Einsendungen – Tabuthema Tod

Ich für mich selber habe – eine für mich ganz neue -Sicht der Dinge

Ich habe darüber nachgedacht, dass seit Menschengedenken Frauen ihre Kinder verlieren und sie auch betrauern. Noch vor 100 Jahren starb jedes dritte Kind, und oft auch die Frauen im Kindbett.

Solange es Frauen gibt, haben Frauen in ihrem Leben irgendwann einmal ihre Kinder betrauert. Vielleicht ist es ja so, dass sie auch DAHER ihre enorme Kraft und ihre liebevolle Weisheit herhaben.

Ich glaube, wenn etwas seit Anbeginn der Zeit so ist, dann ist es vermutlich auch gottgewollt.     Das ist für mich ein sehr entscheidender Punkt, denn ich war kurz davor damals, mit dem göttlichen Prinzip zu hadern.

Ich möchte nun lernen, auch Kraft genug zu haben, für dieses Prinzip der Natur, weil ich mich als ein teil von ihm verstehe. Es hat für mich etwas wunderbar mystisches bekommen, wenn ich es mir unter diesem Point-of-view betrachte.

Und , auch wenn das meinen Schmerz nicht nimmt, so stärkt es doch mein Bewußtsein, als Mensch, als Frau und als Mutter.

Wütend bin ich jetzt nicht mehr auf mich und auch nicht auf die Schöpfung, sondern auf die LÜGE.

Man hat mir immer eine heile Welt vorgegaukelt. Krieg, Atombomben und Schicksalsschläge waren immer weit weg oder in der Zeitung. Und durch diesen Maulkorb, der uns Frauen in all unseren Aspekten schon immer tabuisierte, konnte diese Lüge gedeihen.

Sie haben mir beigebracht, dass ein Arzt alles rettet.Wer zum Zahnarzt geht, behält seine Zähne, wer zum Gynäkologen geht, der behält sein Kind. Sie haben gelogen!

Sie haben die Kräfte und Unbillen des Lebens so derart von mir fern gehalten, dass ich annehmen musste, es gäbe sie nicht.

Und deshalb war ich auch so unfähig, damit umzugehen, dazu ja zu sagen.

Deshalb habe ich auch oft Unverständnis gesehen von denen, die immer noch an diese Lüge glauben.

Deshalb war ich wütend auf sie, wenn sie mich mit immer wieder dieser selben Lüge auch noch trösten wollten.

Liebe Petra,
ich bin aufgestanden.
Und jetzt bin ich auch noch wach geworden.

Ich habe Träume.
Ich stelle mir manchmal vor, ich hätte schon als kleines Mädchen erlebt, wie       meine Mutti ganz, ganz schnell in die Nachbarschaft musste, um einer betroffenen Familie in der Trauer um ihr Sternenkind beizustehen.

Sie hätte mich, als ich größer wurde zu solchen Einsätzen der Nächstenliebe mitgenommen, und ich durfte schon mal kleinere Aufgaben übernehmen. Es wäre mir gut dabei gegangen, etwas hilfreiches tun zu dürfen und auch zu KÖNNEN.

Ich wäre umhüllt gewesen von vielen Frauen und Helfern und hätte so schon von klein auf gelernt, dass das Leben atmet, in dem es auf und ab geht, hätte gelernt, damit umzugehen, Hilfe zu geben und zu empfangen.

Diese Vorstellung hilft mir zur Zeit sehr.Sie nimmt mir meine Trauer nicht. Aber sie macht mich stärker.Und die Bürde ist leichter zu tragen.

 

Nicht nur das sich die sog. Freunde von einem Abwenden, sondern es darf darüber nicht gesprochen werden.
Warum ???
Natürlich will niemand vom Tod betroffen sein, und in der Hoffnung das dieses Nichtwissen vor dem Eintreten des Todes schützt, wird geschwiegen.

Und gerade deshalb wäre es sinnvoll eine Broschüre über dieses Thema auszulegen. In aller erster Linie für die Betroffenen, aber auch für alle Verwandte, Bekannte und Freunde von Betroffenen. Damit auch diese Menschen lernen damit umzugehen, d.h. mit UNS      umzugehen.

Aber das ist der Punkt, genauso wie Freude ansteckend wirkt, wirkt eben auch Trauer ansteckend. Und wer will schon traurig sein, wird uns nicht überall ein glückliches, unbeschwertes Leben vorgegaukelt. Und ist Tod im Fernsehen nicht etwas , das in zwei Sekunden abgehandelt ist. Da bleibt keine Zeit für Trauer. Wir sind zum Großteil heute derartig Medien beeinflußt und orientiert, daß wir das gar nicht mehr realisieren. Erst wenn man da rauspurzelt, aus der heilen Welt, und die Illustrierten-Babys und Modells einen hämisch angrinsen, hat man die Chance zu merken, das das nicht die Realität ist.

Ich halte es für absolutes dummes Ignorantentum, zu behaupten, eine derartige Broschüre, würde die Schwangeren schockieren. Es ist doch die Chance zu verstehen welch unbegreifliches Glück man hat, ein gesundes Baby zu erwarten und im Arm zu halten.

Wie traurig, das diese Frauen nichts von Schmerz und Glück verstehen, Noch nicht…Wie oberflächlich, das Glück nicht schätzen zu dürfen.

Mein Trost ist, daß unsere Kinder im Himmel auf uns warten und Ihnen die Menschen hier unten erspart bleiben.

Liebe Sascha, ich finde es toll, das Du Dich für die Broschüre einsetzt. Sieh es als eine Revolution an, und da sich nun mal die Menschen aus Gewohnheit gegen Neuerung sträuben, wirst du wohl kämpfen müssen. zum Glück nicht allein.
Bianca