Tobias Geschichte

 Am 22. August 1997 habe ich unseren ersten Sohn, Tobias, in der 24 Schwangerschaftswoche still geboren. Ich hatte einen Infekt mit Streptokken, der zu vorzeitigen Wehen und schließlich zum Blasensprung führte.

Es war, als wenn mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hat.

Die ersten Wochen danach waren kaum auszuhalten. Das schlimmste war die Einsamkeit, das Alleingelassen sein. Bis auf eine Freundin waren auf einmal alle – selbst die Familie – wie vom Erdboden verschwunden. Niemand erlaubte mir, von meinem Sohn zu sprechen. Wenn ich es gleichwohl begann, wurde einfach des Thema gewechselt. Keiner verstand, daß für mich es einfach wichtig war, meinen Schmerz auszusprechen.

Erst als ich andere trauernde Eltern bei den “Verwaisten Eltern” kennenlernte, spürte ich, daß meine Gefühle völlig normal waren. Insbesondere das Trauerseminar der “Verwaisten Eltern” in Bad Segeberg im Dezember 1997 gab mir viel Kraft. Aus diesem Grunde habe ich mehrer Jahre ehrenamtlich für den Bundesberband “Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.”, deren Hompage (http://www.veid.de) ich aufgebaut habe, gearbeitet.

Durch das Trauerseminar, aber auch durch unsere Babygruppe – eine begleitete Selbsthilfegruppe (des Vereins der Verwaisten Eltern Hamburg) von Eltern, die ihr Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz danach verloren haben-, habe ich gelernt, daß es für mich ganz wichtig ist, den Platz, den Tobias in meinem Herzen hat, auch nach außen zu gestalten. Ich habe daher diese Seite in Gedenken an unseren ersten Sohn gestaltet und möchte andere betroffene Eltern ermutigen und anregen, ihre Trauer und ihre Erinnerungen nicht in ihrem Herzen zu verschließen.

Es ist ein langer Weg durch die Trauer, doch heute (Anfang 2000) fast 3 Jahre danach, kann ich an Tobias denken, ohne das es noch so sehr weh tut. Tobias hat genauso einen Platz in meinem Herzen gefunden, wie Pascal, unser zweiter Sohn.

Drei Jahre nach dem Tod von Tobias interviewte mich eine Journalistin und schrieb den folgenen Artikel:

Trauern verboten: Die “stille” Geburt 03.10.2000
von Leykam-Remien

© Pirko Lehmitz