,,Ich sehe deine Tränen“

Den Anfang dieses Tages bildete, wie bereits im letzten Jahr, ein öffentlicher ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Tübinger Stiftskirche. Dieser stand unter dem Thema ,,Ich sehe deine Tränen“.

Besonders überrascht hat uns die große Zahl der Gottesdienstbesucher. Ungefähr 500 Eltern, Kinder, Angehörige, Klinikmitarbeiter und Interessierte folgten unserer Einladung, so dass selbst die große Tübinger Stiftskirche sehr gut besetzt war.

Das Thema ,,Ich sehe deine Tränen“ hatten wir uns ausgesucht, weil es für Trauernde zum einen wichtig ist, dass andere sie in ihrer Trauer wahrnehmen. Zum anderen wollten wir damit auch verdeutlichen, dass Hinsehen wichtig und ,,heilende“ Trauer etwas Aktives ist . Nicht Rückzug und Erstarrung helfen die Situation lindem, sondern ein aktives Auseinandersetzen mit dieser schlimmen Erfahrung und das ,,Veröffentlichen“ von Emotionen.

In der ersten Aktion konnten die Gottesdienstbesucher anhand der angefertigten ,,Tränen“ aus Papier symbolisch ihrer Trauer Ausdruck verleihen. Das in Regebogenfarben gehaltene Papier sprach viele der  Eltern und Kinder an, diese bunten Tränen zu gestalten. Es war sehr schön zuzusehen, wie viele von diesem Angebot Gebrauch machten und wie viele Bilder und Texte auf dem bereitgelegten Papier entstanden. Hier wurden auch Fragen gestellt und die eine oder andere Antwort gegeben. Die Bewegung tat gut und lockerte die anfängliche Schwere in der Stiftskirche merklich auf. Die gestalteten Papiertränen konnte dann jeder an langen, von der Empore herabhängenden Schnüren mithilfe eines kleinen Bändchens befestigen. Hierdurch entstand ein großer Vorhang aus Tränen, einem Wasserfall ähnlich, der in der gesamten Stiftskirche sichtbar war. Er brachte zum Ausdruck, dass Tränen zur Trauer dazu gehören und verdeutlichte die Verbundenheit mit allen Anwesenden nach dem Verlust eines Kindes bzw. eines Bruders oder einer Schwester.