Mögliche Reaktionen des Umfeldes

von Barbara Bürgi
Regenbogen Schweiz – “Wir haben unser Kind verloren….” S.6,
8

Der Tod ist in unserer Gesellschaft auch heute noch ein Tabuthema. Wir sind zwar betroffen über eine Todesnachricht, wissen jedoch nicht, wie wir reagieren sollen.

Die Reaktionen auf den Tod ihres Kindes sind bestimmt breit gefächert von tröstend bis verletzend. Eine Todesnachricht ist immer auch die Konfrontation mit dem eigenen Sterben und viele Menschen laufen vor dieser Auseinandersetzung davon.

Als trauernde Eltern sind Sie sehr verletzlich und leicht verwundbar. Unbedachte Äußerungen schmerzen unheimlich.

Es gibt auch Leute, die dem Thema und dem toten Kind ganz ausweichen. Sie tun so, als wäre nichts geschehen und sind sich dabei nicht bewußt, wie schmerzlich dies ist. Es ist absolut nicht schlimm, zu seiner Hilflosigkeit zu stehen. Im Gegenteil, es zeigt den Eltern, das ihr Leid realisiert wird. Für viele Menschen ist es unverständlich, daß wir Eltern bei einer Fehl-, Früh- oder Totgeburt über den Verlust unseres Babys so traurig sind. Sie vergleichen den Verlust oft mit dem eines älteren Kindes und haben den Eindruck es sei weniger schlimm, weil es noch so klein war. Ein Kind zu verlieren ist immer etwas Schreckliches, unabhängig davon, wie alt es war. Geben Sie Ihrem Kind den Namen, welchen Sie ausgesucht haben.

Es gibt immer wieder Freunde, Bekannte und Verwandte, welche Ihnen von anderen Schicksalen erzählen. Als ob es Ihnen helfen würde, daß das Baby von Frau XY auch gestorben ist. Meistens zeugen solche Erzählungen von einer großen Hilflosigkeit.

Lassen Sie sich auch nicht durch Äußerungen beirren wie: Jetzt solltest Du aber nicht mehr soviel weinen und nicht mehr jeden Tag auf den Friedhof gehen!“ Es ist Ihr Kind, welches gestorben ist und niemand kann Ihnen nachempfinden, wieviel Sie weinen müssen. Sie ganz allein spüren, welcher Weg für Sie der Richtige ist, um mit dem Verlust umzugehen. Auch ein anderes Kind wird Ihnen das Verstorbene nicht ersetzen. Jedes Kind ist einzigartig, auch dieses und es wird nie mehr zurückkommen. Korrigieren Sie auch, wenn das verstorbene Kind nicht mitgezählt wird. Es ist genauso Ihr Kind wie ein Lebendes auch.

Haben Sie Menschen gefunden, mit denen Sie reden können, genieren Sie sich nicht zu weinen. Jede Träne die Sie weinen kann erlösend wirken, jene die Sie nicht weinen, schmerzen Sie.

Auch verwaiste Eltern sind Eltern. Auch wenn Ihr Kind nicht mehr lebt, so ist es doch Ihr Kind. Wie oft begegnen wir im Alltag der Frage: „Haben Sie Kinder ?“. Beziehen Sie ruhig Ihr verstorbenes Kind mit ein und benützen Sie seinen Namen. „Ja, aber unsere Rebecca ist leider kurz nach der Geburt verstorben“. Je nach Situation wird das Gespräch weiter geführt. Sie merken bestimmt, wem Sie noch mehr darüber erzählen möchten und wem nicht. Verstorbene Kinder zählen genauso wie lebende und haben ebenfalls Anrecht auf einen Platz bei uns. Es ist vor allem für Sie wichtig, es miteinzubeziehen, denn so können Sie im Laufe der Zeit auch eine Beziehung zu der ganzen Situation aufbauen. Bestimmt werden Sie auch auf den Ausgang Ihrer Schwangerschaft angesprochen und wie es denn nun Ihrem Kind gehe. Es ist wichtig, daß Sie sich nicht isolieren um dieser Frage auszuweichen. Weinen Sie ruhig und erzählen Sie Ihre Geschichte. Es wird Ihnen helfen, Ihren Schmerz zu lindern.