit dem Hinweis auf den Gedenktag und den Gedenkgottesdienst, den ich jedes Jahr in Adendorf bei Lüneburg besuche.

Gerade in dieser für verwaiste Eltern so schwierigen Weihnachtszeit ist ein solcher Tag wichtig. Weihnachten, das Fest der Familien, doch einer wird an diesem Tag fehlen. Vor 6 Jahren war ich zum ersten Mal schwanger. Tobias sollte am 22. Dezember, d.h. so um Weihnachten herum kommen. Viele bedauerten mich : „Da wirst du Heilig Abend wohl im Krankenhaus verbringen müssen“ Ich antwortete immer darauf: „ Was kann der liebe Gott mir schöneres zu Weihnachten schenken, als ein Baby!“

Durch diesen Gedenkgottesdienst hat Tobias einen Platz im Advent und inzwischen auch am Heiligen Abend. Mit meinen beiden anderen Jungs zünde ich wie viel verwaiste Eltern auf der Welt um 19 Uhr eine Kerze für unseren verstorbene Sohn an und auch Pascal und Gideon spüren, daß diese Kerze etwas ganz besonderes ist.

Auch im Gedenkgottesdienst hat für mich das Anzünden einer Kerze , die dann vorne vor dem Altar mit den Kerzen der anderen steht, eine große Bedeutung. So viele Kerzen für so viele Kinder, die nicht mehr bei uns sind und doch in diesem Augenblick uns so nah, wie sonst kaum. Jede Kerze steht für so viele Erinnerungen, Liebe und Sehnsucht.

Ein ganz wichtiges Ritual ist es auch im Gottesdienst, daß die Namen der Kinder vorgelesen werden, gerade für uns Eltern von Kindern, die bei der Geburt starben. Denn die Eltern von totgeborenen Kindern werden fast nie nach deren Namen gefragt, aber auch sonst wird der Name totgeschwiegen, aus Angst, man könnte Wunden aufreißen. Und so ist es für mich eben etwas besonderes, daß Tobias Name vorgelesen wird.

Ob ich diese Jahr auch wieder zum Gottesdienst fahren kann, daß weiß ich nicht so genau, denn ich bin wieder schwanger und unser Baby ist für den 12. Dezember angekündigt, wieder ein Adventskind. Aber auf jeden Fall werde ich am Abend eine Kerze anzünden und an meinen Tobias denken.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de 2003