Archiv der Kategorie: Friedhof

Er wurde zugedeckt mir vielen schönen bunten Blumen und ich wollte ewig bei ihm stehen bleiben….

(Fortsetzung Geburt…)  Am Freitag fand die Beerdigung statt. Der kleine Sarg war in der Kapelle aufgebahrt, auf einem kleinen, mit blauem Samt überzogenen Tischchen. Es war erschreckend, diesen winzigen kleinen weißen Sarg zu sehen. Lag da wirklich mein kleiner Sonnenschein drin ? Mit seinem Teddy ? Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Die Gebete, die gesprochen wurden, habe ich kaum gehört. Vor meinen Augen lief ePascalGrab2in Film ab, in dem Pascal und ich die Hauptrollen spielten….

Wir sangen das Lied vom kleinen Spatz…. ja, Gott liebt auch die kleinen Dinge… vielleicht hat er deswegen Pascal zu sich geholt ?

Wir gingen zum Grab, und der Bestatter lief, mit dem kleinen weißen Sarg in den Armen, vor mir….. mein Herz schrie nach meinem Sohn – und ich konnte nur hinterher stolpern – ich hatte kein bißchen Kraft in mir. Meine Eltern sprachen Gedichte und Gebete für Pascal, und Philip ließ im Hintergrund leise Musik spielen. Und dann ließ der Bestatter den kleinen SarPascalGrab1g in die Erde hinab. Er wurde zugedeckt mir vielen schönen bunten Blumen und ich wollte ewig bei ihm stehen bleiben…. Beim Verlassen des Friedhofes, war ich innerlich ruhiger geworden. Ich wußte jetzt, wo mein Schatz war. Er schaute nur noch von oben zu, wie sein Körper beerdigt wurde. Aber ich konnte nicht loslassen. Ich ließ ihn wieder zurück. Zwar nur seinen Körper, aber trotz allem ein Stück von ihm…

Als wir abends noch einmal zum Friedhof gingen, lagen alle Kränze, Sträuße und Gestecke auf seinem Grab. Ein Meer von Blumen…

Moni

Glücklicherweise mußte ich Tobias beerdigen

Ich nachhinein muß ich Tobias dankbar sein, dankbar, daß er 46 g mehr als 500 g gewogen hat. Erst ab 500 g besteht eine Beerdigungspflicht von totgeborenen Kindern. Ich weiß nicht, ob ich selbst die Kraft gehabt hätte, sonst die richtige Entscheidung zu treffen, nämlich auch dann mein Kind zu beerdigen. Die ersten Wochen nach der Geburt von Tobias war ich zu nichts zu gebrauche, jedenfalls zu nichts, was mich selber betraf. So hatte ich keine Entscheidung und eine Woche nach Tobias Geburt meldete sich das Krankenhaus bei mir und fragte, ob ich mich schon um die Beerdigungsformalitäten gekümmert hätte, was ich verneingrabosternte.

Formalitäten wurden in kaum mehr als 20 Minuten abgewickelt

Jetzt mußte ich mich darum kümmern. Leider hatte ich auch hier wieder wenig Glück und geriet an eine Bestatterin, die alles standardmäßig abwickelte. Die ganze Sache dauerte vielleicht 20 Minuten. „Wollen sie eine Erd- oder Feuerbestattung? Die Feuerbestattung ist teuer und wird noch einige Wochen dauern.“, „Bei Kindern haben wir nur einen kleinen weißen Sarg.“ „Haben sie etwas zum Anziehen?“, „Wollen sie etwas mit hineinlegen“ usw. Immer wenn ich zögerte mit der Antwort, antwortete sie für mich mit nein und trug es in ihren Bogen ein. Rückblickend hätte ich mir hier eine bessere Beratung gewünscht. Was es für Möglichkeiten gibt: Kleidung, eigener Sarg usw. Auch mir mehr Zeit zu geben, mich zu ermutigen. Nein, völlige Fehlanzeige.

Die Beerdigung war, als müßten wir eine Niederlage zu Grabe tragen,

Dadurch, daß ich mich nicht um die Beerdigung zunächst gekümmert hatte, fand sie fast 3 Woche nach dem Tod von Tobias statt. Ich ging inzwischen wieder arbeiten und alle taten so, als wenn nichts gewesen wäre. Alle vermittelten mir, es sei doch nicht so schlimm und das mache man mit sich selber aus. So traute ich mich noch nicht einmal einen Pastor zu fragen, ob er Tobias beerdige, da Tobias ja nicht getauft werden konnte. Ich hatte Angst, er würde kopfschüttelnd ablehnen. So wagte ich auch nicht, andere zur Beerdigung einzuladen. Es kamen nur unsere Mütter mit. Im Büro erklärte ich, daß ich morgen nicht kämen, da die Beerdigung sei. Kein Kommentar, so als hätte ich gesagt, ich bin morgen beim Zahnarzt. Einem Freund mit dem ich noch am Vortag telefonierte, fragte tatsächlich, wer denn beerdigte würde…

Verschämt, als müßten wir eine Niederlage zu Grabe tragen, hatten wir sie hinter uns gebracht. So, wie es eben viele erwartet haben: In aller Stille, ohne jegliches Aufsehen. Ich höre noch die Bestatterin: “Machen sie es gleich morgens, dann haben sie es hinter sich.” Und so wurde die Beerdigung um 10 Uhr angesetzt. Es verlief alles ganz stumm. Niemand sagte etwas und es dauerte keine 10 Minuten. Auch als wir die Mütter nach Hause brachten und noch zu meiner Mutter gingen – „Ja so früh können wir ja noch nicht zum Griechen Essen gehen“ – wurde natürlich nicht über Tobias gesprochen. Wenn ich gegangen wäre mit den Worten, ich müsse noch ins Büro, hätte niemand etwas dagegen gesagt.

Aber auch danach mußte ich mir noch anhören: „Mit der Beerdigung, mußte das denn sein?“ und als ich später erklärte, ich hätte doch gerne meine Freund dabei gehabt, erklärte mir ein Freund, wieso, er hätte unser Kind doch gar nicht gekannt…

Aber ich bin so glücklich, daß ich wenigstens ein Grab habe

Aber ich bin so glücklich, daß ich wenigstens ein Grab habe. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn ich nicht wüßte wo Tobias geblieben wäre. So weiß ich, er liegt bei meinem Vater auf einem wunderbaren kleinen Gemeindefriedhof in einem Vorort von Hamburg.

Ich bin immerwieder gerne in Großhansdorf am Grab von Tobias. Gerade am Anfang war für mich dort der Ort, wo Tobias einen Namen hatte und ich sehen konnte, daß es kein bloßer Alptraum war.

Die Jahreszeiten am Grab

Da ich aus meiner Kindheit gute Erinnerungen hatte an Großhansdorf, mein Vater hat mich immer mitgenommen, wenn er das Grab seiner Eltern pflegte, war es für mich klar, daß auch Tobias, bei seinem Großvater und Urgroßeltern begraben wird. Mir tat es einfach gut, daß es dort einen Ort gibt, an dem ich mal etwas handgreifliches tun kann, eine Blume pflanzen, etwas Selbstgemachtes, wie z.B. Windrädern, dort aufzustellen. Gerade zu den Feiertagen schmücke ich das Grab und es gab mir gerade im ersten Jahr die Kraft, diese Tage besser zu überstehen. Da es fast eine Stunde mit dem Auto entfernt von uns ist, gehe wir nicht so oft dorthin. Für uns ist es dann immer ein Familienausflug. Inzwischen haben wir sozusagen unsere festen Zeiten: Wenn das Grab wieder abgedeckt wird, dann räume ich die Weihnachtssachen weg und pflanze die erste Blumen. Vor Ostern wird das Grab österlich geschmückt. Wenn wir nicht gerade im Urlaub sind, kommen wir natürlich zum Geburtstag und bringen auch immer etwas mit. Aus dem Urlaub wird auch etwas mitgebracht. Am ersten Advent wird dann alles weihnachtlich geschmückt und ganz wichtig ist, daß wir am Heiligabend hinfahren, um eine Kerze anzuzünden.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de Februar 2005

Beerdigung von KIM-NOVA

(Fortsetzung Geburt) Uns war sofort klar Kim-Nova muss zur Oma Klara mit ins Grab. So ist sie nicht allein und Oma Klara hat ihr Enkelkind bei sich und wird auf sie acht geben.

Am Anfang gab es ein Paar Probleme, da es für die Gemeinde auch das erste mal war, dass ein Kind zu jemanden ins Grab gelegt werden wollte. Zuerst hieß es „das geht nicht wegen der Höhe des Sarges “.Unser Friedhof liegt direkt am Waldrand und man hatte Angst wegen dem Tieren. Man hat uns eine Urnengestattung angeboten. Dann würde sie in Oma Klaras Grab kommen. Eine Urnenbestattung kam aber für uns nicht in Frage.

Nach längerem Hin und Her ging es dann doch das wir sie im Sarg zur Oma legen konnten.

Die Beerdigung fand am 18.03.03 um 14.00 Uhr im Kreise der Familie statt. Ich wollte nicht das auf die Trauerfeier irgendwelche Menschen kommen die mit uns nichts zu tun haben und nur kommen aus reiner Neugierde. Darum hatten wir auch keine Anzeige in der Zeitung.

Menschen die uns wichtig sind wüssten was passiert war und das war uns das wichtigste. Auf falsches Mitleid könnten wir verzichten.

Die Beerdigung war sehr würdevoll. Ich war sehr beeindruckt trotz meines Schmerzes und meiner tiefen Trauer fühlte ich eine Wärme in meinem Körper, die ich nur schwer beschreiben kann.

Es windete an diesem Tag sehr stark, aber als der Pfarrer sagte „wir begleiten sie zu ihrer letzten Ruhestätte“, hörte es auf einen Schlag auf zu winden. “Es war windstill“

Bevor der Sarg ins Grab gelassen wurde flog auf einmal aus dem Nichts ein Schmetterling über den Sarg. Kreiste dort zwei mal flog dann über mich keiste dort auch ein paar mal um mich herum und verschwand im Himmel. Am Anfang dachte ich „Das bildest du Dir jetzt nur alles ein, du hast einen Vogel.“ Aber ich war nicht die einzige die dieses gesehen hat. Meine Mutter hat dieses auch gesehen und war zu tiefst beeindruckt. In diesem Moment hatte ich das Gefühl sie macht sich auf die Reise. Sie geht zu den Sternen.

Abschied von Kim-Nova Magino
Totgeboren am 07.März 2003 in Weingarten
Begraben am 18. März 2003 in Waldburg

 

Liebe Frau Magino und Herr Schädler,
Liebe Angehörige und Trauergemeinde!

DU KAMST; DU GINGST MIT LEISER SPUR;
EIN FLÜCHTIGER GAST IM ERDENLAND
WOHER? WOHIN? WIR WISSEN NUR:
AUS GOTTES HAND IN GOTTES HAND.

So dichtete Ludwig Uhland nach den Tod eines Kindes.

Ein Hauch ist vergangen, so wie er auch unseren mund verlässt. Ist das Leben Ihrer Tochter Kim-Nova nicht noch flüchtiger gewesen? Sie hat ja nie einen Atemzug tun können; sie ist gestorben in Ihrem Leib, liebe Frau Magino

Wahrlich, „ ein Flüchtiger Gast“ ist Kim-Nova gewesen, doch nicht unbeachtet. Die Mutter hat ihr Wachsen gespürt, und Gott kennt auch dieses totgeborene Mädchen. Im 139 Psalm lese ich: „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereit war“.

An dieser Zusage halten wir fest, denn ein jeder Mensch, ob ungeboren oder geboren, ist ein persönlicher Gedanke an die Liebe Gottes. Aber gerade diese Zusage bereitet nun auch Not. Sie beide, Mutter und Vater, haben sich gefreut auf Kim-Nova; und Silvio sollte ein Schwesterchen bekommen: Sie werden nie vergessen, dass dieses Mädchen zu Ihnen gehören sollte. Kann auch eine Frau ihr Kind vergessen?“, so fragte der Prophet Jesaja, und er sprach in Gottes Namen weiter:“ und wenn sie es vergäße, so will ich dich doch nicht vergessen, spricht der Herr.“

Sie können nicht vergessen, und Gott vergisst uns nicht. Jesus Christus hat diese Zusage unseres Gottes weitergeführt: Es ist nicht der Wille des Vaters im Himmel, dass eines von diesen Kleinen verloren werde.“

Jesus Christus selbst öffnet uns den verhangenden Horizont, indem er uns verspricht:“Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“ Den guten Hirten nennen wir ihn, der keines seiner Schafe verlieren will. Davon spricht das Psalmwort, das Sie ausgesucht haben für den Abschied von Kim-Nova:            

   Der Herr ist mein Hirte,

                                   mir wird nichts mangeln

.                                    Psalm 23,1

Ich kenne keinen Satz, der stärker vom Vertrauen zu unserem Gott und Herrn spräche. Denn der Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat, der Menschen ins Leben ruft und in seinem Reich vollendet, er ist „Mein Hirte“. Der das große schafft und gibt, das Leben, der hat auch die Macht, aus dem Tod ins Leben zu rufen; Jesus Christus, der vom Tod Auferstandene, bürgt dafür. Und deshalb“ wird mir nichts mangeln“, in Ewigkeit nicht.

Eine größere Zuversicht gibt es nicht. An Gottes Zusagen halten wir fest, gerade jetzt, wenn wir hergeben müssen. Ja, es fällt schwer herzugeben: die Freude auf das Mädchen, die Tochter und Schwester; so viele Erwartungen haben sie verbunden mit Kim-Nova. Wir verstehen nicht, warum das so sein muss. Aber wir vertrauen auf unserem Herrn und Gott, der Gedanken des Friedens mit uns hat und nicht des Leides. Wir vertrauen Kim-Nova unserem Vater im Himmel an. Wir vertrauen darauf, dass sie nicht vergessen ist, von Gott nicht, so wenig wie von Ihnen. Mit dieser Zuversicht begraben wir Kim-Nova und wissen, dass sie in Ewigkeit geborgen ist bei ihrem guten Hirten.

AMEN

Heute fällt es uns noch sehr schwer auf den Friedhof zu gehen. Aber in Gedanken und ganz tief in unserem Herzen ist unsere Kim-Nova verankert. Wir können Ihr nur Danken das wir sie haben durften, wenn auch nur sehr kurz

In unserem Leben hat sich einiges verändert durch sie. Wir haben wieder zu einander gefunden. Wir haben am Freitag, den 13.06.03 geheiratet. Ich habe eine andere Einstellung zum Leben bekommen. Ich habe mich von vielen Sachen getrennt die mir nicht gut getan haben, ich habe gekündigt. Mir geht es besser.

Diese Einstellung habe ich meiner Tochter zu verdanken, wäre dieses Furchtbare in meinem Leben nicht passiert, hätte ich wahrscheinlich mein Leben nie geändert. Hätte so weiter gemacht wie zuvor ohne Nachzudenken!!! Leider muss oft erst etwas furchtbares passieren, damit man bereit ist sein Leben zu verändern bzw. darüber nachdenkt .Es ist noch einiges zu tun, aber gemeinsam schaffen wir es.

Ich kann meiner Tochter nur danken, sie hat mir den Anstoß gegeben mein Leben zu ordnen und es zu verändern!!!!!!!!!

Diana30 (26.06.2003)

Wenn ich ehrlich bin, bin ich sogar erleichtert, dass Rebecca mit einem Opa zusammen in diesem Grab beerdigt ist und nicht alleine

(Fortsetzung von Geburt) Ende 2003 hatte ich bei einer alltäglichen morgendlichen Autofahrt ein sehr eigenartiges Erlebnis:

Ich hielt an einer Ampel hinter einem Wagen, aus dem ein kleines Mädchen ausstieg, sich von ihrer Mutter verabschiedete und wohl nicht im Auto warten wollte, sondern alleine zur Schule weiter lief.

Ich nahm diese Szene wahr und plötzlich bekam ich ein ganz eigenartiges Gefühl im Körper, von meiner Stirn ausgehend, ich dachte, ich bekäme einen Herz-infarkt oder Schlaganfall, hatte Herzrasen, ein Unwirklichkeitsgefühl, Zittern.

Da ich selbst eine therapeutische Ausbildung habe, konnte ich recht schnell für mich selbst eine Diagnose stellen: „Panikattacke“. Nach Ausschluss der manchmal dahinter stehenden körperlichen Problematik begann ich systematisch nach einem Weg zu suchen, nicht mit Medikamenten oder ähnlichem einfach weiter zu machen, sondern die Botschaft, die hierin liegt, zu suchen. Ich ging in eine ganzheitliche Klinik. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr auf psychotherapeutische Gespräche, denn durch meine Ausbildung bedingt, hatte ich schon so viele davon, dass ich der festen Überzeugung war, es gäbe nichts mehr anzuschauen, zu erledigen und .. Mit dieser Einstellung ging ich nun in das Krankenhaus und dachte, vielleicht reicht es, wenn ich nur mal ein paar Wochen ausspanne, vielleicht brauche ich einfach nur Ruhe.

Nach etwa 2 – 3 Wochen hatte ich bei den Fußreflexzonenmassagen jedes Mal ein sehr unangenehmes Gefühl in der Bauchgegend. Ich beschrieb das dem Masseur mit den Worten: „als ob da was tot wäre“ und zeigte auf meinen Bauchbereich. Einige Tage später hatte ich ein Gespräch mit der Oberärztin, die ich bis dato noch nie gesehen oder gesprochen hatte. Sie legte einen kleinen Zettel vor mir auf den Tisch und ließ mich mein Symptom darauf malen. Ich nahm einen Kugelschreiber und kritzelte irgend welche Striche (eher lustlos) hin, damit sie zufrieden ist … , dann nahm sie den Zettel, drehte ihn um und ließ mich noch einmal malen: „was wäre ohne dieses Symptom?“, ich kritzelte wieder ein paar Striche hin und dachte – „was soll das denn werden?“ Die Oberärztin sah sich meine Kritzelei an, sah mir in die Augen und sagte: „das sieht alles so körperlos aus“ – „ich frage sie mal: wer ruft sie da aus der anderen Welt?“.

Was dann in mir passierte, kann ich wirklich nicht mit Worten beschreiben

Ich hatte das Gefühl, alles in mir bricht zusammen, sofort kamen mir Berge von Tränen und ich sagte nur: „meine Tochter Rebecca“.

Nach diesem Gespräch ging ich in die Klinikkapelle und weinte weinte weinte …

Bis heute weiß ich nicht, wo ich diese Tränen in mir haben konnte. Ich fasste meinen Mut zusammen und sprach den dortigen Klinikpfarrer an, erzählte ihm meine ganze Geschichte von Rebecca und er sah mich nur an und sagte: „das ist doch ganz klar, deine Tochter ist direkt unter dem liebenden Herzen einer Mutter in die Hände Gottes gefallen, von dort ruft sie: komm auch Mama, hier ist es so schön – sie kennt ja gar nichts anderes“

Als ich aus der Klinik nach Hause kam, war mir klar, dass ich noch einmal zurückgehen muss in die Zeit von 1982, als ich Rebecca „verloren“ habe.

Ich setzte mich an meinen PC und schrieb die Klinik an, in der Rebecca damals tot geboren wurde. Da ich keine Ahnung bzgl. Aufbewahrungsfristen und Datenschutz hatte, konnte ich nicht einschätzen, was auf mein Schreiben hin passieren würde. Ich betonte aber in dem Schreiben, dass ich für mich, meine Seele wissen muss, was eigentlich damals passiert ist und wo meine Tochter ist. Dass es mir nicht darum geht, jetzt nach so vielen Jahren Schuld zu suchen oder ähnliches.

Einige Wochen bekam ich keinerlei Reaktion von der Klinik. Das machte mich recht wütend und ich schrieb noch einmal, dieses Mal mit den eigenen Worten, die ich in ihrer Homepage gefunden hatte: eine Klinik FÜR den Menschen und dass sie bei diesem Anspruch zumindest hätten schreiben können, dass sie mir nicht weiter helfen können.

Kurz nach diesem Schreiben bekam ich einen Anruf aus der Klinik. Der Mitarbeiter hatte selbst ein Kind verloren, wie er mir in dem Telefonat erzählte und versprach mir, zu helfen und mich zu unterstützen und er entschuldigte sich, dass er sich so lange nicht gemeldet hatte. Wir vereinbarten einen Gesprächstermin mit einem Gynäkologen, der sich meine Akte ansehen würde und dem ich dann alle Fragen stellen könnte, die mir so auf der Seele brannten (z. B. was damals passiert ist, wo sie sein könnte und was das Schlimmste für mich gewesen wäre, ob ihr Körper verbrannt wurde).

Auch dieses Gespräch, für das ich über 350 km von meiner jetzigen Heimat in die Klinik fuhr, war für mich ein sehr heilsames Erlebnis. Zunächst ging ich mit sehr flauen Gefühlen dort hin, denn ich war – entgegen der Planung – alleine. Mein Partner, der aber nicht Vater von Rebecca ist, konnte mich aus beruflichen Gründen nicht begleiten. Der Arzt und ich setzten uns in ein kleines Zimmer, wo wir ganz alleine und ungestört waren und ich kann nur sagen, dass er sich mutig ALLEN meinen Fragen gestellt hat und sie mir auch – so gut das nach Aktenlage nach so vielen Jahren möglich ist – beantwortete. Er hat mir ehrlich gesagt, dass es aus seiner Sicht ein Fehler war, keinen Notkaiserschnitt zu machen, dass es keinen in der Akte ersichtlichen Grund gab, mir während Rebecca geboren wurde, eine Narkose zu verpassen, was dann zur Folge hatte, dass ich aufwachte – und Rebecca war einfach weg, verschwunden.

Er war auch ehrlich genug mir zu sagen, dass die Chance in dieser Zeit, dass Rebecca diese Geburt gesund überlebt hätte, auch bei einem Kaiserschnitt, sehr sehr gering (max. 10 %) gewesen sei. Aber ich hätte ihr diese Chance mit Sicherheit gegeben, wenn ich damals hätte entscheiden können …

Nur eines konnte mir auch der Arzt nicht beantworten: wo Rebeccas Leichnam geblieben ist. Ich hatte selbst bei dem zuständigen Bestattungsinstitut nachgefragt, aber es gab aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen und der zuständige Bestatter war inzwischen selbst verstorben.

Aber der Arzt versprach mir, zu helfen, was im Hinblick auf Datenschutz etc. nicht so einfach sein konnte.

Schon wenige Tage nach diesem Gespräch bekam ich ein Schreiben der Klinik. Der Verwaltungschef, mit dem ich auch das erste Telefonat geführt hatte, hatte in der Gemeindeverwaltung ausfindig gemacht, wer zu dem entsprechenden Zeitpunkt in der Klinik verstorben war und mit Hilfe des Beerdigungsinstitutes, das dem Arzt schilderte, wie sie in einem Fall von anonymen Beerdigungen von totgeborenen Kindern verfahren, konnte dann ausfindig gemacht werden, mit wem Rebecca beerdigt worden ist.

Als ich diesen Brief in Händen hielt – auch das kann ich sehr schlecht beschreiben, am ehesten mit: „ein kleines bisschen Frieden für meine Seele“.

Ich setzte mich mit der Friedhofsverwaltung in Verbindung, die mir auch sofort Hilfe versprach und kurz nach diesem Telefonat bekam ich einen Lageplan des Friedhofes, in dem das Grab eingezeichnet war, in dem Rebecca mit beerdigt liegt.

Ich überlegte, was ich mitbringen könnte und auf das Grab legen und und … Aber dann ging ich einfach so hin, um anzuschauen, wie das Grab aussieht und dann ob und wenn ja, was ich für Rebecca dort hinbringen könnte.

Also fuhr ich, dieses Mal zusammen mit meinem Partner, zu dem Friedhof. Marschierte direkt an das Grab und dann stand ich davor. Es war ein sehr friedvoller, ruhiger Platz. Das Grab war nicht besonders liebevoll gepflegt. Es stand ein weißes Holzkreuz mit dem Namen des Verstorbenen da.

Ich hatte so viel erwartet, was dann passieren würde. Aber es war auf einmal gar nicht viel an Tränen. Es war eher so dass ich dachte: Rebecca, du hast dein Leben für meines gegeben.

Dann fuhren wir zu einem Blumengeschäft und holten schöne blühende Blumen, eine kleine Fee, einen orangefarbenen Schmetterling und schmückten damit das Grab (ich hatte vorher bei der Friedhofsverwaltung angefragt und dafür die Erlaubnis bekommen)

Wenn ich ehrlich bin, bin ich sogar erleichtert, dass Rebecca mit einem Opa zusammen in diesem Grab beerdigt ist und nicht alleine. Als mich eine Freundin fragte, ob ich Rebecca nun an meinen Wohnort umbetten wollte, wusste ich, dass ich das nicht darf/kann. Dass die beiden dort zusammen gehören.

Wenn ich nun in meine Heimat komme, fahre ich immer auch an das Grab, bin selbst überrascht, wie es mir dort geht, manchmal habe ich ein ganz friedliches Gefühl, manchmal heule ich nur, ich bringe frische Blumen, habe im Herbst schon für das Frühjahr Krokusse eingepflanzt und besuche eigentlich immer Rebecca und „ihren Opa“.

Die kleinen Figuren auf dem Grab habe ich über den Winter mit nach Hause genommen, damit sie nicht kaputt gehen. Hier im Haus habe ich eine Ecke eingerichtet, wo z. B. ein Ultraschallbild von Rebecca, das mir der Arzt aus der Klinik mitgegeben hat, hängt, dort stelle ich Blumen – je nach Jahreszeit – hin. Habe ein Bild gemalt mit dem „Kleinen Prinzen“ – mit dem entsprechenden Gedicht darauf usw.

In den vergangenen Jahren hatte ich in der Zeit nach dem Jahreswechsel bis zu ihrem Geburts- und Todestag am 14.03. immer ein sehr großes seelisches Tief. Das ist in diesem Jahr zum ersten Mal nicht der Fall. Ich trauere noch immer um Rebecca und glaube, das wird auch immer so bleiben, denn es ist nach meiner Meinung das schlimmste, was ein Mensch erleben kann, wenn ein Kind verstirbt. Aber insgesamt ist die Erinnerung an Rebecca friedvoller und mit mehr Einverstandensein verbunden.

Für ihren diesjährigen Jahrestag habe ich einen wunderschönen Engel, auf einer Kugel sitzend, gekauft, den ich ihr bringen und auf das Grab stellen werde. Nach einiger Überlegung ist es für mich das richtige, um zu zeigen, dass in dem Grab auch ein kleiner Engel liegt. Ich habe kein Kreuz oder Stein mit ihrem Namen aufgestellt. Ich denke, dass dieser Engel ausreicht:

R   ein, wie ein Engel bist Du

E   ins mit mir warst Du, bist Du und bleibst Du

B   ei mir bist Du, das weiß ich nun

E   inmal nur möchte ich Dich sehen

C   herub, mein Lichtengel, nach dem ich mich sehne

C   hristus ist Deine Heimat

A   men

Ulrike
www.beepworld.de/members69/ulrikeyannah/rebecca.htm

Melindas Grabherz

Still, seid leise
Sie war ein Engel auf der Reise.

Sie konnte ganz kurz nur bei uns sein,
wohin sie ging, weiß Gott allein.

Ein Hauch nur bleibt von Ihr zurück,
in unserem Herzen ein großes Stück.GrabherzMelinda

Melinda wird immer bei uns sein,
vergessen Sie nie, sie war so klein.

Geht nun ein Wind, am milden Tag
So denk´, es war Ihr Flügelschlag.

Und wenn Du fragst, wo mag Sie sein?
Ein Engel ist niemals allein.

Sie kann jetzt alle Farben sehen
Und barfuß durch die Wolken gehen.

Und vielleicht lässt sie sich hin und wieder
Bei unseren Erdenkindern nieder.

Und wenn wir Sie auch sehr vermissen
Und weinen, weil wir Abschied nehmen müssen

So denk´, im Himmel,wo es sie nun gibt.
Erzählt Sie stolz : ich bin geliebt

Zum Andenken an unseren Sonnenschein Melinda, Sie war einfach ein  einmalig liebes und fröhliches Baby und ich kann Ihren Tod im Moment  überhaupt noch nicht verstehn.

Wir haben das Herz gewählt, weil es zu Melinda paßte. Sie hatte ja den Herzfehler und der Stein ist so schön, wie Babyhaut.

Bine mit Melinda
2005

Ich bin froh, daß ich einen Ort habe, wo ich hingehen kann und hemmungslos weinen kann

Im KKH sagten sie uns das unser Sohn wohl in ein Massengrab kommt,da er 380g hatte,und wir keine Chance hätten ihn alleine zu beerdigen. Als er dann lebend zur Welt kam,und in meinen armen Starb,sagten sie jetzt müssen sie ihn alleine beerdigen. Und wir waren froh,den das wollten wir. Er liegt auf einem kleinen ev. Friedhof ,er hat ein Herz als Grabstein,der obere teil ist mit Kies und der Rest Erde,wo wir Blumen gepflanzt haben und eine Kerze steht. Auch hat er zwei Teddys, einen Schmetterling und ein Windrad von seiner Schwester auf seinem Grab.

Ich bin froh, daß ich einen Ort habe, wo ich hingehen kann und hemmungslos weinen kann. Meistens gehe ich einmal die Woche und überwiegend alleine. Meine Tochter nehme ich nur mit, wenn sie den Wunsch äußert, meinen Mann nur wenn ich was pflanzen möchte. Auch bin ich meistens mit meiner Trauer alleine, wie wurde gesagt,wenn man jemanden über Jahre kennt, kann man auch über ihn trauern und reden, aber wie soll man über jemanden reden, den man nicht kennengelernt hat. Ich finde es schade, daß manche so denken und ich durch solches Denken alleine mit der Trauer bin, aber ändern werde ich es nicht können. Die Familie meines Mannes war zwar auf der Beerdigung dabei, aber sie sagten schon vorweg, das sie unsered wegen mitgehen, damit wir nicht alleine sind, nicht wegen Marcel. Du siehst es ist nicht einfach, hier in der Fam. und im Freundeskreis ist er vergessen, und somit geht auch keiner zum Grab. Ich bin froh das ich es habe, und dort ohne Rücksicht trauern kann.

GLG Tina mit Jasmin und Marcel für immer im Herzen
2005

Ich finde das Grab sehr schön, wenn man in dieser Situation von schön reden kann

Fortsetzung von (Bild von Maximilian) Heute (Sommer 2004) habe ich es endlich geschafft, das Grab von Maximilian fertig zu machen.

Ich hatte Anfang April den Grabstein bestellt und normalerweise sollte er vier bis fünf Wochen später liegen. Aber nichts geschah. Nach fünf Wochen bin ich dann zum Steinmetz und habe mal nachgefragt. „Ja, ja … der Stein ist in Arbeit, dauert nicht mehr lange“. Gutgläubig wie man nun mal ist, glaub man das ja auch. Jeden Tag bin ich zum Friedhof und habe geschaut, weil ich ja auch gerne das Grab schön machen wollte. Nach weiteren sechs Wochen lag er dann endlich.
Max2
Heute ist mein freier Tag und ich wollte endlich loslegen. Morgens als ich aufwachte, das goss es in Strömen und donnerte & blitzte. Ein ganz tolles Gewitter. Ich hatte alles beisammen und wollte zum Friedhof und es hörte nicht auf zu regnen. Gegen 15 Uhr wurde das Wetter etwas besser und ich konnte los.

Und hier möchte ich euch gerne zeigen, was ich gemacht habe. Habe über zwei Stunden gewerkelt und bin jetzt megastolz auf mich. Ich finde es sehr schön, wenn man in dieser Situation von schön reden kann. Vielleicht gefällt es euch ja auch.
Max1  max4

Sommer 2004

Für mich ist das Grab sehr wichtig. Für mich stand schon im KH fest, dass ich meinen Sohn selber beerdigen möchte und ihn nicht im KH lasse.

Ich wollte einen Ort haben, wo ich hingehen kann. Ich habe zwar zu Hause auch einen Platz, wo Bilder stehen und eine Kerze, aber das Grab ist mir trotzdem sehr wichtig.

Wie oft ich hingehe, dass ist unterschiedlich. Manchmal jeden Tag, manchmal nur einmal die Woche. Das hängt aber ganz allein von mir ab und wie es mir geht. Manchmal brauche ich es jeden Tag, dass Grab zu sehen und manchmal halt nicht so oft. Aber jedesmal, wenn ich dort bin, wird eine Kerze angezündet. Das ist mir auch sehr wichtig.

max3
Maximilians Grab am ersten Geburtstag

Meistens gehe ich allein, manchmal kommt mein Mann mit. Aber ich weiß, dass meine SchwiMU und mein Mann (jeder für sich allein) auch oft zum Grab gehen und dass ist ein sehr schöne Gefühl, dieses Wissen.

Manu
2004/2005

Ich zünde meiner Kleinen dann immer Kerzen an

Zum Friedhof gehe fast täglich. Ich zünde meiner Kleinen dann immer Kerzen an. Am Anfang ging ich oft alleine. Zur Zeit geht mein Mann mit mir gemeinsam. Es stehen auch immer frische Blumen bei lisaMarieGrabihr, meist sind es Rosen. Da der Boden  noch gefroren ist, konnten wir unseren Stein noch nicht aufstellen lassen. Es ist eine Sonderanfertigung: ein Halbmond auf dem den Engel schläft und ein Stern abgebildet ist. Darauf steht das selbe wie in der Anzeige. Die Fassung ist das Spiegelbild des Steins. Ein Bild davon habe ich leider noch nicht. Zur Zeit habe ich ein Herz mit Engelchen auf dem Grab liegen. Daneben stehen auch noch  Engelchen und zu Weihnachten natürlich ein Weihnachts- und Schneemann. Zu Ostern werde ich mir ein schönes Gesteck machen lassen, natürlich mit einem Osterhasen.  Später möchte ich auch noch ein kleines Bäumchen pflanzen und natürlich ein  kleine Laterne für meine Kerze fest anbauen lassen.

Tina (grooße Schwester) ist immer sehr engagiert am Grab dabei. Sie holt gern Wasser für die Blumen und passt auf, das auch alles an seinem Fleck ist. Im Winter baute sie oft einen Schneemann für ihre kleine Schwester.

Antje mit Lisa im Herzen
März 2005

„Von Marlèen für Tobias“.

Schon die ganze Woche hatte ich mich darauf gefreut, daß Heidruns Schwester Regina mit Familie kommt. Auch wenn wir uns vielleicht bis jetzt fünf, sechs Mal nur gesehen hatten, hatte ich jedes Mal das Gefühl, wir kennen uns schon lange. Alle Kinder sind so lieb, von der kleinen Jenny bis Timo, Dana und Marlèen. Es ist schon faszinierend, daß Kinder instinktiv das Richtige machen. Heidrun hatte mir erzählt, daß die Kinder kommen und den Wunsch hatte, zu Tobias auf den Friedhof zu gehen. Sie fragte ganz vorsichtig, ob ich auch mitkommen wolle. Wie mir Regina später erzählte, war sie ganz erstaunt, daß ich den Mut hatte, mitzukommen. Aber es war genau das Richtige.

Wir fuhren alle zusammen in dem Wohnmobil nach Großhansdorf. Jedes Kind hatte eine Kerze dabei, die sie für Tobias anzünden wollten. Marlèen packte während der Fahrt die Kerzen aus und erklärte, daß sie gerne dort hätte aufschreiben wollen:“Von Marlèen für Tobias“. Es war so schön, daß endlich jemand einmal nicht nur wagt, seinen Namen auszusprechen, sondern dies auch als das Normalste der Welt betrachtete. Ja warum ist es das denn nicht!

Als wir am Grab von Tobias ankamen, haben alle ihre Kerze angezündet und jeder hat seinen Platz dafür ausgesucht. Regina umarmte mich dann und sagte:“Mensch Pirko, du tust mir so leid, daß du deinen Tobias verloren hast!“. Ein einfacher Satz, von Herzen ausgesprochen und ich spürte, sie als Mutter erahnte, was ich empfinde. Sie rief dann alle noch einmal zusammen und wir beten gemeinsam das Vaterunser. Dann sprach sie noch ein paar Worte zu meinem kleinen Tobias, und bat Gott mir Kraft zu geben, damit ich nicht mehr so traurig bin.

Mit ihrer Aufforderung, daß wir zum Abschluß gemeinsam das Vaterunser beten könnten, hättest sie mir keinen größeren Wunsch erfüllen können. Auch wenn ich das Gefühl hatte, daß mir in den letzten Wochen so vieles verloren gegangen war, wenigstens mein Glaube an Gott blieb mir erhalten.

Regina und die Kinder gaben mir damit einen der schönsten Augenblicke seit über sieben Wochen. Es tat einfach gut, daß grossh1jemand mich in meiner Trauer ernst nahm.

Sie sprach mich auch gleich an, ob ich denn Fotos von Dir hätte, und, daß sie diese gerne sehen wolle, wenn es für mich okay sei.

Als ich zu Hause Regina dafür dankte, nahm sie meine Hand und sagt, daß sie wenig für mich tun könne, aber jedenfalls dies würde sie gerne tun. Es ist kaum zu erklären, aber es gibt Menschen, die haben ein unheimliches Gespür, auf andere zuzugehen. Regina fragte ohne Hemmungen, aber ganz behutsam, wie denn alles passiert sei. Ich erzählte ihr alles, nicht nur den nüchternen Geschehensablauf, sondern auch meine Ängste, Gefühle und alles was mich seitdem bedrückt. Ich merkte sofort, wie gut mir dies tat und wie viel Kraft mir das Gespräch gab. Es sprang ein Funke über und ich hatte das Gefühl, als wäre sie meine große Schwester.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de Oktober 1997

Maries Grab ist für mich ihr „Kinderzimmer“

Marie1  Ich habe für Marie´s Grab bunte Schmetterlinge aus Schmelzglas anfertigen lassen (insgesamt 5), und möchte diese Schmetterlinge gerne allen unseren Sternenkindern widmen. Sie sitzen verteilt auf Marie´s Grabstein, fliegen gerade weg oder kommen gerade an. So wie im Sternenkinder-Himmel, ein buntes Kommen und Gehen, Lachen und Tanzen unserer Schmetterlingskinder.Ganz beMarie3sonders aber sind sie jenen Baby´s gewidmet, die kein eigenes Grab haben, damit auch diese Kinder SICHTBARE Spuren auf dieser Welt hinterlassen, denn in unseren Herzen haben sie ohnehin ihren festen Platz. . Die Schmetterlinge habe ich bei einem Glaskünstler anfertigen lassen, es gibt sie also nicht fertig zu kaufen.

Bis das Grab so Marie2gestaltet war, wie ich es mir vorgestellt habe, war es ein langer und schwieriger Weg. Besonders die bunten Farben wurden erst abgelehnt, da sie die „Würde des Friedhofes“ stören würden, ich habe aber nicht aufgegeben und schließlich doch eine Bewilligung dafür erhalten

Marie´s Grab ist für mich unheimlich wichtig und ein Ort, den ich sehr, sehr gerne besuche. Es ist für mich Marie´s

„Kinderzimmer“, bunt und mit vielen Spielsachen und TMarie4eddybären, die immer mehr werden. Von jeder Reise oder jedem Ereignis bringe ich auch für Marie´s Grab etwas mit, sei es ein Stein, ein Herz oder eben ein kleiner Teddybär. Das sind so kleine Zeichen, die mir sehr wichtig sind und die Marie so auch an meinem Leben teilhaben lassen.

Seit ich Marie´s Bruder im Arm halten darf schaffe ich es nicht mehr, jeden Tag das Grab zu besuchen, aber es ist OK für mich nur mehr alle 3 – 4 Tage hinzugehen. Am liebsten besuche ich das Grab allein, da gehört die Zeit am Friedhof nur mir und meinem Mädchen.

Christoph (Marie´s Bruder) ist ja mit 5 Monaten noch zu klein, aber ich erzähle ihm heute schon von seiner großen Schwester im Himmel und er wird sicher damit aufwachsen, Marie´s Grab regelmäßig zu besuchen.