Näheres über die Bestattung

Sobald wir eine Bindung zu unserem Kind empfinden, ist es ganz natürlich, dass wir es, auch wenn es nicht lebend zur Welt kam, im Todesfall mit Ehrfurcht und Würde behandelt wissen wollen. Für Eltern, die ihr Kind kennen lernen konnten, wird es oft selbstverständlich, es bestatten zu lassen. Ein Vater, der anfangs gar nicht sicher war, ob er sich einlassen wollte, sagte danach:GuteHoffnung

Es ist jetzt gar keine Frage mehr, dass ich mein Kind sehen musste, und es ist gar keine Frage, dass es beerdigt werden muss.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Bestattung, so schwer sie auch empfunden werden mag, die meisten Betroffenen in ihrer Trauerarbeit weiterbringt. Das Begräbnis ist wie ein Meilenstein auf dem Trauerweg. Für die meisten Menschen ist es tröstlich zu wissen, wo ihr Kind begraben ist. Es ist gut, einen Platz zu haben, wo sie ihre Trauer hintragen können.

Ich musste schon allen Mut zusammennehmen, um zu sagen, dass ich mir wünsche, dass unser winziges Kind beerdigt wird. Auf mein wiederholtes Fragen wurde mir gesagt, dass ein Baby unter 500 Gramm nicht beerdigt werden könne. Es sei ein »Abortabfallprodukt«, und ich habe keine Verfügungsgewalt darüber. Erst später erfuhr ich, dass es nicht stimmt. Es muss nicht, kann aber beerdigt werden. Als ich dies erfuhr, war es jedoch dafür zu spät. Ich habe lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Immer wieder hat es an mir genagt, haben mich die Gedanken verfolgt: Was ist jetzt mit meinem Kind? Wo ist es jetzt? Und so ganz schlimm der Gedanke, es ist vielleicht irgendwo im Abfalleimer gelandet.

Viele Eltern, mit denen ich sprach, hatten ähnliche Befürchtungen. Eine würdevolle Behandlung ihres Kindes war ihnen ganz wichtig. Ein Paar setzte sogar durch eine einstweilige Verfügung des Regierungspräsidenten die Bestattung seines Babys durch. Wo eine Beerdigung entgegen des eigenen Wunsches nicht möglich war, hinterließ dies oft für lange Zeit eine offene Wunde. –

Je mehr wir das Begräbnis oder die Trauerfeier mitgestalten, desto bedeutungsvoller und somit hilfreicher sind sie auf unserem Weg. Manchmal wollen uns wohlmeinende Menschen hier »schützen«, indem sie anbieten, »diese Dinge« für uns zu erledigen. Doch wenn wir unsere Entscheidung getroffen haben, sollten wir uns nicht beirren lassen und so viel wie möglich selbst tun.

Eine Schwägerin versuchte mir einzureden, ich solle mich doch nicht auch noch mit der Beerdigung belasten, sie würden mir das gerne abnehmen. Aber für mich war es ganz wichtig, dabei zu sein und zu helfen, die Feier mitzugestalten. Es war der letzte Liebesdienst, den ich meinem kleinen Engel erbringen konnte, und mein ganz bewusster Abschied von ihm.

Es kann für eine Mutter bedeutungsvoll sein, ihr Kind selbst in seinen Sarg zu legen. In dem australischen Film Auch Babys sterben, ließ die Mutter der kleinen Cosma ihr verstorbenes Kind mehre Tage hintereinander bringen und lernte ihr Baby wirklich kennen in der Gegenwart seiner drei kleinen Geschwister. Am Ende bettete sie Cosma persönlich auf einem weichen Lammfell in den kleinen weißen Sarg im Beisein ihrer eigenen Mutter und des fürsorglichen Trauerteams.

Wenn Dinge so geschehen, wie sie unserem tiefsten Inneren entsprechen, dann gibt es vielleicht selbst in der schlimmsten Situation unseres bisherigen Lebens so etwas wie ein »Gut«. Sich dafür einzusetzen ist lohnenswert.

Bestattungsmöglichkeiten

Es besteht die Möglichkeit, ein Reihengrab oder ein Privatgrab für eine bestimmte Zeit zu kaufen oder ein Baby im Familiengrab zu bestatten. Auf manchen Friedhöfen gibt es Kinderreihengräber, mancherorts, wie z.B. auf dem Katholischen Friedhof Augsburg, sogar ein liebevoll angelegtes Grabfeld für nicht bestattungspflichtige Kinder. Auf Wunsch der Eltern erledigen Bestattungsunternehmen alle behördlichen und kirchlichen Formalitäten und besorgen eine Grabstätte, es sei denn, sie wollen diese lieber selber aussuchen. Bestatter handeln auch eigenständig, wenn Menschen, aus welchen Gründen auch immer, sich an den Entscheidungen nicht beteiligen können. Doch wo immer möglich sollten Eltern in das Ritual einer Beerdigung einbezogen und ihre Eigeninitiative gefördert werden. Dies hat sich für die Trauerverarbeitung als positiv erwiesen.

Kosten für eine Bestattung

Angesichts des Todes eines Kindes mag es banal wirken, über die Kosten einer Bestattung zu sprechen. Doch ist es vorgekommen, dass die Erfüllung von Herzenswünschen der Eltern an ihrer Scheu scheiterten, materielle Dinge anzusprechen.

Als unser Kind tot geboren wurde, waren wir in einer finanziellen Notlage. Ich hatte es gerne bestatten lassen, fürchtete aber, dass eine Beerdigung zu teuer sein wurde. Da ich mich schämte, nach den Kosten zu fragen, überließen wir die Abwicklung schließlich der Krankenhausroutine.

Je nach Art des Begräbnisses und der Region betragen die Kosten einer Beerdigung für ein tot geborenes Baby zwischen DM 500,— und 2.500,— (inkl. Grabstätte). Es spielt eine große Rolle, ob man auf dem Land oder in der Stadt wohnt, und natürlich gibt es Preisunterschiede von Unternehmen zu Unternehmen. Lobenswerterweise werden die Kosten für Kinderreihengräber mancherorts von den Gemeinden oder der Kirche getragen, und ein mir bekannter Bestatter beerdigt Kleinstbabys sogar kostenlos.

Mit wachsendem Bewusstsein auch von Seiten der Kommunalpolitiker für die besondere Situation verwaister Eltern bleibt zu hoffen, dass in Zukunft Elternfreundliche Änderungen von Friedhofssatzungen erwirkt werden. Leider hat die Gesundheitsreform Eltern von Totgeborenen und – nach der Geburt sterbenden Kindern benachteiligt: Das Sterbegeld, das : zuvor einen Teil der Begräbnisausgaben deckte, wurde ersatzlos gestrichen. In Notfällen übernimmt das Sozialamt auf Antrag die Kosten für das Begräbnis.

Wenn ein eigenes Grab nicht gewünscht oder möglich ist

Eine Bestattung mit Grab zu haben entspricht nicht den Wünschen und Grundeinstellungen aller Menschen. Manche würden z.B. liebe die Asche ihres Kindes an einem Ort der Schönheit verteilt wissen. . Dies ist laut unserer Gesetzgebung leider nicht möglich, außer auf See oder im Ausland. Etliche Menschen wollen, zumindest zunächst einmal, kein eigenes Grab. Manche Eltern übergeben ihr totes Kind für Forschungszwecke der Pathologie, die sich dann um ein Begräbnis kümmert. Mancherorts gibt es zentrale Gräber für Totgeborene. Auf den . Friedhöfen einiger größerer Städte können tote Babys auf Wunsch im einem anonymen Grabfeld beerdigt werden.

Vom kirchlichen Krankenhaus, in dem ich in den USA arbeitete wurde ein Teil des Krankenhausparks zur Bestattung fehlgeborener Kinder freigegeben. Bei der Einweihungsfeier wurde ein Stein aufgestellt zum Gedenken an alle Kinder, die einen unzeitigen Tod erlitten haben. (Sr. Jane Marie)

Das anonyme Beilegen eines Babys im Grab eines unbekannten gerade zu beerdigenden Verstorbenen, wie es jahrzehntelang praktiziert wurde ist, soweit ich das in Erfahrung bringen konnte, nicht mehr zulässig und zumindest für die Trauerverarbeitung auch nicht wünschenswert. Kleine Babys können aber dem Grab eines geliebten Familienangehörige beigelegt werden. Manchen ist dies eine große Beruhigung. Ansonsten kann ein Ersatzritual Eltern Trost geben.

Die Idee, ein Ritual zu schaffen, hat uns sehr gut gefallen. Wir wollen, noch bevor wir umziehen, zu dem Massengrab fahren, um von dort etwas Erde zu holen. Dann wollen wir dann auf unserem Grundstück am neuen Wohnort für Philip einen Baumpflanzen. Ich brauche einen On, an den ich immer wieder gehen kann, wenn schon kein Grab vorhanden ist.

© Hannah Lothrop
Gute Hoffnung – Jähes Ende