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Der Baum

Ein Kapitel für Pirko 😉

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Gärtner stellten den Baum in das Loch
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Nika schüttet Erde auf das Bäumchen

Einige Zeit nachdem Lara beerdigt war, fand ich für mich heraus, dass ich gerne einen Platz haben wollte, an dem ich Lara nahe sein konnte und der für mich aussagen konnte, dass für mich das Leben noch nicht zu Ende war. Der Friedhof kam nicht in Frage, da ich Lara 800 km entfernt bei meiner Mutter beigesetzt hatte. Und auch heute noch, wo ich wieder in der Nähe des Friedhofs lebe, bin ich kaum dort.

Wie ich darauf kam, weiß ich heute nicht mehr, aber ich beschloss, ein Bäumchen für sie zu pflanzen. Dass das in Hamburg möglich war, erfuhr ich schnell.

Ursprünglich wollte ich gerne an meinem Lieblingsplatz an der Außenalster m einen Baum haben. Ich traf einen Gärtner, der mir die Möglichkeiten aufzählte.

Ich hätte dort an der Außenalster eine Trauerweide pflanzen können oder ein japanisches Kirschbäumchen an einem Spielplatz, der in einem anderen Stadtteil lag.

Schlussendlich entschied ich mich für das Kirschbäumchen. Es erschien mir hoffnungsträchtiger und die Idee meiner Lara an einem Spielplatz zu begegnen, gefiel mir auch immer besser.

Immer wieder, wenn ich dort saß oder sitze, sehe ich im Geiste ein Mädchen dort spielen, dass nur ich sehen kann. Meine Lara!

Ich kaufte also diesen Baum. Der Gärtner grub noch das Loch und stellte den 2,5 m hohen Baum in das Loch dann waren wir allein.

Ich hatte ein paar Leute eingeladen, bei mir zu sein, die mir wichtig waren, die Lara gekannt hatten oder die mir jetzt eine Hilfe waren auf meinem Trauerweg.

Wir gruben den Baum ein und ich las noch einen Brief an Lara vor. Dann banden wir den Brief an Heliumballons und ließen einzelne Ballons mit dieser Gruppe zusammen steigen. Es war wahnsinnig schön.

Ich denke, das ganz ging wahnsinnig schnell, aber umso wichtiger war es für mich, das zu tun!

Für Lara

Gepflanzt nur für Dich
kleine Lara
ein Baum der Liebe
dessen Äste in den Himmel ragen
wie unsere Arme voll von Sehnsucht
getränkt mit unseren Tränen
mögen seine Wurzeln
sich tief in die Erde graben
wie Du Dich in unsere Herzen

Pirko Silke Lehmitz
18.03.1998

Und bis heute bin ich gerne bei meinem Bäumchen, wenn er im Frühjahr blüht. Leider schaffe ich es nicht jedes Jahr, aber es ist ein wertvolles Wissen, dass dort mein Baum steht und den Kindern dort Freude bringt! Eine japanische Kirsche wird im Schnitt 60 Jahre alt. Ich hoffe, sehr, dass auch mein Bäumchen so lange lebt!

Monika G.
6.1.2008

„ Was mache ich nur wenn sie gleich schreit?“

Die Geburt von Kim Nova (21 SSW)

Morgens wurde noch einmal Blutabgenommen und noch ein CTG gemacht.
Das Kind lebt!
Aber liegt es wohl jetzt im Trockenen, es ist ja kein Bauch mehr da?
Nun kam die Zeit des Wartens bis gegen Mittag die Ärztin kam und sagte „ Es gibt keine Hoffnung mehr, wir müssen die Geburt einleiten, ihren Blutwerte sind sehr schlecht und auch ihre Nierenwerte. Es geht um ihr Leben! Rufen sie ihren Freund an, wir werden gleich die Geburt einleiten!“
Ich rief sofort meinen Freund auf dem Handy an, da ich wusste, er war gerade unterwegs, um Silvio zu meiner Mutter zu bringen. Ich war sehr gefasst und ruhig, sagte ihm, er soll kommen.

Nun kam die Hebamme und fuhr mich in den Kreissaal. Sofort bekam ich Penicillin angehängt und bekam das Gel. Kurz darauf war auch mein Freund da, um mir beizustehen. Ich weiß bis heute nicht, wie er es so schnell in die Klinik geschafft hat. Aber nun war er da und ich war froh, ihn an meiner Seite zu haben. Zusammen schaffen wir das schon , wir haben es schon beim Silvio super gemacht.
Ich habe geglaubt, dass ich wüsste,  was auf mich zukommt. Ich kannte es ja von der Geburt von meinem Silvio. Nur das, was kam war der blanke Horror. Und auf einen Schlag waren sie da, die Wehen! Aus dem Nichts. Aber in so einer Stärke, die ich kaum beschreiben kann. Es waren keine Wehen, wie ich sie von Silvios Geburt her kannte,  sondern unendliche Schmerzen am ganzen Körper, die überhaupt nicht aufhörten. Ich bekam dann Schmerzmittel, die alles taten, nur nicht geholfen haben. Nach einer Weile kam dann der Arzt und öffnete mir manuell den Muttermund, damit es schneller gehen würde. Ich hatte Schmerzen die kaum auszuhalten waren, ich habe mich im Bett hin und hergewälzt.
Und ich hatte das Gefühl, sie will sich Zeit lassen zu kommen. Sie möchte, dass ich Zeit habe, um Abschied von ihr zu nehmen. Ich wurde wirklich zur Furie, ich habe geschrieen und gezornt wie ein kleines Kind, das kein Eis bekommt. Im nachhinein schäme ich mich, die Hebamme hat sich einiges anhören müssen. Mein Freund immer an meiner Seite, der meine Hand hielt und einfach nur da war.
Und auf einen Schlag waren sie da, die Presswehen. Ich war froh, endlich konnte ich was tun, mithelfen, sie von ihren Leiden zu befreien. Und dann kam der furchtbare Gedanke „ Was mache ich nur wenn sie gleich schreit?“
Aber ich konnte ihn gar nicht zu Ende denken, denn sie war da  „STILLGEBOREN“
530gr schwer 29 cm groß“ KIM-NOVA“ unser Wunschkind.
Und sofort war der Gedanke da: “Ich war es die sie umgebracht habe “Was habe ich nur getan? Was habe ich verbrochen, dass Gott mir so eine schwere Prüfung gibt?“
Ich weiß das mich keine Schuld trifft, aber sie  waren einfach da, diese Schuldgefühle.
Ich wollte sie nicht sehen nur weg vom Geschehen, weit weg!
Ich wurde sofort in den OP gefahren zur Ausschabung.

Als ich wach wurde, wusste ich nicht, was passiert war: Hatte ich nur einen bösen Traum, habe ich wirklich Kim-Nova still geboren?
Nein das kann nicht sein. Ich muss nur warten, bis sie mir meine Kleine bringen und ich sie anlegen darf. Warten nur warten .Es ging mir komischer weise sehr gut ich hatte wirklich das Gefühl, sie bringen sie mir .Ich muss nur warten können.
In die Realität zurückgeholt hat mich dann die Krankenschwester, die gesagt hat, ich solle mir Gedanken machen, welches Beerdigungsinstitut ich möchte.
Was soll ich? Da war mir auf einen Schlag klar, dass es kein böser Traum war.
Auch hat mir die Schwester, der ich heute sehr dankbar bin, nahe gelegt sie anzusehen, Abschied zu nehmen und ein Bild von ihr zu haben.
Mein Freund und ich haben sie dann am nächsten Tag angeschaut, was mit einigen Zwischenfällen ( über die ich auch nicht sprechen will) verbunden war.

Unser Wunschkind KIM-NOVA

Und nun lag es da, in ein Handtuch gewickelt. Und sie sah aus wie unser Sohn Silvio: Die gleiche Runzelstirn, ein kleines und ein etwas größeres Ohr, die langen Finger. Einfach fertig, sie hätte nur noch wachsen müssen. Und wunderschön.
Und dann dieses Lächeln auf ihrem Gesicht das sagt „ Seid nicht traurig, mir geht es gut dort, wo ich nun bin. Schaut noch vorne, schaut auf euch bringt euer Leben ins Reine, ich gebe Euch hiermit den Anstoß. Mir geht es gut und ich bin bei euch.“
Vielleicht für viele unverständlich, aber ich hatte diese Eingabe, als ich sie so friedlich dort liegen sah.
Heute bin ich sehr froh über jeden der mich ermutigt hat, sie anzuschauen. Dieses Bild kann mir niemand mehr wegnehmen. Weiter (Beerdigung)

Diana30 (26.06.2003)

Ich habe Rebecca niemals gesehen. Sie war einfach aus meinem Leben verschwunden.

Dann auf einmal passiere „es“, ohne dass ich so recht einverstanden war. Die ganze Zeit war ich noch in der Sorge, ob auch alles gut gehen würde. Die ersten Vorsorgeuntersuchungen waren aber völlig unauffällig. Erst gegen Mitte der Schwangerschaft trug der Arzt in meinen Mutterpass unter „Besonderheiten“ eine Abkürzung mit drei Buchstaben ein und umkreiste sie rot. Als ich ihn darauf ansprach, erklärte er mir, dass die Plazenta im vorderen, unteren Becken liege und dies nicht sehr günstig für die Geburt sei. Es bestünde die Gefahr, dass bei Wehen und Öffnen des Muttermundes Blutungen von der Plazenta ausgingen.

Außerdem veränderte sich mein damaliger Ehemann durch diese Schwangerschaft in ein unvorstellbares Scheusal. Wir waren inzwischen in ein neues Haus mit viel Platz und Komfort gezogen. Aber er fing an mich zu verspotten, wie ich aussähe mit meinem dicken Bauch. Es war so erniedrigend. Immer öfters kam er jetzt völlig betrunken nach Hause, weckte mich dann mitten in der Nacht auf und fand immer Gründe mich zu demütigen und zu beleidigen. In meiner Hilflosigkeit setzte ich mich im Badezimmer zwischen Toilette und Badewanne auf den Boden und weinte … weinte … weinte.

Alles das hat meine Tochter Rebecca mit erlebt. Alle diese Worte und Beschimpfungen, alle diese Erniedrigungen, hat sie gehört. Sie hat sich wohl gedacht, dass draußen eine traurige Welt auf sie warten würde.

Der Geburtstermin war für Ende Mai. An Fasching waren wir mit meiner Tochter zusammen auf einem Umzug in dem kleinen Ort. Von den geschmückten Wagen wurden Bonbons geworfen. Ich stand mit meinem damaligen Ehemann und meiner Tochter am Straßenrand, um zuzusehen. Auf einmal traf mich eines oder mehrere Bonbons mit voller Wucht auf meinem schwangeren Bauch. Mir tat das sofort weh und als ich zu dem Wagen hinsah, waren dort einige Jugendliche, die lachten, ich schließe daraus, dass sie absichtlich auf meinen Bauch gezielt hatten.

Ob dies die Ursache für das weitere war, weiß ich bis heute nicht. Ende Februar kam ein Bekannter, um das Babyzimmer zu tapezieren und anschließend wollte ich es einrichten, die Babysachen waschen, mich auf das Baby vorbereiten.

An diesem Abend, als wir mit der Renovierung gerade fertig waren, lag ich im Bett, meine damals 6-jährige Tochter im Kinderzimmer nebenan, der Vater der beiden war wie meistens „unterwegs“. Kurz bevor ich einschlief sah ich auf einmal einen kleinen weißen Kindersarg, aber nicht im Traum, sondern, so als hätte mir jemand dieses Bild „eingespielt“. Ich dachte, was ist das denn? Wachte einen Moment noch mal ganz auf. Aber dann schlief ich wieder ein.

In der Nacht wurde ich auf einmal davon geweckt, dass ich Fruchtwasser verlor. Ich wurde völlig panisch, weil ich dachte, das wäre alles Blut und das Baby würde gleich hinterher rutschen.

Ich rief nach meiner kleinen Tochter, weil ich nicht wagte, aufzustehen. Sie kam dann auch aus ihrem Zimmer, ich sagte, sie solle einfach am Telefon eine Nummer wählen und sagen, dass ihre Mama ein Baby bekommt, blutet und Hilfe bräuchte. Aber das klappte nicht, dann fiel mir zum Glück die Notruf-Nummer ein. Ich versuchte, so gut ich konnte, meine Tochter zu beruhigen, bat sie ganz langsam einzeln die Ziffern 110 zu wählen und sagte ihr den Text nochmals vor, den sie sagen sollte, mit unserem Namen und der Anschrift.

Dann kamen auch ziemlich zeitgleich ein Polizei- und ein Krankenwagen, eine Nachbarin, die sich zum Glück um meine Tochter kümmerte und mein betrunkener Ehemann. Ich kam in das Krankenhaus, wo ich auch schon meine erste Tochter entbunden hatte und wo alle Vorsorge-Untersuchungen stattgefunden hatten. Man stellte dort fest, dass ich einen Riss in der Gebärmutter hätte und schlug mir vor, einen Wehentropf anzuhängen und zu hoffen, dass er sich wieder verschließt. Von diesem Moment an fing ich richtig an, um Rebecca zu kämpfen. Ich dachte, meine erste Tochter sei ein Weihnachtsmädchen und wenn dieses Kind es bis Ostern schaffen würde, dann hätte sie eine gute Chance zu überleben. Ein Kaiserschnitt kam durch meine Vorgeschichte nicht in Frage, also hoffte ich Tag für Tag, dass das Baby wachsen würde und so lange in meinem Bauch bleiben, bis es groß und stark genug wäre für die Welt draußen.

Nach einigen Wochen stellten die Ärzte bei einer Ultraschall-Untersuchung fest, dass das Baby nicht mehr weiter wuchs. Zudem waren bei meinem nächsten EKG die Werte so schlecht, dass mir die Ärzte nahe legten, die Infusionen zu beenden. Ich wollte das auf keinen Fall, aber die Ärzte beharrten auf dieser Entscheidung. Sie versprachen, mir die höchst-mögliche Dosis dieses Medikamentes oral zu verordnen. Aber gleich einen Tag nach dem der Tropf entfernt war, bekam ich Wehen.

Der Oberarzt kam und sagte mir, dass das Baby sehr schlechte Chancen hätte. Ich bettelte um einen Kaiserschnitt, der aber auch abgelehnt wurde. Als mir die Tränen kamen, bekam ich von dem Oberarzt gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, ich wäre noch jung und könnte noch viele Kinder bekommen, was denn andere Frauen in meiner Situation sagen würden, wo das nicht mehr möglich wäre.

Ich kam in den Kreissaal, wurde an den Wehenschreiber gehängt und hatte regelmäßige Wehen. Noch immer hatte ich die Hoffnung, dass alles doch noch gut gehen könnte, nicht aufgegeben. Aber dann hörte ich an den Herztönen des Babys, dass sie immer leiser wurden, immer weniger, immer unregelmäßiger. Ich hörte, wie mein Baby in meinem Bauch starb.

Auf mein entsetztes Gesicht hin, stellte die Hebamme den Ton des Gerätes ab. Kurze Zeit später erschien der Oberarzt und versuchte, das Baby zu holen, aber es ging nicht. So bekam ich eine Narkose. Als ich wieder erwachte, war das Baby weg.

Ich habe Rebecca niemals gesehen. Sie war einfach aus meinem Leben verschwunden. Das Personal der Klinik wusste viel besser, was für mich das Richtige wäre, wenn ich anfragte, ob ich meine Tochter nicht einmal sehen könnte, wurde das verneint. Auf meine Frage nach einer Beerdigung, damit ich wenigstens ein Grab für sie hätte, wurde gesagt, das ginge nicht. Das einzige, was ich durchgesetzt habe war, dass sie nicht als „Totgeburt“ eingetragen wurde, sondern als Rebecca. Ihr Vater, der bei der Geburt anwesend war, mich sogar, als ich die Narkose bekam, im Arm hielt und als ich wieder aufwachte, war er so noch immer da, hatte sie gesehen und mir erzählt, dass sie ausgesehen hätte, wie unsere große Tochter. Um die Nabelschnur hätte sie eine Entzündung am Bauch gehabt. Sonst wäre sie sehr hübsch gewesen und hätte ausgesehen, als ob sie schliefe.

Ich lag nun zwischen Wöchnerinnen in der Klinik, die regelmäßig ihre Babys zum Stillen gebracht bekamen. Besucht wurde ich außer von meinem damaligen Ehemann von den Ehefrauen der Kollegen meines Ex-Mannes, von den Töchtern meines ältesten Bruders, die als Jugendliche verlegen um mein Bett standen, von einem Pfarrer, der mir irgend etwas von Hiob erzählte und von meiner Mutter, die obwohl ich sie darum gebeten hatte, nichts von meinem Kummer und meiner Trauer nach außen zu tragen, glücklich war, endlich mal in unserem Ort die Nummer eins zu sein, die direkt vom Ereignis berichten konnte. Sie war wer …

Ein einziger Besuch war mir eine Wohltat, ein befreundeter Psychologe setzte sich neben mich, wir waren alleine in einem Raum, er stellte mir seine Schulter zur Verfügung. Ich lehnte mich daran und weinte. Wir wechselten sonst kein Wort, das war auch nicht nötig.

Das Personal der Klinik so wie die anderen Frauen der Station behandelten mich zum Teil mit Verlegenheit, zum Teil, dass ich das Gefühl bekam, ich sei Schuld, Allen so viele Unannehmlichkeiten gemacht zu haben. Jeden Tag bekam ich wort- und kommentarlos eine Tablette angeboten „zur Beruhigung“, auf meine Frage, wie lange ich diese zu Hause einnehmen solle, bis man davon ausgehen könnte, dass mir das Erlebte nichts mehr ausmachte, bekam ich keine Antwort. Auch meine Entscheidung, diese Mittel nicht einzunehmen wurde einfach nur zur Kenntnis genommen.

Nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus war ich völlig damit überfordert, wie ich mit meiner damals sechsjährigen Tochter umgehen sollte, wie ihr erklären, wo das Baby beblieben ist, wenn man selbst noch voller Schmerz und Trauer ist? Bis zum heutigen Tag ist dies ein Thema, über das meine Tochter und ich kaum reden. Ich vermute, dass sie selbst ein großes Trauma durch all das erlebt hat, aber ich respektiere ihre Entscheidung und denke, dass sie in dem für sie richtigen Moment an diesen Teil ihres Lebens zurück geht. Zum Glück haben wir eine so liebevolle Mutter-Tochter-Beziehung, dass sie sich der Tatsache, dass sie auch hier auf mich bauen kann, sicher bewusst ist.

Das einzige, das sich positiv veränderte, war die Beziehung zu meinem damaligen Mann. Durch diesen Schock wurde er plötzlich richtig häuslich und zuverlässig, sogar mit dem Trinken hörte er auf.

Ungefähr drei Monate nach der Geburt von Rebecca hatte ich aus heiterem Himmel einen sehr schlimmen Migräne-Anfall. Ich leide schon seit vielen Jahren unter Migräne, aber dies war nicht vergleichbar, mit dem was ich kenne. Ich legte mich ganz flach auf mein Bett, meine Tochter wurde von ihrem Vater versorgt, der selbst ganz erschrocken war, wie schlecht es mir auf einmal ging. Trotz dieser heftigen Attacke fiel ich auf einmal in einen Schlaf, als ich davon aufwachte, waren meine Kleidung, mein Bettzeug, alles vollkommen nass-verschwitzt. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich etwas geträumt habe, oder was genau passiert ist, aber ich weiß, dass ich danach aufstand und das Gefühl hatte, jetzt sei der schlimmste Schmerz über Rebeccas Tod überstanden.

Danach traf ich bei einer Nachsorge-Untersuchungen eine ehemalige Freundin wieder. Sie machte mir Mut, baute mich auf und sagte, ich solle so schnell als möglich wieder schwanger werden.

Sie empfahl mir ihren Frauenarzt, zu dem ich nun auch wechselte. Ich verhandelte mit ihm, wie schnell ich wieder schwanger werden könnte. Von den Ängsten vor der Schwangerschaft mit Rebecca vor einer Thrombose keine Spur mehr. Auch in meiner Ehe war auf einmal alles ganz anders. Und so wurde ich fünf Monate später wieder schwanger.

Doch durch diese Schwangerschaft wurde mein Ex-Mann wieder der alte, bzw. noch schlimmer, als vorher. Jetzt wurde er auch körperlich gewalttätig. Ich lebte jeden Abend, wenn er nicht nach Hause kam, und das war meist der Fall, mit der Angst, in welchem Zustand er nachts nach Hause kommen würde. Einmal stieß er mich so heftig an einen Türrahmen, dass mein ganzer Rücken voller blauer Flecken war. Ich erzählte einer Freundin davon, ihr kamen die Tränen und sie überredete mich, damit zu einem Arzt zu gehen, damit er diese Verletzungen sieht. Aber mir wurde gleich gesagt, dass das nicht viel nützt, weil er nur aussagen könnte, welche Verletzungen ich hätte, nicht wie ich dazu kam.

Ich hielt noch etwas über ein halbes Jahr nach der Geburt meines gesunden Sohnes in dieser Ehe aus. Als Höhepunkt hatte er mich nach der Geburt im Krankenhaus mit seiner damaligen Freundin gemeinsam besucht. Zur Geburt wollte ich eigentlich alleine fahren, meine Tochter war zu dieser Zeit bei meiner Schwester untergebracht. Leider kam er noch so rechtzeitig von der Gaststätte nach Hause, dass er mit mir in die Klinik fuhr. Dort führte er sich so katastrophal auf, dass ihm die Ärzte und das Personal androhten, ihn hinaus zu werfen. Ich schämte mich so für ihn und mit ihm.

Als ich aus der Klinik kam, war nichts für mich oder das Baby vorbereitet. Niemand freute sich. Es gab keine Blumen. Nur eine Wohnung, die aufgeräumt werden musste, wo von der ganzen Woche, die ich im Krankenhaus war, das verdreckte Geschirr zu spülen war.

Und das war erst der Anfang. Der Vater meiner Kinder lehnte jeden Kontakt zu seinem eigenen Sohn ab. Er nahm ihn nicht in den Arm, um ihn zu füttern. Er behandelte ihn so, dass ich anfing, nachts mit einem Messer unter dem Sofa im Wohnzimmer zu schlafen und zu hören, in welches Zimmer er nach seiner Rückkehr gehen würde und bereit zu sein, falls nötig, meinen kleinen Sohn vor seinem eigenen Vater zu schützen.

Mir gegenüber wurde er nun nicht mehr gewalttätig, denn ich hatte ihm gesagt, dass ich alles den Kollegen in seiner Firma sagen würde. Er wusste, dass dies keine leere Drohung von mir war.

Als mein Sohn ca. acht Monate alt war, trennte ich mich endlich von ihm.

„Erlaubnis“ dafür hatte ich mir davor von einem Pfarrer geholt, dem ich dies alles geschildert hatte und der mir sagte, ich solle sofort gehen. Nicht morgen – nicht übermorgen – sondern sofort.

Seither habe ich in all den Jahren in der Zeit von Ende Januar bis zu Rebeccas Geburts- bzw. Todestag am 14. März ein seelisches Tief. Egal, was ich auch versucht habe, ich schaffte es nicht, dies zu überwinden. Einmal zum Beispiel hatte ich die Idee, diesen Tag nicht als ihren Todestag zu begehen, sondern die Tatsache zu würdigen, dass dies ja auch ihr Geburtstag ist. Ich lud meine beiden Kinder und meinen Schwiegersohn für abends zum Essen ein. Wir saßen in einem Lokal, wo auch ein Platz für Rebecca frei gehalten wurde. Mein Schwiegersohn stellte mir viele Fragen zu Rebecca, die ich ihm alle gerne beantwortete. Aber da er meine sowie meiner Kinder tiefe Trauer dazu fühlte, war er sehr vorsichtig. Wir waren in einem asiatischen Lokal, meine große Tochter mag dieses Essen so gerne. Es lief eine leise Hintergrundmusik auf Band und auf einmal hörten wir den Titel: „Happy birthday“, uns allen standen die Tränen in den Augen.

Durch eine Talkshow-Sendung im Fernsehen wurde ich eines Tages auf die Internet-Seite der Schmetterlings-Kinder aufmerksam. Dort fand ich zum ersten Mal Menschen, mit denen ich über alles dies offen reden konnte, wo ich mich sofort angenommen und verstanden fühlte. Ich bin all den Menschen dort, die ich nicht einmal persönliche kenne, besonders, denen, die diese Seite eingerichtet haben, unendlich dankbar.

Mir fiel zwar auf, dass die meisten Eintragungen dort von Betroffenen waren, die ihre Kinder vor nicht so langer Zeit verloren haben, wie das bei mir der Fall ist, aber ich dachte nicht wirklich darüber nach. Mein Eindruck war, dass wir alle dasselbe Leid und Schicksal zu tragen haben und jeder das auf seine Art in der für sich richtigen Art und Weise tut.

Mit wurde erst klar, dass ich es noch nicht wirklich geschafft habe, dieses Erlebte wirklich zu verarbeiten, als ich im letzten Sommer durch ein ganz alltägliches Erlebnis, nämlich, dass ein kleines Mädchen aus dem Auto an der Ampel vor mir ausstieg und sich von seiner Mutter verabschiedete, wahrscheinlich um zur Schule zu gehen, eine Panikattacke bekam.

Ich wurde in einer psychosomatischen Klinik behandelt und dort wurde mir durch ein Gespräch mit der Oberärztin klar, dass ich noch weit davon entfernt war, mit all dem Erlebten Frieden zu schließen. In erster Linie war und ist es für mich noch immer furchtbar, dass Rebecca aus meinem Bauch verschwunden war und für mich einfach weg. Ich habe bis heute keine Ahnung, wo sie ist, was mit ihr passiert ist. Wurde sie verbrannt? Wurde eine Obduktion durchgeführt? Ich habe kein Grab, nichts. Erstaunlich ist auch, dass ich, obwohl ich so fest an Wiedergeburt glaube und davon überzeugt bin, dass es zum Beispiel Engel gibt, keine Idee hatte, wo meine Rebecca ist.

In der Klinik schenkte mir eine junge Frau, ohne meine Geschichte zu kennen, einen kleinen wunderschönen Engel. Als ich ihn in der Hand hielt, so friedlich schlafend, da hatte ich zum ersten Mal eine Idee, wo meine Tochter ist und wie sie jetzt aussieht.

Und noch etwas sehr tröstliches für meine Seele habe ich in dieser Klinik von einem katholischen Geistlichen geschenkt bekommen (obwohl ich evangelisch bin), er hat mir gesagt, dass meine Tochter direkt unter meinem Herzen aus der Liebe ihrer Mutter in die liebenden Hände GOTTES gefallen ist. Weil sie nichts anderen kennt, ruft sie von dort: „Mama, komm auch her – hier ist es so schön“.

Mit dem Engel und einigen anderen Dingen, die mir am Herzen liegen habe ich nun innerhalb unserer Wohnung einen Platz für Rebecca eingerichtet. In der Klinik habe ich inzwischen die Befunde angefordert und nachgefragt, was mit ihrem Leichnam passiert ist. Ich habe das Gefühl, ihr dies schuldig zu sein.

Meine beiden lebenden Kinder sind inzwischen erwachsen. Meine Tochter ist verheiratet und hat selbst ein wundervolles Mädchen geboren. Ich hätte nie erwartet, dass zwischen Oma und Enkelin eine solche tiefe Liebe möglich wäre. Eine Freundin hat mir einmal erklärt, in ihrer Heimat Griechenland bedeute Oma Zweimal Mutter. Und das stimmt für mich genau. Ich bin jetzt zweimal Mutter für dieses kleine Menschenkind.

Mein Sohn sucht noch nach seiner Lebensspur. Aber ich bin nicht mehr ganz so voller Sorge um ihn und habe inzwischen mehr Vertrauen und Hoffnung, dass er diese findet.

Ja – und Rebecca. Rebecca habe ich keinen Tag meines Lebens vergessen und werde das auch nie. Durch den Kontakt mit anderen betroffenen Müttern, die ein Schmetterlings-Kind haben, habe ich gelernt, dass ich nie wieder sagen werde: ich habe zwei Kinder. Nein, ich habe drei Kinder, zwei sind einzigartige, erwachsene Menschen geworden und eines ist mein Schmetterlings-Engel Rebecca. Vielleicht finde ich mit ihr eines Tages meinen Seelenfrieden. Was ich nach vielen Jahren gefunden habe ist, dass ich sie genau so lieb haben darf, wie meine beiden lebenden Kinder.

Vor wenigen Wochen fand nun das Gespräch in der Klinik statt, wo ich Rebecca am 14.03.1982 tot geboren habe.

Für dieses Gespräch und für die Hilfe, das Verständnis und Mitgefühl, das ich von Seiten der heutigen Klinik-Leitung und des Oberarztes, der mit mir die damalige Akte durchgesehen und wirklich ALLE meine Fragen ehrlich beantwortet hat, bin ich sehr dankbar und berührt. In diesen Unterlagen befanden sich zwei Ultraschall-Bilder, die beide recht kurz vor der Geburt erstellt worden waren. Diese Bilder habe ich bei mir. Auf einem davon ist fast nichts zu erkennen, es sieht aus, wie ein dunkler Punkt mit Umrissen und diese Umrisse wurden vermessen und mit einer Zahl versehen. Aber auf dem anderen Foto habe ich auf einmal das Gesichtchen meiner Tochter zum ersten Mal gesehen. Mein erster Gedanke war, dass es so aussieht, als hätte sie es „absichtlich in die Kamera gehalten“.

Traurig ist, dass Rebecca mit dem heutigen Stand der Technik und des medizinischen Fortschritts eine Überlebens-Chance von ca. 80 % hätte.

1982 betrug diese Chance nur 20 % und hiervon wieder eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie anschließend behindert gewesen wäre.

Ich weiß jetzt um die Hintergründe, die den damaligen Blasensprung ausgelöst haben und denke, dass es ein Fehler war, meine Tochter nach dem Blasensprung so lange zu halten, dadurch ist es zur Entzündung der Plazenta gekommen und letzt-endlich zu ihrem Tod. Auch die Tatsache, dass ich (obwohl ich darum gebeten hatte), keinen Not-Kaiserschnitt erhielt, ist nach meiner Meinung eine traurige Falsch-Behandlung der damaligen Ärzte. Sie haben meiner Tochter noch nicht einmal die kleine Chance von 10 %, dass sie eben doch diesen Start gesund hätte überstehen können, gegeben.

Und warum ich für die Geburt selbst (auch wenn sie mit Saugglocke ausgeführt wurde) eine Vollnarkose erhielt und dies für mich zur Folge hatte, dass ich anschließend aufgewacht bin – und mein Kind war einfach weg … auch dafür gibt es keine heute nachvollziehbare Erklärung.

Gestern habe ich in einem sehr freundlichen Brief von Seiten des Krankenhauses erfahren, dass sie mir selbst bei der Ermittlung des Grabes erfolgreich geholfen haben, in dem meine kleine Tochter anonym beerdigt wurde. Ohne diese Hilfe wäre mir das nicht möglich gewesen, denn in dem zuständigen  Beerdigungsinstitut konnte man mir nicht weiter helfen, dort existieren keine Aufzeichnungen mehr über diesen Zeitraum und der damalige Chef ist inzwischen verstorben. Auch für diese rasche Mühe und Hilfe danke ich der Klinik-Leitung und dem zuständigen Oberarzt sehr.

Ich glaube, dass ich JETZT für mich an einem sehr wichtigen Ziel angekommen bin: Meine Tochter Rebecca ist nun Teil meines Lebens geworden, sie hat ihren Platz, der ihr durch die damaligen Umstände nicht eingeräumt wurde, erhalten. Und ich kann endlich auch an ihrem Grab für sie beten, mit ihr reden und ihr auch dort hin Blumen bringen.

Durch all dies habe ich zum einen noch einmal ein wirkliches Meer von Tränen gefühlt aber auch diese Hoffnung: NUN IST ES GUT. (weiter Grab)

Ulrike
www.beepworld.de/members69/ulrikeyannah/rebecca.htm

Wenn ein Mensch gestorben ist – wie gehen wir mit dem Toten um?

TauschBickelnUntersuchungen haben dann jedoch folgendes ergeben:

Frauen, die Gelegenheit hatten, das tote Kind noch einmal- zu sehen, vielleicht auch zu berühren oder zu streicheln und ihre Gefühle von Schmerz, Trauer und Wut zuzulassen und auch hierbei Hilfe bekamen, fühlten sich weniger lange von Trauer belastet.

So unterstützt das Pflegepersonal heute Mutter und Väter, Abschied von ihrem Kind zu nehmen. Ein Arzt in einer Frauenklinik:

Nach unseren Erfahrungen möchte etwa ein Drittel aller Frauen ihr Kind sehen oder m den Arm nehmen. Ein weiteres Drittel betrachtet oder berührt ihr totes Kind auf unser eindringliches Zuraten hm. Das letzte Drittel will das Kind nicht sehen, betrachtet es aber häufig am nächsten Tag in unserer Begleitung oder will jedenfalls eine Fotographie anschauen (Gottfried Lutz und Barbara Künzer-Riebel, Nur ein Hauch Leben].

Mit sehr viel Würde, Zeit und Achtung war es einer Freundin von uns möglich, ihr totgeborenes Baby zu verabschieden. So konnten sie und ihr Mann trotz des Schmerzes um den Verlust auch das Wunder dieses Lebens spüren:

»An einem Morgen in der 21. Schwangerschaftswoche leitete die Hebamme die Geburt ein. Noch me habe ich so wahnsinnige Schmerzen gehabt. Doch endlich gleitet sie, unsere Tochter, aus mit hinaus. Sie ist tot.

Mein Mann und ich betrachten den kleinen Körper mit Scheu und doch voller Neugier. Anfangs getrauen wir uns kaum, ihn zu berühren. Ich ermuntere Bern, meinen Mann. das Kind aufzunehmen und mir auf die Brust zu legen. Der kleine Körper ist noch ganz warm, kühlt dann aber erstaunlich schnell ab. Alles an diesem Kind ist perfekt ausgebildet. Es ist ein wunderschönes Mädchen. unvorstellbar, daß sie nicht leben kann. Die Haut ist extrem dünn, durchsichtig fast, schmettelingsartig fein. An mehreren Stellen hat sich die Haut dunkelviolett verfärbt, wie wenn sich das Mädchen an etwas gestoßen hatte. Die Augen sind geschlossen. Wir legen den kleinen Körper so auf meine Ernst, daß es bequem auf die Seite liegt. Die winzig kleinen, perfekten Hände legen sich mit den Handinnenflächen nach oben und bilden eine schalenartig Form. Wir entdecken kleinste Handlinien, und das berührt uns tief. Die Öhrchen liegen dicht am Köpfchen an. Das Kind hörte selbst etwa eine Woche Töne. Ich ließ es häufig Mozarts Wiegenlied hören. Noch einmal spielen wir ihr dieses Lied. Wir streichelten das Kind, dankten ihm für seis Dasein, für die Freude, die es uns gebracht hat, für die Hoffnung, die es leben ließ. Wir danken ihm auch für seine Schönheit und versuchen unter all dem Schmerz anzunehmen. daß es nicht lange leben wollte.

Die Hebamme ist während die ganzen Zeit mit uns, teilt mit uns die Freude und den Schmerz. Sie hat es mir ermöglicht, das Kind daheim zu gebären und mm zu verabschieden.

Nach zwei, die Stunden nehmen wir Abschied. Die letzte Blicke, das letzte Wort, die letzte Berührung und ein letzter Dank. Beni hat die marmorierte. wunderschöne Schachtel, die ich von einer Reise aus Venedig mitgebracht habe, mit Papier ausgelegt, und wir legen unser Kind hinein. Die Hebamme nimmt das Kind mit in das Geburtshaus und wird den Leichnam dort aufbewahren, solange, bis wir den Krematorionsschein bekommen und das Kind in das Krematorium bringen können. Es ist mir selbst wichtig zu wissen, wo das Kind

bis zur Verbrennung aufbewahrt wird.

Ein paar Tage später gehen die Hebamme und ich zum Bestattungsinstitut. Das Mädchen tragen wir in die Schachtel wohlbehütet mit uns. Dei Mann vom Bestattungsinstitut übergibt uns den kleinsten Sarg, den sie haben. Ei ist schneeweiß. Für Kinder haben sie weiße Särge. Wir sagen das Kind ein. Ich nehme es behutsam aus die Schachtel. Es sieht immer noch wunderschön aus, tiefgeforen ist es nun. Doris, die Hebamme, sagt, sie hatte es manchesmal betrachtet. Das empfinde ich schon. Ich bette das Mädchen in den weißen Satin des Sarges.

‚Wir fahren in das Krematorium. Hier muß ich den Sarg abgeben. unser Mädchen wird morgen kremiert. Da es mir, trotz intensivster Bemühungen meinerseits, nicht gestattet wild, bei der Kremation dabei zu sein, zeigt mir die Mann, die die Kremation vornehmen wird, die Leichenhalle, wo das Kind aufbewahrt wild, und die Krematorionsöfen. Ich bin ihm dafür dankbar, so kann ich morgen das Geschehen besser in Gedanken begleiten.

Am nächsten Tag holen dann mein Mann und ich die Urne ab. Auf dem Karton steht: Dubs, Mädchen, Nummer 100007. Unser Mädchen! Wir fahren zu uns nach Hause und glauben das kleine Tännchen aus, das ich aus dem Wald geholt und in unserem Garten gepflanzt habe, als ich die Gewißheit hatte, daß ich schwanger bin.

Es ist schon sehr gewachsen. Dann gehen wir in den Wald und suchen uns eine schöne Stelle aus mit viel Licht und Blick ins Weite, etwas erhöht. In die Nähe steht eine große, alte Tanne, sie soil das kleine Tännchen und unser Mädchen beschützen. Wir graben ein Loch, legen die Asche von unserem Mädchen hinein und setzen das Tännchen. Die Kerzen brennen an ihrem Grab, und Beni und ich beten ein Vaterunser.“

Daniela Tausch-Flammer, Lis Bickel
“Wenn ein Mensch gestorben ist – wie gehen wir mit dem Toten um?”, S. 94 ff .

„Ich möchte euch gerne meinen Sohn zeigen“

Manu 02-03-2004, 10:40 Uhr 

Ihr Lieben,

ich möchte euch gerne meinen Sohn Maximilian zeigen, denn ich bin soooo stolz auf ihn. ich finde, er sieht einfach nur toll aus. Man könnte denken, er schläft nur.

Ich hoffe, ihr seid nicht böse, dass ich ihn hier zeige, aber ich möchte meinen Sohn „der ganzen Welt“ zeigen. Und ihr schaut die Sternenkinder auch mit dem herzen an und nicht nur mit den Augen.

Mein Maximilian ist das Beste, was ich jemals geleistet habe !!!

MaximilianIch dachte früher immer, das alle Babys gleich aussehen und ich meinen Sohn nicht erkennen würde. Aber als ich ihn gesehen habe, da dachte ich es nicht mehr. er hat doch sehr typische, ausgeprägte Gesichtszüge. Die „Schnute“ und das Kinn (ja es ist ein Grübchen) hat er von meinem Mann, die kleine Stubsnase und der dunkle Lockenkopf ( sind nicht rot ) ist von mir.

Auch ich habe ein Bild von meinem kleinen Mäxchen in der Geldbörse und die Leute, die ich kenne und ihn sehen wollen, kann ich jederzeit das Bild zeigen. Ich finde das auch nicht komisch, man hat ja auch Bilder von anderen Personen dabei.

Liebe Grüße

Manu mit *Maximilian* im Herzen

Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen.

Geburt von Jolina Melissa

So gegen 20.30 Uhr hat mir Birgit ( das ist meine Hebamme) die Fruchtblase aufgepieckst. Das Fruchtwasser lief dann nur so raus. Ab da ging dann auch alles ganz schnell. Ich musste mich dann mal zur Seite drehen, damit sich die kleine auf in Richtung Ausgang machen konnte.

Das ging dann alles wirklich Ruck-Zuck. Ich presste und presste und presste. Und siehe da, um 21.11 Uhr war sie dann da:

* Jolina Melissa *
Größe: 44 cm
Gewicht: 1810 g
Haarfarbe: dunkelblond
35. SSW

Ich kann Euch gar nicht beschreiben was das für ein tolles Gefühl war, als ich dann plötzlich meine Tochter im Arm hielt. Mir war in diesem Moment nicht wirklich klar das sie tot ist. Na ja zumindest nur im Unterbewusstsein. Für mich war wichtig das ich sie in meinen Armen halten konnte, sie anschauen konnte und ihr einfach nur zeigen kann, wie sehr ich sie liebe.

Swen hat die Nabelschnur abklemmen dürfen. Er war sehr gerührt als er die Kleine sah. Sie war so bildhübsch, einfach nur süß. Unsere Hebamme Birgit, eine wirklich tolle Frau, kümmerte sich sehr liebevoll um uns und auch um unsere Kleine Maus. Sie hat sie gewaschen, angezogen, Fotos gemacht und natürlich eine Karte mit Hand- und Fußabdrücken sowie einer kleine Locke.

Über Gefühle kann man meines Erachtens nicht so viel schreiben. Ich kann eigentlich nur sagen, das es die schönsten Momente meines Lebens waren, als ich meine Jolina geboren habe und sie dann in meinen Armen halten durfte.

Swen und ich verbrachten dann etwa 5 Stunden mit unserer Tochter im Kreißsaal. Am nächsten Tag haben wir sie dann auch noch besucht und uns richtig von ihr verabschiedet. Sie sollte zur Obduktion geschickt werden. Dies geschah auf unseren Wunsch hin. Wir wollten unbedingt wissen, was daran Schuld war, das unsere Tochter nicht bei uns sein durfte.

Ich musste dann noch bis zum 20.09.03 in der Klinik bleiben. Swen durfte die ganze Zeit bei mir sein.

Der Aufenthalt in der Klinik war für uns beide sehr angenehm. Die Ärzte, Schwestern und Hebammen waren alle sehr nett und einfühlsam. Bis zum Tag meiner Entlassung hatte sich das nicht geändert. Jolina wurde nicht wie „ein totes Baby“ behandelt, sondern wirklich sehr liebevoll. Halt wie „unser totes Baby“. Man kann das schlecht beschreiben. Wir haben uns jedenfalls gut aufgehoben gefühlt im EVK – Bergisch Gladbach.

Der Abschied fiel uns natürlich sehr schwer. Am Tag der Geburt verbrachten wir viele Stunden mit Jolina im Kreißsaal. Richtig verabschieden konnte ich mich jedoch nicht von ihr. Ich wollte einfach nicht begreifen, dass ich sie nie wieder sehen würde.

Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen. Am Tag nach der Geburt sind wir noch einmal in den Kreißsaal um uns nun von unserer Tochter zu verabschieden, da sie ja zur Obduktion geschickt werden sollte. Wir hatten vorher ausgemacht, das wir sie nicht mehr in den Arm nehmen und auch nur kurz bleiben würden. Das ging aber irgendwie nicht. Als wir sie sahen hatten wir einen unheimlichen Drang sie in den Arm zu nehmen und ganz nah bei ihr zu sein. Wir blieben auch viel länger als geplant bei ihr. Und schon wieder wollten wir sie nicht hergeben. Aber wir mussten. Irgendwie trennten wir uns dann doch schweren Herzens von ihr.

Es hat mir fast das Herz gebrochen als wir den Kreißsaal verließen.

Swen kümmerte sich dann um die Bestattung. Er rief das Bestattungsinstitut an und machte einen Termin für eine Beratung aus. Am Montag, den 22.09.2003 hatten wir dann den Termin beim Bestatter. Mir war ein wenig mulmig als wir dann dort ankamen. Wir wurden sehr nett begrüßt und dann in ein wunderschön hergerichtetes Zimmer gebeten. Der Berater war sehr nett und auch sehr einfühlsam. Wir besprachen dann die Einzelheiten. Swen und ich hatten uns dazu entschieden das wir alles selbst machen würden. Wir wollten den Sarg bemalen, den Sarg selbst ablassen und auch das Grab selbst schließen.  All das war bei diesem Bestattungsinstitut möglich. Die haben sich so ins Zeug gelegt für unsere kleine Jolina.

An diesem Tag durften wir unsere Kleine sogar noch einmal sehen. Wir hatten frische Sachen für die Bestattung rausgesucht. Während des Beratungsgesprächs wurde die kleine Maus hübsch gemacht und in einen schönen Sarg gelegt. Im Trauerzimmer durften wir dann noch ein wenig bei Ihr sein. Sie sah so friedlich aus. Es tat so gut sie noch einmal zu sehen.

Die Beerdigung wurde auf den 26.09.2003 gelegt. Wir sind dann noch zum Friedhof um einen Platz auszusuchen. Unser Friedhof hat eine kleine Stelle für Sternenkinder. Dort wird Joli es gut haben.

Silke
http://www.jolina-melissa.de.vu/
Diana30 (26.06.2003)

Ich empfinde sehr viel Wärme für Leonie, sie sah aus als würde sie nur schlafen.

 Leonie ist meine erste Tochter. Ich habe sie am 29.04.2002 still geboren.

Im siebten Monat haben Thomas und ich erfahren, das sie Trisomie 13 hat und keine Überlebenschance. Es gab 2 Möglichkeiten: entweder man bricht die Schwägerschaft ab oder man trägt das Baby aus. Ich habe mich für das Austragen entschieden. Ich konnte mir nicht vorstellen, sie her geben zu müssen. Meine Schwester hat eine Freundin, der sie das erzählt hat und die hat das denn ihrer Hebamme erzählt, die wie es der Zufall ist in meine Gegend gezogen ist. Sie war sehr neugierig, mich und Thomas kennen zulernen. Ich habe sie dann auch angerufen und wir habe unLeonies super verstanden. Sie hat mich den Rest der Schwangerschaft begleitet und auch Leonie auf die Welt gebracht. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Wovor ich angst hatte war, daß Leonie sich nicht drehen tut. Helga (meine Hebamme) meinte, ist doch egal, sie ist ja net so groß.

Am 28.04.02 um 20h habe ich sie das letzte Mal gespürt, da habe ich nur geweint!!! Am 29.04.02 hat mich Helga angerufen und ich habe es ihr erzählt. Sie kam auch gleich und hat versucht, die Herztöne zu hören, aber sie konnte leider nichts hören. Dann sind wir ins Krankenhaus. Dort wurde dann gegen 13 Uhr der Tod festgestellt.

Ich bekam ein Scheidenzäpfchen. Man meinte zu uns, daß ich so gegen 19h noch eins bekommen würde.  Ich würde dann auf die Frauenstation gebracht. Mein Mann ist dann nach Hause, um ein paar Sachen für mich zu holen. In der Zwischenzeit habe ich versucht, etwas zu schlafen, da ich sehr starke Kopfschmerzen bekam. So gegen 15h kam eine sehr liebe Freundin von uns zu mir ins Krankenhaus. Sie hat sich sehr lieb um mich gekümmert!!! Ca um 17h hatte ich auf einmal ganz starke Schmerzen, aber die Schwester kam nicht und so hat Thomas Helga angerufen. Sie war dann ca um 17:30h bei uns im Krankenhaus. Da die Schwestern mir verboten hatten Aufzug stehen blieb ich liegen. aber Helga meinte laufen würde mir besser tun. So liefen wir den Flur auf und ab. Helga hat dann den Arzt angerufen, damit man feststellen kann, wie weit der Muttermund schon auf ist. Aber der Arzt kam irgendwie nicht, so hat Helga das denn gemacht. Da war der Muttermund so um die 3 cm auf. Sie hat dann entschieden, daß wir in den Kreissaal gehen. Steffi und Thomas sind dann auch mit rüber.Wweil ich sehr starke schmerzen hatte, wollte ich eine Pda haben. Nach der Pda habe ich versucht, etwas zu schlafen, aber ich habe gehört, daß Thomas meinte, er wisse nicht, ob er das durchstehen werde mit der Geburt. Was ich gut verstehen kann, am liebsten wäre ich auch nicht dabei gewesen.

Steffi mußte dann um 22h nach Hause. Ich habe Thomas dann auch so gegen 22:15h nach Hause geschickt, damit er den Katzen was zu fressen geben konnte. Aber er wollte wieder kommen, das hat er mir versprochen. Er wollte mich in der schweren Stunde nicht alleine lassen. Die schmerzen wurden wieder unerträglich, so daß er Helga geholt hat, bevor er nach Hause ist. Sie hat dann noch mal nach dem Muttermund geschaut und da war er ca 6cm auf. Auf einmal meinte sie, ich solle mal pressen. Am 29. April 2002 um 22:37h war Leonie denn endlich da. Kurz danach kam auch Thomas wieder. Als er unser Baby sah hat er nur noch geweint. Sie war so perfekt. Helga hat sie dann gewogen und gemessen. Sie war 37 cm und stolze 1100g schwer. Leonie hatte die Füße von Thomas und die Ohren von mir. Thomas und ich hatten sie beide auf dem Arm. Ich empfinde sehr viel Wärme für Leonie.

Nach der Geburt bin ich dann duschen gegangen, Thomas und Leonie sahen mir zu. Das heißt ja eigentlich nur Thomas. Sie sah aus als würde sie nur schlafen. Wir haben uns dann bis 00:30h von ihr verabschieden können. Sie sah so perfekt aus. ich habe die Mundgaumenspalte gar nicht richtig war genommen. Am nächsten Tag haben wir noch Hand- und Fußabdrücke von ihr gemacht. Ich mußte ja die Nacht da bleiben wegen der pda, wäre lieber mit nach Hause. Steffi kam am nächsten Tag auch wieder zu uns. Sie hat mich keine Sekunde aus den Augen gelassen, was ich sehr schön fand.

Meine andere Schwester wollte dann ein Foto von Leonie haben, was ich ihr dann auch per e-mail geschickt habe. Im Mai haben wir sie beerdigt. einen Tag danach hab ich dann eine e-mail von meiner Schwester bekommen, wo dann drin stand, daß meine 6 jährige Nichte Alpträumt von Leonie bekommen habe. Ihr glaubt gar nicht wie ich mich da gefühlt habe!!!  Seit dem Tag ist sie unten durch bei mir. Habe das Foto dann noch meiner besten Freundin geschickt und ihre Kinder sind jünger als meine Nichte. Selina hat sich das Foto auch angeschaut und fand nichts dabei, was mich dann wieder etwas aufgeheitert hat.

Am 07. Mai 2002 haben wir sie dann beerdigt, was mir sehr schwer gefallen ist. Alle haben immer nur mich gefragt, wie es mir geht, aber nie Thomas. Dabei hat er doch auch ein Baby verloren!!!  Wir sind einmal die Woche bei ihr auf dem Friedhof

LeonieGrabMeine Gefühle zu dem Bild sehr warm, ich denke gerne an Leonie, auch wenn ich sie nicht so gekannt habe :(.und ihr Bild hängt bei uns in der Wohnung. bis jetzt hat noch keiner was dazu gesagt, daß wir das Bild aufgehängt haben. Toni schaut sich ihre Schwester sehr gerne an und gibt ihr dann immer einen Kuß. Leider hat sie sonst keiner gesehen,  weil sie ja um 22:37h auf die Welt kam. mein Dad hat das Holzkreuz für uns gemacht. und im August ist er auch gestorben, was mich sehr fertig gemacht hat. Damit konnte ich überhaupt nicht umgehen. Aber danach bin ich denn mit Antonia schwanger geworden und ich habe mir gedacht, daß Leonie und mein Dad nicht wollen, daß ich traurig bin!!!

Fast ein Jahr später kam Antonia auf die Welt, kerngesund. Meine größte Angst war, daß sie am 29.04 komme, aber sie wollte lieber einen Tag früher kommen.  Jetzt Weihnachten (2004) habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht. Jetzt bekommt Leonie noch ein Geschwisterchen.

Kathleen
Dezember 2005
Diana30 (26.06.2003)

Die Sonne, die so warm und freundlich ins Zimmer schien, war für mich nicht zu ertragen…

Die Geburt von Patricia

Am 10. März 2003 ca. um Mitternacht löste sich der Schleimpfropf mit leichten Blutungen. Verunsichert riefen wir unsere Wahlhebamme Rotraud an. Sie beruhigte uns, meinte, dass das ein gutes Zeichen sei. Die Wehen werden bald einsetzen. Wir sollten noch einmal schlafen, denn am nächsten Tag werde unser Baby wohl kommen, und da bräuchten wir die Kraft. Sie vereinbarte mit uns, dass sie um 8 Uhr früh zu uns kommt. Dann würde sie sehen, wie weit die Geburt vorangeschritten wäre, ob wir schon gemeinsam ins Spital fahren sollten.

Tatsächlich begannen die Wehen in der Nacht, allerdings mit großen Abständen von 15 Minuten. Ich befand mich in einem eigenartigen Zustand zwischen Wachsein, Schlafen und Euphorie. All meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Abstände zwischen den Wehen. So fiel mir gar nicht auf, dass sich unser Baby nicht bewegte. Jetzt im Nachhinein allerdings habe ich mit anderen Müttern gesprochen, ob sie während der Wehen ihr Kind gespürt hätten. Einige sagten mir, dass sie es auch nicht gespürt hätten.

Am 11. März um 8 Uhr früh kam Rotraud. Ich hatte ungefähr alle 10 Minuten Wehen. Es herrschte eine angenehme, entspannte Stimmung, wir waren voll Vorfreude und richtig euphorisch. (Seltsamerweise hatte ich kaum Angst vor der Geburt, auch nicht in den Schwangerschaftsmonaten davor.) Ich erinnere mich noch, dass die Sonne gerade in unser Wohnzimmer schien, es versprach, ein wunderbarer, warmer, sonniger Tag zu werden.

Routinemäßig wollte sie die Herztöne des Kindes abhören. Sie fand keine…

Auch als ich mich auf den Rücken legte, als sie den Bauch ein bisschen schüttelte, konnten wir das Baby nicht aufwecken.

Gemeinsam fuhren wir in das Spital, da es dort noch leistungsstärkere CTG-Geräte gibt.

Rotraud hat mir später erzählt, dass ihr während dieser Autofahrt klar geworden ist, dass sie uns jetzt beim Gebären eines toten Kindes helfen muss. Herbert und mir war das keineswegs klar. Ich wusste, dass es ein sehr schlechtes Zeichen ist, plötzlich keine Herztöne zu finden, wo doch noch am Vortag die Herztöne ganz schnell gefunden wurden und ganz laut zu hören waren. Aber ich hatte die Hoffnung, dass die Ärzte unser Baby ganz schnell holen können, dass sie es noch retten können.

Auch im Spital konnten keine Herztöne mehr gefunden werden. Im Ultraschallzimmer kam ein Arzt nach dem anderen und schaute bestürzt den Bildschirm an. Der Primarius von der Geburtsstation wurde dann geholt und musste uns sagen, dass unser Kind leider gestorben ist…..

Dieser Satz konnte anfangs gar nicht zu mir durchdringen. Ich hatte doch Wehen, unser Kind kam doch gerade zur Welt, gestern war es noch so munter, und jetzt soll es auf einmal tot sein ????

Bewusst wurde mir diese grausame Realität, als ich Herbert aufschreien und weinen hörte. So kannte ich ihn nicht, so hatte ich ihn noch nie erlebt ! Ich merkte, dass etwas ganz Schlimmes passiert sein muss, wenn Herbert so ist…..

Meine erste Reaktion war, dass ich einen Kaiserschnitt wollte. (Immer hatte ich mich gegen einen Kaiserschnitt ausgesprochen, und jetzt verlangte ich einen – es war wirklich grotesk…) Von anderen betroffenen Müttern weiß ich mittlerweile, dass das eine Reaktion ist, die fast bei jeder vorkommt.

Gott sei Dank hatte ich Ärzte, die mir gleich sagten, dass das nicht gut für mich ist. Ich solle mein Kind auf natürliche Weise zur Welt bringen.

Damals empfand ich das als ungeheure Zumutung. Gleich danach und bis heute allerdings bin ich dankbar und froh, dass ich mein Mädchen bei vollem Bewusstsein geboren habe und gleich sehen konnte. Außerdem kann ich „wenigstens“ zum Thema Geburt mit anderen „glücklichen Müttern“ mitreden….

Wir bekamen ein eigenes Zimmer auf der gynäkologischen Station – entfernt von der Geburtenstation. Das saßen wir drei nun und warteten, dass mein Körper die Geburt „fortsetzt“… Denn mein Geist konnte die Geburt nicht mehr unterstützen. In meinem Kopf war ein einziges Chaos: Noch vor einer halben Stunde Vorfreude, Euphorie, jetzt nur noch Entsetzen… Ich muss in einen derartigen Schock geraten sein, dass ich mich nur noch an einige „Blitzlichter“ in diesen Stunden erinnern kann:

Ich willigte zu einer PDA ein. Die körperlichen Schmerzen zusätzlich noch ertragen zu müssen, das überstieg meine Kräfte. All meine Motivation, die Schmerzen auszuhalten, war verschwunden, denn sie brachten mich sowieso nicht näher zu meinem lebenden Kind…

Danach wieder ein Warten, bis der Muttermund geöffnet war – Heulen, Fragen nach dem Warum, Verzweiflung, Ausnahmezustand…

Ich hatte Angst, mein Kind zu sehen: Wie würde sie ausschauen ? (Der Primarius sagte, dass sie ganz normal aussehen werde, aber konnte ich dieser Aussage vertrauen ???).

Die Sonne, die so warm und freundlich ins Zimmer schien, war für mich nicht zu ertragen… Als wir in den Kreißsaal kamen, zog Rotraud die Vorhänge zu. Dieses gedämpfte Licht passte viel besser zu uns.

Zum Glück gab es keine andere Geburt zu diesem Zeitpunkt – wir mussten niemandem „zuhören“…

Die PDA wirkte groteskerweise nur auf der linken Seite, in der rechten Körperhälfte spürte ich die Geburtsschmerzen.

„Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr… warum… au…“ – Es war sicher für Herbert, Rotraud und unsere betreuende Ärztin eine immens schwierige Situation, mich da „durchzutragen“ !!

Der Wehentropf beschleunigte die Geburt, sodass nach einigen Presswehen unser Mädchen auf die Welt kam – um 18 Uhr 07.

Und plötzlich war die Scheu „verflogen“.

Weil sowohl die Hebamme als auch die Ärztin ganz natürlich mit unserem Kind umgingen, hatten auch wir keine Berührungsängste mehr. Natürlich haben wir sofort unsere Tochter angesehen. Sie wurde abgenabelt, ein bisschen abgetrocknet und gesäubert, in eine Windel und ein Kapuzenhandtuch gewickelt.

Dann habe ich sie sofort in die Hand bekommen….

Es war so, wie es jeder Mutter geht, die zum ersten Mal ihr Kind sieht:

Ich war begeistert. Alles war ganz normal – zwei kleine Ohren, eine winzige Stupsnase, helle Augenbrauen und Wimpern, alle Fingerchen mit langen Fingernägeln waren da, alle Zehen. Wir staunten, dass sie so groß und schwer war.

Alles war ganz normal – nein, leider doch nicht alles:

Sie machte nicht ihre Augen auf, um mich endlich anzusehen (so wie ich es mir all die Monate gewünscht hatte). Sie fing nicht an zu schreien, um uns deutlich zu zeigen, dass sie ab nun bei uns war. Sie bewegte nicht ihre Arme und Beine (so oft hatte sie mich getreten und auf sich aufmerksam gemacht – nie wieder sollten wir das spüren…). Ihre dunkelroten Lippen waren das einzige Zeichen, dass sie verstorben war…

Ein schöner Begriff für Kinder, die tot geboren sind, heißt: Sie sind still geboren. Genau so war es. Unser neugeborenes Kind war da, aber es war so still, still, still…

Wir gaben ihr den Namen Patricia. Sie wurde gewogen und gemessen: Sie war 4115 g schwer und 52 cm groß… (Ich konnte mir nie vorstellen, dass ich ein so schweres Kind auf die Welt bringen kann..)

Herbert bekam seine Tochter und durfte sie lange halten.

Es dämmerte uns langsam: Wir müssen uns alles ganz genau einprägen. Wir dürfen sie nicht mit uns nach Hause nehmen. Wir können sie nicht stolz allen anderen zeigen. Sie ist nur diese viel zu kurze Zeit bei uns…

Trotzdem: Wir spürten ganz stark, dass ihre Seele bei uns war. Sie berührte uns….

Da bekam sie auch einiges zu hören: „Warum durftest du nicht bei uns bleiben ? Warum ? Warum ?….“

Weinen, Klagen, Wissen um den Abschied, Nichtloslassenwollen, alles vermischte sich zu einem Ausnahmezustand….

Mein Bruder lernte seine Nichte kennen und konnte sie auch halten. Auf meine Mutter warteten wir lange, da sie in einem Konzert war. Das war aber gut so, denn so konnten wir Patricia noch bei uns behalten. Auch sie konnte ihre Enkelin aber begrüßen.

Wir übersiedelten dann wieder in unser Zimmer – mit Patricia – und hatten sie noch bis ca. 2 Uhr 30 in der Nacht bei uns. Dann waren Herbert und ich so erschöpft, dass wir uns schweren Herzens von ihr trennten.

8 Stunden mit ihr – es klingt so viel, und es war doch so wenig….

Herbert durfte bei mir übernachten. Ich hätte in diesen Stunden nicht allein bleiben wollen oder können !!!

Am nächsten Tag überkam uns das Elend.. Der Geburtsstress war vorbei, der Bauch war leer, kein Kind war da… diese Gefühle kann ich nicht beschreiben..

Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause. Aber ich hatte unterschätzt, wie sehr eine Geburt den Körper auslaugt. Außerdem hatte ich den ganzen vorherigen Tag beinahe nichts gegessen und getrunken…

Auf dem Weg zum Ausgang fiel ich zum ersten Mal in meinem Leben in Ohnmacht.

Aber dank meiner Ärztin, die mir eine Infusion gab, konnte ich nach dem Mittagessen doch das Spital verlassen.

Der leere Kindersitz fuhr mit uns nach Hause…

Dietlinde Reischl
www.engelskinder.at
(dort auch ein Bericht aus der Sicht der Hebamme)
Diana30 (26.06.2003)

Die Geburt – unser schönstes ErlebnisIch nahm ihn ihr aus den Armen, und legte ihn in meinen Arm, da, wo er hingehörte.

Am Freitag, den 13. September 2001 (38.SSW) fiel mir auf, dass ich die Purzelbäume in meinem Bauch vermisste, machte mir jedoch keine Sorgen. Samstag mittag versuchte ich dann verzweifelt, mein Baby wachzurütteln – jedoch ohne Erfolg. Ich rief meine Hebamme an, die meinte, ich solle dann am Montag gleich zur Kontrolle zum Arzt gehen. Allerdings sagte sie, ich könne gern in die Klinik fahren, ein CTG schreiben lassen, um zu sehen, dass es dem Baby gut geht.

Also fuhr mich Pascals Papa, mit dem ich mich mittlerweile wieder ganz gut verstand, abends in die Klinik. Ich klingelte am Kreißsaal, und eine Hebamme brachte mich ins CTG-Zimmer. Aber es war zu spät. Mein kleiner Schatz hatte sich bereits auf den Weg zu den Sternen gemacht. Auf dem Ultraschall, der gemacht wuPascalmonirde, konnte ich mein Baby sehen, aber es bewegte sich nicht mehr. „Es tut mir leid“ sagte die Ärztin „aber ich fürchte, ihr Baby lebt nicht mehr.“

Das kleine Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ich hatte meinen Sonnenschein verloren. Wie ich die nächsten Minuten (Stunden ? Tage ? ) überstanden habe, weiß ich nicht. Ich konnte nichts tun. Mich nicht bewegen, nicht reden, nicht weinen. Aber an die Decke starren – ja, das ging noch.

Ich wurde zu einer „normalen“ Geburt überredet und somit wurde sie am selben Abend noch eingeleitet. Abends kam meine Schwester, und wir unterhielten uns lange. Sie sollte bei der Geburt dabei sein. Auch der Papa durfte die ganze Zeit bei uns sein.

Am nächsten Morgen und auch mittags wurde mir noch einmal dieses wehenfördernde Mittel gegeben. Außerdem hing ich ständig am Antibiotika-Tropf. Und wenn ich mal nicht dran hing, schleppte mich meine Mutter über Gänge, Treppen und durch den Park. „Es soll doch endlich voran gehen“…..NEIN !!! Warum denn ?? Ich will mein Kind nicht hergeben….will es einfach nur behalten….

Irgendwann fingen die Wehen dann an, das Zeitgefühl hatte ich total verloren. Sie gaben mir Schmerzmittel. Jedoch meinten sie später, die Schmerzmittel halten nicht nur Schmerzen zurück, sondern auch die Wehen, und so hingen sie den Tropf dann ab.

Als die Wehen in wenigen Minutenabständen kamen, und sie mich in den Kreissaal brachten, war der Muttermund nur 2 Zentimeter geöffnet. Sie hingen mich wieder an den Tropf und ich war erleichtert, endlich wieder Schmerzmittel zu bekommen. Aber statt schmerzfrei zu werden kämpfte ich mit immer stärker werdenden Wehen. Sie hatten mir ein wehenförderndes Mittel gegeben, was auch sofort Erfog zeigte.

Schon eine Stunde später war mein Baby da. 23.36 Uhr, 49cm groß und 2300g schwer. Ich konnte es nicht gleich in den Arm nehmen, das ging alles viel zu schnell für mich. Die Hebamme wickelte es in ein Handtuch und fragte nach dem Namen. Lea-Celine, ja, das hatten wir für „sie“ ausgesucht, worauf die Hebamme uns dann sagte, dass er ein kleiner Junge sei….

Später fragte mich meine Hebamme noch einmal, ob ich meinen Kleinen jetzt in den Arm nehmen möchte, worauf ich antwortete, dass ich ihn erst mal nur sehen möchte. Als sie sich neben mich stellte, meinen kleinen Sohn auf dem Arm hatte, und ihn mir zeigte, nahm ich ihn ihr aus den Armen, und legte ihn in meinen Arm, da, wo er hingehörte. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Es war ein Gefühl, das jede Mutter auf dieser Welt wohl kennt. Viel Liebe, viel Freunde, viel Glück, Erleichterung und Wärme. Jedoch auch viel Traurigkeit, Unverständnis, Verzweiflung.

Aber in diesem Moment war mir nicht bewusst, dass das Baby, das ich da in den Armen hatte – MEIN Baby – tot ist. Für mich hat er einfach nur geschlafen. Sein Gesicht war so süß, und so friedlich. Er war warm, aber dass er nicht atmete, nahm ich nicht wahr. Ich war viel mehr damit beschäftigt, ihn mir genau anzusehen, die kleinen Hände zu streicheln, nachzudenken, wie schön alles hätte sein können.

Nur einen Namen hatte er noch nicht. Meine Schwester meinte, der Name, der mir als erstes einfällt. Ich sah mir meinen Kleinen an. Es war ohne Zweifel ein kleiner Pascal. Dass er doch kein Mädchen geworden war, interessierte niemanden mehr. Wir hatten uns alle auf Anhieb in ihn verliebt.

Zwei Stunden verbrachten wir alle noch gemeinsam im Kreißsaal, dann brachten sie mich wieder auf die Station, und Pascal wurde gebadet und angezogen.

PascalmonikorbchenNach ausdrücklichen Bitten meiner Mutter brachte die Hebamme mir Pascal später noch einmal ins Zimmer. Vor lauter Erschöpfung war ich eingeschlafen, wachte jedoch sofort auf, als sie die Türe aufmachte. Mittlerweile muss es ungefähr halb drei nachts gewesen sein. Sie hatten ihm den kleinen türkisfarbenen Strampler angezogen, den ich damals gekauft hatte (Meine Mutter muss wohl zwischendurch heimgefahren sein, und hat ihn und seinen Teddy geholt – Danke !!). Ich hätte nie gedacht, dass mein Baby jemals in dieses winzige Ding reinpassen würde. Und nun war er ihm viel zu groß. Er lag mit seinem Teddy in einem kleinen Körbchen. Ich nahm ihn wieder in den Arm und streichelte ihn. Eine viertel Stunde später ließen sie mich, Papa und Pascal alleine. Die nächste viertel Stunde verging wie im Fluge, und schon kam die Schwester, um Pascal wieder zu holen. Ich wollte ihn nicht hergeben, aber traute mich nicht, das zu sagen.

Sie brachte mir eine Mappe mit Unterlagen der „Initiative Regenbogen“, Pascals Armbändchen und eine Karte mit seinem Hand- und Fußabdruck. Darin standen noch mal seine ganz persönlichen Daten und der Spruch aus „Der kleine Prinz“.

„Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust,
wird es dir sein, als lachten alle Sterne.
Weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
Du allein wirst Sterne haben,
die lachen können !“

Was mich damals gequält hat, und mich heute immer noch belastet, ist das „WARUM ?“

Und vor allem: WARUM kann mir keiner eine Antwort auf die vielen Fragen geben ?

Dienstag, zwei Tage nach der Geburt von Pascal, kam Philip in die Klinik. Er war ein Kollege meiner Schwester, und nach anfänglichen Schwierigkeiten verstanden wir uns mittlerweile richtig gut. Er saß nur da, hielt meine Hand und verdrückte seine Tränen….

Von der Geburtsstation habe ich nach einem Zusammenbruch auch endlich ein Handtuch bekommen, das ich unbedingt haben wollte. Es ist wohl nur irgendein Handtuch, aber für mich ist es das, in das Pascal eingewickelt war. Ich brauchte einfach etwas zum festhalten, zum be-greifen. Auch heute liegt es immer bei uns im Bett.

Am Mittwoch durfte ich nach Hause. Es war ein komisches Gefühl. Mit Babybauch in die Klinik kommen und ohne irgendwas nach Hause zu gehen. Ohne Bauch. Ohne Baby. Ich hatte ihn zurückgelassen…. Nein !! Ich musste ihn zurücklassen ….

Moni
Diana30 (26.06.2003)

Mementos aus dem Forum

Auf meine Frage im Forum der Schmetterlingskinder, ob Ihr auch so viele ErinnerunSchmetterlingskindergsstrü cke an Eure Kinder habt, wurde die nachfolgenden Beiträge gepostet.

Eva Maria Langenbach 26-06-2003, 08:46 Uhr 

Liebe Pirko,
so viele Sachen wie Du habe ich nicht von unserem Bernhard.
Ich habe ein Foto von ihm, eine kleine Elfe und eine Kerze
neben meinem Bett im Regal stehen. Ich hatte eine Spieluhr
für ihn vor der Geburt gekauft (eine Sonne) die liebt unsere
Anna Lena über alle maßen. Und das Album mit den Fotos,
die Geburts-, u. Sterbeurkunde, Ultraschallbilder, die
Beileidskarten von Freunden, habe ich in einem grossen
roten Herz aus Pappmache, welches meine Tochter Kathrin
für mich zum Muttertag gebastelt hat aufbewahrt. Dann
haben wir noch eine Kerze, die Kathrin für Bernhard gestaltet
hat. Mehr Erinnerungsstücke gibt es in unserem Haus nicht –
ich glaube mein Mann würde es auch nicht ertragen, wenn
er überall schmerzlich erinnert würde.
Liebe Grüsse
Eva-Maria mit Julia, Christian, Kathrin,
Marie, Anna Lena und Alexander an der
Hand und Sternchen Bernhard ganz tief

 

Simone und Andi 25-06-2003, 22:41 Uhr

Liebe Pirko,

ich finde das so wie ihr es habt genau richtig und superschön!

Bei mir ist auch überall etwas – zumindest fällt es mir jetzt so richtig auf, wo Du Deine Erinnerungsstücke aufzählst.

An dem Platz, an dem Robin gestorben ist, haben wir eine Glasvitrine aufgestellt. In den beiden Schubladen bewahre ich die Kleider auf, die so richtig „Robin“ waren – der Taufanzug, der erste Strampler, seine ersten Schuhe…

In den Regalen sind dann seine Lieblingsspielsachen eingeräumt, Keramikfiguren vom Friedhof, die Taufkerzen der Kinder und einiges mehr…

In der Küche, habe ich ein kleines Eckchen neben der Balkontüre, wo zwei Kerzen stehen – eine für Stella, eine für Robin – die brennen abends immer.

Im Wohnzimmer habe ich einen kleinen schlafenden Engel sitzen – er sieht original aus wie Robin, hat ne brauen Latzhose an (darin sah Robin so süß aus) und schläft auf einem großen Sack voller Spielsachen…

Dann sind da noch die Schmuckblätter mit den Namen der Kinder – von Stella habe ich ja nur im Mutterpaß „missed abortion“ stehen – mehr nicht – wegen 40 g… Darum hab ich darin so ne ARt Geburtsurkunde gesehen gibt es bei http://www.tollenamen.de

Alena und Tim haben im Kinderzimmer auch ihre Erinnerungsstücke – Alena braucht neben ihrem Bett das Foto von Robin – und sie hat von mir damals eine Kette bekommen, mit einem kleinen Engelchen als Anhänger – ihr Robin eben… den legt sie nicht ab…

Timmy schläft immer mit Robins Säffi (Schäfle) ein, weil Robin doch jetzt nicht mehr nach Säffi gucken kann, sagt er, deshalb guckt er für Robin nach Säffi…

Im Schlafzimmer hängt ein Poster von Anne Geddes – „George als Engel“ – erinnert mich irgendwie auch an meine beiden…

Ich glaube mehr gibt es nicht…

Liebe Grüße, Mone

http://www.robink.de.tt

 

Heike Q 26-06-2003, 07:14 Uhr

Liebe Pirko,

wenn Du nicht danach gefragt hättest, wäre es mir gar nicth soo aufgefallen, wie viele Erinnerungsstücke wir bei uns in der Wohnung verteilt haben.

Das ganze KiZi ist noch so eingerichtet wie wir es für Ilias fertig gemacht hatten. Auf der Wickelkommode liegt der dunkelblaue Anzug mit passendem HAlstuch. Das habe ich noch am 28.0502 feritg genäht und hingelegt, damit Hassan sofort sieht, was ich wieder tolles für Ilias gemacht habe. Die passende Mütze ist nicht mehr fertig geworden. ICh werde sie auch nicht mehr nähen. An Kleidungsstücken habe ich sehr viel für Ilias gemacht. Auch die alte Wippe habe ich neu bezogen (aus den Resten eine Hose genäht), zwei Autositze neu bezogen, einen HImmel mit passsendem Schlafsack genäht. Auf dem Kühlschrank steht ein Bild von ihm, den Rahmen habe ich selbst bemalt. Im Esszimmer auf dem Sideboard zwei Bilder von ihm, die meine Freundin mir noch ins Krankenhaus brachte. Sie hatte die Photos überarbeitet, weil sie so schlecht geworden sind. Daneben eine Kerze, die eine andere Freundin ihm in die Kapelle neben den Sarg gestellt hat. Auf dem Highboard zwischen ganz vielen Kerzen ein kleines Bild von Hassan, Ilias und mir.

Und überall in der Wohnung findet sich immer ein Ausdruck von seinen Grabbildern. Seit einigen Tagen liegt das Album von Ilias auf dem WoZiTisch. Hassan hat zum ersten mal darin gestöbert. Er konnte es noch nicht früher. Nun schaut er immer wieder hinein. Ich denke, dass HAssan mit seiner Trauer gerade dort ist, wo ich vor einem Jahr war.

Ach, und auf der Arbeit habe ich drei Bilder von Ilias stehen. Damit auch jeder sehen kann, dass ich ein Kind habe!!! Wenn es die Saison mit sich bringt, habe ich immer frischen Gartenblumen vor seinen Bildern stehen!

Liebe Grüße von

Heike

mit Ilias ganz tief im Herzen und Hoffnungsschimmer Novembersonne im Bauch (ET 27.11.2003)

http://www.totgeburt.net/html/ilias.html

Diana30  25-06-2003, 22:59 Uhr

Liebe Pirko!

Jetzt wo ich Deinen Beitrag lese fällt auch mir auf das Ich sehr viel habe in der Wohnung was mich an unsere Kim-Nova erinnert.

In der Küche hängt mein selbstgemaltes Bild von Kim-Nova im Mutterleib,US_Bilder dabei und Gedichte,alles in einem Rahmen.

Im Wohnzimmer habe ich im großen Fenster eine schöne Lichterkette von meiner Mutter bekommen,wo lauter kleine Schmetterlinge dranhängen,wenn man sie einschaltet leuchten ganz sanft die Fühler.

Im kleinen Fenster habe ich Schmetterlinge hängen aus bunten Tonpapier und auf dem Sims eine Schmetterlingskerze,die jeden Abend brennt.

Im Glasschrank steht ein Schmetterlingbild von „Anne Geddes“

Nun will ich noch irgendetwas machen für den ET am 10.07.03

Ach ja und im Garten habe ich einem Schmetterling,der bei leichten Wind mit den Flügeln schlägt.

Ich finde es schön das ihr auch so viele schöne Sachen in der Wohnug habt.

Liebe Grüße

Diana mit Silvio an der Hand und Kim-Nova im Herzen

CLAUDIA_JANETSMAMA 26-06-2003, 13:04 Uhr

Liebe Pirko ,

deine Frage kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt .

Ich bin gerade dabei alle Erinnerungsstücke / plätze zu fotografieren .

Da ich einen Elefantenschritt in meiner Trauer vorhabe ….aber das ist eine andere Sache

In unserem Schlafzimmer habe ich meine Kuschelecke , ein Tischchen mit Bildern , Gedichte , Kuscheltiere , Kerzen u.s.w. . Mit der Zeit haben sich viele Kleinigkeiten dort gesammelt .

In meinem Kleiderschrank gehört 1 Fach , Janet , dort sind die Kleider die ich ihr während der SS gekauft habe .

1 Fach im Wohnzimmerschrank gehört ebenfalls Janet , mit Bilder , Engel , Federn u.s.w.

Unser Steingarten ist voll von Deko die ich von Janet´s grab nahm um neu zu dekorieren .

Wenn Janet einen Blumenstrauß auf´s Grab bekommt bleibt die hälfte des Straußes daheim und steht im Wohnzimmer .

Auf der Fensterbank stehen die Sonnenblumen , die wir in HD für unsere Engelchen gepflanzt haben .

Vor der Haustür begrüßt der erste Engel von Janet´´s grab unsere Besucher .

Meine beiden großen haben jeh ein Foto und Gedichte b,z.w. Stofftiere von Janet in ihrem Zimmer .

Im Auto fährt unsere Engel mit als Schutzengel , hängt am Spiegel

Meine Mutter hat ein Mützchen von Janet unter ihrem Kopfkissen , mein Vater eine „ Janet Kerze „ und ihr Bild eingerahmt in einem Sternenrahmen steht in ihrem Wohnzimmerschrank

Bei meiner Schwester steht das Foto von Janet ebenfalls auf dem Wohnzimmerschrank mit Kerze und Engel .

Das gleiche bei meinem Bruder , meine Schwägerin hat noch ein Mobile gebastelt mit lauter Bärchen und Janet´s Namen das hängt im Kinderzimmer ihrer Mädchen .

Du siehst Janet hat überall ihre Spuren hinterlassen ….. obwohl viele meine Sie wäre nie wirklich da gewesen …..

Liebe grüße

Von Claudia

JanetsP.S. Wegen dem Posting das du auf deine HP nehmen möchtest wollte ich Dir noch mein Okay geben

Silli Silvia 27-06-2003, 23:16 Uhr 

Liebe Pirko,

das ist wirklich ein sehr schönes Posting…..

Ja auch wir haben einige Erinnerungsstücke an unseren Justin angesammelt.

Im Wohnzimmer habe ich eine Ecke für ihn eingerichtet, auf dem Tisch steht ein Foto von Justin mit einem Sonnenblumenrahmen und mit Window Color habe ich einen kleinen Pinguin, der mit seiner Hand winkt und seinen Namen „Justin“ draufgemalt.

Dann steht dort noch ein silberner Engel, der die Arme verschrenkt mit schönen großen Flügeln und drei kleine Engel von Mila mit Teelichthaltern und ein Engel, der einen großen Stern hält, auch von Design Mila. Er hängt an Justins Bild…

Eine kleine Sternendose mit einem kleinen Engel drauf zu seinem Geburtstag im Okt. letzten Jahres. Habe ich von einer Freundin bekommen.

Ein kleines Bergkristallkreuz und eine beschriebene Fliese zum hinstellen mit einem schönen Psalmspruch.

An der Wand hängt ein weiteres Foto von Justin und daneben ein Bild von seinem Grab. Den Bilderrahmen habe ich außen herum mit Window Colormotiven bemalt. Ein kleiner Käfer, ein Schmetterling, Wolken, Sterne, eine Wiese……Blumen…..

In unserer Vitrine steht ebenfalls ein großes Bild von Justin, davor ein Teddy aus Bergkristall und eine kleine Silberdose als Mond. Den habe ich 2001 von einer Freundin zu Justins 3 Geburtstag bekommen.

Auf unserem Wohnzimmerschrank steht noch ein Foto von Justin und noch ein paar Engel, die ich so bis jetzt gesammelt habe. Einen liegenden kleinen Sandsteinengeljungen. Ein kleiner Engel auf einem Stern als Kerzenhalter und dahinter zwei schöne Karten mit einem kleinen Sternenkind von Mili Weber. Ein weißer Stein mit Justins Namen aus Dänemark vom Strand 1999.

Einige Muscheln, die wir dieses Jahr aus Büsum mitgebracht haben.

Wir haben ein Fotoalbum von Justin angefertigt. Das steht ebenfalls im Schrank und meine ganze Büchersammlung zum Thema Tod, Trauer etc…

In der Küche habe ich auch ein Foto von Justins Grab über dem Türbogen hingehängt.

Im Schlafzimmer steht neben meinem Bett auch ein Foto von Justin und meinen anderen beiden Kindern.

Dann habe ich Justins Spieluhr in meinem Bett liegen, ohne die ich gar nicht einschlafen kann. Ich muss sie immer auf mein Ohr legen. Verrückt oder?

Es ist eine Mondspieluhr mit einem kleinen Stern. Sie spielt das Lied LaLeLu.

Die erste Zeit konnte ich diese Melodie gar nicht hören.

Habe sie lange Zeit nicht aufgezogen und mich manchmal richtig erschrocken, wenn Miles sie aufgezogen hat und mir kamen die Tränen.

In Jeremis Kinderzimmer, das vorher Justins Kinderzimmer war, steht ebenfalls eine kleine Fotosammlung. In dem Rahmen passen insgesamt 6 Bilder. Links bin ich mit Miles, als er so 3 Jahre alt war und rechts ist Justin mit seinen 10 Tagen.

Ich habe gerade festgestellt, das ich seit Justins Tod sehr auf Engel stehe. Hab‘ gar nicht so wahrgenommen, das ich doch so viele Engel besitze.

Die Kleidung, die Justin anhaben sollte habe ich aufgehoben und die ganzen Trauerbriefe, die Weihnachtskugeln vom ersten Jahr 1998. Ein paar gestrickte Söckchen für ihn von einer Nachbarin.

Sein erstes Geburtstagsgeschenk, ein kleines Spielkamel mit Kind von Duplo mit der Musik LaLeLu. Das Alles liegt in einem kleinen Karton.

Dann habe ich noch eine kleine Laterne für ihn, die wir zu seinem ersten Geburtstag bekommen haben.

Und die Sachen, die auf seinem Grab stehen, bzw. liegen.

Ein kleiner Bagger, ein Schmetterling. Eine kleine Biene, deren Flügel sich drehen. Zwei kleine Schafe und einige Anhänger für sein kleines Bäumchen. Eine große Holzsonnenblume und seine Grablaterne.

Dann habe ich noch ein silbernes Medaillon mit den Bildern meiner drei Kinder.

In meiner Handtasche habe ich ein kleines Foto in einem kleinen Herzrahmen immer bei mir und in meiner Brieftasche sind ebenfalls zwei Fotos von Justin.

Ja…..es hat sich doch so einiges angesammelt.

Sicherlich gibt es noch einige Dinge mehr, die ich vielleicht gar nicht so auf den ersten Blick wahrnehme.

In meinem Herzen wird er für immer mein kleiner Justin sein und irgendwann werde ich ihn wieder in meine Arme schließen können, da bin ich mir sicher.

Liebe Grüße

Silvia

(Sternchen ** und Justin in meinem Herzen,

Miles und Jeremi-Jalil an meiner Hand)