Tipps zur Gestaltung von Gedenkgottesdiensten

Aus meinen Erfahrungen als Teilnehmer von vier Gedenkgottesdiensten in den letzen 5 Jahren, habe ich ganz persönliche Wünsche oder auch Tips zur Gestaltung von Gedenkgottesdiensten:

1. Schön ist immer ein „Motto“ unter dem der Gedenkgottesdienst steht

Besonders schön empfinde ich es immer, wenn der Gottesdienst unter einem Motte Symboleoder einem Thema steht wie z.B. der von Martina aus Schmalkalden das Thema „Schmetterlinge“ hatte oder der in der Tübinger Stiftskirche das Thema “Ich sehe deine Tränen”. Auf meinen Kalenderblättern habe ich auch immer versucht, ein Thema in den Vordergrund zu stellen, wie z.B. Thema Taube, Strand und Meer, Wüste. Wer mag kann sich hier einige Anregungen holen. Auch unter der Rubrik Meditation könnt Ihr noch einen Reihe von Texten, Gedichten und Geschichten finden

2. Texte von Betroffenen, möglichst mehrere

Auf einem Gedenkgottesdienst wurde nur ein einziger Text vorgelesen und dies war noch nicht einmal ein Text einer bzw. eines Trauernden, sondern aus dem Kinderbuch „Kleine Raupe“. Auch hier fühlte ich mich überhaupt nicht angesprochen und es wird vielen Eltern ebenso gegangen sein. Sicher, einige fanden den Text sehr schön, aber ich fand es schade, daß es so einseitig war. Daher meine Bitte: Möglichst mehrere Texte, am berührendsten finde ich immer Texte von Betroffenen Eltern oder Geschwister. Wünschenswert wäre darüber hinaus nicht nur, wenn auch Texte von Betroffenen dabei sind, deren Verlust relativ frisch ist, sondern auch von denjenigen, die schon einen längeren Weg hinter sich haben.

3. Kirchliche Rituale so wenige wie möglich

Bei meinem letzten Gedenkgottesdienst, der wie immer ein ökomenischer war, leitete der katholische Priester den Gottesdienst – offenbar ganz nach katholischer Sitte ( ich muß gestehen, ich bin evangelisch) mit einem „Sing-Sang“ zwischen Priester und Gemeinde ein. Ich hatte keinen Schimmer, was das Bedeutet, geschweige denn, daß ich mitmachen konnte. So wir mir ging es den meisten, mit der Folge, daß der Priester von dem Rest der Gemeinde kaum ein Echo erhielt. Ich empfand es alle völlig fehl am Platz.
Daher meine Bitte: Kirchliche Rituale so wenig wie möglich und wenn, einfach und für alle verständliche, wie z.B.: Predigt, „Vater unser“ und Segen.

4.  Predigt nicht abstrakt, analytisch, sondern ganz konkret und berührend

Bei dem gleichen Gedenkgottesdienst hielt dann die Pastorin eine mindestens 25 minütige Predigt über Maria und ihren Verlust. Doch so analytisch, als wenn sie vor Theologiestudenten sprechen würde. Auch da fühlte ich mich völlig fehl am Platz und das meiste der Predigt ging an mir vorbei. Von Christiane Voll habe ich zwei – wie ich finde, sehr ansprechende Predigten bzw. eine Ansprache zum Kirchentag veröffentlicht.

5. Lieder möglichst einfache, die man kennt oder leicht mitsingen kann.

Ein Gedenkgottesdienst begann mSimon_Garfunkelit einer Einspielung von Simon & Garfunkel „Bridge over Troubled Water“, dann wurde die deutsch Übersetzung vorgetragen. Für mich ein sehr gelungener Einstieg. Einige von solchen „Trauerliedern“ habe ich mit dem Text und zum Teil der deutschen Übersetzung hier gesammelt. Wenn Lieder gesungen werden, dann wäre es zum einen am bestem, wenn es bekannte Lieder sind, die man kennt und/oder wenn ein Chor zur Verstärkung dabei ist. Schön sind auch musikalische Vorträge. Einige Lieder zum Mitsingen findet Ihr mit Text und Noten im Gottesdienst von Schmalkalden.

6.   Namen aller Kinder möglichst während des Gottesdienst für alle sichtbar sein, Namen vorlesen und selbst ein Licht anzünden

Für mich und viele anderer Eltern und Geschwister hat auch der Name unserer Kindern eine ganz besondere BedGottesschmaldkalschmettereutung. Nicht ohne Grund habe ich diesem Thema eine eigenen Rubrik auf der Themenseite gewidmet. Daher empfinde ich es als unverzichtbaren Teil, daß die Namen aller Kinder für alle während des gesamten Gottesdienstes sichtbar sind. Sie sollen zeigen, wir sind nicht alleine, es gibt viele Eltern, deren Kinder gestorben sind. In dem Beispielsgottesdienst aus Schmalkalden ist dies so wunderschön gemacht worden, denn dort durften die Eltern den Namen ihres Kindes auf einen Schmetterling schreiben, der für alle sichtbar an ein blaues Tuch gehängt wurde. Der unbestrittene Höhepunkt aber jedes Gottesdienstes ist für mich das Vorlesen der Namen der Kinder und das Anzünden einer Kerze. Ein Gottesdienst ohne diesen Teil könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.

 7.   Etwas mit nach Hause nehmen

Ganz wichtig war es für mich immer, wenn ich vom Gottesdienst etwas mit nach Hause nehmTobiassternen kann, was ich bei uns im weihnachtlich geschmückten Haus aufstellen oder anhängen kann. So bekommt Tobias auch in dieser Adventszeit seinen Platz und der Gottesdienst begleitet mich bis einschließlich Weihnachten. Den silbernen Stern, den ich vom ersten Gedenkgottesdienst mitgenommen habe, hängt immer noch bei uns im Eßzimmer an der Lampe.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de 08.10.03