Mein erster Muttertag

Ich kann mich noch genau an meinen ersten Muttertag erinnern 2000. Neun Monate vorher hatte ich meinen ersten Sohn Tobias in der 23. SSW still geboren. Ich habe an diesen blöden Muttertag überhaupt nicht gedacht. Wir waren bei Schwiegermutter zum Essen eingeladen und mein einziger Gedanken war, wie damals bei  allen Familientreffen, hoffentlich ist es bald überstanden. Dort waren dann auch mein Schwager mit Frau und „Schwiegeroma“. Als wir dort waren, gratulierten sich plötzlich alle Frauen ganz eifrig zum Muttertag und feierten sich. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich stand da und dachte, was geht denn hier ab? Keiner gratulierte natürlich mir zum Muttertag. Ich glaube nicht, weil sie mir nicht wehtun wollten, sondern weil ich natürlich in ihren Augen keine Mutter war. Als mir das bewußt wurde, hörte ich plötzlich die Worte meiner Mutter, die sie mir kurz zuvor gesagt hatte: „Warte ab, wenn Du erst einmal ein Kind geboren hast!“. Ich fühlte mich unbeschreiblich elend. Nicht nur das Gefühl versagt zu haben, kam wieder hoch, nein, ich war noch nicht einmal einen Mutter. Den ganzen Tag ging es mir schlecht und ich war so froh am Nachmittag endlich wieder zu Hause allein zu sein.kleinerPrinz

Am nächsten Tag bekam ich einen dicken Brief von einer Freundin (ebenfalls eine Mutter, die ihr Baby verloren hat, die aber einen lebenden Sohn hatte). Dort war das Büchlein vom Kleinen Prinzen drin. Ich schlug es auf und dort stand: „Alles liebe zum Muttertag in Erinnerung an Tobias, Deine Beate“. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen wir glücklich ist war.

Inzwischen habe ich noch drei weitere Söhne Pascal (5 Jahre), Gideon (3 Jahre) und Elias (4 Monate) und natürlich werden wir am Sonntag Muttertag feiern, aber für mich wird immer ein kleiner Wehmutstropfen bleiben, denn von Tobias werde ich an diesem Tag kein Küßchen und Umarmung bekommen, noch nicht einmal ein klitzekleines Lachen.

© Pirko Silke Lehmitz, www.Stillgeboren.de, April 2004