Gezeiten der Trauer – Rituale

Artikel aus Ratgeber Frau und Familie

Fast alle Kulturen haben spezielle Trauerriten, die helfen, den Verstorbenen zu ehren und gleichzeitig die Trauer in allgemein akzeptierte Bahnen zu lenken, ihr einen Rahmen zu geben. Rituale, gleich welcher Art, bieten auch die Möglichkeit, sich  – eventuell in der Gemeinschaft mit anderen – neu auf den Toten zu besinnen und ihm die gebührende Ehre zu erweisen. Das hilft den Trauernden, über ihren direkten Schmerz hinwegzukommen.

Uns aber kommen mehr und mehr Rituale abhanden und damit die Gabe, öffentlich und in der Gemeinschaft mit anderen zu trauern — von der verhältnismäßig kurzen Zeremonie der Bestattung und der Trauerfeier einmal abgesehen. Auch da zeichnet sich eine Wandlung ab, die die beherrschende Rolle der gesellschaftlichen Konvention deutlich macht. Besonders krass zeigt sich dies am Verhalten nachfolgender Generationen in den USA, die Einwanderer verschiedener ethnischer Gruppen aus allen Teilen der Welt integrieren musste. Äußerten z.B. italienische Einwanderer ihre Trauer ausdrucksstark und gefühlsbetont, so halten sich ihre Kinder und Enkel bereits zurück. Von ihren Emotionen ist äußerlich nicht mehr viel zu spüren. Auch sie bleiben jetzt mit ihrer Trauer allein — wie wir..