Ein Platz für kleine Engel

 Begräbnisstätte für Fehlgeburten und still Geborene in Öjendorf
Von Andre Zabel

Hamburg Mit einer liebevoll gestalteten Abschiedsfeier ist auf dem Öjendorfer Friedhof ein Begräbnisplatz für Fehlgeburten und still geborene (wie totgeborene genannt werden) Babys eingeweiht worden. Auf Anregung der Hamburger Friedhöfe haben Pastor Jürgen Probst und der Verein „Verwaiste Eltern“ die Initiative dazu übernommen.

OjendorfStern„Uns geht es darum, trauernden Eltern, die für ihre nicht lebend geborenen Kinder kein eigenes Begräbnis ausrichten mochten, dennoch Raum zum Abschiednehmen zu geben“, erläutert Anja Wiese von den „Verwaisten Eltern“.

Dazu gehören ebenso eine Trauerfeier, und zwar gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern, und ein fester Platz zum Gedenken.

Der Hintergrund: Bisher wurden in den städtischen Krankenhäusern Fehlgeburten oder still geborene Kinder gemeinsam eingeäschert und anonym beigesetzt, sofern die Eltern kein eigenes Begräbnis wünschten. Eine Praxis, die betroffene Angehörige in ihrer Trauer entlasten sollte, deren Anonymität aber von vielen Trauergebleitern und Seelsorgern an Krankenhäusern bedauert wird. Auch viele Eltern wünschen sich rückblickend die Möglichkeit einer individuelleren Abschiedsform oder vermissen einen festen Ort zum Trauern.

„Mir liegt daran, dass wir alle gemeinsam zu einer neuen Abschiedskultur finden“, sagt denn auch Pastor Jürgen Probst, der die kleine Abschiedsfeier mitgestaltete. Eine klassische Predigt fehlt hier, stattdessen eröffnen kurze Texte und Lieder die Möglichkeit, der Trauer Ausdruck zu verleihen. Bewusst gewählt ist auch der kleine Weidensarg, in den die Urne mit der Asche der Kinder gebettet ist. Er soil helfen, das Geschehene visuell zu vergegenwärtigen und so das Abschiednehmen zu erleichtern. Gestiftet hat ihn das Bestattungsunternehmen Trostwerk aus Eimsbüttel. Eltern und Geschwister tragen ihn abwechselnd zum neuen Begräbnisplatz in der Nähe der Kindergräber. Hier hat man einen ersten kleinen Feldstein mit der Jahreszahl 2004 gesetzt. Gemeinsam pflanzen nun Eltern, Anja Wiese, eine der Initiatorinnen der Trauerfeier, am Begräbnisplatz für still Geborene. Der kleine Feldstein zeigt die Jahreszahl 2004. In den folgenden Jahren werden weitere Steine hinzukommen.

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Kindergräberfeld in Öjendorf (Hamburg)

Geschwister und Trauerbegleiter eine Kamelie neben den Stein, die Pastor Probst deshalb gewählt hat, weil sie fast das ganze Jahr hindurch blüht. Künftig wird es jährlich vier Trauerfeiern dieser Form auf dem Öjendorfer Friedhof geben.