Nun, jetzt haben wir Sterne und einen Mond, dann fehlt also noch eine Sonne!

Ziemlich bald nach Moritz`s Beerdigung beschlossen Michael und ich uns um einen Grabstein für Moritz zu bemühen. Ich hatte einfach das Gefühl, daß ich das schnell abschließen müsste. Also klapperten wir die in der Umgebung liegenden Steinmetzbetriebe ab. Ich dachte eigentlich von Anfang an, daß ich einen liegenden Stein für Moritz möchte. Und am liebsten wäre mir ein Herz. Außerdem sollte der Stein am besten blau sein. Wir holten uns also etliche Angebote ein. Aber so richtig überzeugt war ich davon nicht. Da fiel mir Daniel Wolf ein. Er ist mit meiner Schwester in einer Klasse gewesen und ich erinnerte mich, daß er Steinmetz und Bildhauermeister ist. Ich suchte also nach seiner Telefonnummer. Zum Glück, er wohnt noch im gleichen Ort wie früher!!

ClaudiaMichael1Ich telefonierte mit Daniel Wolf und wir machten einen Termin aus, an dem er vorbeikommen würde. Er hatte sich vorab schon Gedanken gemacht, was er sich vorstellen könnte. Und zwar eine Stehle, auf der oben drauf eine Schnecke liegt. Da ich, und auch Michael, mit Schnecken nicht viel anfangen kann, machte ich den Vorschlag, ob man nicht einen Stern obenauf setzt. So kam dann irgendwie eins zum anderen. Wir beratschlagten an dem Abend 3 Stunden über die Gestaltung des Grabes. Ich kam also völlig ab von dem liegenden Herz. Aber von einem Punkt wollte ich nicht abrücken, und zwar, daß der Stein blau sein sollte. Dies gestaltete sich schwierig. Es gibt zwar einen Stein der richtig blau ist, aber diesen als Block zu bekommen ist fast unmöglich und wenn, dann wäre er für uns unbezahlbar. Nach langem überlegen kam Daniel dann auf die Idee mit den blauen Glassternen in der Stehle. Und wir machten dann den Vorschlag diese von innen zu beleuchten. Er macht eine Skizze davon. Das gefiel uns schon recht gut. Michael meinte, ob man nicht auch über die Stehle verteilt noch Sterne hervortreten läßt. Und ich wollte dann auch noch einen Mond. Dann sah die Säule schon wunderschön aus. Nun stellten wir uns die Frage, wo Moritz´s Name stehen sollte. Ich sagte dann:“ Nun, jetzt haben wir Sterne und einen Mond, dann fehlt also noch eine Sonne!“. Gesagt getan, Moritz´s Name sollte auf einer Sonne stehen. Daniel zeichnete auch von der Sonne eine Skizze. Als wir die beiden Skizzen ansahen, waren wir uns sofort einig: DAS IST ES!!
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Wenige Tage später schickte uns Daniel maßstabsgetreue Zeichnungen von unserem Kunstwerk. Das war Anfang Januar. Es sollte allerdings noch bis Juli dauern, bis der Stein gesetzt werden konnte. Aber: Gut Ding will Weile haben. Am 5. Juli 2003 war es soweit. Schon früh morgens bin ich auf den Friedhof um das Grab abzuräumen. Selbst die Graberde, die wir aufgefüllt hatte schaufelte ich weg. Das war ein verdammt schwerer Tag. Mir liefen dabei die ganze Zeit die Tränen. Aber ich habe gedacht:“ Da mußt Du durch, daß ist ein Teil Deiner Trauerarbeit“. Michael half beim Betonieren des Sockels und beim Setzen der Säule. Der Tag war unheimlich wichtig für uns. Und ich bin heute noch sehr froh darüber, daß ich das geschafft habe.

Im Nachhinein bin ich wirklich froh, daß wir den Auftrag Daniel erteilt haben. Und nicht einem dieser „Grabstein-Fritzen“. Man merkt einfach, daß er nicht nur Grabsteine herstellt sondern eben auch Kunstobjekte. Falls es mal soweit sein sollte, und wir das Grab wieder abgeben müssen, werden wir in unserem Garten einen besonderen Platz dafür aussuchen. An jedem Tag an dem ich auf den Friedhof gehe und um die Ecke der Trauerkapelle biege, blicke ich auf diesen Stein und bin unsagbar stolz darauf.

Claudia
(ClaudiaMichael)