„Mein Engel!“

Wie oft habe ich zu meinen Kindern gesagt:

„Mein Engel!“

Was bewegte mich eigentlich dazu, „mein Engel“ zu sagen?

Hier sitze ich und stelle mir diese Frage und lausche auf eine Antwort. LEERE!

Ich merke, dass ich es nicht d e n k e n kann. Ich kann es nur fühlend ertasten. „Mein Engel!“

Es ist Reinheit und Demut, es ist Sehnsucht und Liebe. Da ist etwas Unverlierbares, etwas Unvergängliches, etwas Immerwährendes. ENGEL!

Bote zwischen der dieseitigen und der jenseitigen Welt.

Nicht an Zeit und Raum gebunden. Fürsprecher und Schutz-Geber. SCHUTZ-ENGEL!

Es tauchen kindliche Gedanken und Gefühle auf. Textteile aus einem Nachtgebet. ENGEL, die ich mir zur Rechten und zur Linken, zu meinen Füssen und zum Haupte stellte. Eingehüllt in diese undruchdringliche Himmelsmacht, geschützt und gefeit gegen alles, was mir Böses zufügen könnte, konnte ich mich, in einem tiefen Gefühl von Geborgenheit, dem Schlaf hingeben.

Da ist es, dieses Kindliche, diese reine Gefühl der Gewissheit und des Behütetseins in Gott. Dieser Gott, der mich trägt und der mich hält.

Der, den ich angefleht und vor dem ich mich nieder geworfen hatte. Wie oft waren wir zu zweit und zu dritt in seinem Namen zusammen und haben ihn angerufen. Ich mußte auf graumsame Art lernen, dass weder die Anzahl noch die Intensität der Gebete eine Garantie zur Erfüllung unserer Wünsche sind.

Es ist auch der Gott, der selbst mich aushält!

Dieser Gott, der sich von mir anklagen und beklagen lässt.

Es ist dieser gleiche Gott, den ich nach dem Sterben meines Sohnes davon gejagt hatte. Der, von dem ich mich im Stich gelassen und verhöhnt gefühlt hatte.

Es ist aber auch der Gott, der geduldig vor der Tür meines Herzens stehen blieb und wartete, bis ich ihn wieder hinein ließ.

Heute weiß ich, ich kann nicht tiefer fallen als in seine Hand!

Danke mein Engel, dass Du mich heute berührt hast.

(Dieter Steuer, gehört am 23.3.203, Jahrestagung VEID