Wie bestatten wir unsere Kinder

Die Situation heute

Mit dem neuen Bestattungsgesetz in Nordrhein-Westfalen haben nun auch in diesem Bundesland die Eltern von eigentlich nicht bestattungspflichtigen tot- oder fehlgeborenen Kindern die Möglichkeit, ihre Kinder in einer Grabstätte auf dem Friedhof beizusetzen. Das neue Gesetz sieht dies in einer Kann-Regelung ausdrücklich vor. Andere Bundesländer erlauben dies grun

Ahrensburg1

dsätzlich wenige lehnen eine Bestattung ab. Doch bereits seit Jahren mehren sich in den Medien die Berichte über die Einrichtung von neuen Grabfeldern für totgeborene Kinder und Föten auf den Friedhöfen. Lange Zeit wurden Kinder wie kleine Erwachsene behandelt. Weder Angehörig

e noch verstorbene Kinder selbst konnten eine kindgerechte Bestattung erfahren, geschweige denn erwarten. Durch die Initiativkraft der Friedhofsverwaltungen, Trauerkreise oder Klinikseelsorger wurden diese speziellen Grabfelder eingerichtet und es überrascht, wie viele davon bereits existieren, ohne das ein Geset

z solches vorschreibt. Beispiele wie der neue „Garten der Kinder“ in Ahrensburg oder weitere Gedenkfelder wie in Ohlsdorf oder Karlsruhe sind mittlerweile überall bekannt. Um einen umfassenden Überblick über die Situation in Deutschland zu erhalten, haben wir ca. 700 Friedhofsverwaltungen bundesweit angeschrieben und um die Darstellung Ihrer Situation gebeten. Im Folgenden sehen Sie Beispiele für die Bestattung von tot- und fehlgeborenen Kindern, von Gedenkstätten für verstorbene Kinder und Gräbern für größere bestattungspflichtige Kinder.

Grabfelder für totgeborene Kinder

Seit einigen Jahren existieren mehrere Selbsthilfegruppen für Eltern, die ihr Kind während der Schwangerschaft, bei oder kurz nach der Geburt verloren haben. Sie unterstützen die Eltern bei ihren Fragen und stärken in der Gemeinschaft die Rechte der jungen verwaisten Familien. Beispielhaft seien hier fünf bun

Hamm

desweit arbeitende Vereine genannt: Initiative Regenbogen, Verwaiste Eltern in Deutschland, Engelskinder, Schmetterlingskinder, Schneckenhaus. Gerade bei sehr frühen Totgeburten durften die Eltern ihre Kinder bislang oft weder sehen geschweige denn bestatten. Die Bestattungspflicht für totgeborene Kinder setzt in den meisten Bundesländern erst bei 500 Gramm ein. Kinder, die unter diese Grenze fallen, werd

Trier

en zusammen mit anderem organischen Klinikmüll entsorgt. Kein Trost für eine Familie, die sich auf ein Kind gefreut hat und deren Lebenshoffnung abrupt zerstört wurde. Viele Kliniken haben deshalb seit langem eingeführt, dass auch von kleinsten Kindern im Krankenhaus Abschied genommen werden kann, sofern es die Eltern wünschen. Einige Bundesländer haben in den vergangenen zwei Jahren ihre

Celle

Bestattungsgesetze dahingehend geändert, dass sie die Bestattung von Totgeburten auf Wunsch der Eltern zulassen, aber nicht zwingend vorschreiben. Jüngstes Beispiel dafür ist Nordrhein-Westfalen. Andere Bundesländer weisen Mindestgewichte oder -größen für die totgeborenen Kinder aus, unterhalb derer sie nicht bestattungspflichtig sind und deshalb auch keinen Anspruch auf eine Grabstätte auf einem Friedhof haben. Auf Drängen der verschiedenen Initiativen, z. B. Krankenhaus, Kliniks

Dusseldorf

eelsorge oder Friedhofsverwaltung, wurden in den letzten Jahren in vielen Städten Grabfelder für nicht bestattungspflichtige totgeborene Kinder angelegt, in denen die Kinder, meist als Sammelbestattung, beigesetzt werden können. Die Gebühren pro Bestattung sind in der Regel sehr gering oder fallen gar nicht an, da Anlage- und Grabpflegekosten von der Initiativgemeinschaft, häufig auch von den ortsansässigen Bestattern, Steinmetzen und Gärtnern getragen werden. Die Praxis zeigt, dass der Trauerprozess um das tote Kind bei vielen Angehörigen besser zu bewältigen ist, wenn eine solche offizielle Abschiednahme am Grab möglich war. Das persönliche Gedenken an dieser Grabstätte von den einzelnen Familien lässt in der Regel nach drei bis fünf Jahren nach, getragen von dem Bewusstsein, dass der Bestattungsort als solcher weiter bestehen bleibt und das Kind nicht vergessen ist. Im Übrigen erlauben viele Friedhöfe auch die Bestattung von totgeborenen Kindern (bestattungspflichtig oder nicht) in bereits bestehenden Familiengräbern oder in normalen Kindergräbern. Die folgenden Bilder zeigen Grabfelder für Totgeburten, in denen die Kinder gemeinschaftlich oder einzeln bestattet werden können. Celle hat ein Gemeinschaftsgrabfeld für Totgeburten mit einem zentralen Gedenkstein. Die Namen der Kinder sind nicht aufgeführt. Hamm hat einen zentralen Gedenkstein auf einem Rasenfeld. Die Kinder können auch in einzelnen Gräbern bestattet werden, die individuell geschmückt sind. Das Sternchenfeld in Trier weist in der strengen kreisrunden Form ein übergreifende Bepflanzung auf, mit einem Stern als zentralem Denkmal. Kreisrund ist auch das Feld und der Gedenkstein auf dem neuen Totgeburtenfeld in Düsseldorf. Das Gedenkzeichen kann von betroffenen Eltern durch weitere selber gestaltete Ringsteine ergänzt werden. Karlsruhe und Saarbrücken haben die Rautenform gewählt, die mit der abwechselnden Gestaltung von Grabbeeten und Steinwegen pflegeleicht ist.

Der Garten der Kinder, ein besonderes Kindergrabfeld

ahrensburg

Eines der jüngsten und besonders schönen Grabfelder für Totgeborene ist der “Garten der Kinder” auf dem evangelischen Friedhof in Ahrensburg. Zentral eingebettet in die bestehende Friedhofanlage wurden bei seiner Gestaltung die Wünsche von Kindern mit berücksichtigt. In Arbeitskreisen mit Kindergartengruppen und Jugendlichen kristallisierten sich langsam die gewünschten Elemente heraus: Das Grabfeld für die totgeborenen Kinder, verschiedene Grabbeete für die freie Gestaltung durch die Eltern, eine Symbolspirale mit Staudenbflanzung, eine Brücke über einen Trockenbach, drei Holzstelen, eine Familie symbolisierend, ein Sitzgelegenheit und ein Mini-Spielplatz mit Schaukel und Sandkiste. Letzteres bildet in Deutschland wohl die absolute Ausnahme, denn man fürchtet durch den “Lärm” der Kinder zu viel Unruhe auf dem Friedhof. Die Erfahrungen von Ahrensburg sind andere.

Gedenkstätte für nichtbestattete Kinder

Einige Städte bieten neben Kindergräbern und Grabfeldern für Totgeburten auch reine Gedenkstätten für verstorbene oder nicht bestattete Kinder an. Hier können Gedenkfeiern stattfinden oder trauernde Eltern symbolisch Abschied von ihren Kindern nehmen. Gerade für Familien, die in früheren Jahren noch nicht die
Möglichkeit hatten, ihr verstorbenes Kind zu bestatten, sind solche Gedenkstätten ein guter Ort zum Trauern. Die hier sichtbare Anteilnahme anderer Menschen am eigenen Schicksal kann auch alte Wunden heilen.

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