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Einsendungen Glaube

Mein kleines Bärchen,
ehe es Dich gab, da machte mir der Tod Angst,
heute bin ich mir sicher, dann zu Dir zu gehen.
Ehe es Dich gab, da glaubte ich nicht daran, daß es zwischen Himmel und Erde etwas gibt,
doch Du hast mich davon überzeugt, da ist mehr, als wir jemals erahnen können.
Schon als ich Dich zum ersten Mal in den Armen hielt, da wußte ich, Du bist zur Besuch,
doch als Du dann gegangen warst, da habe ich lange und oft noch gespürt.
Bevor ich Dich kannte, frage ich mich oft nach dem Sinn des Lebens,
ich fragte mich besonders oft danach, warum so manche Dinge passieren,
es könnte doch keinen Gott geben, der Böses zuläßt, warum tut er das.
Heute weiß ich, daß wir daraus lernen sollen, und daß alles Böse etwas Gutes nach sich zieht.
Als Du gingst, da wollte ich mit Dir gehen, ich war schwach,
heute bin ich stärker, denn Du bist immer bei mir.
Und ich weiß, daß auch ich und meine Wünsche etwas wert sind, auch wenn sie noch immer nicht
von allen respektiert werden, doch ich glaube, es war der Sinn in Deinem
kurzen Leben, mir das zu zeigen.
Wärest Du nicht gestorben, wir hätten Deine beiden kleinen Schwester
vielleicht niemals kennengelernt,
dennoch vermisse ich Dich noch immer ganz, ganz dolle, obwohl Du immer bei
mir sein wirst.

Anja Schröder in Erinnerung an ihren Sohn Jannik

Gott kennt die Ängste unseres Herzens,er
weiß um unseren innersten Schmerz.
Und er kennt die Trauer,dir uns beim Abschied von einem geliebten Menschen
erfüllt.

Gott weiß aber auch,wie stark und mutig
unser Herz sein kann.Vielleicht hat er uns diese Last,an der wir so schwer
tragen,auferlegt,damit sich alle unsere inneren Kräfte mobilisieren;oder er
will
uns dadurch neue,
bisher verborgen gebliebene Wege führen;
vielleicht kann er über unser Leid Zugang zum Herzen eines anderen finden,
oder er hat uns damit eine Aufgabe zugedacht,deren Erfüllung uns zu jenem
Maß an innerer Reife führt,
das wir sonst niemals erreichen könnten.

Petra N. und Marco d. F

Mein Mann und ich sind seit mehreren Jahren Christen, und der Tod unseres kleinen Sohnes Marlon in der 39. SSW hat uns natürlich vor viele Fragen gestellt und das Bild, dass wir bis dahin von Gott hatten, in Frage gestellt.  

Ich glaube, dass man natürlich auf Gott wütend sein darf,   und dass Gott das versteht. Eigentlich ist alles, was ich bis zum 17.11.2001 geglaubt habe (an diesem Tag wurde unser Marlon geboren),  was ich für die Wahrheit oder für Gottes Willen und sein Wesen gehalten habe, seit diesem Tag erschüttert. Doch das Einzige, dessen ich mir sicher bin, ist dass Jesus lebt und dass er für uns gestorben und wieder auferstanden ist,  auch für Marlon!  Deshalb bin ich überhaupt noch am Leben, weil ich weiß, dass das die Wahrheit ist und dass Marlon lebt und wir eines Tages zusammensein werden. Wenn ich das nicht wüßte, hätte ich mein Leben bestimmt beendet, nachdem ich wußte, dass Marlon nicht mehr lebt, denn dann wäre es leichter gewesen, damit zu sterben als damit zu leben! 

Ich bin sehr, sehr wütend auf Gott und verstehe überhaupt nicht, wie er das zulassen konnte, aber dadurch, wie unsere Umstände sind, verändert sich die Wahrheit nicht, und die ist, dass Jesus lebt, und alle diese Babies, die hier auf dieser Seite genannt sind, bei ihm LEBEN! 

Ich stelle mir manchmal vor, wie die Babies dort zusammen spielen und lachen, und es tut so weh, Marlon hier niemals lachen sehen zu können. Aber eines Tages werde ich ihn sehen! 

– Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz… – (Offenbarung 21, 4) 

Birgit Schweda

Ansprache zum “Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder” Frankfurter Kirchentag, 15. Juni 2001

von Kristiane Voll

Liebe Mitmenschen! Und ganz besonders: Liebe Mütter, Väter, Geschwister und Familienangehörige, die Sie undKirchentag Ihr um ein verstorbenes Kind in Ihren Familien trauern!

Zu Beginn dieses Gottesdienstes haben wir Klagen gehört. Klagen zu können und zu dürfen ist auf den ganz unterschiedlichen Wegen durch die Trauer lebenswichtig. Denn Klagen gibt dem Schmerz Raum und Ausdruck. Das zu haben, ist all´ zumal für trauernde Eltern, Geschwister und Menschen aus ihrem nächsten Umfeld wichtig, denn für sie ist die Trauer um den Tod eines Kindes eine dunkle und zutiefst schmerzliche Zeit. Das auszuhalten und zu ertragen, erfordert äusserste Kraftanstrengung.

Trauernde, Traurige, Verzweifelte erleben sich oft wie auf Wüstenwegen. Der Verlust – der Tod des vertrauten, geliebten Menschen – der Tod eines Kindes – hat aus einer bewachsenen, blühenden Landschaft eine Wüste werden lassen. Und dort nun – in dieser unbekannten, unwirtlichen Gegend – in der Wüste – müssen sie einen Weg finden.

Durch Wüste zu gehen, macht Angst. So viel Angst, dass man einfach nur fliehen möchte. Und doch tut es not, diesen Weg durch die Wüste zu gehen, weil wir nur so das Gewesene wahrnehmen und neues Leben entdecken können.

Wüstenzeiten sind harte Zeiten. Sie bedeuten ein beständiges Suchen nach der verschütteten, verborgenen Lebensader. Gibt es sie überhaupt noch – diese Lebensader? Die Wüste lässt oft daran zweifeln, weil es kaum Zeichen von Leben gibt und das Vertraute fehlt.

Wie soll ich leben ohne mein Kind? – Ohne meine Schwester? – Ohne meinen Bruder? Was ist das für ein Leben? Wo blühendes, wachsendes Leben war, spüre ich plötzlich Leere. Das Leben wird zur Wüste.

Durch diese Wüste einen Weg zu finden, kostet unendlich viel Kraft. Es ist härteste Arbeit. Es braucht enorme Anstrengungen, gegen Sand und Wind, gegen Durst und Erschöpfung, zu kämpfen und den Weg zur nächsten Zisterne zurückzulegen. Die brütende, lähmende Hitze am Tag, die klirrende Kälte der Nacht, das Gefühl der ohnmächtigen Winzigkeit inmitten einer grenzenlosen Weite kosten Kraft und führen nicht selten an die Grenzen dessen, was möglich ist. Inmitten der Not und der Entsagung werden jeder Tropfen Wasser, jeder kleine Schattenfleck kostbar.

Manche sagen: “Die Wüste lebt.”, aber das dringt kaum in das Bewusstsein derer durch, die am Anfang ihrer Wüste stehen. Es braucht Zeit, dafür ein Gespür und einen Sinn zu bekommen. Es braucht Zeit, um sich in der Wüste zurecht zu finden und sie als einen Ort des Lebens – als einen Ort des verborgenen, unscheinbaren Lebens zu entdecken.

Ich möchte uns dazu eine kleine Geschichte erzählen, die davon auf ihre Weise etwas zum Ausdruck bringt:

Ein Fluss wollte durch die Wüste zum Meer. Aber als er den unermesslichen Sand sah, wurde ihm Angst, und er klagte: “Die Wüste wird mich austrocknen, und der heisse Atem der Sonne wird mich vernichten.” Da hörte er eine Stimme, die sagte: “Vertraue dich der Wüste an.” Aber der Fluss entgegnete: “Bin ich dann noch ich selber? Verliere ich mich nicht?” Die Stimme antwortete: “Nein, du wirst dich nicht verlieren.”
So vertraute sich der Fluss der Wüste an. Wolken sogen ihn auf und trugen ihn über die heissen Sandflächen. Als Regen wurde er am anderen Ende der Wüste wieder abgesetzt. Und aus den Wolken floss ein Fluss – der Fluss, neu und verändert und doch zugleich auch der gleiche.
(nach Gerhard Eberts, gefunden in: Elsbeth Bihler, Symbole des Lebens – Symbole des Glaubens II, Limburg 1998, 16)

Trauer – die Trauer um ein verstorbenes Kind – ist wie der Weg des Flusses durch die Wüste. Der Fluss hat Angst – grosse Angst. Er klagt und zaudert. Die Angst, sich ganz und gar zu verlieren, ist übermächtig.

Der Fluss braucht Zuspruch, um sich auf das Wagnis seines Weges einzulassen. Auf diesem Weg verändert und verwandelt er sich, und doch bleibt er auch er selbst. Eine schwer vorstellbare Erfahrung: wie soll das gehen? Ich glaube, diese Erfahrung erschliesst sich erst im Erleben. Sie ist mit Worten nicht wirklich zu beschreiben und verständlich zu machen. Ein klein wenig vermag vielleicht die Geschichte davon anzudeuten.

So wie der Fluss Zuspruch und Ermutigung braucht, so brauchen gerade auch trauernde Familien Zuspruch und Begleitung. Auf den Wüstenwegen durch die Trauer ist es unendlich wichtig, Momente des Trostes zu erleben: Eine entgegen gestreckte Hand, eine Umarmung, ein freundliches Wort, die Ermutigung, zu erzählen, ein verständnisvoller Blick können solche tröstlichen Momente sein. Sie sind Lebenszeichen in der Wüste und helfen, den schweren Weg zu gehen.

Die Flussgeschichte erzählt, dass der Fluss sich am Ende der Wüste wiederfindet – neu findet und dass er Leben findet.

Leben finden – Hoffnung auf Leben entdecken: Als betroffene Schwester weiss ich, dass das für viele trauernde Mütter und Väter, für trauernde Brüder, Schwestern und Familienangehörige häufig etwas Schweres, etwas Unwirkliches ist. Im Wissen darum möchte ich mit ein paar Sätzen von meiner Hoffnung erzählen.

Ich vertraue darauf, dass es Gott gibt – dass er da ist, wenn ER mir auch oft unendlich fern scheint.
Und ich vertraue darauf, dass Gott stärker ist als der Tod. Ich glaube, dass er Leben schenkt – Leben auch jenseits des Todes. Es gibt Erfahrungen, die mich in diesem Glauben bestärken; und es gibt Worte, die diesem Vertrauen einen Grund geben. Ein biblischer Vers, der mich hier besonders anrührt und stärkt, steht beim Propheten Jesaja: “Wie ich strömenden Regen über verdurstendes Land ausgiesse, so giesse ich meinen Lebensgeist über dich aus.” Amen.

Friedhof

Eure Zuschriften sind hier gewünscht

Auf dVogelblauemail2ieser Seite plane ich eine Rubrik „Friedhof“. Dort möchte ich unter anderem Berichte von Euch veröffentlichen. Berichte über 

1.gab es Schwierigkeiten im Hinblick auf eine Bestattung?

  • z.B. weil Fehlgeburt unter 500 g.
  • Oder Unverständnis durch Freunde, Familie

2.die Trauerfeier, Beerdigung Eure Sternenkinder

  • Wie habt Ihr die Feier oder auch den Sarg ö.ä. gestaltet
  • Wurdet Ihr durch Familie, Freunde, Seelsorger unterstützt?
  • Wie habt Ihr Euch dabei gefühlt?
  • Gab es Traueranzeigen?
  • Habt Ihr Bilder?

3.über die Gestaltung des Grabes Eures Sternenkindes

  • Wie sieht das Grab bzw. Grabstein aus?
  • Wie schmückt Ihr es ?
  • Habt Ihr Bilder

4.welche Bedeutung hat das Grab für Euch?

  • Wann und wie oft besucht Ihr es?
  • Geht Ihr alleine, oder auch mit anderen?
  • wie geht Ihr mit Geschwisterkinder und dem Grab um?

5.diejenigen, die kein Grab ihres Sternenkindes haben

  • weil sie niemand danach fragte, aufklärte über die Möglichkeiten
  • weil sie ihr Sternenkind annonym bestatten wollten
  • welches Gründe hattet Ihr?
  • Wie geht es Euch damit?
  • Was hättet Ihr Euch damals gewünscht.
  • Gab es eine Feier des Krankenhauses oder einer anderen Organisation?
  • Wie geht Ihr mit den Feiertagen um?

Diese Fragen dienen nur als Anregung zum Schreiben. Ihr könnt auch unabhängig davon ganz das Schreiben, was Ihr hier anderen mitteilen wollt. Vielen Dank für Eure Einsendungen.

Einführungstext Friedhof

Vieles hätte ich heute anders gemacht

Bestattung

Seit langen habe ich diese Rubrik Friedhof geplant und jetzt endlich bin ich dabei, sie umzusetzen. Erst beim Schreiben meines eigenen Berichts über die Beerdigung von Tobias wurde mir bewußt, wie schlecht dies damals wirklich abgelaufen ist und was ich heute mit meinem Wissen anders gemacht hätte. Eine ganze Menge. Aus diesem Grund liegt mir auch diese Rubrik so sehr am Herzen. Ich hoffe, Betroffene können noch bevor sie wesentliche Entscheidungen treffen, sich hier informieren und andere werden ermuntert Betroffene besser als ich es wurde zu beraten und zu begleiten.

Ja, was hätte ich anders gemacht. Zunächst hätte ich Tobias gerne selbst gebadet und angezogen. Mit seinen 32 cm war er sicher noch etwas klein, aber in einen Frühchenstrampler hätte er bestimmt schon hineingepaßt. Heute weiß ich nicht, was er im Sarg anhat. Besonders schön finde ich daher die Idee von Rita Schäfer, die für Kleinstbabys Totengewänder näht. Da ich handwerklich nicht ungeschickt bin, hätte ich auch gerne den Sarg selber gebaut und verziert. Später habe ich gemerkt wir gut es mit tat, irgendwas zu machen. Viele Sachen, die auf dem Grab standen, wie z.B. Windräder habe ich selbst gemacht.

Auch die Beerdigung selber hätte ich mir anders gewünscht. So wie am ersten Geburtstag, hätte es mir gut getan, wenn alle unsere Freunde dabeigewesen wären. Nur so hätten sie zumindest etwas verstehen können, was passiert ist. Und ich hätte mir ein kirchliche Trauerfeier gewünscht, die auf die Besonderheit, das hier ein Baby gestorben ist, Rücksicht genommen hätte. Perfekt wäre natürlich auch noch ein schönes Ritual, vielleicht etwas, was jeder mit nach Hause nehmen hätte können. Naja, im Nachhinein hätte ich mir so vieles gewünscht und nun bin ich wenigstens froh,ein Grab zu haben, was ja leider nicht selbstverständlich ist.

Gräberfelder

Wenn ich mir vorstellen würde, Tobias wäre nicht beerdigt worden, so wäre dies für mich persönlich eine grausame Vorstellung. Ich selber kenne zwei Mütter, die nicht wissen, was aus ihrem Kind geworden ist. Die eine wurde gar nicht erst gefragt, ob sie es beerdigen lassen möchte. Offenbar konnten sich die Mitarbeiter im Krankenhaus nicht vorstellen, daß man auch ein Kind, das in der 16 SSW geboren wurde, beerdigen lassen möchte. Die andere wurde zwar gefragt, doch kurz nach der Geburt war es ihr gar nicht bewußt, sie wichtig dies noch für sie sein könnte. Beide haben es sehr bedauert. Dies geschah 1997. Inzwischen werden zumindest hier in Hamburg meines Wissens aus allen Krankenhäusern die Babys beerdigt, entweder durch das Krankenhaus selbst, oder aber in einer gemeinsamen Feier vier mal im Jahr in Öjendorf. So haben auch die Eltern, die sich nicht für ein eigenes Grab entschieden habe, aus welchen Gründen auch immer, einen Platz wo ihre Kinder liegen. Es gibt mehre Sammlungen, wo solche Gräberfelder aufgelistet sind. Von einigen habe ich Berichte gesammelt.

Grabgestaltung

Aber warum kann ein Grab so wichtig sein. Nicht nur, weil man weiß, wo sein Baby liegt, sondern auch weil man einen Ort hat, wo man seine Trauer hintragen kann, einen Ort, wo der Name, der sonst so wenig Beachtung findet, steht. Man kann etwas für sein Kind tun, nämlich das Grab bepflanzen und es schmücken, was gerade an Feiertagen (Geburtstagen, Weihnachten, Ostern) so hilfreich ist.

Bestattungsrecht

Wenn auch wenig, so gibt es aber immer noch die Meinung, nur Babys mit einem Mindestgewicht von 500 g können bestattet werden. Richtig ist, daß diese Kinder zwingend bestattet werden müssen. Doch tatsächlich können alle Babys bestattet werden. Aus diesem Grund habe ich versucht, die wichtigsten Gesetzestexte zusammenzustellen. Außerdem habe ich, alles was sonst mir noch wissenswert erschient dort gesammelt.

Wer darüber hinaus noch Fragen hat oder noch selbst etwas schreiben möchte, der kann mir gerne mailen, denn diese Seite lebt von Euren Hinweisen und Berichten. Vielen Dank.

© Pirko

Abschiedsritual

Nach fast zwei Jahren hieß es nun Abschied nehmen. Aber zwischenzeitlich waren wir ja Profis geworden im Abschied nehmen. Unsere Babygruppe, wir alle hatten ein Kind in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verloren, bestand fast zwei Jahre. Zusammen sind wir gemeinsam durch die tiefsten Täler und die größte Dunkelheit gegangen, aber auch gemeinsam im hellen Sonnenschein. Wir haben gemeinsam geweint, aber auch gemeinsam viel gelacht. Jeder wurde von der Gruppe aufgefangen.

Es war kein einfacher Weg, den wir gegangen waren. Wir und auch    Gabi hat es uns nie leicht gemacht. Dafür haben wir aber viel geschafft – eben Trauerarbeit geleistet – und so viel bekommen. Viele Themen haben wir dabei erarbeitet: “Glaube”, “unsere Mütter und unser Mutter- bzw. Vatersein”, “Geschenke unserer Kinder”, “Die Wichtigkeit von Rituale” und einiges Mehr.

Auch außerhalb der Gruppe waren wir viel zusammen. Wir haben die ersten Geburtstage unserer gestorbenen Kinder begangen.

Inzwischen waren 7 Folgebabys geboren. Die ganze Gruppe hat die Schwangeren durch ihre Ängste getragen, aber auch die Freude nach den Geburten geteilt.

Aber nun im Oktober 1999 wollten wir unseren Abschied feiern. Ja, von was eigentlich? Sicher nicht von unseren Kindern, denn die werden immer in unseren Herzen bleiben. Jeder nahm persönlich von etwas Abschied: Von dem Schmerz, der Angst, der Dunkelheit oder Einsamkeit oder anderen Dingen. Viele Stunden zuvor hatte wir den Tag vorbereitet, gemeinsam geplant und gebastelt. Bis es endlich stand, unser Abschiedsritual.

Abschied1nWir trafen uns an einem Sonnabend in einem Musikraum einer Schule, den wir zuvor etwas hergerichtet hatten. Natürlich stand unsere Eisenbahn mitten auf dem Tisch. Unsere Eisenbahn, die uns von Beginn an durch unsere Gruppenabenden begleitet hat. Sie besteht aus einzelnen Holzgleisen, die man zusammenlegen kann. In die Gleise werden kleine Stifte gesteckt, an denen jeweils ein großes Herz, das mit dem Namen eines Kindes und dessen Geburts- bzw. Todesdatum beschriftet ist, befestigt wird.

Abschied2
Gravierte Windlicht

Zunächst aber hatten wir uns bei Gabi für die liebevolle Begleitung mit einem Windlicht bedankt, auf das wir alle Namen unserer Kinder mit deren Daten graviert hatten. Außerdem hatten wir den Satzbeginn :“Liebe Gabi, vielen Dank für…” graviert, den jeder mit einer eigenen Zeile ergänzte.

Liebe Gabi,
vielen Dank …

daß durch Dich neue Zuversicht zurückkehrt
Claudia

daß Du mich
getragen,
angestoßen
begleitet und
ins Licht geführt hast
Pirko

dafür, daß Du meine Tränen ertragen hast.
Monika G.

für ein Stück Wegbegleitung
Susanne B.

für die neuen echten Freunde
Anja

für offene Ohren
Sabine

für die Hilfe, die eignen Gefühle zuzulassen.
Bernd

daß Du mich nach dem dritten Mal erlöst hast.
Kai

daß ich wieder träumen darf
Annette

daß ich die Säbel rasseln lassen durfte
Ulrike

daß Du für mich ein Licht warst
Heinz

daß Du die Gruppe geschlossen hast
Susanne S.

für das Licht in der Dunkelheit
Wiebke

daß Du mit meiner Art umgehen konntest
Monika Z

Dann begannen wir, wie immer mit einer Einführungs runde, in der jeder sagen konnte, was ihn zur Zeit bewegte. Wir wußten alle, wenn Ulrike unser Ei, das dann immer rum ging und festlege, wer dran war, bekam, ihr erst einmal die Tränen in die Augen schossen. Wir hätten es vermißt, wenn es nicht so gewesen wäre. Jeder zündete dann ein Licht an, auch das war inzwischen zum Ritual geworden.

Wir hatten uns für diesen Tag drei Abschnitte überlegt. Als erstes wollten wir etwas mitnehmen von diesem Tag und zwar ganz konkret. Als zweites wollten wir etwas wegschicken oder besser loslassen und als drittes einen Ausklang finden, der uns wieder zurück in den Alltag bringt.

Mobile
Mobile

Wir begannen daher als erstes mit unserem Mobile, das wir zuvor gemeinsam gebastelt hatten. Gabi hatte uns erklärt, daß durch den Tod unserer Kinder uns und unsere Beziehungen zu unseren Partner bzw. Kindern aus dem Gleichgewicht gebracht worden seien, wie ein Mobile, das ein Anhänger verloren habe. Trauerarbeit sei es nun, das Mobile wieder ins Gleichgewicht zu bekommen, wenn auch vielleicht ganz anders als vorher. Auf den obersten Schmetterling wurde jeweils der Name unseres Kindes geschrieben und darunter die Namen der Restfamilie. An deren Anhänger schrieb dann jeder die Geschenke, die wir von unseren Kindern erhalten haben, wie z.B. “Dankbarkeit”, “Einblick”, “Gefühle” usw. Jeder, der Lust hatte las sein Mobile vor.

abschiff
Selbstgebastelte Korkschiffe mit den Wünschen

Danach suchte sich jeder eines der kleinen Korkschiffe aus, die wir ebenfalls vorher selbst gebastelt hatten. Auf das Segel dieser Schiffe schrieb jeder, von was er persönlich Abschied nehmen wollte. Wir gingen dann gemeinsam zum Alsterlauf, zündeten das kleine Teelicht auf dem Boot an und ließen es zu Wasser. Es war ein schönes Bild, wie die Schiffe langsam fortschwammen. Lange blieben wir auf der Brücke und sahen ihnen nach.

Als wir zurück waren, beendeten wir unser Ritual mit einem Tanz, der ein wunderbarer Abschluß war, denn dann gingen wir zum “gemütlichen” Teil über, nämlich dem gemeinsamen Grillen und Feiern.

Ich glaube, Gabi war ein wenig stolz auf ihre Gruppe, die diesen Tag so ganz allein gestaltet hat und die ihr damit bestätigte, daß sie nicht nur gelernt hatten, wieder selber zu laufen, sondern auch wieder Ziele zustreben und ihren Weg allein weiter zu gehen.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de

Warum ist uns, Müttern von stillgeborenen Kindern, deren Name so wichtig?

Gleich nachdem ich aus dem Krankenhaus kam, bin ich in mein Zimmer gegangen, habe mir das Vornamensbuch genommen und erst einmal nachgeguckt, was der Name Tobias bedeutet. Kai hatte den Namen Tobias ausgesucht und einfach beschlossen, dass unser Baby ein Junge wird und Tobias heißt. Ich merkte sehr schnell, dass ich mit ein wenig Glück noch einen zweiten Namen aussuchen dürfte, aber gegen Tobias nichts hätte machen können. Als ich dann im Vornamensbuch las: Tobias, hebr. von tobijahu = gut (ist) Jahwe (Gott), hat mich das beeindruckt und ich war froh, dass wir uns auf Tobias geeinigt hatten. Ich wusste zwar, dass Tobias eine Figur aus der Bibel war, doch ich hatte nie weiter darüber nachgedacht.

Keiner fragte nach der Geburt nach dem Namen unseres Sohnes

UrkundeTobias1klWeder die Hebamme und schon gar nicht der Arzt fragten im Kreißsaal nach dem Namen unseres Kindes. (Mehr hier: Geschichte) Warum eigentlich nicht? Ja, Tobias ist bei der Geburt gestorben und doch auch Tote haben doch einen Namen. Ist es allein damit zu erklären, dass sie dachten, sie täten uns weh mit dieser Frage? Vielleicht, und doch hatte ich irgendwie darauf gewartet oder es sogar gewünscht, wenigstens damit die Papiere stimmen. Später als ich den Auszug aus dem Sterbebuch sah, wusste ich warum dies nicht nötig war, denn dort stand lediglich „Ein Knabe Lehmitz ist am 22.08.1997 in der Geburt gestorben“. Mehr war nicht erforderlich und auch nicht erlaubt. (Vgl. Namensrecht)

Aber warum hätte ich es mir erwünscht? Warum ist der Name auch heute noch so wichtig für mich? Ich wollte einfach, dass mein Kind auch als solches anerkannt wird. Für mich war und ist es auch heute noch so, dass keine Schwangerschaft gescheitert war, sondern ich ein Kind geboren habe. Ein Individuum, eine Persönlichkeit, auch wenn sie nie die Chance hatte, diese Persönlichkeit zu zeigen. So schreibet es auch Michaela Nijs in ihrem Buch „Trauern hat seine Zeit“ (S. 48-51) Michaela Nijs, wo sie erklärt, dass der Namen eines Menschen in engem Zusammenhang mit der Anerkennung seiner Individualität, seiner Persönlichkeit stehe. So könne der Name als eine Voraussetzung für Begegnung gesehen werden. Auch sie weißt in ihrem Buch darauf hin, dass es zwar selbstverständlich sei, einem lebend geborenen Kind einen Namen zu geben und dies auch einer der ersten Fragen sei, die Eltern kurz nach der Geburt von Freunden oder Verwandten gestellt werden, dieser selbstverständliche Umgang mit dem Namen aber verloren gehe, wenn das Kind tot geboren werde. Auch sie ist der Meinung, dass gerade die Namensgebung beim frühen Tod eines Kindes für die Eltern und für alle anderen Beteiligten wichtige Signale setze, da die Eltern mit der Namensgebung eines totgeborenen oder perinatal gestorbenen Kindes deutlich machen, dass ein Mensch gestorbenen sei und es nicht um den Verlust eines Schwangerschaftsproduktes gehe. Diese Anerkennung der Individualität des Kindes gehöre nach Auffassung von Nijs wesentlich zu einem würdevollen Umgang mit früh gestorbenen Kindern. Fast alle Mütter, die in einer Untersuchung befragt worden seien, hätten ihren verstorbenen Kindern einen Namen gegeben. Viele hätten jedoch diesen Namen noch nie einem anderen Menschen gegenüber ausgesprochen. Die selbstverständlich Frage nach dem Namen könne den Eltern helfen, die Schwelle zu überwinden, zum ersten Mal den Namen ihres Kindes andren mitzuteilen. Da die Eltern so wenige konkrete Erinnerungen an ihr Kind habe, könne die Namensgebung ihnen oft helfen, anzuerkennen, dass sie um einen konkreten Menschen trauerten. Der Name könne auch zu einem Symbol für die Existenz des Kindes werden.

Bei dem Stichwort Symbol fällt mir ein, dass mir vor ein paar tobiastopfWochen aufgefallen war, als ich so bei uns durchs Haus ging, dass wir fast in jedem Zimmer bis auf Badezimmer und Küche etwas haben, was uns an Tobias erinnert. „Richtige“ Erinnerungsstück haben wir ja leider nicht, da ich Tobias still geboren habe und nichts vorher kaufen wollte. Aber ich habe alles gesammelt, was mich so in den letzten 5 Jahren auf meinen Weg durch die Trauer begleitet hat und mich an Tobias erinnert. Alle diese „Erinnerungsstücke“ sind mit seinem Namen versehen. Sicher ist dies kein Zufall. (Mehr hier: Mementos)

Aber nicht nur im Krankenhaus fragte keiner nach Tobias Namen, auch keiner unserer Verwandten oder Freunde fragten nach seinem Namen. Inzwischen dürften alle wissen, dass unser erster Sohn Tobias heißt, aber sein Namen wird nie genannt. Noch nicht einmal am Tag der Beerdigung von Tobias hat irgendjemand seinen Namen genannt.

 

Für andere warst Du niemals wirklich da

sie kennen Dich nicht
sie vermissen Dich nicht
keiner spricht von Dir
niemand wagt Deinen Namen zu sagen
sie werden es niemals verstehen
damit lassen sie Dich
ein zweites Mal sterben
07.03.1998

Besonderes deutlich, dass Tobias für andere nicht existiert, wurde mir, als mir letztes Jahr meine Schwägerin ganz Stolz einen Stammbaum unserer Familie überreichte. Dort hatte sie ganz akribisch unsere und ihre Eltern, die Familie meines Bruders mit allen Kindern, sowie die Familien ihrer Geschwister mit deren Kindern und auch unsere Familie mit unserem zweiten Sohn, Pascal, aufgeführt. Tobias war dort natürlich nicht zu finden. Dafür aber mindestens ein Dutzend unserer Vorfahren, die nicht nur inzwischen ebenfalls tot waren, sondern die auch keiner von uns kannte. Sie fand es also wichtig, eine Menge Toter ganz genau mit Namen, Vornamen und Beruf aufzuführen, die keiner von uns kannte, nicht mal aus Erzählungen, aber den Neffen ihres Mannes nicht, nur weil er tot geboren wurde.

Als endlich der Namen Tobias auf dem Grabstein stand, war ich irgendwie richtig froh

grossh1Nachdem Tobias in meiner nächsten Umgebung totgeschwiegen wurde, auch die Behörden ihn durch die Nichteintragung des Vornamens nicht als vollwertig akzeptierten, war es mir ganz wichtig, dass Tobias zumindest auf dem Grabstein steht. Wir hatten ihn bei meinem Vater im Familiengrab beigesetzt. Ich beauftragte also einen Steinmetz den Namen Tobias und das Datum 22.08.1997 auf den Stein zu setzen. Doch es dauerte Monate bis der Steinmetz dies machte. Jedes Mal wenn ich zum Friedhof kam und sooft war das nicht, weil Tobias ca. 60 km entfernt beerdigt wurde, war ich sehr traurig als ich sah, der Name steht immer noch nicht darauf. Kai hat dann irgendwann beim Steinmetz angerufen und Druck gemacht. Als ich dann endlich den Namen lesen konnte, war ich irgendwie richtig froh darüber. Endlich gab es etwas ganz offizielles mit seinem Vornamen.

Änderung des Personenstandsgesetztes schaffte endlich die Möglichkeit, den Vornamen eintragen zu lassen und damit auch eine offizielle Anerkennung durch die Behörden zu erwirken

Eheschließungsrechtsgesetz Artikel 17

 §1 Für ein vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes in das Sterbebuch eingetragenes totgeborenes oder in der Geburt verstorbenes Kind sind auf Antrag einer Person, der bei der Lebendgeburt des Kindes die Personensorge zugestanden hätte, durch Randvermerk Vor- und Familienname einzutragen: § 15 Abs. 1 und § 21 Abs. 2 PStG gelten entsprechend. Der Antrag ist binnen fünf Jahre nach Inkrafttreten dieses Gesetzes bei dem Standesbeamten zu stellen, der das Sterbebuch führt.

Als dann am 30.06.1998 das neue Personenstandsgesetz in Kraft trat, nach dem auch der Vorname derjenigen Kinder, die vor dem 01.07.1998 totgeborenen wurden, auf Antrag nachtragen werden können, habe ich mir sofort die gesetzlichen Grundlagen herausgesucht und bin damit zum Standesamt nach Hamburg-Altona gegangen, um auch Tobias Vornamen eintragen zu lassen (Vgl. Namensrecht)

IUrkundeTobiasausnzwischen habe ich festgestellt, dass nicht nur mir jede Möglichkeit wichtig war, Tobias offiziell anerkennen zu lassen, sondern, dass andere Mütter von totgeborenen Kindern ähnliches in Bewegung gesetzt haben.

 

 

Wie zum Beispiel Uschi, die Mutter von Paul, sich gefreut hatte, dass ihr Paul im Gemeindebrief unter der Rubrik Beerdigungen aufgeführt wurde. (Mehr zu ihrer und Pauls Geschichte).

Beerdigungen
Kirchlich bestattet wurden in Rengershausen:
Am 09.05.03: Paul Balz (gestorben, ehe er geboren wurde)

Sie selbst hatten auch eine Anzeige in der Zeitung für Paul setzen lassen.

AnzeigePaulkl

Richtig kämpfen musste Claudia, damit ihr Moritz wie alle anderen Geburten und Sterbefälle auch im Dorfblatt genannt wurde. (Mehr hier)

Auch beim Trauerseminar in Bad Segeberg und unserer Frühtodselbsthilfegruppe spielte der Name immer eine zentrale Rolle

Auch beim Trauerseminar in Bad Segeberg und unserer Frühtodselbsthilfegruppe spielte der Name immer eine zentrale Rolle. Gleich zu Beginn des Trauerseminars haben die Eltern bzw. Geschwister einen Stern aus Papier geschnitten und den Namen des Kindes darauf geschrieben. Diese Sterne wurden an ein blaues Samttuch geheftet und über einen großen Tisch im zentralen Raum gelegt, wo sie von allen bewundert werden konnten. Aber auch in den kleinen Gruppen war der Name des Kindes immer präsent. So wurde von jedem Elternpaar ein kleiner gelber Stern mit dem Namen beschriftet, der dann in einen Kranz gesteckt wurde. Beim Abschlussgottesdienst standen zum einen auf dem Altar die von den Eltern selbst verzierten Kerzen, alle mit dem Namen des Kindes, und zum anderen wurde jedes Kind mit vollem Namen vorgelesen. Gerade das Vorlesen des Namens ist in fast allen Gedenkgottesdiensten (Hinweis auf Gedenkgottesdienste) ein zentrales Ritual. Ich beschrieb dies in meinem Bericht, den ich unmittelbar nach dem Seminar verfasste (hier mein Seminarbericht) so:

„Besonders schön, insbesondere für unsere Gruppe, die alle ein Kind in der Schwangerschaft oder kurz danach verloren hatten, war, dass an jedes Kind mit seinem vollständigen Namen gedacht wurde. Ich war schon immer glücklich, wenn jemand unseren Sohn mit seinen Namen Tobias nannte, aber Tobias Lehmitz, das hatte noch niemand gesagt. Jeder von uns in der Gruppe, achtete auf jeden Namen unserer Kinder. “

In unserer Selbsthilfegruppe hatten wir ein ganz besonderes Ritual, nämlich unsere Eisenbahn, die ich anlässlich unseres Abschiedsritual so beschrieb ( hier mein Bericht zu unserem Abschiedsritual) :

„Natürlich stand unsere Eisenbahn mitten aufAbschied1n dem Tisch. Unsere Eisenbahn, die uns von Beginn an durch unsere Gruppenabenden begleitet hat. Sie besteht aus einzelnen Holzgleisen, die man zusammenlegen kann. In die Gleise werden kleine Stifte gesteckt, an denen jeweils ein großes Herz, das mit dem Namen eines Kindes und dessen Geburts- bzw. Todesdatum beschriftet ist, befestigt wird. “

 

Die meisten Zuschriften auf dieser Seite bekomme ich zur Sternenseite mit den Namensgedichten, inzwischen über 50 Sterne. Viele Eltern haben einfach das Bedürfnis, dass wenigstens hier im Internet es einen Platz gibt, wo ihrem Sternenkind mit Namen gedacht wird.

© Pirko Lehmitz, www.Stillgeboren.de Juni 2003

Abschiednehmen – auch von Frühgeborenen

In dem Fernsehbericht „Die Totenwäscherin“ wurde gezeigt, wie eine Bestatterin Eltern, Familien hilft, den Abschied von ihrem kleinen Kind würdig zu gestalten.

Immer wieder stehen junge Eltern, deren Kind vorzeitig geboren und gestorben ist, vor der Frage, wie sie diesem kleinen Wesen, das sie mit Freude erwartet hatten, nun eine angemessene Bestattung geben können.

Den üblichen Satz von Krankenhauspersonal und Bestattern: „Tun Sie sich das lieber nicht mehr an, das kleine Würmchen anzusehen !“ sollten junge, verwaiste Eltern weit von sich weisen !

Ganz im Gegenteil, Sie als Eltern sollten darauf bestehen, dass Sie ihr gestorbenes Kind sehen können, es im Arm halten können, es im Krankenhaus ans Wochenbett gebracht bekommen. Es ist für Sie ebenso wichtig, angemessen Abschied zu nehmen von Ihrem Kind wie für die Angehörigen, deren Vater oder Mutter gestorben ist. Denn das Herz versteht das Geschehene erst, „wenn es sehen konnte“!

Wenn die verwaiste Mutter noch im Krankenhaus ist, sollte mit der Beisetzung des Kindes bis zu ihrer Entlassung abgewartet werden. In der Regel bleibt das Kind solange ebenfalls im Krankenhaus (in der Kühlkammer).

Der Bestattungstermin könnte auf den Nachmittag des Entlassungstages der Mutter gelegt werden. So könnten am Morgen dieses Tages beide – Mutter und Kind – vom Vater und der Bestatterin (*) im Krankenhaus abgeholt werden – am besten und schönsten nach Hause !

Wenn es die Eltern aushalten, können sie ihr Kind während der Fahrt in einem Kissen auf dem Schoß (**) halten und es für einige Stunden nach Hause gebracht bekommen.

So können sie dabei sein, wenn der winzige Körper – wenn möglich – im warmen Wasser gebadet, in weiche Tücher gehüllt und behutsam mit einem Babyöl betupft wird. Ein größeres Kind wird mit Erstlingskleidung und Mützchen bekleidet, ein sehr kleines Kind wird eingehüllt in ein weiches Tuch (in eine Mullwindel) und in das kleine Särglein eingebettet.

Wie schön, wenn das alles Zuhause passiert, in diesem geborgenen und geschützten Raum !

Oder: Sie können diese Handlungen bei ihrem Kind selber vornehmen, wenn sie seelisch dazu in der Lage sind. Größere Geschwisterkinder können währenddessen ebenfalls in schöner Weise Abschied nehmen von ihrem gestorbenen Geschwisterchen. Sie dürfen das Baby berühren, streicheln (***), ihm ein Spielzeug von sich selbst in den Sarg legen. Die Bestatterin ist die ganze Zeit über dabei und leistet Hilfestellung.

Das offene Särglein mit dem Baby darf nun ruhig bis kurz vor der Beerdigung bei seiner Familie aufgebahrt bleiben, z. B. auf einem kleinen Tisch stehend, auf dem Kerzen angezündet werden und Blumen stehen. Seine Familie kann es beweinen, betrauern und bei ihm sein.

Die Bestatterin kommt rechtzeitig, um das Baby im Sarg und seine Familie zur Beisetzung abzuholen.

Wenn all dieses Eltern nicht bewältigen können, versorgt die Bestatterin das Kind in der beschriebenen Weise im Krankenhaus und bringt den kleine Sarg in den vorgesehenen Friedhof. Auch dort können die Eltern sich am offenen Sarg von ihrem Kleinen entsprechend verabschieden.

Was kann geschehen, wenn Eltern ihr Kind nicht mehr sehen wollen ?

(…)

Wenn Eltern keine Beerdigung wünschen für ihr gestorbenes Frühgeborenes, ist die Einäscherung möglich. Das Särglein wird ins Krematorium gebracht und es wird dort mit einem erwachsenen Gestorbenen zusammen eingeäschert. So gibt es keine Bestattungs- und Grabkosten für die Eltern, lediglich für die Einäscherung fällt eine Gebühr an.

An dieser Stelle appelliere ich an verwaiste Eltern Frühgeborener, sich in angemessener und würdiger Weise von ihrem Kind zu verabschieden. Ein kleiner Mensch, der nicht leben darf, muß wieder hergegeben werden. Und er hat alle Liebe und alles Mitgefühl, dessen wir fähig sind, sehr nötig.

Erläuterungen

(*) Eine „Bestattungsfrau“ halte ich persönlich für besser geeignet als einen Mann.  Es sollte gewährleistet sein, daß sie selbst sich um das Kind kümmert, nicht einer   ihrer männlichen Helfer. Oder vielleicht hat sie eine einfühlsame Frau in ihrem   Team !?

(**) Das Bestattungsgesetz sagt: „Leichen“ dürfen nur in dafür zugelassenen Fahrzeu- gen transportiert werden. Das winzige Särglein steht also in einem riesigen    Bestattungsfahrzeug hinten drin. Einfühlsame und gewissenhafte Bestattungsfrauen  lassen sich etwas einfallen, damit es für die Eltern erträglicher wird ! Zumindest   lässt sie die Eltern das Kind während der Fahrt mit begleiten. Was Eltern brau- chen in solch einer schwierigen Situation, sollte ihnen ermöglicht werden ! Da  sind Paragraphen und Klauseln absolut zweitrangig !

(***) Vergessen Sie alles, was Sie jemals über „Leichengift“ gehört haben ! Es gehört in   die Mottenkiste des Mittelalters ! Ein Gestorbener wird erst zur Gefahr für die  Gesundheit Lebender, wenn der Leichnam in Verwesung übergegangen ist, nie- mals nach drei bis sieben Tagen nach Eintritt des Todes !

 

Bericht aus den Erfahrungen einer Bestattungsfrau – von:
„Antigone“ – Anita Märtin
Bestattungen & Trauerbegleitung in Frauenhänden
Tätigkeitsbereich: Raum Stuttgart

SchmetterlingskinderDer nachfolgende Beitrage wurden im Forum der Schmetterlingskinder gepostet

„Das war eine Reportage über eine Bestatterin aus ?? weiß nicht mehr. Sie kam am Dienstag abend um 22.15 Uhr auf ZDF und hat mich nachhaltig beeindruckt. Sie haben auch ein Sternenkind gezeigt, was sie zur Beerdigung fertig gemacht hat, liebevoll gewaschen, die Haut rosig gemacht, dann angezogen mit Windel und ein Kopfkissen drunter. Es war wohl ein fast ausgetragenen großes Baby. Dann hat sie es der Mutter nach Hause gebracht und sie konnte es noch mal verabschieden und in das vorgesehene Bettchen legen und auch die Schwester konnte sich verabschieden. Dann auf der Beerdigung waren nur der Pfarrer und die Eltern und die Bestatterin.

Sie (Bestatterin) näht auch Sachen für Kleinstkinder selbst und ermutigt die Eltern, sich auch von ganz kleinen Kindern zu verabschieden und sie zu beerdigen. Das hat mich sehr beeindruckt. Sie hatte einen solchen Respekt und einen solch natürlichen Umgang mit dem Tod am Anfang des Lebens. Eine tolle Frau. Sie hieß Anita Märtin.

Ich weiss aber nicht, wo sie tätig ist. So etwas müsste es öfter geben.

Hat jemand das gesehen und ähnlich empfunden ?

Aufgewühlte Grüße von Anja !!! „

 

„Liebe Anja,

(…)

Ja, ich habe diesen Bericht gesehen und er hat mich ähnlich beeindruckt wie dich. Es geht mir schon seit Tagen nicht aus dem Kopf. Mein Mann fand es etwas morbide, sich diese Reportage anzusehen. Aber na ja.

Es hat mich völlig fasziniert, wie diese Frau mit dem Tod und mit den Toten umgeht. Mir kam es so vor, als sei es für sie mehr Berufung denn Beruf, den Verstorbenen auf diese Art und Weise die letzte Ehre zu erweisen.

Als die Szene mit dem toten Baby kam, war ich zuerst total erschrocken, habe dann aber weitergeschaut. Sie hat das Baby in ein Tuch eingewickelt, abgeholt, genauso wie wir unsere Johanna damals in einem Handtuch eingewickelt aus der Pathologie des KH geholt haben, um uns zu verabschieden.

Sie hat sich so liebevoll um das Kind gekümmert, als würde es leben, sogar mit ihm gesprochen. Ich war ganz benommen in dem Moment. Und dass sie den Eltern angeboten hat, es vor der Beerdigung zu ihnen nach Hause zu bringen… es war das einzig Richtige.

Ich werde es mein Leben lang bereuen, dass wir Johanna nicht nach Hause geholt haben. Es wäre nur dieses einzige Mal für den Rest unseres Lebens gewesen. So hätten wir sie im Kreis der Familie haben können, nur ein einziges Mal. Ich könnte heulen. Wir haben damals ganz einfach nicht gewusst, dass dies möglich ist.

Solche Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, müsste es viel, viel mehr geben. Und ich bin traurig, dass es nicht so ist(…)

Liebe Grüße

Gudrun“

 

„… wie sie (die „Totenwäscherin“) mit dem kleinen Mädchen umgegangen ist, so, als würde es leben und jeden Moment aufwachen. Sehr würdevoll.

Eigentlich müsste dies der Normalfall sein, nicht? Ich denke, es würde einem den Abschied von seinem Kind um vieles leichter machen, wenn das totgeborene Kind auch als Mensch, der da war, behandelt wird, so wie es da gezeigt wurde.

Bei mir hat diese Sendung die Frage aufgeworfen: Was hat Simon in seinem kleinen Sarg jetzt an?

Liebe Grüße,

Anke „

Trauerfeier, Dekoration und Traueressen

Eine Trauerfeier kann zum Ventil für schmerzliche Gefühle werden und eine gewisse Öffentlichkeit schaffen, in der allen Beteiligten deutlich wird: Hier ist ein Menschenleben in seiner ganzen Einzigartigkeit zu Ende gegangen. Sie führt die Lebenden in seinem Namen zusammen und setzt dabei – wie auch immer sie gestaltet wird – zugleich sozusagen ein Zeichen gegen das allgemeine Erschrecken vor dem Tode. Damit kann jedem zugleich auch die Einzigartigkeit des eigenen Lebens bewußt werden. So ist eine Trauerfeier ein wichtiger und sinnvoller Ritus, der den Übergang von einem Zustand in einen anderen für die Lebenden markiert und erleichert. Vielleicht hilft dieser Ritus ja auch den Toten auf ihren Wegen? Aus allen diesen Gründen scheint es mir außerordentlich wichtig, vor jeder Bestattung eine Feierstunde durchzuführen.

Üblicherweise nimmt man vom Verstorbenen so Abschied, daß er in seinem Sarg im Mittelpunkt der Handlung steht. Die Feier kann dabei in einem geschlossenen Raum oder am offenen Grab stattfinden. Manche Menschen wählen auch den Zeitpunkt der Urnenbeisetzung für eine gemeinsame Feierstunde oder besuchen bei einer anonymen Beisetzung später gemeinsam die Gräberfläche. Es steht mir nicht zu, zu beurteilen, welche Art für die Leidtragenden besser ist. Generell ist zu sagen, daß die Gegenwart eines toten Körpers in seiner Ganzheit natürlich größer und intensiver ist als die der Asche. Ob aus der Abschiedsfeier eine große Veranstaltung wird oder ein kleiner Kreis von nahen Freunden und Verwandten zusammenkommt, oder wie lange die Feierstunde dauern soil, muß jeder selbst bestimmen. Wichtig scheint mir dabei, daß die Trauernden sich geborgen und aufgehoben fühlen dürfen, und daß den vielen Gefühlen und Erinnerungen, die vom Abschied ausgelöst werden, Raum gegeben wird.

Leidtragende können die Gestaltung einer solchen Feier als besondere Aufgabe für sich und für ihren Verstorbenen ansehen.

Dekoration der Feierhalle

Eine gewisse Dekoration des Feierraumes ist meist als Grundausstattung im Preis der Friedhofskapellen inbegriffen. Sie muß aber für eine weitere individuelle Ausgestaltung durch die Hinterbliebenen genug Raum lassen (Gaedke, S. 227).

Die übliche Dekoration, wie sie die Bestattungsunternehmen anbieten, besteht aus einem Sargschmuck – meist frische Blumen und mancherorts ein Bahrtuch, das über den Sarg gelegt wird – sowie einer unterschiedlich großen Anzahl von Leuchtern, Lorbeerbäumchen, Tüchern und Blumensträußen, die in hohen Vasen aufgestellt werden und farblich j e nach Jahreszeit und Geschmack ausgewählt werden können.

Diese Dekoration ist, wenn sie vom Friedhof oder Bestattungsunternehmen gestellt wird, je nach Menge und Art unterschiedlich teuer. Die Kosten können – besonders bei dem frischen Blumenschmuck im Winterhalbjahr – rasch zu einer relativ hohen Summe auflaufen.

Man muß sich aber nicht unbedingt an das halten, was allgemein üblich ist. Es steht nirgendwo geschrieben, daß Sie bei einer Abschiedsfeier in Reihen vor dem Sarg und dem Rednerpult sitzen müssen. Sie können die Stühle genauso gut im Kreis um den Sarg herum aufstellen. So wird schon durch das Zusammensitzen eine Gemeinschaft gebildet, in der der Verstorbene noch einmal den Mittelpunkt bildet.

Sie müssen den Raum auch nicht mit großen Leuchtern und Blumenampeln dekorieren lassen. Ein Kapellenwärter erzählte mir einmal von der schönsten Abschiedsfeier, die er gesehen hatte. Es war Herbst gewesen, und die Angehörigen hatten den Fußboden und die Wände des ganzen Raumes mit buntem Laub und belaubten Ästen dekoriert. Sie können also den Sarg zum Beispiel auch  mit einem selbstgepflückten Blumenstrauß aus dem Garten oder vom Wegesrand schmücken; oder Sie suchen im Blumengeschäft die Lieblingsblumen oder Blumen in der Lieblingsfarbe des Verstorbenen selbst aus und lassen sie zu einem Strauß binden; oder Sie   streuen im Frühling frische Blüten. Hinter Blumenschmuck verbirgt sich immer auch der Gedanke, daß geschnittene frische Blumen und Pflanzen symbolisch zugleich für Leben und Tod stehen, und daß sie ebenso wie wir in den Kreislauf der Natur eingebunden sind.

Auch Dinge, die dem Verstorbenen lieb waren, Bilder oder Symbole für die Verbindung, die man mit ihr oder ihm hatte, können – neben dem Sarg – noch einmal von Nähe und Liebe zueinander Zeugnis ablegen.

Sie müssen auch nicht unbedingt die vielarmigen Kerzenleuchter der Bestattungsunternehmen verwenden. Manchmal lassen einfache Teelichte die Bedeutung des Lichtes viel intensiver spüren als die üblichen erhabenen Leuchter. Diese schlichten Lichte können in ihrer Vielzahl, wenn sie von den Trauergästen angezündet und neben den  Sarg gestellt werden, zugleich zu einem Zeichen der Hoffnung und der Gegenwart einer höheren leuchtenden Kraft werden, die in jedem vorhanden ist.

So kann es in der Trauerfeier viele kleine, liebevolle Momente geben, die für die Angehörigen und Freunde die Verbindung zum Verstorbenen wiederaufleben und damit die gemeinsame Feierstunde zu einem persönlichen und bewegenden Abschied werden lassen.

Dazu muß man allerdings bereit sein, vorher noch einmal ganz intensiv an den Verstorbenen zu denken, sich seine besonderen Vorlieben ins Gedächtnis zu rufen, sich an Gemeinsamkeiten zu erinnern und allen diesen Gefühlen und Gedanken einen Ausdruck oder eine Gestalt zu geben.

Dieser Ausdruck kann dann zum Beispiel auch ein Bild sein, das ich wie ungelenk auch immer – für mich und ihn oder sie male. Es kann ein Urlaubsfoto, eine getrocknete Blume, ein Ring, eine Muschel oder vieles andere sein. Wenn es für unsere Verbindung steht und in der Mitte beim Sarg liegt, wird es eine besondere Kraft gewinnen. Von einer solchen Feier werden wahrscheinlich die meisten Beteiligten innerlich anders berührt werden, als es sonst üblich ist. Wenn Sie Ihre eigene Dekoration nicht in einer kommunalen, sondern in einer kirchlichen Feierhalle oder einer Kirche ausführen wollen, sollten Sie allerdings vorher mit dem Geistlichen besprechen, ob er damit einverstanden ist.

Traueressen

Eine Trauerfeier kostet meist alle Beteiligten nicht nur seelische, sondern auch körperliche Kraft. Deshalb sollte danach eine Stärkung bereitstehen. Meist laden die Angehörigen die Trauergäste in ein nahegelegenes Lokal ein. Dort hat man vorher abgesprochen, was serviert werden soil. Üblich ist zum Beispiel ein Imbiß aus belegten Brötchen, ein Mittagessen oder am Nachmittag ein Kaffeegedeck.

Man kann Verwandte und Freunde natürlich auch zu sich nach Hause bitten und dort einen Imbiß bereitstellen. Wen man dazu einlädt, ob alle Teilnehmer oder nur einige nähe Verwandte und Freunde, muß man selbst entscheiden. Allerdings sollte man sich auch hier in dörflichen Gemeinschaften nach den dort üblichen Gepflogenheiten richten, sofern sie den Geldbeutel nicht überstrapazieren. Durch ein solches gemeinsames Essen im Anschluß an die Trauerfeier wird auch die Alltagswirklichkeit ein wenig wiederhergestellt, die mit Tod und Abschied ein Stück weit weggebrochen sein kann. Nahrungsaufnahme und gemeinsame Gespräche, in denen sich bald konkrete Erinnerungen an den Verstorbenen mit Alltagsgeschichten zu vermischen beginnen, stärken und helfen sozusagen, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Gerade wenn die Feier die Gefühle stark aufgewühlt hat und tränen erlaubt waren, kann hinterher eine fast fröhliche Stimmung die Teilnehmer vereinen.

 Barbara Leisner
Abschied nehmen

Grab, Grabarten, Gestaltungs- und Bepflanzungsrichtlinien

Grabarten –  Reihengrab und Wahlgrab

Die Grabarten unterscheiden sich dadurch, daß man das Nutzungsrecht an einem – billigeren – Reihengrab immer erst anläßlich eines Todesfalles erwerben und es außerdem nicht verlängern kann. Damit fällt es auf jeden Fall nach Ablauf der Ruhezeit wieder an den Friedhofsträger zurück. Wie der Name schon sagt, werden die Toten einzeln und meist auch der Reihe nach – zeitlich und örtlich gesehen – beerdigt. Deshalb kann in einem Reihengrab nur eine einzige Beisetzung stattfinden. Nur im ersten Jahr danach darf auf manchen Friedhöfen noch eine Urne dort ihren Platz finden. Deswegen kann auch neben einem Reihengrab kein Platz für ein weiteres Familienmitglied reserviert werden. Wenn ein Partner später stirbt, ist keine gemeinsame Grabstätte möglich.

Ein – teureres – Wahlgrab kann man dagegen schon zu Lebzeiten erwerben. Es kann aus einer einzelnen Grabstelle bestehen. Meist sind aber mehrere Stellen zu einer Grabstätte zusammengefaßt, so daß dort eine ganze Familie gemeinsam ihre letzte Ruhestätte finden kann. Wahlgräber werden zwar mit einer festgelegten Ruhezeit erworben, diese kann aber im Gegensatz zu den Reihengräbern immer wieder verlängert werden. Im Prinzip kann ein Wahlgrab so lange im Besitz einer Familie bleiben, wie diese es wünscht. Bei Wahlgräbern unterscheiden sich die Preise meist noch nach der Lage des Grabes auf dem Friedhof. So kann zum Beispiel für Gräber mit parkartiger Lage – sie haben dann einen bestimmten festgelegten Mindestabstand voneinander – ein Zuschlag erhoben werden. Wahlgräber werden immer für einen bestimmten Personenkreis überlassen, der das Recht erhält, dort beerdigt zu werden. Im Normalfall sind das die Mitglieder einer Familie. Man erwirbt ein Grab noch heute ebenso wie in längst vergangener Zeit für sich, seinen Partner und seine Kinder. Wenn also zum Beispiel eine Frau eine Erdgrabstätte mit zwei Stellen kauft, so können darin ihr Mann und sie selbst bestattet werden. Haben sie Kinder, die eine Aschenbeisetzung für sich wünschen, so können deren Urnen über den beiden Särgen bestattet werden. Wünschen die Kinder eine Erdbeisetzung, so müssen entsprechend mehr Grabstellen erworben werden. In alten Grabbriefen sind übrigens manchmal sogar noch die Kindeskinder genannt, so daß alteingesessene Familien manchmal länger als hundert Jahre ein eigenes Grab auf ihrem Friedhof besitzen. Da inzwischen auch andere Lebensgemeinschaften als Ehe und Familie gesellschaftlich anerkannt sind, gibt es heute auf vielen Friedhöfen die Möglichkeit, auch zusammen mit einem Lebenspartner oder Freunden ein gemeinsames Grab zu erwerben.

Gestaltungsvorschriften

Wenn man dagegen ein Grab wünscht, das auf die übliche Art und Weise ausgeschmückt werden kann, sollte man daran denken, daß auf allen Friedhöfen bestimmte Gestaltungsrichtlinien für Grabmale und manchmal auch für die Art der Grabbepflanzung gelten.

Diese Vorschriften sind oft von Grabfeld zu Grabfeld verschieden. Es gibt zum Beispiel Grabfelder mit dem Zwang, Grabmale aufzustellen, und solche, auf denen man das Grab auch ungeschmückt und damit ebenfalls anonym lassen kann, wenn man es wünscht. Die Materialien der Grabmale können festgelegt und bestimmte Größen vorgeschrieben, die Gestaltung der Schrift und der Steinoberfläche kann eingegrenzt sein. Es kann verboten sein, Grabstätten mit Zäunen oder Steinsetzungen einzufassen, oder es wird die Umpflanzung mit einer lebenden Hecke gefordert.

Besonders wenn man schon klare Vorstellungen vom Aussehen des Grabmales hat, sollte man sich unbedingt genau nach diesen Vorschriften erkundigen. Sonst erlebt man eine böse Überraschung, wenn der gewünschte Stein oder auch die Einfassung des Grabes schon beim Steinmetz bestellt ist, aber vom Friedhof nicht genehmigt wird.

Im übrigen müssen alle Friedhöfe mindestens ein Grabfeld vorhalten, auf dem keine einschränkenden Bestimmungen gelten. Im Zweifelsfall sollte man gezielt nach einem solchen Grabfeld fragen.

Hier sei noch einmal wiederholt: Hat man – eine anonyme Grabstelle gewählt, so kann man auf dem Grab Reine Blumen pflanzen und Rein Erinnerungsmal aufstellen lassen. Das einzige Zeichen der Erinnerung sind Schnittblumen, Gestecke und Kränze, die am Rand des Grabfeldes oder an einer bestimmten Stelle abgelegt werden können;

ein Grabfeld mit besonderen Bestimmungen gewählt, so muß man sich bei Gestaltung von Grab und Grabmal an sie halten;
nur auf einem Grabfeld ohne Richtlinien darf man die Grabstätte nach eigenem Gutdünken ausschmücken.

Überall aber muß die Würde des Friedhofes gewahrt bleiben. Friedhöfe sind gemeinschaftliche Bestattungsorte und dienen damit der gemeinsamen Ehrung der Toten und der Pflege ihres Andenkens.

Die Gestaltung und Bepflanzung jeder Grabstätte ist für die Wirkung des ganzen Friedhofes mitbestimmend. Deshalb läßt sich – in gewissen Grenzen – nachvollziehen, daß man bei der Grabgestaltung auf das Umfeld Rücksicht nehmen sollte, und daß private Wünsche vor dem »religiösen und ästhetischen Empfinden der Gesamtheit« zurücktreten müssen. Bepflanzungs- und Grabmalrichtlinien sind aufgestellt worden, damit die Gesamtanlage nicht durch das beeinträchtigt wird, was »… nach Form, Material oder Bearbeitung aufdringlich wirkt, was unruhig, effektheischend oder sonstwie geeignet ist, Ärgernis zu erregen und den Grabbesucher im Totengedenken zu stören.« So heißt es jedenfalls in einem Kommentar zu den entsprechenden Gesetzestexten. Allerdings kann man sich über den Begriff des »religiösen und ästhetischen Empfindens der Gesamtheit« hervorragend streiten (Gaedke, S. 170ff).

Grabbepflanzung

Wie gesagt, gelten – auch auf Grabfeldern ohne Vorschriften – auch für die Grabbepflanzung bestimmte Regeln. So kann die Form des Grabes j e nach den landschaftlichen Gepflogenheiten unterschiedlich sein. Auf manchen Friedhöfen werden die Grabhügel zum Beispiel stets eingeebnet; auf anderen wird jede Grabstätte mit einem Steinrand eingefaßt; die Gräber können aber auch durch niedrige Grabhügel auf Dauer gekennzeichnet bleiben, oder sie werden durch eine Steinplatte oder Kiesschüttung abgedeckt.

Will man sich hier von der Gesamtanlage abheben, so muß man dafür vorher die Genehmigung der Friedhofsverwaltung einholen oder von vornherein dort beerdigen, wo keine Bestimmungen gelten. Nur dort darf der Friedhofsträger weder eine einheitliche Bepflanzung fordern noch den Anteil der Grabfläche bestimmen, der bepflanzt werden darf.

Viele Friedhöfe haben inzwischen übrigens aus ökologischen Gründen ein Verbot von Plastikmaterialien auf den Gräbern ausgesprochen. Gestecke müssen dann auf natürlicher Grundlage gebunden sein, und die Aufstellung von Plastikblumen ist nicht erlaubt. Der Grund dafür liegt in der Kreislaufwirtschaft, die im gärtnerischen Bereich betrieben wird: Die Abfälle und Pflanzenreste werden kompostiert und wiederverwendet.

Nirgendwo darf die Grabbepflanzung andere Grabstätten und die öffentlichen Anlagen und Wege beeinträchtigen. Deshalb können Friedhofsträger ein allgemeines Verbot erlassen, Bäume, großwüchsige Sträucher und/oder Hecken anzupflanzen. (Auch da sind dann wieder Ausnahmen möglich, wenn man persönlich nachfragt.) Für die Grabbepflanzung selbst ist aber – im Gegensatz zur Grabmalaufstellung – grundsätzlich keine vorherige Genehmigung nötig: Man  kann dort alles anpflanzen, was man möchte, wenn es die Nachbargräber nicht stört.

Üblicherweise werden bodendeckende Pflanzen (Efeu, Sedum, Immergrün) und niedrige Blumen gewählt. Dabei hat sich ein jahreszeitlicher Bepflanzungsrhythmus herausgebildet, bei dem die abgeblühten Blumen immer wieder herausgenommen und frische eingepflanzt werden. So erhalten viele Grabstätten im Frühling ein Beet aus farbigen Stiefmütterchen oder Fleißigen Lieschen, die bis in den Herbst blühen. Ihnen folgen im Sommer Begonien und im Frühherbst Erika. Im Spätherbst wird das Grab dann mit Tannenzweigen abgedeckt, die meist Anfang März wieder heruntergenommen werden.

Meist ist es günstig, heimische Pflanzenarten zu verwenden, weil sie dem klimatischen Bedingungen am besten angepaßt sind. Viele von ihnen gedeihen auch mit wenig Pflege gut. An Büschen und Bäumchen sind immergrüne Eiben, Lebensbaum, Zuckerhut oder andere Nadelgehölze üblich. Man muß sie regelmäßig schneiden, damit sie die Nachbarschaft mit ihrem hohen Wuchs nicht beeinträchtigen; also zum Beispiel stark beschatten.

Manche Pflanzen haben eine symbolische Bedeutung. Da die immergrünen Gewächse über den Winter, in dem alle anderen Pflanzen abzusterben scheinen, grüne Blätter tragen, stehen sie auch für den Gedanken der Ewigkeit oder des ewigen Lebens nach dem Tode. Auch die winterliche Abdeckung des Grabes kann man als symbolische Handlung ansehen, mit der nicht nur die Dauerbepflanzung, sondern sozusagen auch der Verstorbene in seinem Grab vor den Unbilden des kalten Wetters geschützt wird.

Man kann einen Grabplatz auch mit ganz anderen Pflanzen ausschmücken, indem man zum Beispiel einen Rosenstrauch oder immer wiederkehrende Stauden und Blumenzwiebeln pflanzt. Auf dem schon erwähnten gemeinsamen Grab für Aids-Tote sah ich, daß Angehörige anscheinend die Kräutersammlung eines Verstorbenen auf sein Grab gepflanzt hatten. So duftete dort die Minze neben Rosmarin und Lavendel und erinnerte an den Toten. Genausogut kann man die eigenen oder die Lieblingsblumen des Verstorbenen aussuchen oder von Balkon, Fensterbrett oder Garten zum Grab hinübertragen.

Auf einem Dorffriedhof bei Köln haben die Bewohner mit Hilfe ihres Denkmalschützers die Pflanzenwelt wiederhergestellt, die früher auf Friedhöfen der Umgebung zu finden war. Auch dort fehlen duftende Kräuter und bunt blühende Stauden nicht. Sie geben diesem stillen Ort um die jahrhundertealte Kirche herum ein ganz eigenes Gepräge.

Man muß sich also nicht unbedingt der allgemein üblichen gärtnerischen Routine anpassen. Allerdings muß man bereit und auch imstande sein, die Grabstätte regelmäßig zu pflegen. Verwahrlost ein Grab – und auch diese kleinen Gärten überwuchern schnell mit allen möglichen Pflanzen -, kann der Nutzungsberechtigte zur angemessenen Instandsetzung aufgerufen werden. Die Verwaltung stellt meist ein entsprechendes Schild auf das Grab. Wird das Grab danach innerhalb einer bestimmten Frist nicht hergerichtet, kann es vom Träger auf Kosten des Grabbesitzers eingeebnet und eingesät werden.

Grabmale nach eigenem Entwurf

Man muß sich nicht an vorgefertigte Grabsteine und industriell hergestellten Massenware halten. Mit etwas mehr Aufwand – aber nicht Kosten- kann man zu einem ganz persönlichen Grabmal kommen:

Folgende Überlegungen können dabei helfen:

Welches Material paßt am besten zu meinem verstorbenen Angehörigen?

Naturstein, Holz und Schmiede- oder Gußeisen sowie Bronze sind am weitesten verbreitet. Aber man kann – je nach den Grabmalbestimmungen und den vorhandenen Möglichkeiten – auch Ton, Edelstahl, Kunststein (Zement u.ä.) oder Ziegelsteine verwenden. Kleinere Grabmale oder Schriftplatten für größere Grabmalformen kann man selbst aus Ton modellieren, trocknen und in einer Werkstatt brennen und eventuell auch glasieren lassen. Sie sind fast ebenso dauerhaft wie Grabmale aus Stein. Auch Holzkreuze oder Holzstelen, aufrecht stehende dicke Bretter, kann man selbst schnitzen oder zusammenbauen. Dauerhaftes Holz hält mit einem gut deckenden Anstrich, der regelmäßig aufgefrischt wird, außerordentlich lange. So kann man je nachdem, welches Material man wählt, ein Grabmal selbst bearbeiten oder einen Entwurf skizzieren und von einem Handwerker oder Künstler herstellen lassen.

Welche Inschrift soil auf dem Grabmal zu lesen sein?

Wie bei der Todesanzeige stehen meistens der Name und die Lebensdaten auf den Grabmalen. Man kann aber auch andere Inschriften wählen: Bibelstellen, das persönliche Motto oder einen Sinnspruch, der den Grabbesuchern Trost spendet und mit dem Verstorbenen eng verbunden ist.

 Soll das Grabmal weiteren Schmuck tragen?

Wie gesagt, kann man aus dem Material auch Darstellungen oder Symbole im Relief oder in Ritzzeichnung herausarbeiten lassen. Hier kommt es auf den Bezug zu dem Verstorbenen an. Vielleicht gehört ein ganz spezielles Symbol, ein Zeichen oder ein Bild zu dem Verstorbenen, oder man möchte das geliebte Antlitz auf dem Grabstein wiederfinden. Auf den meisten Friedhöfen in Deutschland scheint es allerdings nicht erlaubt zu sein, Fotos auf Grabmalen anzubringen. Deshalb muß man das Porträt aus dem Stein oder Holz herausarbeiten oder in Form eines Reliefs aufsetzen. Hat man ganz bestimmte Vorstellungen, so sollte man beim Friedhof nachfragen, ob eine Ausnahmegenehmigung möglich ist. Meist ist gegen eine gewisse Gebühr vieles erlaubt, was offiziell eigentlich nicht geht.

Bevor man einen Steinmetz, Stein- oder Holzbildhauer, einen Kunstschmied oder einen bildenden Künstler mit dem Entwurf und der Herstellung eines individuell gestalteten Grabmais beauftragt, sollte man sich Arbeitsproben zeigen lassen und im gemeinsamen Gespräch einen skizzenhaften Entwurf des Grabmales entwickeln. Hat man sich für einen bestimmten Bildhauer und eine Form entschieden, so läßt man sich am besten einen Kostenvoranschlag geben und legt den Auftrag schriftlich fest. Auch das Aussuchen und noch mehr die Gestaltung eines Grabmais nach eigenen Vorstellungen sind Trauerarbeit und rufen die Erinnerung an den Verstorbenen jedesmal von neuem wach. Die Aufstellung des fertigen Grabmales ist dann ein weiterer Schritt dahin, daß man die Endgültigkeit des Todes akzeptiert. Besonders wenn man den Namen seines Angehörigen mit seinen Lebensdaten auf dem Grabstein sieht, wird das Wissen um diese Endgültigkeit noch einmal sehr intensiv im Vordergrund stehen.

Barbara Leisner
Abschied nehmen

Die Barke – Bestattung und Begleitung in Frauenhänden

Liebe Mütter, liebe Eltern,

wenn Ihr kleines, so hoffnungsvoll erwartetes Kind viel zu früh geboren wurde, um leben zu können oder nach neun Monaten Schwangerschaft bei der Geburt stirbt, so ist das immer ein besonders schmerzvoller Schock und eine unfassbare Trauer…die_barke

Um überhaupt damit weiter leben zu können, brauchen Sie die Möglichkeit, auf Ihre ganz persönliche Weise Abschied nehmen zu können.

In dieser totalen Ausnahmesituation ist eine sehr gute Begleitung und jede nur mögliche Unterstützung notwendig.

Wer sind wir?

„Die Barke“ ist ein bundesweit mobiles Bestattungsunternehmen in Frauenhänden und wir begleiten Sie an jedem Ort in Deutschland.

Wir sind gut geschulte Begleiterinnen, die mit großem Einfühlungsvermögen Ihre unterschiedlichsten Bedürfnisse in dieser Zeit schnell erkennen und ohne Wertung respektieren, denn jeder Abschied ist so einzigartig, wie jedes Leben.

Sie haben ein Recht auf Zeit und Raum für diesen Abschied und für Ihre Trauer!

Mein Name ist Ajana Holz. Ich bin Mutter von zwei erwachsenen Kindern und wollte schon früh Geburtshebamme werden. Dann hat mich das Leben zur anderen Seite geführt: ich wurde eine „Hebamme“ für die Toten und gründete 1999 „Die Barke“, ein Bestattungsunternehmen in Frauenhänden.

Warum liegen mir die verstorbenen Kinder so am Herzen? Weil ich selbst Mutter bin, aber auch, weil ich eine betroffene Schwester bin: meine Mutter hat zweieinhalb Jahre nach mir meinen kleinen Bruder tot zur Welt gebracht. Zur damaligen Zeit gab es gar keine Unterstützung und er wurde ihr sofort nach der Geburt weggenommen. Sie weiß bis heute nicht, was danach mit ihm passiert ist und sie hatte fürchterliche Ängste, dass er zu medizinischen Zwecken benutzt oder einfach in den Abfall geschmissen wurde. Es wurde nie mit meinen Eltern darüber geredet, es gab keinerlei Raum für den Abschied, keinen Raum für den Schock und die Trauer meiner Eltern und, was bis heute sehr schmerzhaft ist: es gibt kein Grab. Es war, als hätte dieses kleine Menschenwesen nie existiert.

Bis heute ist es ein fast unverarbeitetes Trauma und ein großer Schmerz für meine Mutter und hat unsere ganze Familie stark beeinflusst. Ganz langsam und vorsichtig können wir jetzt darüber reden, nachdem ich meiner Mutter nun erzählen kann, wie ich mit meinen Mitarbeiterinnen Eltern und ihre so früh verstorbenen Kinder begleite.

Es ist für alle, für Mütter, Eltern, Geschwister, die ganze Familie und das verstorbene Kind wichtig, dass dieser Abschied Raum bekommt!

Daher ist es unser Herzensanliegen als Bestatterinnen und „Seelen-Hebammen“ ganz besonders den toten Kindern einen behüteten Raum für den Übergang zu geben, diese zarten Menschenwesen liebevoll zu begleiten und dem kurzen, immer tief berührenden Augenblick ihres Daseins in unserer Welt unsere Achtung zu erweisen.

Genauso liebevoll und einfühlsam begleiten wir Sie als Mütter, Eltern und Familien bei Ihrem schmerzlichen Abschied von Ihrem verstorbenen Kind, dem kleinen Geschwisterchen und dem Enkelkind…

Was machen wir?

Nach den ersten telefonischen Beratungen bringen wir Särgchen zur Auswahl und alles Notwendige für unsere Arbeit mit. Wie lange wir bleiben, wie viel wir für Sie tun sollen und was Sie selbst übernehmen wollen, können Sie nach unserer ausführlichen Beratung selbst entscheiden.

Wir sorgen dafür, dass Sie Zeit und einen geschützten Raum haben, um mit Ihrem Kind zu sein.

Wir begleiten Sie, wenn Sie Ihr verstorbenes Kind mit uns gemeinsam liebevoll versorgen wollen: z.B. das Kind kleiden oder in weiche Tücher hüllen , auf ein kleines Fell legen und es sanft in einen kleinen Sarg betten, ihm vielleicht noch etwas auf den Weg mitgeben, sei es ein Kuscheltier oder einen Abschiedsbrief oder ein anderes Zeichen Ihrer Liebe und Ihre guten Wünsche für seinen Weg wieder hinaus aus dieser Welt…

Als sichtbare Erinnerung an die Spuren, die dieses Kind in Ihrem Leben und für immer in Ihren Herzen hinterlässt, können wir, wenn Sie dies wünschen, Farbabdrücke von den kleinen Füßen und Händen Ihres Kindes nehmen oder Sie dabei begleiten, dies selbst zu tun.

 

Wir geben Anregungen, wie Sie die Zeit des Abschieds und die Bestattung selbst gestalten können und bringen Ihr totes Kind auf Wunsch auch nachhause, damit Sie, die Geschwister und Ihre ganze Familie Abschied im Schutz Ihres Zuhauses nehmen können.

Wir unterstützen Sie, wo immer Sie unsere Hilfe brauchen und geben Ihnen die Sicherheit, die Sie brauchen, um zu tun, was für Sie und Ihre Familie bei diesem Abschied wichtig und notwendig ist.

Hier ein paar Beispiele:

  • Fotos von Ihrem Kind machen
  • das kleine Särgchen bemalen, was auch Geschwister tun können
  • Väter (o.a. Angehörige) können das Särgchen, die „letzte Wiege“ für das Kind, selbst bauen
  • Kinderlieder oder Wiegenlieder bei der Beerdigung singen
  • beten, an was auch immer Sie glauben
  • gemeinsam ein kleines Abschiedsritual entwerfen
  • Wiesenblumen oder Kräuter in und auf den kleinen Sarg
  • Bunte Windräder am Grab aufstellen
  • Luftballons fliegen lassen
  • Freunde, Freundinnen oder Kinder spielen auf Instrumenten
  • Abschiedsbriefe, von den Eltern für ihr Kind geschrieben, von FreundInnen bei der Beerdigung vorgelesen oder in den Sarg/ins Grab mitgegeben
  • die Eltern lassen den Sarg mit ihrem Kind selbst ins Grab und sie begraben mit bereitgestellten Schaufeln ihr Kind auch selbst – eine oft sehr wichtige Handlung, die von Familie und FreundInnen unterstützt werden kann, Kinder können hier ebenfalls einbezogen werden, kleine Schaufeln können mitgebracht werden…

Meistens sind es nur wenige Dinge, die eine Familie braucht, um Abschied zu nehmen. Oft wollen Eltern hier ganz privat im engsten Kreis sein können. Wichtig ist, dass Sie genug Raum, Zeit und liebevolle Menschen an Ihrer Seite haben und kompetente Beratung bekommen, um zu tun, was für Sie stimmt, denn niemand weiß das besser als Sie selbst! Begleitung bedeutet aber auch, Sie sanft an der Hand zu nehmen, wenn Sie zuviel Angst haben, um einen für den Abschied wichtigen Schritt gehen zu können, wie die Hebamme, die Sie sanft, aber bestimmt durch die Geburt leitet. Das Abschiednehmen muss bestärkt und ermutigt werden. Leider haben noch immer so viele Menschen große Angst davor, weil wir hier schon seit Generationen nicht mehr gut begleitet wurden…

Was kostet das?

Die Kosten für unsere Anfahrt, das kleine Särgchen, unsere liebevolle Begleitung und kompetente Beratung, die gesamte Organisation der Bestattung, der Formalitäten u. v. m. liegen so niedrig, wie möglich, im Durchschnitt bei ca. 850,– €. Wir geben Ihnen gerne jederzeit eine detaillierte Kostenberechnung und beraten Sie in diesem Rahmen über Ihre Rechte und Möglichkeiten, z.B. bei der Bestattung von Frühgeborenen unter 500 Gramm Gewicht, die nicht auf dem Friedhof bestattet werden müssen, aber oft dort bestattet werden dürfen. Das besprechen wir gerne mit Ihnen und dem Friedhof Ihrer Wahl und mit Hilfe unserer Erfahrung sorgen wir dafür, dass Ihre Wünsche weitestgehend erfüllt werden.

Eine Geschichte über einen Abschied von einem kleinen, bei seiner Geburt gestorbenen Mädchen

Ich werde nun eine Geschichte erzählen und Sie bitten, sich dabei daran zu erinnern, dass jede Bestattung ohne jede Wertung anders und einzigartig ist:

Wir hatten das kleine Mädchen im Krankenhaus sanft in einen „Sternenhimmel“-Sarg gebettet und vom Krankenhaus zu den Eltern nachhause gebracht. Dort blieb es bis zu seiner Beerdigung. In dieser Zeit hatten die Eltern einen sehr geschützten Raum für ihre Trauer, die Mutter konnte immer wieder laut um ihr Kind weinen, beide konnten ihrer Trauer ungestört Ausdruck geben. Sie haben ihr Kind auf ein Fell gebettet und von seinen kleinen Füßen und Händen farbige Abdrücke gemacht, woraus später eine wunderschöne selbstgestaltete Trauerkarte entstand. Die Eltern konnten gemeinsam mit Familie und FreundInnen die Trauerfeier und die Beerdigung in Ruhe planen. Es wurde eine sehr schöne Trauerfeier, die am kleinen Grab auf dem Friedhof stattfand. Vor der Trauerfeier gab es in einem kleinen Friedhofsraum, den ich mit Tüchern, Kerzen und Blumen schmückte, eine offene Aufbahrung. Um diese offene Aufbahrung musste ich sehr mit den Friedhofsaufsehern kämpfen und stieß zuerst auf heftigsten Widerstand und große Angst beim bloßen Gedanken an die offene Aufbahrung eines neugeborenen Kindes. Als Bestatterin begegne ich Friedhofsaufsehern mit Respekt für ihre ehrenvolle und wichtige Aufgabe und gewinne sie in der Regel immer dazu, den Abschiednehmenden diese letzten Wünsche zu erfüllen.. Als die 40 Trauergäste, die z.T. weit gereist waren, in einer langen Reihe das kleine Mädchen dann noch einmal sehen durften, breitete sich in den Friedhofsräumen eine sehr starke, stille und friedliche Atmosphäre aus und am Schluss nahm selbst das gesamte Friedhofspersonal sehr berührt am offenen Sarg Abschied.

Bei der sehr bewegenden Feier haben mehrere Menschen kleine Reden gehalten oder Gedichte vorgetragen, die Abschiedsbriefe beider Eltern wurden vorgelesen, ein kleiner Chor sang leise Gospels, besonders schön ist mir in Erinnerung: „Swing low, sweet chariot“…

Ausnahmslos alle, die etwas gesagt haben, auch die Eltern, haben sich bei diesem kleinen Mädchen dafür bedankt, dass sie ihnen gezeigt hat, dass Tod und Leben, Geburt und Sterben zusammengehören.

Und dann, als der Vater mit Hilfe von Freunden den kleinen Sarg behutsam ins Grab hinein ließ, nach einem Moment der Stille, ging die Mutter zum Grab, kniete sich nieder und mit ihren bloßen Händen begann sie, ihre kleine Tochter selbst zu begraben. Es war ein solch bewegender Augenblick, das alle zuerst ganz erstarrt standen (und ich die Friedhofsaufseher leise zurückhalten musste, die das Grabschließen als reine Friedhofsangelegenheit ansehen). Dann sah sie sich um und nickte ohne ein Wort ihrem Mann und ihren FreundInnen zu. Sofort knieten sich mehrere an ihre Seite und so begrub sie mit ihnen ihr Kind, bis ein kleiner Grabhügel entstand, auf den sie gemeinsam das Namensschild und die Blumen legten, rote Rosenblätter, Margeritenblüten, Rittersporn, Frauenmantel und Schafsgarbe. Die beiden Geburtshebammen steckten noch zwei Windräder in die Erde. Danach stand die Mutter auf und ging sehr aufrecht und allein davon, in ihrem strahlend gelben Sommerkleid, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen. Viele weinten still.

Ich weinte auch – vor Freude darüber, dass die Eltern dies alles tun konnten.

Warum machen wir das?

Manche Krankenhäuser bieten mittlerweile kostenlose Gemeinschaftsbestattungen von Frühgeborenen auf einem Friedhofsfeld an. Dazu werden z.B. die Kleinen die innerhalb eines Jahres in diesem Krankenhaus sterben, in einer Tiefkühltruhe „gesammelt“ und zu einem bestimmten Zeitpunkt am Ende des Jahres alle miteinander eingeäschert (je nach Krankenhaus und Friedhof unterschiedlich). Diese Asche wird dann bestattet. Unsere Aufgabe besteht hier darin, alle Möglichkeiten vor Ort zu erfragen, z.B. auch ob das Grab als solches zu erkennen ist, wie es aussieht, wie lange dieses Grab erhalten bleibt, und Sie genau darüber zu informieren.

Tröstlich kann daran sein, dass die Kleinen gemeinsam mit anderen kleinen „Sternenkindern“ bestattet werden, und es ist immerhin schon viel besser, als diese kleinen Wesen im Krankenhausabfall zu entsorgen, was sonst leider tatsächlich passiert. Die unter Umständen lange Zeit in der Tiefkühltruhe (und überhaupt die Tatsache, dass die Kleinen in eine solche Kälte müssen, wie lange auch immer!) gefällt mir und vielen Eltern allerdings nicht und es ist daher nicht für alle Eltern eine Form der Bestattung ihres Kindes, mit der sie gut leben können. Hier haben die Friedhöfe noch keine wirklich zufriedenstellenden Lösungen gefunden. Warum werden hier z.B. nicht einfach kostenfreie einzelne kleine Erdgräber für Frühchen und „Stillgeborene“ angeboten? Grundsätzlich wäre hier anstatt merkwürdiger Vorschriften mehr Menschlichkeit angebracht!!

Es muss also immer im Einzelfall gemeinsam gut überlegt werden: „Welche Möglichkeit stimmt für uns und unser Kind?“

Für eine Mutter war es z.B. ganz besonders wichtig, die Asche ihrer verstorbenen kleinen Tochter erst einmal für unbestimmte Zeit zuhause zu behalten und sie nicht gleich zu beerdigen. Auch das können wir möglich machen.

Verstorbene Kinder zu begleiten ist bei aller Traurigkeit auch ein ganz besonderes Geschenk – für uns und für die abschiednehmenden Lebenden, die in ihrer großen schmerzvollen Trauer diese unwiederbringliche Zeit mit ihren toten Kindern auch als einen großen Trost empfinden.

Unsere Erfahrung zeigt immer wieder: ein liebevoll begleiteter Kontakt mit diesen „stillgeborenen“ oder kurz nach der Geburt verstorbenen Kindern ist sehr heilsam, macht unsere Leben reicher und das Weiterleben mit der Trauer möglich.

So bekommen verstorbene Kinder einen Platz im Herzen ihrer Eltern, in ihrer Familie und, was für die meisten Mütter und Eltern sehr wichtig ist, einen Grabplatz – ebenfalls eine wirkliche und sichtbare Erinnerung an dieses Kind, das in ihr Leben kam und es gleich wieder verließ…

Eine kleine Schwester sagte einmal beim Tod ihres Geschwisterchens: „Wir haben jetzt einen Engel in unserer Familie!“

Kinder, auch die noch sehr kleinen, können viel besser mit dem Tod eines Geschwisterchens umgehen, wenn sie einbezogen werden und mit ihnen darüber gesprochen wird. Wir unterstützen es immer, dass auch die kleinen Geschwister das tote Kind, das schließlich zu ihrer Familie gehört, sehen und berühren dürfen, ihm z.B. auch etwas in das Särgchen mitgeben und alle Fragen stellen können, die Kinder zum Tod haben.

Eine Großmutter sagte uns bei einer Hausaufbahrung dazu: „Meine kleine vierjährige Enkelin hat mit ihren Fragen zum Tod ihres Geschwisterchens alle Fragen gestellt, die ich mich selbst nicht zu fragen traute.“

Wir Erwachsene können sehr viel vom unbefangenen und natürlichen Umgang vor allem der kleineren Kinder mit dem Tod lernen. Denn auch wir wissen nicht wirklich, was dieses geheimnisvolle Wunder von Leben und Tod, Geburt und Sterben bedeutet:

warum müssen so kleine Kinder sterben? Warum sieht das Kind so wunderschön und so lebendig aus und atmet nicht mehr, trinkt nicht und bewegt sich nicht? Wohin geht es jetzt und wie sieht es dort aus?….

Ein selbst bestimmter und einfühlsam begleiteter Abschied ist notwendig, damit die Familie gut mit dem Tod eines Kindes weiterleben und miteinander sein kann. Erst dadurch können alle das tote Kind liebevoll gehen lassen und ihm von Herzen eine gute Reise, wohin auch immer, wünschen!

Kinder, die hierher kamen, um sogleich wieder aus diesem Leben zu gehen, sind wie kleine Engel, die bedingungslose Liebe in unseren Herzen hinterlassen und unser Leben mit dem großen Geheimnis der Verbindung von Geburt und Tod berühren. Sie zeigen uns, dass Leben und Tod zusammen gehören. Und sie zeigen uns, zu welcher Kraft und Liebe Eltern fähig sein können, diese geliebten und hoffnungsvoll erwarteten Kinder mit ihrer Liebe zu begleiten und sie so früh wieder gehen zu lassen.

Als Mutter und Bestatterin habe ich die größte Hochachtung vor diesen Eltern!

Ihr Barke-Team
Ajana Holz und Mitarbeiterinnen
Die Barke – Bestattung & Begleitung in Frauenhänden
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