Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder in Bad Tölz

Liebe Pirko,
Der Gottesdienst war übrigens ein voller Erfolg.

Dazu muss ich sagen, als ich (im November) nach meiner FG Trost bei der Kirche suchte, gerne einen solchen Gottesdienst für verstorbene Kinder besucht hätte. Ich habe den Diakon damals gefragt, warum es (weit und breit) keinen Gottesdienst gibt? Er meinte: “ Sie hätten sich dazu schon mal Gedanken gemacht, aber es sei ein Thema was die Gemeinde abschreckt, ….es sei abstößig!“ Das tat mir sehr, sehr weh.

Am 3. Adventsonntag haben wir nach einem Familiengottesdienst von unserem Kaplan eine Kerze für unsere kleine Angela weihen lassen. Wir sind ein bisschen ins Gespräch gekommen. Er hat mir erlaubt, meinen Abschiedsbrief (habe ja kein Grab) in die leere Krippe ( es war ja kurz vor Weihnachten) zu legen. Das war für mich sehr wichtig, denn so konnte ich Abschied nehmen. Ich möchte gerne als Seelsorgerin für Betroffene arbeiten (wenn das Baby da ist, und ich die Kraft dafür habe) und aus diesem Grund wollte ich wissen, wie ein Seelsorger, der ja sehr viel Leid mittragen hilft, damit umgeht. Es war damals ein sehr gutes Gespräch. Bei dieser Gelegenheit habe ich nochmals auf einen Gottesdienst angesprochen. Er war sofort dafür, wollte es noch mit dem Stadtpfarrer abklären und wir hatten freie Hand. Na also, manchmal muss man nur an die richtigen Leute geraten.

Es war mir also sehr wichtig, dass ich an diesem Gottesdienst nicht alleine bin. Insgesamt waren es ca. 60 Personen. Muss sagen, ich habe ziemlich viel Werbung gemacht. Den unten angehängten Flyer habe ich bei Frauen – und Kinderärzte, Kindergärten ausgehängt und an umliegende Gemeinden, Hebammen, Kinderkliniken geschickt.

Ich besuche eine Selbsthilfegruppe und auch die Leiterin hat „Werbung“ gemacht. Einen Hinweis in der Zeitung haben wir auch erreicht. Mir hat die Gottesdienstgestaltung sehr geholfen. Es war richtig gute Trauerarbeit.(Sonst wäre ich sicherlich auch nicht schwanger geworden) Ich habe eigentlich alles selber zusammen gesucht, erarbeitet. Das alles hat mir eine Kraft gegeben, die ich meinte, gar nicht mehr zu haben.

Ich war echt verwundert, wieviel Eltern für ihre verstorbenen Kinder selbst gebastelte und verzierte Kerzen haben. Es war so ein schönes, buntes Bild. Eigentlich wollte ich es fotografieren. Mein Mann hatte den Auftrag. Aber er war am Schluss auch so mit sich selber beschäftigt, dass er es vergessen hat.

Ich hoffe, Du kannst mit dem Ganzen was anfangen! Wenn Du irgend etwas davon brauchen kannst, darfst du es gerne veröffentlichen. Wir haben dann jedem eine Rose (die noch geschlossen war) und eine selbstgemachte Karte mit dem Gedicht mit auf den Weg gegeben. Eine große Hilfe war auch das Buch: Wenn Eltern um ihr Baby trauern aus dem Herderverlag. Dort sind auch Trauergottesdienstmodelle drin.

Manchmal reicht wirklich nur ein kleiner Stein, und der zieht große Kreise. Der Gottesdienst ist in unserer Gemeinde immer noch Thema. Und von vielen habe ich gehört, dass sie die Rose und die Karte immer noch besitzen.

Und nun bin ich wieder am vorbereiten für den nächsten Trauergottesdienst. Geplant ist, wieder 2 Wochen nach Ostern. Das Thema, das ich gerne nehmen würde, ist die Wüste. Denn am Anfang der Trauer steht man ja, wie in der Wüste. Dabei möchte ich eine Rose von Jericho aufblühen lassen.

Ich wünsche dir alles Liebe.

Ganz liebe Grüße
Susanne

 Ablaufplan 


Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder           am 24.April um 16.30 hin der Mühlfeldkirche in Bad Tölz

Eröffnungslied: Meine engen GrenzenEingang:   (Mechthild)

Psalm 77, 1-13In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Ich denke an Gott – und bin betrübt; ich sinne nach – und mein Herz ist in Ängsten. Meine Augen hältst Du, dass sie wachen müssen; ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann. Ich denke und sinne des Nachts und rede mit meinem Herzen, mein Geist muss forschen. Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder sein Erbarmen im Zorn verschlossen?

Ich sprach: Darunter leide ich, dass die rechte Hand des Höchsten sich so ändern kann. Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe, zu Gott rufe ich, und er erhört mich.

Begrüßung und Überleitung

Anzünden der mitgebrachten Kerzen (oder Teelichter) dazu Meditationsmusik

Text: Das Geschenk (Kaplan )

Meditationsgedanken:   (Susanne)

Lied: Du bist da

Evangelium: Mt 18, 1-4 (Kaplan )

In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.

Gebet: (Susanne)

Gott wir verstehen die Wege nicht, die wir geführt werden .Wir sind betrübt und traurig und können uns unserer Tränen nicht wehren. Wir müssen annehmen, was uns unannehmbar ist.Wir müssen abgeben, was wir festhalten wollen.Wir müssen Unabänderliches hinnehmen.Barmherziger Gott, lass uns Hilfe finden, Menschen, die uns auf dem Weg begleiten.Lass uns wieder ein Ziel finden, dem entgegen wir unsere Schritte lenken können.Lass uns wieder zu uns selbst und zu dir finden.

(Kathrin Ellhaus)

Lied: Selig seid ihrFürbitten :   (Mechthild)Gebet: Vater unser Segensspruch : Gesegnet die TrauerndenLied: Von guten Mächten
Alle erhalten beim Verlassen ein Rose und eine Karte

 

Fürbitten:

Unbegreiflicher Gott,
wir erfahren Dunkelheit und Leid,
unsere Herzen sind erfüllt von Trauer.
Mit leeren Händen stehen wir vor Dir.
Wir bleiben durch den Tod unserer Kinder zurück
voller Fragen, voller Schmerz,
voller Traurigkeit, voller Sehnsucht.
Wir bitten Dich:

      • Lass unsere  Kinder bei Dir geborgen sein und umschließe sie mit Deiner Liebe und Deinem Licht.
      • Stehe den Eltern, Geschwistern und Verwandten bei, damit sie nicht verzweifeln an dem, was geschehen ist und bewahre die Liebe der Eltern zueinander
      • Stelle allen Trauernden Menschen zur Seite, die den Schmerz mittragen und ihnen beistehen, damit sich die Trauer in Hoffnung und neue Lebensfreude verwandeln kann.
      • Gib den Seelsorgern die Kraft, einfach dazusein, keine vorschnellen Trostworte, sondern tröstende Worte zu finden, dass sie die Schwäche mit aushalten und die eigene Hilf- und Machtlosigkeit eingestehen können. Lass sie ein guter Zuhörer sein, ohne Gefühle zu be- oder verurteilen.
      • Wir bitten für die Schwestern und Pfleger, für die Ärzte und Hebammen, denen das Leid und der Tod öfters begegnen. Lasse sie immer wieder Kraft finden und lass sie ihre Fähigkeit zu trauern nicht verlieren. Hilf  den Ärzten und Hebammen, in schwierigen Situationen, richtig zu handeln.
      • Wir bitten für alle Eltern, die durch dieses Schicksal den Glauben an Gott und an sich selber  verloren haben,  dass sie wieder zurück finden.

Herr, erbarme Dich, ……

Gedanken:

Manch einem von Ihnen mag der Weg hierher nicht leicht gefallen sein.
Schwere Gefühle, traurige Momente, erschreckende, aber auch  kostbare Erinnerungen wurden vielleicht wach.
Heute und hier haben wir die Möglichkeit, die Maske, die wir uns zum Teil selber aufsetzen und zum Teil
on unseren Mitmenschen aufgesetzt bekommen, abzunehmen.

Heute nehmen wir uns Zeit, um in uns selber zu horchen, auch wenn es schon länger her ist, dürfen wir traurig sein.
Wir alle lieben unsere Kinder. Und kein Kind ist so unbedeutend, als das Gott es nicht beachtet. Egal, wie kurz sein Leben war. Selbst wenn es noch nicht sichtbar war, ist es ein Kind Gottes. Deshalb sind wir heute hier.
Wir haben nun für unsere Kinder Kerzen angezündet. Diese sollen uns zeigen, dass unsere Kinder in Gedanken immer da sein werden.
Vielleicht fühlt sich der eine oder andere auch nicht mehr so einsam und verlassen, wenn eine Kerze brennt.
Vielleicht fühlen wir uns jetzt gerade unseren Kindern ganz nahe.

Das Licht der Kerzen symbolisiert aber auch Wärme in der Dunkelheit. Wer trauert, verkriecht sich oft ins Dunkel.
Und doch, irgendwann können wir das Licht  wieder sehen. Am Anfang vielleicht nur ganz kurz, aber es wächst von Tag zu Tag.
Immer wieder gibt es Rückschläge, wir haben das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu stehen. Wie groß ist da oft die Freude, wenn wir merken, es wird wieder heller, es geht wieder Berg auf.
Manchmal ist es auch die Freude an einem Licht, dass wir vielleicht gar nicht selber anzünden müssen.
Das kann eine Hand sein, die ein Freund auf unsere Schulter gelegt hat, ein Gespräch, vielleicht der Sonnenschein, oder auch die Sterne in der Nacht. Vielleicht hat so mancher erst jetzt bemerkt, dass die Nacht voller Sterne ist.
In der größten Dunkelheit und in der aussichtslosesten Finsternis, gibt es Licht.

Viele sagen: Ich habe mein Kind verloren. Aber stimmt das eigentlich?
Verloren haben wir die gemeinsame Zukunft mit ihnen. Die Pläne und Vorstellungen, die wir schon hatten.
Was uns bleibt ist die Liebe und die vielen Gedanken an sie. Und  was man nie vergisst, kann auch nicht verloren gehen.
Obwohl wir keinen  Geburtstag, keinen Muttertag und kein Weihnachtsfest mit ihnen feiern können, werden sie gerade an solchen Tagen, in unseren Gedanken weiterleben.

Wir dürfen hoffen, dass unsere Kinder bei Gott sind. Er schenkt ihnen nun bei sich ein Leben, dass ihnen hier nicht möglich war. Er lässt unsere Kinder bei sich und seinen Engeln sein.
So manche Eltern sagen auch, sie hätten jetzt einen ganz besonderen Schutzengel.

Die Trauer lässt uns auch wachsen.
Wir müssen lernen, einen neuen Lebensweg, eine andere Richtung zu gehen.
Unwichtiges wird vielleicht  wichtig.  Wir können uns wieder an Kleinigkeiten freuen und sind in vielen Dingen dankbarer als früher. Augen und Herz werden offen für Neues.

Am Anfang der Trauer passt das Bild der Pusteblume, wie auf der Vorderseite des Gesangsblatt. Unsere Kinder haben sich vielleicht ganz leise und unbemerkt von uns verabschiedet. Wie vom Winde verweht –ganz heimlich und unbemerkt hat ihr Herz aufgehört zu schlagen.
Mit der Zeit wandelt sich die Trauer und die Wut in tiefe Liebe.
Und was gibt es da symbolisch edleres, als eine Rose.

Es braucht sicherlich Zeit, bis wir uns an einer aufgehenden Knospe wieder freuen können. Und für so manchen kommt der Frühling zu früh. Da ist noch tiefster Winter, alles verschlossen.
Und die anderen unter uns, sehnen sich bereits nach dem aufgehen und wachsen.

Unsere Kinder waren wie Rosenknospen.
Geheimnisvoll und noch so zart. Bevor sie wachsen und aufgehen konnten, mussten wir sie wieder zurück geben.
Manche Eltern und Geschwister durften für kurze Zeit das Heranwachsen erleben, aber unendlich vieles blieb verborgen. Einzigartig und unendlich wertvoll war das Leben ihres Kindes, unabhängig davon, wie groß oder klein, wie zerbrechlich, wie krank, wie behindert es war!
Wie die Knospenblätter die Knospe schützen und wie ein Gärtner diese Knospe umsorgt, so haben Sie ihre Kinder behütet.
So mancher fühlt sich nun wie ein „blumenlos“ gewordener Gärtner“.

Und doch sollten wir für die kurze Zeit, die wir mit unseren Kindern hatten, danke sagen. Für die schönen Erinnerungen,  die uns niemand mehr nehmen kann.

Wir können bei einer Rosenknospe aber auch an uns und unser Weiterleben denken. Wer weiss schon im voraus, wie eine Rose  aussieht, wenn sie aufblüht?
Wie sie duftet und welche Farbe sie mal hat?
Da ist etwas Geheimnisvolles und wir brauchen ein bisschen Phantasie, um uns dies vorzustellen.
Niemand sollte auf die Idee kommen, eine Rosenknospe gewaltsam aufzumachen, um nachzusehen, was sich darin verbirgt. Es braucht Zeit und Geduld, bis sie sich von ganz alleine entfaltet.

Mit unseren Rosenknospen im Herzen wünsche ich allen, dass sie ausreichend Licht, Wärme und Nahrung bekommen. Damit wir alle zur rechten Zeit wieder aufblühen und unseren Lebensweg gehen können.

Aus“ Das Geschenk“ von Daniella Steel

„..vielleicht ist es manchen Menschen nicht bestimmt, lange hier bei uns auf der Erde zu sein. Vielleicht sind manche nur auf der Durchreise…. oder sie leben ihr Leben einfach schneller als wir anderen,….sie brauchen gar nicht hundert Jahre hier unten zu bleiben, um alles zu erledigen, sie schaffen es in ihrer Zeit, manche Menschen kommen in unserem Leben nur kurz vorbei, um uns etwas zu bringen, ein Geschenk, eine Hilfe, eine Lektion, die wir gerade brauchen, irgendetwas, und das ist der Grund, warum sie zu uns kommen, nur auf einen Sprung sozusagen.

Es hat dir etwas beigebracht,….über die Liebe, über das Geben, darüber, wie wichtig jemand sein kann, … das war sein Geschenk für Dich.

Es hat dir alles beigebracht und dann ist es wieder gegangen. Vielleicht musste es nicht länger bleiben, denn es hat sein Geschenk abgegeben, und dann war es frei weiterzureisen, … weil es eine ganz besondere Seele war…. aber das Geschenk bleibt für immer.“

Marie-Luise Wölfing

Der Segen der Trauernden